ertönten im Saale. Der deutsche Athlet, von vielen Seiten bedroht, mußte sich schleunigst entfernen und das Publikum verließ, tschechische Lieder singend, den Schauplatz.
AuS Pesth, 1. Okt., wird geschrieben: Die Bosnier und die Serben sollen erklärt haben, daß sie gemeinschaftlich mit den Montenegrinern die in deren Gebirgskunde führenden Engpässe gegen die Türken vertheidigen werden. Man erwartet eine Landung der ungarischen Legion unter Türr.
Von der polnischen Grenze, 5. Okt., Nachts 4 Uhr. Ein Aufruhr ist in dem polnischen Städtchen Czelndz ausgcbro- chen. Die russischen Adler wurden hernntergerifsen und polnische angeheftet. Der Bürgermeister getödtct. (T. d. N.-Z.)
Französische Blätter bringen grauenhafte Schilderungen von den Zuständen in der Stadt Genf. Die Polizei daselbst sei nicht mehr fähig, den schlechten Leidenschaften zu widerstehen und man sei dort seines Lebens nicht mehr sicher. Für 5 Franks schaffe man die Menschen aus dem Wege und werfe sie in den schönen Genfersee. An 7000 Arbeiter seien brodlos. Wo ein Aas ist, da sammeln sich bekanntlich die Adler', und am liebsten die französischen. (Dsztg.)
Neapel. Der Adjutant des Bandcnführers Borges wurde efangen und wichtige Briefe mit den Unterschriften BoScos und amoricieres sind bei ihm gefunden worden. <T. d. N.-Z.s
Ein Justizmord. Bei einer der bekannten Volksdemon- strationen in Rom war einer der auf das Volk cinhaueuden Gens, d'armen von einem Manne aus dem Volk erdolcht worden. Als muthmaßlicheu Thäter zog man einen bekannten römischen Patrioten, Locatelli, ein undöstellte ihn vor ein französisches Kriegsgericht, das ihn zum Tode vcrurtheilte. Locatelli behauptete, an dem Mord unschuldig zu sein, und fast scheint es, als ob seine Behauptung allgemein Glauben gefunden, da vielfache Verwendungen für Erlaß der Todesstrafe, selbst von Seite des Generals Goyou — man sagt wegen mangelnder Beweismittel — beim Papste stattfanden. Pius IX. verweigerte die Gnade, und Locatelli wurde biiigerichtet. Nun hat sich aber ein römischer Emigrir- 1er in Florenz, Giacomo Castrucci, als er von der Verurthcilnng Locatelli's hörte, freiwillig dem Prokurator des Königs als Mörder jenes Gcns'darmen bekannt. Die Nachricht wurde sofort nach Rom telegraphirt, traf dort aber zu spät ein, um den Justizmord verhindern zu können. Locatelli hat bis zum Tode seine Unschuld behauptet, bestieg aber nichts destoweniger muthig und mit dem Rufe: „Es lebe Italien!" das Schaffst.
Kaiser Napoleon soll sich ein sehr eingehendes ärztliches Gutachten haben geben lassen, wie lang der Papst noch leben werde oder könne. Hat der Kaiser auch über sich ein Gutachten?
Wie verlautet, ist die Einladung, die der König von Preußen nach Compiegne erhalten bat, auf den Umstand begründet worden, daß „der Kaiser dem Könige höchst wichtige Mittheilun- gcn zu machen." Diese Mittheilunge» sollen, wie man hinzufügt, die holsteinische Frage und ein Projekt betreffs der allgemeinen Entwaffnung Europa's zum Gegenstände haben.
Man darf hoffen, daß ein paar rothe Nasen in dem nächsten Jahre wie gute Rubens'sche Gemälde tüchtig nachdunkeln; denn der schwere Burgunderwein wird, nach der heurigen Weinlese zu nrtheilen, vortrefflich ausfallcn.
Konstantinopel, 4. Okt. Montenegro hat den Vorschlag der Pforte zurückgewiesen, den Blokus unter der Bedingung aufzuheben, wenn es sich durch Unterschrift verbindlich mache, das türkische Gebiet zu respektiren. (T. d. N.-Z.)
In Manchester und den meisten Städten der Umgegend haben sich die Fabrikanten genöthigt gesehen, die Arbeitszeit auf drei Tage wöchentlich zu beschränken, weil die Vorräthe roher Baumwolle in Liverpool zusehends abnehmcn, und wenn der nordamcri- kanische Krieg nicht bald anfhört, werden sie nothgedruugcn die Fabrikation ganz einstellen müssen.
Man hat oft gesagt, der Krieg drüben in Amerika gelte der Abschaffung der Sklaverei Das ist nicht >o. Der General Fremont hatte in einer Proklamation den Sklaven die Freiheit versprochen, Präsident Lincoln hat ihn aber gezwungen, diese Proklamation zurückzuuehmen.
New York, 24. Sept. Lexington hat sich den Separatisten ergeben (welchen daher der endliche Sieg zugefallen sein muß). Der Graf von Paris und der Herzog von Chartres, Ludwig Philipps Enkel, wurden zu Offizieren der Bundesarmee ernannt.
Nach einer beiläufigen Schätzung zählt die amerikanische Unionsarmee 60,000 Deutsche, aber sie sind aus Eifersucht so
geschickt vertheilt und zerstreut, daß sieg nichts Großes anSrichlen können.
Im Kontinentaltheater in Philadelphia ereignete sich am 14. Sept. ein trauriger Vorfall. 12 Balletmädchcn, die eben in der Garderobe Toilette machten, geriethen in Brand; eine derselben hatte sich mit ihrem Flügclklcide einer Gasflamme genaht und stand augenblicklich in Brand; 2 andere Mädchen, ihre Schwestern, eilten ihr zu Hilfe und theilten ihr Schicksal. In Angst und Schrecken stürzten die 3 Brennenden in ein anstoßendes Zimmer, das voll von Balletmädchen war. Die Folgen lassen sich denken. Mehrere der armen Geschöpfe sprangen zum Fenster auf die Straße hinaus. Alle trugen mehr oder weniger gefährliche Brandwunden davon, 16 waren nach wenigen Stunden gestorben.
Wie die Eorrespoudance von San Francisco vom 28. Aug. meldet, hat sich auf dem Sacramento ein furchtbares Unglück zugetragcn. Auf dem Dampfboot „Mac-Lellan" wurden durch die Explosion des Kessels 20 Passagiere getödtet und 30 entsetzlich verbrannt; außerdem werden noch mehrere Personen vermißt.
Allerlei.
— Der „Great-Eastcrn" ist, schein! es, der Pechvogel in der englischen Handelsmarine, lieber stiu letztes Mißgeschick sagt der „Cork Examiner": „Das Schiff begegnete am 12. September, ungefähr 280 Meilen westlich vom Cap Elear, einem sehr heftigen Windstoß, der seine beiden Schaufelräder vollständig hiuweg- riß. Die Spitze des Steuerruders, eine im Durchmesser 10 Zoll dicke Eisenstange, wurde weggerissen und das Steuer dadurch unbrauchbar. Das Schiss lag wie ei» Klotz in der See von Donnerstag Abends bis 2 Uhr am nächsten Sonntag, während seine Brüstungen fast das Wasser berührten. Die Gcräthschaften der Cabinen und Salons waren in Stücke zerbrochen, und das Gepäck der Reisenden größtentheils zerstört. Ein Stallschuppen, worin 2 Kühe standen, stürzte durch das gebrochene Deck in die Damenca- binen hinab und beide Kühe blieben todt. Man erwartete jeden Augenblick de» Untergang des Schiffes, und Passagiere und Mannschaft verbrachten ihre meiste Zeit mit Gebet. Zwanzig bis dreißig Menschen, darunter mehrere Damen, haben Rippen oder sonstige Gliederbrüche erlitte», oder wenigstens Schnitte und Brauschen davon getragen. Endlich am Sonntag hatte man ein Nothsteuer zu- sammengeflickt, und mit Hilfe der Segel erreichte man, 9 Knote» in der Stunde zurücklegend, den Hafen von Cork, wo nun das unglückliche Schiff eine englische Meile außerhalb des Leucht- thurms liegt."
— Eine ächte Redakteurshvchzeit wird dieser Tage in Prag gefeiert werden. Der Bräutigam ist Redakteur (Herr Emanuel Melis, Redakteur des „Dalibor"), die Braut ist Redakteurin (Fräulein Antonie Kürschner, .Redakteurin der „Lada"), die Trauung vollzieht ein Redakteur (Seine Hochwürden Kanonikus k. Stulc, Redakteur des „Pozor"), der Brautführer ist ein Redakteur (Dr. Jul. Greger, Redakteur des „Narodny Listy") und die Trauungszeugen sind Redakteure (3. II. 6. Wawra, Redakteur des „Czas", und Med. Dr. Greger, Redakteur der „Ziva").
— Eine Zeitung, die sich nach der Zeit nennt, prüft das alte Wort: Jedes Volk hat, was es verdient. Das ist ins Große übersetzt das alte Sprüchtport: ein Jeder ist seines Glückes Schmid. Die Zeit zeigt die Wahrheit des Wortes an den Franzosen und Engländern. Der deutsche Leser mag selber zu Nathe darüber gehen 1) was^das deutsche Volk hat und 2) was cs verdient.
— Die Apfelweinfreunde sind von einer schweren Concurrenz bedroht. Tie Manchester Kalikvdrucker und Färber haben nämlich in dem Apselsaft ein Mittel entdeckt, Farben haltbar zu machen, und kaufen nun in Devonshire und Somcrsethire alle Aepfel zu hohen Preisen auf.
— Die „Times" nimmt das Mitleid des Publikums für einen Schuldgefangeuen in Anspruch, der sich seit 1814 zu Oueens- bench in Haft befindet. Also 47 Kerkerjahre, weil er kein Geld hat, seine Gläubiger zu befriedigen!
— Ein kurhesstscher Pastor warf kürzlich auf der Kanzel die Frage auf: „warum stehen so viele Kirchen auf Anhöhen?" — und beantwortete sie sofort dahin: Weil es bergab schneller geht als bergan und somit der der Gemeinde am Schluß des Gottesdienstes ertheilte Segen rasch nach Haus und ins Haus getragen wird. _ -
Druck und Vertag der <8. W. Za, ser'lchen Buchhanceuug. Rrdatnou, Hülzle.