wird das Kind gegen ihren Willen getauft, der mütterlichen Ob­hut für immer entrissen und im Findelhause untcrgcbracht, wo mau ihm, um alle Nachforschungen abznschneiden, nicht einmal eine Nummer ertheilt. Die Mutter aber, die ihr eigenes Kind nicht nähren darf, wird gleichzeitig gezwungen, in der Anstalt bei frem- , : den christlichen Kindern Ainmcndienste zu leisten.

Wien, 21.-Aug. DiePresse" meldet, daß der ungarische Landtag morgen durch kurzes Rescripl aufgelöst werde. Kein Manifest. Die Ostdeutsche Post theilt mit, daß die Finanzvorla­gen Ende September erfolgen. (T. D. d. St.-A.)

Brussel, 19. Aug. Der König von Preußen ist gestern Abend in Ostende cingetroffen, wo er drei Wochen zum Gebrauche der Seebäder zu verweilen beabsichtigt. (Fr. I.)

Luzern. Das Dorf Buttisholz hat am 16.. eine ähn­liche Katastrophe wie Glarus und Produit betroffen. Beinahe das7ganze Dorf, vicrnndzwanzig Firsten, darunter zehn Wohnhäu­ser, sind eingeäschert, und über vierzig Familien obdachlos gewor­den. Nur sieben Familien hatten ihre Mobilien in der schweizer. Mobiliarassekuranz versichert.

Mailand, 12. Aug. Während das Stilsserjoch init Schnee bedeckt, und die Umgegend von einer so strengen Kälte hcimge- sucht ist, daß die Brnuncngäste des dortigen Badorts Santa Cat- tariua eiligst sich wegbegcben mußten, herrscht hier seit mehrere» Wochen eine tropische Hitze, die von 12 bis 5 Uhr 30 bis 32° R. (Nachmiittags und im Schatten) erreicht. Die vortrefflich stehen­den Gemüse, Hirse, Buchweizen, der einzige Trost der Bauern, und selbst der Mais sind, da wo die Bewässerung fehlt, gänzlich verdorrt. Das Landvolk jammert wie es seit 1817 nicht gethan. Gestern wurden öffentliche Gebete um Regen abgehalten; cS wird aber wenig Zuversicht darauf gesetzt, weil die Massen in dieser Kalamität die Folgen des päpstlichen Fluches sehen wollen. Der Mangel an Wasser erzeugt auf dem Laude die Miliaria, eine Art Petechialfieber, so daß die hiesigen Spitäler mit kranken Landlcu- ten überfüllt sind. Mehr noch als die Lombardei leibet Genua an Wassermangel. Das Landvolk strömt zur Stadt, um sich Was­ser zu verschaffen, und diese war genöthigt, gestern ihre letzten Reservoirs zu öffnen. Auch har sich seit fünf Tagen in den rei­chen piemontesischen Weingärten das Oidium gezeigt. (A. Z.)

Neapel, 18. Aug Auf den Höhen bei Cancello haben die Truppen nach einem kurzen Gefecht eine Schaar Reaktionäre unter den Befehlen von Cipriaui umringt und gefangen ge­nommen. (N.-Z.)

Neapel. Eine Bande Räuber, in die Uniform der päpst­lichen Gendarme» gekleidet, ist in das kleine Dorf San Paolo (Molise) eingefallen. Der Syndikus und sein Bruder wurden nackt auf den Marktplatz geführt und dort, nachdem sie alle Art Mißhandlung erduldet, mit Bajonncttcn znsammeugcstochen. Ein anderer Einwohner wurde in Frauenkleider eingehüllt und dann lebendig verbrannt. Das Gemeindcarchiv wurde geplündert. Einige Soldrrten und Nationalgardisten von Briano und Jsernia verjag­ten die Banditen. (N.-Z.)

London, 16. Aug. Im Jahr 1859 sind in England 25 Männer und 56 Weiber im Alter von 100 Jahren, und darüber gestorben. Der älteste Mann jener Liste starb in Sunderland 107 Jahre alt; aber eine Frau in Berkshire wurde 108, und zwei Frauen in Mommouthshire und in Wales wurden 110 Jahre alt. Von diesen hundertjährigen Greisen fanden sich acht in London und sieben in Somecsetshire. (A. Z.)

Philadelphia, 2. Aug. Prinz Napoleon und die Prin­zessin Clotilde empfingen am Montag von dem Staatssccretär die Glückwünsche des Präsidenten der Vereinigten Staaten und eine Einladung zum Besuch der Stadt Washington, wo sie Gäste des Weisen Hauses" werden sollen. Der AMent-Staatssekretär begab sich nach Ncw-Aork, um die Einladung selbst zu überbrin- gen. Diese Artigkeit wurde von dem Prinzen gebührend gewürdigt und anerkannt, und er wird Washington in wenigen Tagen besu­chen, ab.r da er ohne Schaugcpräuge und nicht mit einem offieiel- len Character reist, so wird er alle öffentlichen Demonstrationen ablehnen. Gestern und vorgestern war der Prinz mit 5 Mitglie­dern seines Gefolges in Philadelphia, wo er das Schenswürdigste der Stadt besuchte. Diese)! Morgen reiste er nach Baltimore ab.

. ^ . (N.-Z.)

In Newyork lebt ein betagtes Ehepaar, Namens Fink auS Dürkheim in der Pfalz, von welchem 19 Kinder zu Daytou in Ohio ansässig sind- Von Liesen 19 haben 16 Söhne zur Ver­teidigung der Regierung die Muskete ergriffen und stehen in

theidigung der Regierung die Muskete ergriffen

einer Compagnie der zetzt im Feldlager befindlichen Regimenter. Sie haben Erlaubniß erhalten, ihre Eltern von Philadelphia aus zu besuche», wo ihrer »ach der Znrückknnft ein Festmahl wartet, das eine Anzahl Deutsche zu Ehren der vaterlandsliebenden Fa­milie zu veranstalten beabsichtigt.

I» der Union drüben regiert ein bischen der Präsident und ganz der Katzenjammer. Der alte Scott, der Feldherr wider Willen, hat den Kopf verloren und die andern Generale wäre» froh, wenn sie einen zu verlieren hätten. Man wird in der Noth zu dem Furchtbarsten greifen müssen, nämlich Deutsche zu Offi­zieren zu machen, die etwas vom Kriegshandwerk verstehen und ihre Truppen nicht betrügen und verkürzen, sondern redlich und reichlich nähren. Die Bundeshauptstadt Washington ist nicht sicher vor dem Feind; dieser steht schon am Pontomac. Ein paar Monate werden ins Land gehen, ehe die neuen Regimenter ge­bildet und kriegsfähig sind. Wenn das Volk nicht neue Elasticität entwickelt, siehts schlimm ans. Auch ans Stenerzahlcn müssen sich die Amerikaner gewöhnen und zwar an hohe Steuern. Kaffee, Zucker, Gewürz, Grundcigenthum, Einkommen wird hoch besteuert, »m die Kriegsanleihen zu decken. Wer z. B. ein Haus von 2000 Dollars Werth in Newyork und ein Einkommen von 1200 Doll, hat (drüben sehr mäßig), muß von jetzt an jährlich 140150 Doll. Steuern zahlen. Und man weiß, Steuern, die sich einmal eingenistet haben, sind wie Wanzen schwer losznwerden.

Die a meri k auische n N ordstaate n sind über den, wenn auch großen Verlust nicht entmnthigt, sondern bieten Alles auf, um die Scharte wieder auszuwetzen. Neue Regimenter aus dem Norden ziehen in Eilmärschen südwärts. Die Kriegsführung wird eine energische und einheitliche werden, La nunmehr der Präsident Lincoln vom Cougresse mit der Leitung betraut ist. Der Senat hat ein Gesetz angenommen, nach welchem das Vermögen der Re­bellen eonfiscirt und die Sklaven der im Aufruhr befindlichen Staaten verwirkt erklärt werden. Außerdem liegt ein Gesetzes- entwurf bereit, nach welchem in höchster Gefahr alle Sklaven in Nordamerika für frei erklärt werden sollen, wodurch natürlich die Sklavenstaaten ihre bittersten Feinde am eigenen Herde er­hielten.

New-Jork, 10. Aug. Nach einem Gerücht concentriren die Separatisten Truppenmassen bei Faixsax, verschanzen sich daselbst und verbrannten Ha,»ton bei Monroe. Nach dem Schlachtbericht Macdowells wurden bei Bulls Nun 460 Mann und 19 Officier getödtet, 1000 Mann waren verwundet und 1200 Mann fehle».

_ (T. d. N.-Z.)

KünsLlerrache.

, (Fortsetzung.)

Sie haben mich bestellt wegen eines Bildes," begann er in ziemlich gebrochenem Deutsch.

Ich habe Sie bitten lassen," sprach die Baronesse, deren Erwartung von dem so galant geglaubten Maler schon jetzt ge­täuscht worden waren.

Wann wünschen Sie, daß ich beginnen soll?" frug der Maler weiter.

So bald als möglich, vielleicht auf der Stelle, wenn cS Ihnen möglich ist."

Wo denken Sie hin, dazu gehören erst Vorbereitungen! Ich werde Ihnen für morgen Nachmittag eine Stunde bestimmen, wo Sie sich in meinem Atelier einzufinden belieben.

Ich ich in Ihr Atelier? frug die Baronesse entsetzt.

Glauben Sie," rief der Maler beleidigt,daß Jouvcnet, der größere Neffe des großen Jouvenck, mit Pinsel und Palette in die Häuser derer kommt, die von ihm gemalt sein wollen?"

Es fehlte wenig, so wäre die Baronesse von ihrem Vorhaben zurückgetrctcn und hätte den stolzen Maler auf der Stelle verab­schiedet, allein die Grille, unbedingt von Jouvcnet gemalt zu werden, gewann wieder die Oberhand und sie beschloß, sich allen Anforderungen des Künstlers willig zu fügen.

Finden Sie mein Costüm zu dem Bild gut gewählt?" frug sie ziemlich kleinlaut; es war als hätte Sie ihren so hochmüthigen Ton der Sprache vollkommen vergessen.

In diesem Costüm soll ich Sie male»? Was muthen Sie mir zu; ich habe kaum ein unpassenderes für diesen Zweck gefun­den!" rief der Maler.

Soll ich ein grünes Sammtklcid statt des blauscidencn wählen?" forschte die Baronesse förmlich eingeschüchtcrt von der unvermutheten Nücksichtslosie.k it des Fragenden.