ziehen, ob eine Ermäßigung eintretcn könne. Weiter führt die Tages-Ord- nung zur Berathung ver Motion des Abgeordneten Fischöttcr, betreffend die zu hohe Besteuerung des Bierbrauerei-Gewerbes. Die Commission stellt den Antrag: »die Regierung zu bitten, noch auf diesem Landtage einen Entwurf veränderter Bestimmungen der Gewerbesteuer-Instruktion hinsichtlich der Getränke-Fabrikcn, durch welche den gegründeten Beschwerden über ungleiche und allzuhohe Besteuerung abgeholfcn würde, den Ständen zur Verabschiedung mitzutheilen." Dieser Antrag wird nach kurzer Debatte angenommen. Deßgleichen der Antrag der Finanz-Commission, die von dem Kriegs-Anlchen des Jahres 1859 noch verfügbaren 886,207 fl. 38 kr. dem Eisenbahnbaufond zuzuweiscn, genehmigt. Endlich wird der Bericht der Finanz-Commission über die Salinen berathcn und die Anträge derselben
1 ) die vom K- Finanzministerium aus der Restverwaltung dem Grundstock fldr die von 1847—60 entstandene Abnutzung des Grundkapitals vorläufig ersetzten 175,894 fl. 48 kr. zum Ersaß an die Restverwaltung zu reklamiren;
2) den für 1861—64 angesonncnen Ersatz an den Grundstock aus dem Sa- lincn-Ertrag mit jährlichen 20,000 fl. abzulehnen; hienach den Ertrag der Salinen und der Salzstcuer für die nächste Finanz-Periode mit 2,700,000 fl. oder mit jährlichen 900,000 fl., — jährlich 20,000 fl. mehr, als ursprünglich angenommen wurde — in den Etat aufzunehmen, von der Kammer ebenfalls angenommen. — Schließlich wird der Bericht der staatsrechtlichen Commission über die rechtliche Natur der Stuttgarter Wasserleitung bcrathen. Dieselbe beantragt: den von der Staatsfinanz-Vcrwaltung im September 1860 mit der Stadtgcmeinde Stuttgart abgeschlossene Wasser- leitungS-Vertrag der ständischen Zustimmung zu unterstellen und die Finanz- Commission mit einem Bericht über den materiellen Inhalt zu beauftragen. Auf Reyscher's Antrag wird, bis letzterer Bericht gleichfalls erstattet ist, die Berathung ausgeseßt und die Frage der Finanz-Commission zugewiesen.
Die Weiupreise sind bedeutend im Steigen begriffen; sie reichen von 50 fl. bis gegen 80 fl. Der Ertrag stellt sich noch geringer heraus, als man anfänglich geglaubt hatte; gleichwohl verlangen besonders die Wirthe ihren Bedarf, daher die hohen Preise. Unter diesen Umstanden wird der kleine 1861r Herbst bald vorüber sein. (Stg. Anz.)
Stuttgart, 18. Okt. Das Königliche Reskript vom 13. Juni, welches der Convention mit der römischen Kurie die rechtlich verbindende Kraft entzog, enthält unter Anderm folgende Sätze: 1) daß für die Regelung jener Verhältnisse, welche den Inhalt der abgeschlossenen Convention ausmachen, nur das betreffende (Landes-)Gcsetz nebst den dazu gehörigen Verordnungen die Rechtsquelle bilden, und daß 2) cs sich von selbst verstehe, daß dem zu erlassenden Gesetze, sowie den betreffenden Verordnungen und Verfügungen keine andere rechtliche Natur zukommen könne, als jedem andern Gesetze, beziehungsweise Verordnung oder Verfügung. Mit diesen Sätzen erklärten sich die katholischen Mitglieder der Kammer der Standesherren nicht einverstanden, weil sie dem Organismus der katholischen Kirche widersprechen, die Herren unterlagen jedoch Mit 8 gegen 18 Stimmen. (Stuttg. A.)
Stuttgart, 18. Okt. Der Bericht der volkswirthschaft- lichen Commission der Kammer der Standeshcrren über das Gewerbegesetz soll, abgesehen von der Minderjährigkeit, mit den Beschlüssen der zweiten Kammer fast durchweg harmoniren. Die Eingabe Gewerbtreibender an die Kammer soll mit 600, nach Anderen sogar mit 900 Unterschriften bedeckt sein. Es ist doch wunderlich, wie von der ersten Kammer Abhilfe erwartet werden konnte. Schon aus den Debatten der zweiten Kammer war zu entnehmen, daß der Adel für Gewcrbefreiheit ist. Sind ja doch die Ritter und Standesherren meist selbst Gewerbetreibende und sie wollen sich wahrhaftig keiner Zunft uuterordnen. (Stuttg. A.)
In die Feier in Königsberg ist ein furchtbares Feuer dazwischen gefahren. An 15. Abends brach eine mächtige Feuers- brunst auf dem Mittelanger auö und verzehrte 10 große Speicher mit Getreide und Spiritus. — Als Krön ungsg äste sind eingetroffen: Der russische Thronfolger, der östreichische Erzherzog Carl Ludwig, die Kronprinzen von Sachsen und Württemberg, Prinz Luitpold von Bayern, die Großherzöge von Baden und Weimar rc.
Manche Frau wird ihren Mann nicht mehr kennen, wenn er von der Krön ungsfei er zu Königsberg heinikehrt. Der König hat 40 Adelsdiplome und ebenso viele Grafen- und Fürsten- titel ausfcrtigcn lassen.
Königsberg, 13. Okt. Die deutsche Fahne, welche schon heute an vielen festlich geschmückten Häusern, an den Tribünen und, nach dem Beschlüsse des Vorstandes der Kaufmannschaft auf der Börse neben den preußischen und weimarischen prangte, mußte auf Veranlassung der Polizei entfernt werden, weil die Krönungsfeier nur ein preußisches und kein deutsches Fest sei. (D. Z.)
Königsberg, 19. Okt. Der entfaltete Glanz der Krönungszüge trotzt jeglicher Schilderung. Nach vollendeter Krönungsfeier in der Schloßkirche begab sich der Krönungszug Mittags 12
Uhr nach dem Thronsal, wo Cardinal v. Geisse! für die katholische Geistlichkeit, Fürst Solms-Lych für die Reichsunmittelbaren Ansprache gehalten. Der König begab sich auf die große Freitreppe des Schloßhofs und nahm, umgeben von dem ganzen Hof, von den Ministern, geladenen Zeugen, die Ansprachen der Präsidenten, der Landtagshäuser und des Grafen Dohna-Lauck, als Vertreter der ständigen Zeugen, entgegen. Der König sprach darauf: Bon Gottes Gnaden tragen die preußischen Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem mit zeitgemäßen Einrichtungen der Thron umgeben worden, besteige Ich als erster König denselben. Aber eingedenk, daß die Krone nur von Gott kommt, habe Ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, daß Ich sie in Demuth aus seinen Händen empfangen habe. Die Gebete Meines Volkes, Ich weiß es, haben Mich bei diesem feierlichen Akt umgeben, damit der Segen des Allmächtigen auf Meiner Regierung ruhe. Die Liebe und Anhänglichkeit, welche Mir seit der Thronbesteigung erwiesen wurde und Mir eben in erhebender Weise bekundet worden, sind Mir Bürge, daß Ich unter allen Verhältnissen auf die Treue, Ergebung und Opferwilligkeit Meines Volkes rechnen kann. Im Vertrauen darauf habe ich den althergebrachten Erbhuldigungs- und Unterthancneid Meinem treuen Volke erlassen können. Die wohl- thuenden Beweise jeder Liebe und Anhänglichkeit, die Mir jüngst bei einem verhängnißvollen Ereignisse zu Theil wurden, haben dieses Vertrauen bewährt. Gottes Vorsehung wolle die Segnungen des Friedens dem thenren Vaterlande lange erhalten. Vor äußeren Gefahren wird mein tapferes Heer dasselbe schützen. Bor inneren Gefahren wird Preußen bewahrt bleiben, denn der Thron seiner Könige steht fest in seiner Macht und in seinen Rechten, wenn die Einheit zwischen König und Volk, die Preußen groß gemacht hat, bestehen bleibt. So werden wir auf dem Wege be« schwornen Rechts den Gefahren einer bewegten Zeit allen drohenden Stürmen widerstehen könne». Das walte Gott! Hierauf verlas der Minister des Innern die Stiftung des Großkreuzes des rothen Adlerordens, eines Kronenordens und Erweiterung des Hohenzollernordcns, dann das Amnestiedekret, die Srandeserhöh- ungen, die Ord.nsverleihungen; schließlich kehrte der König nach dreimaligem Neigen des ScepterS unter unendlichem Jubel vieler Tausende ins Schloß zurück. (Allg. Z.)
Die Kosten der Krönung in Königsberg werden, wie die „Neue Frankfurter Zeitung" meldet, über 5'/s Millionen Thaler betragen.
Die Innung der Vergolder in Berlin wird bei dem festlichen Einzug des Königspaares eine originelle Idee zur Ausführung bringen: an ihrer Spitze werden sich 20 vergoldete Lehrlinge befinden. Angeregt ist diese Idee von dem Hofvergolder und Modelleur Manfis. In einer Conferenz der Jnnungsgenossen stellte er einen seiner Lehrlinge in einem derartigen Anzuge der Versammlung vor und hatte die Genugthuung, daß man darüber in lauten Jubel ausbrach. Der Anzug dieses Probejungen war mit Ausschluß des weißen Halstuches und der Handschuhe vollständig vergoldet. Die Mütze ist rund und ohne Schirm. Die Kleidung besteht in dem gewöhnlichen Tnrneranzuge. Um die Brust ist eine Silberschärpe mit den preußischen Farben geschlagen und in den Händen tragen die Knaben vergoldete Stäbe mit Emblemen, in Adlern, Kronen rc. bestehend.
Die „Spener'sche Zeitung" bringt die Nachricht, daß einem Fürsten der deutschen Mittelstaaten durch einen befreundeten und vertrauten, nicht mehr im Amte befindlichen Diplomaten die Ueber- zeugung beigebracht worden sei, daß die deutsche Parlamentsfrage sich schwerlich mehr einer den Volkswünschcn entsprechenden Lösung entziehen könne. Dieser Fürst habe darüber dem Wiener Kabinet Eröffnungen gemacht. Der „Nürnberger Korrespondent" versichert sogar, daß Herr v. Schmerling bereits die Initiative in der Sache ergriffen habe.
In Triest wollen sie nichts mehr von der deutschen Sprache wissen. In einer Sitzung des Stadtraths ging es sehr stürmisch her und man beschloß pndlich, die italienische Sprache als Unterrichtssprache cinzuführen.
Garibaldi hat sich auf seiner Ziegeninsel wieder cingefun- den und ist sehr verwundert, daß man ihn in der alten u»d neuen Welt gesucht hat.
Wenn verschiedenen Pariser Korrespondenzen zu glauben ist, so herrscht dort namentlich in militärischen Kreisen die feste Ueberzeugung, daß der Krieg am Rhein im kommenden Frühjahr ausbrechen werde. Man bringt damit in Verbindung, daß Graf Morny, auf dessen Energie und Rücksichtslosigkeit man rechnet, eine