Das Kind von Frankreich, der kaiserliche Prinz, hat am 16. März sein siebentes Lebensjahr vollendet und ist an die» sem Tage aus der Fraueuschnle in die ernstere der Männer über- getreten. Der alte Marscball Laillant ist sein Gouverneur und ^ der freie und aufgeklärte Bischof Larochelle sein Erzieher ge­worden.

Paris, 13. März. Heute zog, von Hagel begleitet, schon das zweite schwere Gewitter in diesem Jahre über Paris hi». WaS bedeutet bas? (Fr. Pstz.)

König Leopold der Belgier war bedenklich erkrankt, ist aber schon wieder auf dem Wege der Besserung; er leibet au, Stein.

Aus Athen reichen unsere Briese bis zum 8. März. Man erwartete den Angriff auf Nanplia, der vvu 3000 Manu begonnen wird. Bis dahin halten sich zwar einzelne Ueberläufer der Rebellen im Lager der Regiernngstruppen eingefnndcn, nicht aber ganze Compagnien, wie man gesagt hatte. Der alte Do- fioS war unter den Insurgenten, und hatte 10,000 Drachmen zu der Revolution beigcsteuert, die ja seinen in Athen befindlichen Sohn befreien sollte. Der König hat eine umfangreiche Prokla­mation an das griechische Volk erlassen, worin er ihm für die Treue, die es ihm ununterbrochen bewahrt, dankt, und die Hoff­nung ausspricht, daß das meut r.scbe Unternehmen einiger Pflicht­vergessenen bald werde unterdrück: w.'den. Nur um die Grie­chen wieder in die Reibe» der Naliomn eiuzusühreu, und ihnen das Wohlergehen und das Glück (U oereilen, das sie verdiene», habe er vor 30 Jahre» ein rnoiges, sorgenfreies Leben verlassen. Und dieses Glück sei auch jetzt noch sein einziger Gedanke. Die Ruhe von Athen war bis dahin nicht gestört worden, ob­gleich immer neue Gerüchte die Stadt durchschwirrten, und man einen Ausbruch wenigstens nicht für unmöglich hielt. (A.Z)

Ruf zum Turnen.

Offene Briefe eines Turners an Jedermann.

(Fortsetzung.)

So gibt die schutzlose Lage des Naturmenschen demselben selbst die Anregung sich in einen höheren Zustand zu versetzen. Der Geist, zur Erfindung angeregt, verbessert dieSlu'angs kunst­lose Hütte, er weiß die Kleidung zweckmäßiger einzurichten, er bekämpft die Thiere mehr und mehr durch andere Waffen als durch die rohe Körperkraft, er wird ihr stärkerer Gegner, der sie überwindet und sie dienstbar macht. Auch die Natur unterwirft er und zwingt sie, ihre Gaden regelmäßig und reichlich zu geben. So wird aus dem Jägervolkc ein Viehzucht treibendes, aus die­sem ein ackerbauendes. Das sind die natürlichen Entwickelungs« stufen, auf denen die Menschheit zur Bildung aufgeschritten ist. Das Ackerbau treibende Volk, das sich der Ruhe und Sicherheit erfreut, hat Muße und Fülle des Nothwcndige» genug, um über dieses hinaus auch an die Verschönerung des Lebens zu Lenken. So bildet es Gewerbe, Kunst und Wissenschaft und erreicht end­lich den Stanbtpunkt, auf dem die Völker unseres Erdtheils ste­hen. Daß die geistige Bildung dabei gewonnen, kann Niemand bestreiten, aber auch, welche Folgen die Leiblichkeit durch diesen Wechsel erfahren, wird Keinem zweifelhaft sein, der die leiblichen Zustände der jetzigen Menschen genauer betrachtet. Schau' ein­mal eine jener kräftigen, vierschrötigen Gestalten an, welch ge­sundes, wettergebräuntes Gesicht, aber welch' ein plumper, schwer­fälliger Gang! Der Mensch ist wohl geeignet, schwer zu tragen; aber wenn er einen Wettlauf wagen sollte, so müßte er, um Sie­ger zu werden, ähnliche Kunstgriffe anweuden, wie der Igel in seinem Weltlauf mit dem Hasen. Bekannt ist es auch, wie schwer es hält, den zu Leu Soldaten eingezogenen Leuten die versteiften Glieder gelenkig zu machen. Wie vielen Handwerkern ihre Hand- tirung ein körperliches Gebrechen mittheilt, ist allbekannt; beson­ders findet man bei sitzenden eine gekrümmte Haltung und bleiche Gesichtsfarbe, Kennzeichen, die auch den Stubengelehrten, Beam­ten, Kaufleuten und Schreibern znkommen. Man könnte unend­lich viele leibliche Fehler unseres Geschlechts ausfindcn, die alle Folgen der Beschäftigung sind. Wie geht das aber zu? Das ist sehr einfach. Wenn Du einige Stunden rasch gelaufen bist, so ermüden die Beine, und wenn Du täglich viel läufst, so wirst Du allmälig immer mehr laufen können, ohne zu ermüden. Deine Beine werben stärker, die Muskeln werben kräftiger ausgcbildet. Jeder Theil des Körpers, der in Thätigkeit gesetzt und durch diese geübt wird, bildet sich aus, die ungeübten Theile bleiben in ihrer Entwicklung zuerst stehen, und gehen dann rückwärts, sie werden >

schwächer in ihrer Leistungsfähigkeit. Nun gibt eS kein Handwerk und überhaupt keine Beschäftigung, wodurch alle Theile des Kör­pers gleichmäßig in Thätigkeit gesetzt und ausgebildet würden. Vielmehr wird durch die meisten Beschäftigungen nur ein sehr ge­ringer Theil des Leibes in Anspruch genommen, und dieser auch wieder übermäßig, so daß sich zwischen ihm änd den unbethätig- ten Gliedern bald ein Mißverhäliniß bildet. Manche Berufsar- tcn (z. B. die Beschäftigung mit vielen Wissenschaften und Kün­sten, der KaufmannSstand) üben gar keinen Theil dcS Körpers, so daß dieser ganz und gar verkümmern muß.

DaS ist also klar, -die Beschäftigungen der meisten Men- scheu wirken ungünstig auf die Leiblichkeit. Gibt eS aber vielleicht außerdem noch Ursachen, die auch ungünstig darauf wirken? O ja! Unsere ganze Lebensweise, Kleidung und Nahrung von Ju- gend aus. Laß uns zuerst über die Kleidung sprechen. Das junge Kind wird mit Binden umwickelt, i» Tücher gehüllt und mit Belten bedeckt, damit es nur ja recht warm liege. Ob es sich rege» und bewegen, die kleinen Glieder strecken und recken, ob frische Luft zu ihm herantreten kann, darum bekümmert sich Keiner. Und das sind doch Bedingungen für die leibliche Entwickelung des Kindes. Der Knabe und das Mädchen werden, sobald sie ein wenig herangewachsen sind, in Kleider gehüllt, wie sie die lä­cherliche Mode den Erwachsenen aufzwingt. Wir tragen zwar keine Zöpfe mehr, aber in dieser Beziehung leiden doch noch gar viele (aller» an geistigem Zvpfthum.Der Junge muß anstän­dig erscheinen," als ob eS »och einen höhern Anstand gebe, als die reine Natur. Im bloßen Halse ohne Halstuch zu gehen, ist unanständig. Warum? Es wnnderl mich nur, daß man cs nicht unanstänsig findet, sich gegenseitig ins offene Angesicht zu schauen. Aber was ist die Folge von dieser Wahrung des Anstandes? Daß der Junge sich bei dem geringsten Lufkznge erkältet, daß er, wenn das Halstuch einmal zu dünn oder zu locker liegt, oder wenn cs beim eiligen Aufstehen und Ankleiden, weil die Schule drängte, gar ganz vergessen worden, daß er dann Drüsenanschwel­lungen und Halsentzündung davonträgt.

Da ich gerade über den Anstand spreche, so drängt es mich. Dir noch einige meiner Ansichten über Anstandsverhältnisse, die sich freilich nicht auf die Kleidung beziehen, mitzutheilen. Es gab eine Zeit in Deutschland, wo es den Knaben für unanstän­dig und strafbar ausgelegt wurde, wenn sie in der Sommerhitze die Kühlung des Bades suchten. Danken wir dem Himmel, daß diese Zeit vorüber ist; aber frohlocken wir auch nicht zu sehr! Es sind noch manche Ueberbleibiel jener traurigen Verkehrtheit zu finden, die zu vertilgen Jeder sich angelegen sein lassen muß, der noch ein Herz hat für eine frische, frohe Jugend. Wenn da die Jungen oder gar die Mädchen auf dem Spazierwege im Spiele schneller laufen, als der gemessene Philisterschritt der Eltern geht, so wird Zeter geschrieen, das ist ja unanständig; wenn die Kin­der beim Spiele jubelnd lärmen, weil die Brust das Bebürfniß hat, sich durch laute Ton- und Stimmbildung auszudehnen, wenn gar ein Loch in's Kleid gerissen oder der Junge in den Schmutz gefallen ist, so ist die Begrüßung des Stockes, dieses beliebten Erziehungsmittels oft selbst crziehungsbedürfliger Eltern, dem Ar­men sicher, sobald er nach Hause kommt. Und nicht bloß ver­kehrte Eltern, auch Männer, deren Beruf es ist, zu erziehen, welche die menschliche Natur und besonders die des Kindes er­forscht haben sollten, verfallen in solchen Wahnsinn. Wie oft wird die schuldlose Regsamkeit, die nur eine Folge der jugendlichen Lebenssülle, des frischen Entwickelungsdranges ist, bestraft und eingeengt :n die Fesseln vertrockneter Schnlstubenweisheit. ^zst das aber nicht ein Frevel an der Jugend! Betrügt man sie nicht nur as schönste, edelste Gut, welches das Menschenleben hat! Ist nicht die Jugend mit ihrem Unbedacht, mit ihrer vollen Freude am Augenblick, mit ihrem sorglosen Vergessen des Vorher und Nachher, mit ihrer Unruhe und ihrem unschuldigen Toben, mit ihrem steten Suchen »nd Finden, ist kiese Zeit des Wachsens^nnd Sprießens nicht die schönste des ganzen Levens! Wahrlich ^zene, die die Jugend unterdrücken, sind nie jung gewesen, oder sie ha­ben ihre Jugend mit ihrer Frische und Levensfülle in's Grab ge­legt, und kein Denkstein deutet ihr einstiges Dase- r an. Und waS wird aus einer so unterdrückten Jugend? Stubenhocker und Duckmäuser, körperlich und geistig verhunzt, nicht fähig, groß und edel zu denken oder zu handeln, schwache Glieder, schn >cher Kops. Das sind auch Früchte unserer Bildung, aber lraur^-.

(Fortsetzung folgt.)

Drucr mir vertag oer iS).

LV. ^al s c r'iwen

BuHymidUnig. Hevatnou; Hsijle.