worauf der Antrag der Mehrheit der Commission auf Bewilligung der von der Rcgierung für Aufbesserung der evangelischen Kirchenstcllen geforderten 62,000 fl- mit grosser Mehrheit genehmigt wird. Auch der hiezu gestellte Zusatzantrag des Prälaten Dettinger wird mit großer Mehrheit angenom­men u»d damit die Sitzung geschloffen. (179. Sitzung.) Die Kammer beschließt nach kurzer Debatte, daß die gestern verwilligten Aufbesserungen einzelner Kirchenstcllen bei jeder Etatsbcrathung den Ständen zu neuer An­erkennung vorgelegt werden soll. Als weitere neue Erigenz werden für

1861 1500 fl., für 1862 3000 fl. und für 1863 4500 fl. zu Verwandlung von ständigen Pfarrverwesereien in Pfarreien angesonnen und nach längerer Debatte genehmigt. Das Gleiche ist der Fall mit 600 fl. für 186t, 1200 fl. für 1862 und 1800 fl. für 1863, welche zu Gründung neuer Stel­len angesonnen werden. Hiemit sind die Erigenzcn für Besoldung evange­lischer Kirchendiener mit 577,000 ff. für das Jahr 1861, 579,100 fl. für

1862 und 581,200 fl. für 1863 vollständig genehmigt. Zu Entschädigungen für Einkommensverluste evangelischer Kirchendiener in Folge der Ablösungen werden 23,540 fl. verlangt und auf Antrag der Commission ohne Debatte bewilligt. Für Seminare und Landeramen werden 91,000 fl. auf 1861, 90,500 fl. auf 1862 und 90,000 fl. auf 1863 erigirt und gleichfalls zeuch, migt. Für kirchliche Einrichtungen verlangt die Regierung jährlich 11,300 fl. Es entspinnt sich eine längere Debatte über die Schulvisitatio­nen , über die Zweckmäßigkeit des HersagenS der Sprüche von den Sonn- tagsschülern, über die Fortbildungsschulen u. s. w. Hopf hält die häufigen Visitationen durch die Dekane für eine große, große Unnoth, und meint, das Hcrsagen auswendig gelernter Lieder und Sprüche sei nicht Religion. Weil er sich bei einer neuen Erigenz von 100 fl. für die Prälaten gegen dieses Institut aussprach und dasselbe eintrauriges" nannte, erhebt sich einiger Sturm, und wird ihm der Vorwurf gemacht, daß er die Kirche an- grcife, was jedoch Hopf zurückweist. Wenn er das Institut der Prälaten angreife, greife er die Kirche nicht an, wenn die Prälaten nicht gerne hör­ten, was man über sie sage, dann könnten sie den Saal verlassen. (Fünf Prälaten verlassen den Saal, nur Prälat v. Mehring bleibt sitzen.) Die Mehrheit der Commission beantragt, die ganze Erigenz zu bewilligen, eie Minderheit dagegen will neu ausgeworfene jährliche 500 ff. für Ausdehnung der Visitationen der Dekane auf die Winterabendschulen gestrichen wissen. Die Erigenz wird genehmigt, ebenso jährliche 2600 fl. für gottesdienstliche Zwecke- Da jedoch die Kammer noch zu sehr in Au regung wegen des eben stattgefundene» Vorfalls ist, so wird die Sitzung geschloffen, und die Fort­setzung der Bcrathung der weiteren Etatspositionen aus morgen angesetzt. Nach Beendigung derselben bilden sich ganze Gruppen der Herren Abgeord­neten vor dem Hause. (180. Sitzung.) Auf der heutigen Tagesordnung steht die Berathung des Aufwands auf die Kirchen katholischer Konfession. Es entspinnt sich abermals eine allgemeine Diskussion, an der sich Domka­pitular v. Ritz, Wiest, Hölder, Schott, Probst, Mohl, Camerer, Weber, der Berichterstatter Duvernop und Andere bctheiligen. Der Elftere führt aus, daß das Einkommen des katholischen Kirchcnvermögcns jährlich mindestens 450,000 fl. betragen habe, wogegen der Staat auf die katholische Kirche bisher jährlich nur 125,000 fl. verwende. Zwar habe dieselbe an ihrem 134,000 betragenden Verluste durch die AblösungSgesctze nun jährlich 360,000 fl. erhalten, auch seien jetzt jährlich weitere 33,200 fl. zu Aufbesse­rung katholischer Pfarreien und Kaplancien vorgesehen; aber diese Summen betrügen zusammen noch nicht ein« al 200,000 fl., also nicht die Hälfte des der Kirche entzogene» Vermögens. Auf die einzelnen Etatspositioncn über gehend, werden die für Aufbesserung katholischer Pfarreien und Kaplaneicu verlangten jährlichen 33,200 f ohne Anstand bewilligt, ebenso für 1861 600 fl., für 1862 und 1863 je 1200 fl. z» Errichtung neuer katholischer Kir- chcnstellen, letztere unter der Bedingung, daß sie zu den Pfründen des Kön. Patronats gehören. Im Verlaufe der längeren Debatte, welche sich wegen der letzteren Bedingung entspannen hatte, erklärt Staats" ath v. Golthcr, daß lediglich die Staatsbehörde über die Errichtung neuer katholischer Kir­chenstcllen entscheide. Für Einkoinmensverluste in Folge der Ablösungsge­setze wird eine jährliche Entschädigung von 36,450 ff. verlangt und bewil­ligt; das Gleiche ist der Fall mit der Etatsposition von 5o 706 fl. 51 kr. für Bisthum und Priesterseminar der Fall. Domkapitular v. Ritz stellt den Antrag, die Gehalte einiger Beamten und Domkaplane aufzubeffern, und die Kammer beschließt, denselben an die Finanzkommission zu weiterer Be­richterstattung zu geben. Hiemit schließt die Sitzung. Die nächste findet am Montag statt. Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen.

Stuttgart, 3. Okt. Wie gewöhnlich nach dem Königs feste sind bei den Truppen Ferien eingetrcten. Dieselben dauern bis zum 15. November. Eine größere Anzahl von Offizieren hat Urlaub genommen, nachdem sie seit dem Beginn der Rekruten- Dressur, seit dem 10. April, in sehr starker Weise in Anspruch ge­nommen waren. (N.°Z.)

Von dem Schwurgericht in Rottweil wurde der ledige 52 Jahre alte Keßler C. Findling von Ahldorf, O.A. Horb, und dessen uneheliche 17 Jahre alte Tochter LucieBub von dort, we­gen Blutschande, elfterer zu der Zuchthausstrafe von 4*/« Jahren, letztere zu der Kreisgefängnißstrafe von 1 Jahr und 1 Monat, sowie der 30 Jahre alte Küfer Joh. Kübler von Herzogsweller, O.A. Freudenstadt, wegen versuchten Mords durch Gift an seiner Schwiegermutter, zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt.

Auf dem Göppinger Wollmarkt wurden 800 Centner ab­gesetzt, deutsche Wolle zu 83 fl. und Bastardwolle bis zu 123 fl. Auch von dem Ulmer Ledermarkt wird nur Günstiges berichtet.

Vorigen Dienstag, 2. Oktober, Abends gegen 8 Uh?, wäh­rend der Gastwirth zumRussischen Hof" in U l m dringend be­schäftigt gewesen, ist demselben aus seinem zu ebener Erde befind­

lichen Schlafzimmer, in welchem ein Fenster geöffnet war, mittelst Einsteigens eine eiserne Gcldkasse mit bedeutendem Inhalte an Geld und Papieren entwendet worden. Der Werthbetrag des Ge­stohlenen soll sich auf gegen 17,000 fl. belaufen. Nach den wahr­genommenen Spuren scheinen zwei Personen den Diebstahl began­gen zu haben. Dem Entdecker des Diebstahls wird von dem Be­stohlenen die Summe von 200 fl. zugcfichert. fU. S.)

München, 1. Okt. DemPf. Kur." wird aus München geschrieben:Der König ist fortwährend leidend. Aus dem See- bade Scheveningcn zurückkehrt, war sein Zustand keineswegs zufrie­denstellend. In Hohenschwangau erholte er sich jedoch wieder etwas, um nun in Berchtesgaden wieder schlimmer zu werden.

^.. (Fr. I.)

München, 2. Okt. Die Kammer der Reichsräthe hat in ihrer heutigen Sitzung ihre Zustimmung zu dem von dem Abge­ordnetenhause gefaßten Beschluß in der Gewerbe frage ausge­sprochen und erwartet, daß die Regierung schon dem nächsten Land­tage eine neue Gewerbeordnung, der das Prinzip der Gewerbe- sreiheit zu Grunde liegt, einbringen werde. (Fr. I.)

Karlsruhe, 30. Sept. Bei der heute stattgehadten Ge­winnziehung der badischen 3 5-fl.-Loose fielen auf folgende Nummern die beigesetzten Prämien: Nro. 260,558 40,000 fl.; Nro. 15,702 10,000 fl.; Nro. 377,815 4000 fl.; Nro. 39,117' 39,195, 157,263, 181,697, und 253,955 jede 2000 fl.; Nro. 327,337, 122,094, 336,848, 377,839, 197,559, 39,165, 227,194, 96,987, 260,574, 175,285, 378,813 und 364,252 jede 1000 fl.

(Dfztg.)

Oskar Becker hat im Zuchthaus in Bruchsal erklärt, im Schwurgericht habe er eine Komödie aufgesührt, um Richter und Geschworene irre zu führe». Er habe kein Schein-Attentat, son­dern ein wirkliches beabsichtigt. Der Mensch ist überhaupt ein Komödiant, der aus Eitelkeit zum Verbrecher geworben ist.

Heidelberg, 3. Okt. Die Weinlese hat bei uns be­reits gestern in der Ebene ihren Anfang genommen. Heute be­ginnt sie am Gebirge allgemein. Hier ist der Ertrag immerhin noch befriedigend, und läßt im Allgemeinen einen halben Herbst erwarten. Tie Traube» sind zwar sehr süß, doch ist zu beklagen, daß man ungeachtet der gegenwärtigen warmen Herbsttage so früh wegen des starken Insektenfraßes sich zur Lese verleiten ließ.

(K. Z.)

In Meisenheim hatte sich eine freie Gemeinde gebildet und der bekannte Czerski wurde eingcladen, zu predigen. Die Behörde wollte ihre Erlaubniß nur dann geben, wenn die Ver­sammlung keinen religiösen Charakter habe. Was thaten die Frei- gemciudler? Sie zündeten ihre Cigarren an und rauchten und Czerski predigte.

Die 1-Thal er-Sch eine des Fürstenthums Reuß j. L., welche vom 27. März 1849 datirc», werden mit dem 30. Novem­ber d. I. ungültig.

Von den Preisen in Königsberg während der Krönung mag als Beispiel angeführt werden, daß für die Miethe eines Wagens für die Dauer der Feste 300 Thaler und für eine Woh­nung von drei bis fünf Zimmern von einem Diplomaten 900 Thlr. gefordert wurden. Mehrere Gesandte werden bei ihren Konsuln Wohnung nehmen.

Den Dänen ist der deutsche Flotten-Eifer nicht zum Lachen. In einem Kopenhagener Blatte erklärt Capitän Lund un« verholen, man müsse der Regierung ohne Zögern wenigstens fünf Millionen Thaler bewilligen, falls die dänische Flotte im Stande sein sollte, sich im Frühjahr mit der preußischen zu messen und die Küsten Deutschlands zu sperren. Jetzt wenden die Dänen jährlich 1-800,000 Thaler an ihre Flotte, künftig müssen sie das Doppelte zahlen.

Aus Prag wird derPresse" vom 29. Sept. geschrieben: Wie sehr der Nationalitätenzwist in den unteren Volksschichten vorherrscht, beweist eine stürmische Volksscene, die gestern Abend im Convictsaale (dem populärsten Prager Vergnügungsorte) spielte. Daselbst hatte einnorddeutscher Herkules", der seit einiger Zeit hier athletische Produktionen gibt, einen Ringkampf mit einem be­kannte» hiesigen Fleischhauer angekündigt. Das massenhaft ver­sammelte Publikum munterte diesen, einen Tschechen, durch jauch­zenden Beifall auf und verhöhnte denNorddeutschen". Als sich endlich der Sieg auf die Seite des letzteren neigte, stürzten meh­rere handfeste Leute aus dem Zuschauerraume zwischen die Käm­pfenden und schrieen: Ein Deutscher darf keinen Tschechen nieder- werfen! Es entstand ein allgemeiner Tumult und laute Slavarufe