wichtige Stellung" im Ministerium einnehmen, Herr Fould Licht und Sonnenschein in die verworrenen und siechenden Finanzen bringen und bis zum Februar eine neue Anleihe von 500 Millionen vorbereiten soll.
Die neueste in Paris erschienene Broschüre verlangt weiter nichts, als Ueberlassung zweier deutscher Festungen zur bessern Sicherstellung der französischen Grenze. „La Presse" 'verlangt eine Grenzberichtigung und Abstimmung der Bevölkerung; ferner dürfe Deutschland kein Einheitsstaat werden, weil das eine Riesenmacht gäbe. (Ah!) Er läßt wieder den Pferdefuß sehen.
Wie man dem „Siecle" berichtet, wurden um 9. Oktober auf dem Richtplatze von Barcelona, auf Befehl des Bischofs dieser Stadt, 300 Bücher verbrannt, welche man einem Buchhändler weggenommen batte, weil sie mehr oder weniger des „Spiritismus" schuldig befunden worden waren. Dem Autodafe stand ein Geistlicher in dem priesterlichen Gewände vor, welcher in der einen Hand ein Kreuz, in der andern eine Fackel hielt. Ein Notar und ein Schreiber .waren mit der Abfassung des Protokolls beauftragt; zur Seite des Priesters befand sich ein höherer Beamter, während drei Mezos das Feuer unterhielten. Ms^'die 300 Bücher verbrannt waren, zogen sich der Priester und seine Gehilfen unter dem Pfeifen einer unzählbaren Menge und dem Geschrei: „Nieder mit der Inquisition!" zurück.
Ragusa, 18. Okt. Einem Berichte aus türkischer Quelle zufolge, haben die Türken unweit der Grenze von Montenegro bei Sipachna 3000 Aufständische und Montenegriner, welche große Verluste erlitten, geschlagen. Wie die Todtenschau und das über die Gefangenen aufgenommene Protokoll bewiesen hat, waren die Kämpfenden Aufständische und Montenegriner zu gleichen Theilen gewesen. Die Aufständischen wurden bis Lukowo verfolgt und die Grenzen-Wontenegro's respektirt. Die Montenegriner .behaupten dagegen, die Türken hätten die Grenzen von 'Montenegro verletzt und fünf Montenegrinern die Nasen abgeschnitten. (Frk. Pstz.)
Die Nachrichten aus Amerika lauten nicht günstig. "Tie Sonderbündler sind, wie es scheint, wieder im Vortheil. Die französische Regierung und auch der zurückgekehrte Prinz Napoleon soll dafür sein, die südliche Konföderation aüzuerkennen. Man meint, durch die Anerkennung der südlichen Staatengruppe dem Handel neue Verkaufs- und Erwerbsquellen eröffnen zu können. > , -
Aus Newyork vom 5. Oktober wird berichtet: General Price soll Lexington geräumt haben, um sich mit Mac Culloch zu vereinigen und Fremont anzugreifen. Bei Chagmansville wurden zehn Compagnien angegriffen, schlugen jedoch die Sonderbündler in die Flucht. Eine Schlacht am Potomac wird in 'einigen Tagen erwartet. Das Gerücht, Fremont- werde vor ein Kriegsgericht gestellt werden, ist-falsch. General Reynolds lieferte den Sonderbündlern in den Chratbergen mehrere glückliche Gefechte. -tzEs geht sogar bas Gerücht, die Sonderbündler befinden sich auf dem Rückzug hinter Man.affas. Die Regierung hat alle Dampfer der Gesellschaft Vanderbild genssethet.
Casfler und Lehrling.
(Fortsetzung.)
„Trage vielleicht ich die Schuld ?" fragte dagegen Reinganum, dem das Weinen näher stand als das'Lachen, denn' er hatte sich längst über diese Handlangerdienste erhaben geträumt und fühlte seinen Ehrgeiz aufs Tiefste verletzt. - - -
„Nun-, wer sonst? Warum hast du den Landjunker nicht in Ruhe gelassen? Wir zogen immer und immer den Kürzeren und doch hast du stets, wieder neue-Händel angestistet. Vor solchen Mistkäfern muß man sich hüten."
„Hintenher-ist gut predigen und schmähen! Warum hast-denn '' deine Weisheit nicht früher ausgekramt? Verbinde dich doch mit' dem edeln Herrn! Ich wenigstens und kein nobler Mann au; der ganzen Welt ist falschen Angebereien und perfiden Dcnunciationen gewachsen. Kann ich dazu, wenn dieser Bettelrogt das trockendste Stück Rindfleisch für Pasteten hält und mit Heißhunger verschlingt? Kann ich dazu, wenn der Junge die ganze Nacht wie ein Kalb schläft, unsere fidelen Ausflüge verschmähte und auch überdies ' it einiger Zeit hartnäckig sich weigert, des Nachts seine Kloster, zu öffnen? Die herrlichen Nächte — sie sind verschwunden! UebrigenS, mein Treuester, trage nur auch an der Schuld mir. Ich muß nur deinem schwachen Gedächtnisse ein wenig -aufhelfcn. Wer hat denn unser flottes, rentables Geschäftchen, das ganze l hübsche Procente abwarf, arrangirt und etablirt? Bekanntlich Herr
Pfeifer junior et 6oinp. Wir luden den Vaganten zur vollen Theilnahme als Associä ein und er?... schlug es ab, sage ich, rund ab und die Spekulanten dürfen sich vor Entdeckung hütend Hab ich Recht?"
„Leider — leider! seufzte Pfeifer und rollte mühsam einen schweren Ballen bei Seite. „Ich wollte gar nicht über die povere Arbeit klagen, wenn nur nicht jeder Verdienst rein abgeschnitten wäre. Wir dämmern und lungern in dieser Höhle, schwitzen und schanzen wie arme Sünder und der Herr Maurer handlhiert bei der Spedition, verkehrt mit den Flößern, Fuhr- und Schiffsleuten und hält goldene Ernte. Ich will hundert gegen eins wetten, daß er wöchentlich mehr als drei Gulden eincasstrt, während ich meine letzte Wocheneinnahme um dreißig Kreuzer verkaufe. Man muß nur sehen, wie er diese halbwilden Beförderungsmenschen honorirt und bekomplimentirt! Nicht um tausend Gulden vermöchte ich das. Es ist zu trollig, wenn der dienstfertige Packesel oft stundenlang in den Lagern herumkriecht, um ein verschobenes Gut zu suchen und wie er mit wahrem Feuereifer darangeht und Rechnungen stellt) wenn diese Land- und Seeratten mit ihren dickbauchigen Brieftaschen kommen und eine Million Fetzen und Papierchen auskramen. Dafür aber ..." und der Sprecher ließ Daumen und Zeigfinger' über einandergleiten als zähle er Geld.
„Ei, ei, Freundchen," sagte Reinganum, „wie du doch uuge--. schickt plauderst. Weißt du denn nicht, daß Teufel und Kohlenbrenner alleweil die besten Freunde .gewesen? Stecke, ruhig dein Jammern auf und überlasse mir das Heulen und Zähneknirschen eomirr« il f»nt. Bedenke nur, daß mir die Platzgeschäfte jede' Woche gut zwei Thaler trugen und das ist nunmehr Alles — pfutsch!" rief der Lehrling und blies ärgerlich über die FinaE spitzen-. „Wenn mich auch die chiversen Herren nicht leiden mochiew — ich gab-diesen Kunden nie viel aufzuheben, — so blieb ich doch fest stehen und wich nicht von der Stelle, bis man das übliche Douceur herausrückte. Diese Goldfüchse kugeln fortan allein die weiten Taschen des Eollega Habenichts und wir — blicken sehnsüchtig nach. Jetzt kann er erst Briefe schreiben und Gelder^ fortschicken!" ' " '
„Wie? — er schreibt Briefe? — wohin? rief in einem Zuge Pfeifer, nicht wenig neugierig, vielleicht etwas recht Interessantes' zu erführen, „Du hast doch eine feine Nase ReincheN, und spionirst Alles aus."
„Langsam, edler Freund, tausche dich nicht! Was du ver- muthest, wird nicht eiutreffen. Allerdings schreibt er Briefe... jede Woche einen langen, ellenlangen Brief, wechselt dazu gewöhnlich zwei, manchmal sogar drei Guldennoten ein, petschirt seinen Schatz sorgfältig zu und läuft selbst bannt auf die Post. Null was denkst du davon?
„Piano, Freundchen, piano!" mahnte der Andere mit pfiffiger Mine; da steckt ein Gehcimniß dahinter. Nur vorsichtig! Vielleicht können wir dem Heimtücker eine ordentliche Schlappe versetzen. Wir müssen nur auskundschaften, was und wohin..."
„Schon geschehen!" unterbrach Reinganum triumphirend den Sprecher; „ich kenne die Adresse dieser Briefe und habe bei'guter Gelegenheit selbst ein Stück ihres Inhalts erlauscht."
„Wie? — Lu weißt?" — rief frohlockend Pfeifer. „Herrlich, köstlich. Sprich — geschwind? — ich vergehe vor Ungeduld."
„Er schreibt frommes, läppisches Zeug," lautete die trockene Antwort „und die Briefe sind sämmtlich falsch adressirt an einen Lehrer in Spessart. Vor ungefähr acht Tagen ward er plötzlich abgerissen. Rasch stürzte ich an seinen Tisch und erhaschte folgende ffeilen: - .
„Habt nur Muth und Vertrauen! der Herr, welcher mit den himmlischen Heerschaaren über den Sternen thront, hat. bis hierher ' geholfen und- wird uns -auch ferner beschützen. Um mich seil außer Sorge! Ich habe einen braven Herrn, tüchtig Arbeit, gute'Kost und schönen Verdienst- -trotzdem'daß- ich nur Lehrling bin. Manch.- Tage verdiene ich -mehr a-ls der stärkste Taglöhner in unserem Dorfe und wenn der liebe Gott mich gesund läßt, dürft Ihr -jede Woche fest auf meine Zusendung rechnen. Die Mutter soll nur ihre Gesundheit schonen-, und braucht..." '
„Er kehrte zurück- und ich prellte auf meinen Sitz. Daraus nun läßt sich nichts machen, wie du einsehen wirst."
- (Fortsetzung folgt.)
Auflösung der Charade in Nro. 84:
_ Aug enblick. _^_
Druck nnd Verlag der G. W. Z ai s-r-sckrn V-.lchbanrlung. Vedattwu: H o !zlc.