dröhnten die Kanonen noch Dampf kn einen nebeligen regnerischen Morgen hinein. Nachmittags begann sich das Wetter aufzuhellen, und der Bolksfcsttag (Samstag) war regenlos und der Sonntag sogar ein sonnig warmer Tag. Damit war die erste Bedingung zu einem fröhlichen Volksfeste gegeben und wahrlich das Fest ist großartig, ja großartiger als je gefeiert worden. Nicht der kleinste Fleck mehr war für eine Bude übrig; in sechs großen Reihen waren Wirthschaftsbuden, Sehenswürdigkeiten, Eßwaaren aufgestellt, welche für Tausende und Tausende Nahrung und Unterhaltung boten; trotz dieses ungeheuren Raumes gab es am Bolksfesttage selbst doch einen Zeitpunkt, da die Tribünen gedrängt voll, alle Buden besetzt und zum Theil noch die nahe Stadt mit Gästen angefüllt war, eine solche Frequenz ist eine wirklich unerhörte und der weite Raum ist jetzt nahe daran, für das Fest des Schwabenvolkes zu eng zu werden; ein Fest des ganzen Schwabenvolkes ists, denn je mehr sich der Eisenbahnweg erweitert, um so mehr erscheinen Repräsentanten auch aus den entferntesten Landcstheilen; die Vertreter der Oberämter und der landwirthschaftlichen Vereine speisten 800 Mann stark im Kursaale; der lange weite Saal war zu klein für so viele Leute, die sämmtlich Gäste des Königs waren. I. Maj. die Königin Sophie befand sich in dem Wagen, in welchem der König Heuer zum erstenmal nach dem Festplatze fuhr. Die Majestäten wurden überall mit lebhaften Hochrufen empfangen. An beiden vergangenen Abenden fand Feuerwerk statt; am ersten am Hotel Hermann, am zweiten auf dem Festplatze selbst.
(N.-Z.)
Stuttgart, 1. Okt. Beim gestrigen Offizicrswettcennen, welches S. M. der König, I. M. die Königin der Niederlande mit ihren beiden Söhnen, II. KK. HH. der Kronprinz ^uud die Frau Kronprinzessin, der Prinz und die Prinzessin von Sachsen- Weimar, sowie die ganze vornehme und schöne Welt Stuttgarts und der Umgebung mit ihrer Gegenwart beehrten, wurde herrlich geritten und war auch nicht der mindeste Unfall zu beklagen, indem auch nicht ein Reiter stürzte. Es fanden 6 Rennen statt, nämlich im Trab von Offizieren und dann von Unteroffizieren, im Galopp, mit trainirten Pferden und zuletzt zwei Rennen mit Hindernissen. (N.-Z.)
Stuttgart, 1. Okt. Hofkapellmeister Kücken hat seine Entlassung genommen und erhalten. — Auf dem Volksfest, das so von Fremden besucht war, wie selbst 1857 in den Kaisertagen nicht, kamen auch verschiedene Diebstähle vor. Mehrere Uhren wurden entwendet und sind noch nicht wieder bcigebracht. Dagegen ist eine Diebin aus Baiern verhaftet worden, die ein silbernes Geldbüchschen mit 7 fl. stahl und bei der man noch weitere 129 fl. fand. Ebenso wurde ein Bursche verhaftet, der einem Dienstmädchen 30 Ellen Baumwollentuch gestohlen hatte, und der drei Versatzscheine mir sich führte, wovon einer auf eine silberne Cylinderuhr. Teichmann wurde von einem früheren Wirth, der ihm anshals, 21 fl. aus seiner Kasse gestohlen, der Thäter aber dabei ertappt. (N.-Z.)
^ 20. Sept. Morgens ist die sog. Oberkollwanger Säg
mühle, Gem. Schmiech, O.-A. Calw, vollständig abgebrannt. Dieselbe war Eigenthum von etlich 20 Bauern von Schmiech. , -
Das „Hohenzollern'sche Wochenblatt", Organ der Regierung, schreibt: „Die Verpflichtungen und Beschränkungen, welche die württembergische Kammer durch Annahme des Minoritätsantrags ihrer Commission an die südliche Fortsetzung der Oberneckarthalbahn auf preußischem Gebiet geknüpft hat, enthalten eine Forderung, welche dem gewöhnlichen Anstand im Staatenverkehr widerspricht. Wir glauben zur Ehre unserer Regierung annehmen zu müssen, daß dieselbe auf solche Bedingungen nun und nimmermehr eingehen wird.
Heidelberg, 29. Sept. Am 7., 8. und 9. Okt. werden die Gerber Deutschlands eine Generalversammlung in unserer Stadt abhalten. An der Spitze des Festkomites steht der hiesige Gerbermeister Hermann Kühner. Die Einladung zur Versammlung ergeht an alle Gerber, Ledcrhändler, Land, und Forst- wirthe, Chemiker rc. Man hofft auf einen recht zahlreichen Besuch.
Die in Belgien zuerst eingeführte und von den Franzosen adoptirte Maßregel des Ausleihens von Militärpferden an Private will sich in Preußen nicht bewähren, und es steht ein Fallenlassen der Sache bevor. Es ist dabei interessant, den neuesten Bericht des französischen Kriegsministers über die Erfolge zu lesen, wonach der Abgang bei den ausgeliehencn Pferden 22 aufs Tausend, dagegen bei den nicht ausgeliehenen derselben Truppentheile 38 aufs Tausend betrug Die Privaten pflegen daher in Frank-
reich die Pferde besser als die Soldaten, während in Preußen das Umgekehrte der Fall ist. (K. Z.)
In manchen Städten haben sich die Biertrinker einen Bierpfennig zu Gunsten der Flotte aufgelegt und wundern sich selber, was sie leisten. In Magdeburg hat der Bierpfennig in einem Wirthshaus und einem Jahr 827 Thaler, in einem WirthshauS in Erfurt in 3 Wochen über 70 Thaler ergeben. Die Aermeren zahlen nichts, sondern nur solche, die kein Glas weniger trinken würden, auch wenn das Bier aufschlüge.
Paris."'Aus unsern Weingegenden berichtet man, daß die Aussichten auf eine gute Weinlese hinsichtlich der Quantität wie Qualität äußerst günstig und daß man den Wein bereits wie im Jahre 1811 „Kometenwein" getauft habe. Leider wird uns aber der Genuß desselben durch die Engländer etwas verkümmert, welche wie ein Heuschreckenschwarm sich auf unsere Weinberge gestürzt haben und Alles, selbst die Trauben an den Stöcken, uns wegkaufen.
Auf der franz ösischen Nordbahn sind zwischen SoissonS und Dammartin zwei von entgegengesetzter Seite kommende Züge zusammengestoßen. Die Zahl der getödketen und verwundeten Personen soll groß sein; amtlich werden 10—12 genannt.
Der Köln. Ztg. schreibt man aus Paris vom 25. Sept.: „Eine Nachricht, die lächerlich und komisch klingt, aber doch wahr und wichtig ist! Man hat hier eine aus Kautschuk gemachte neue Hose erfunden, die gestattet, in tiefem Wasser, also auch im Meere, zu marschiren. Eine Armee kann daher an seichter» Stellen, wo größere Schiffe nicht hinkommen, ausgeschiffl werden und ohne alle Störung das Land an einer Stelle gewinnen, wo keine Vertheidigungsmaßregeln ergriffen worden sind. Die Proben, die man mit dieser Hose angcstellt hat, sind vollkommen gelungen."
Turin, 2. Okt. Die offiziöse Opinione schreibt die letzten Unruhen in der Romagna der mazzinistischen Partei zu, die Theu- rung der Lebensmittel sei bloßer Vorwand. (S. M.)
Turin. Die Opinione bringt eine Botschaft, wonach Spanien das Projekt annimmt, daß die neapolitanischen Archive französischen Agenten und von diesen den italienischen Agenten überliefert werden. Die Besprechungen über eine Expedition gegen Mexiko sind noch nicht zu Ende. (T. d. H. T.)
Aus Neapel, 17. Sept., meldet die Triester Zeitung: „Die französischen Wühlereien auf der Insel Sardinien dauern fort; als Gegendemonstration hat der Stadtrath in Sassari folgende Beschlüsse gefaßt: 1) sich dem Proteste gegen die fortdauernde Besetzung Roms durch französische Truppen anzuschließen; 2) der Einheilsgesellschaft in Palermo seinen Dank auszusprechen, daß dieselbe zuerst gegen die Abtretung der Insel protestier; 3) Garibaldi zu danken, daß er im Falle der Abtretung der Insel sein Schwert zu der Vertheibigung derselben anbot."
Neapel, 1. Okt. General Cialdini hat die Kundgebung für die Annexion Roms erlaubt (wie es scheint, gegen den Willen der Turiner Regierung). Die Provinz Reggio ist vom Räuberwesen vollständig gesäubert. (T. d. S. M.)
Der confuse Student Dousios in Athen hat erklärt, er habe die Königin erschießen wollen, weil sie ein Hinderniß der nationalen Entwickelung sei. DaS geht noch über Becker.
In London fand die Verhaftung eines Briefträgers statt, in dessen Verschluß sich nicht weniger als 1480 Briefe und Packete gefunden haben, die er nicht abgegeben hatte.
London, 29. Sept. Das Reuter'sche Bureau bringt Nach, richten aus Newyork vom 19. Sept. Zu Lexington in Missouri (am Flusse Missouri) hatte eine Schlacht stattgefunden. Der son- derbündlerische General Price hatte den Obersten Muligan in seinen Verschanzungen angegriffen und war zurückgeschlagen worden. Die Verluste der Sonderbündler an Todten und Verwundeten werden auf 4000, die der Unionstruppen auf 800 angegeben. Der Gesandte Spaniens in Washington hatte das Gerücht, der Ge- neral'Capitäu von Cuba habe die Flagge des Südens anerkannt, für falsch erklärt. (K. Z.)
Newyork, 21. Sept. Die Schlacht bei Lexington dauerte am 18. Sept. fort. Die Sonderbündler waren im Nachtheil. Am nächsten Tage erwartet man die Fortsetzung der Schlacht. (S. M.)
Auch „Punch" bekennt sich zu der von der „Times" verfochtenen Ansicht, daß an eine Wiedervereinigung des Nordens und Südens der ehemaligen Vereinigten Staaten nicht zu denken sei. Sie seien ungefähr ebenso von einander gerissen, wie Bruder Jonathan von dem alten John^Bull. Der Krieg werde um des Geldes willen geführt, und gerade das Geld, um welches man fechte, werse man in den Dreck. Wozu also das Gurgelabschneiden?