„Grün? Wo denke» Sie hin? Warum schlagen^ Sie nicht gleich ein gelbes Kleid vor. Schwarz müssen Sie sich kleiden!"
„Schwarz? Nimmermehr! Schwarz macht um zehn Jahre älter, als man wirklich ist."
„Sie wollen also kein schwarzes Costüui wählen?"
„Nein, denn ich hasse das Schwarze nnglaublich."
„Dann werde ich Sic gar nicht malen," rief der Unhöfliche, indem er sich erhob und Miene machte, fortzngeheu.
Die Baronesse tämpfte einige Secunde» mit ihrem Vorsatz, da sie aber sah, daß der Maler wirklich gehen wollte, faßte sie einen raschen Entschluß.
„Bleiben Sie," rief sie, „ich werde Ihnen gehorchen, ich werde ein schwarzes Kleid anlegen."
„Aber auch um einen andern Kopsputz mochte ich bitten," sagte der Maler ruhig, als er wieder Platz genommen hatte, „denn ich finde jene Bänder mindestens geschmacklos."
Auch hierüber verständigte man sich und die stolze Dame fügte sich willig den Vorschriften des ansprnchvollen Malers. Wo war der hochfahrende Ton hin, den sie sonst gegen jeden, der nicht ihres Standes war, so verletzend gebrauchte? e^ie kam sich selbst ganz verändert und unbegreiflich vor, allein es gelang ihr nicht, die gewöhnliche stolze Sprache wieder zu finden, die sie sonst so gewandt führte.
„Haben Sie sich schon früher einmal portraitiren lassen?" srug der Maler nali einer Pause ziemlich gleichgiltig.
„Nein, — doch ja, cntgegnete die Baronesse zögernd, die selbst nicht recht wußte, welche Antwort hier die beste sein möchte.
„Haben Sie das Bild noch?"
„Nein, ich habe cs verbrannt."
„Verbrannt? Weßh.^. vernichteten Sie das Bild?"
Es war Pfuschwerk eines deutschen MalcrS," cntgegnete die Baronesse, die Jvuvenet durch diese Antwort schmeicheln wollte.
„Wenn es von einem deutschen Maler war, so haben Sie ganz recht daran gcthan, denn die deutschen Maler taugen alle zusammen nichts," sprach der Franzose mit einem sonderbaren sarkastischen Lächeln. „Mein Bild soll hoffentlich kein Raub der Flammen werden, fügte er dann mit unbegrenztem Selbstvertrauen hinzu.
Nachdem die Baronesse dem Maler noch verschiedene Schmeicheleien gesagt hatte, verabschiedete sich dieser eben so kurz, als er überhaupt sich gezeigt hatte, und verlangte ziemlich barsch, daß die Baronesse morgen Nachmittag um drei Uhr sich pnnklich in seinem Atelier einzusindcu habe. Damit entfernte er sich und ließ die stolze Dame in nicht geringer Enttäuschung zurück.
Also dies war der galante Pariser, nach dessen Bilder der ganze hohe Adel der österreichischen Kaiserstadt verlangte? Sie hatte sich einen feinen Weltmann vcrmuthet und fand wenig mehr als — einen Grobian. Wie wegwerfend, wie geringschätzig hatte er sie behandelt. Sie begriff sich jetzt selbst nicht, wie sic das Alles so ruhig hatte ertragen können und weßbalb sie nicht dem Unverschämten die Thüre gewiesen hatte. We sehr bereute sie schon, sich überhaupt eine solche Blöße gegeben zu haben, und sie war fest entschlossen, den Vorsatz, sich von Jouvenct durchaus gemalt zu sehen, ganz anfgcben zu wollen.
Sie überlegte eben noch, wie dies wohl am Besten zu bewerkstelligen wäre, da trat einer ihrer Diener in's Zimmer und blieb verlegen an der Thüre stehen.
„Was gibt cs?" fragte die Baronesse.
„Eben ist ein Herr gekommen, der Ihre Gnaden zu sprechen verlangt und bestellt zu sein vorgibt," meldete der Diener.
„Hast Du ihn noch, nach seinem Namen gefragt," forschte erstaunt die Herrin.
„Oh doch, aber hierin liegt eben das Sonderbare," sagte der Diener.
„Nun wer ist denn der Fremde?"
„Er sagte, daß er der Maler Claude Jouvenet sei."
„Derselbe, der vor wenigen Minuten das Hans verließ?"
Nein, ein ganz Anderer und viel freundlicher Herr ist es. Befehlen Ihre Gnaden, daß er eintrete."
Die Baronesse war höchst erstaunt, als sie hörte, daß noch ein Claude Jouvenet draußen sei, doch befahl sie, daß man ihn zu ihr sichren sollte.
Gleich darauf erschien auch ein hochgewachsener schlanker Man», der durch seine Tonrnnre eben so sehr, wie durch seine vortheilhafte Gesichtsbildung auf der Stelle für sich einnahm. Er verbeugte sieb ehrfurchtsvoll vor der erstaunten Baronesse.
„Sie haben meine Dienste befohlen, meine Gnädigste," begann der Eintretende mit wohlklingender Stimme und in ziemlich richtigem Deutsch, ohne daß man jedoch den Ausländer nur einen Augenblick in ihm verkennen konnte.
„Mein Herr, Sie sehen mich im höchsten Grade verwundert," stammelte die Baronesse, „sollte uichr hier ein Jrrthum zu Grunde liegen? Wer sind Sie?"
Ich bin der Maler Claude Jouvenct," cntgegnete der Gefragte mit so entschiedenem Ausdruck, daß an einen Zweifel gar nicht zu denken war.
„Unmöglich, erst vor wenigen Minuten ist ein Herr Claude Jouvenet hier gewesen, mit dem ich wegen eines Bildes verhandelt habe," rief die Baronesse, indem sie den neuen Ankömmling sehr mißtrauisch betrachtete.
„Wie, meine Gnädigste," sprach dieser, „sollte auch hier einer oder mehrere der Lchnrkcn im Spiele sein oder Chicane sich in Häuser drängen, wohin man mich berufen ließ, und dort meinen Namen auf die schändlichste Weise mißbrauchen. Oder zweifeln Sie vielleicht, da man Sie so eben hintergangen hat, daß ich der wahre Claude Jouvenet sei?
„Mein Herr — wie sollte ich — keineswegs," stammelte die Baronesse entschuldigend, da ihr die Sicherheit, mit welcher der Mann vor ihr sprach, schon ziemlich alle Zweifel genommen hatte und sie selbst glaubte, vorhin der Spiclball eines Bubenstreiches gewesen zu sein. (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Der Chlorkalk als Mittel gegen die Fliegen, Raupen und Mänse.j In dem Chlorkalk besitzen wir ein ausgezeichnetes Mittel den Viehseuchen, namentlich der Klauenseuche, vorznbeugen oder sie unschädlicher zu machen. Minder bekannt ist es, daß derselbe wegen seines Geruches von vielen Thie- ren gehaßt wird. Alle Arten Fliegen, namentlich aber die Stechfliegen in den Ställen, werden in einer Nacht total vertrieben, wenn man Chlorkalk auf einem Brette in einem Stalle erhöht aufhängt und ein Fenster etwas offen läßt. Der Geruch treibt alle Fliegen znm Fenster hinaus, das in der Frühe zu schließen ist. — Der Chlorkalk ist dem Vieh durchaus nicht schädlich, im Gegen- theil eher nützlich, weil er gegen jede schädliche Lust wirkt. Es versteht sich wohl von selbst, daß dieses Mittel ost, wenigstens wöchentlich einmal, angewendet werden muß, was leicht geschehen kan», da cs keine großen Auslagen und Vorrichtungen erfordert. Ein Zimmer oder ein anderer Hansraum, wo Chlorkalk sich befindet, wird von Ratten und Mäusen nicht besucht, uw . .all weichen die Thiere, wo der Geruch desselben anftritt. In eim . Gasthause zu Nürnberg wurde dieses Mittel versuchsweise angew.ndet, und das Resultat war ein überraschendes: die Ratten im Winke', und Hof und alle Mäuse des Haupt- und Nebengebäudes waren plötzlich verschwunden! — An Pflanzen zur Abhaltung des Ungeziefers ist die Wirkung des Chlorkalks eine bedeutende. Kohlfelder blieben vom Erdfloh, von Schmetterlingen und Raupen befreit, wenn sie mit Chvrkalkwasser besprengt worden waren. Man löst den Cblorkalk in Wasser auf und bespritzt mit einem Staubbesen oder Maurerpinsel die Pflanzen, wo möglich am Abend oder in der Frühe. Ein so behandeltes Grundstück mit Weißkraut blieb von allen Kohlweißlingen verschont, während alle in derselben Gemarkung liegenden Kohlpflanzcn von den Raupen ganz aufgezehrt wurden. Zur Abhaltung oder Vertreibung der Raupen von Obst- bänmeu gibs es kein besseres Mittel, als den Chlorkalk. Man nimmt davon 1 Pfund und mischt */s Pfund Schweinefett darunter, das man dann, zu einem Teige geformt, mit Werk umwickelt und um den Baumstamm bindet. Alle Raupen von allen Acsten fallen herunter und kriechen am Stamm nicht mebr hinauf; die Schmetterlinge selbst meiden jeden Baum, d.l. n blauer mit Chlorkalkwafser bespritzt worden. Weitere Versame, ob der Chlorkalk, trocken angewcndet, mit Hülse der Schwel lfackel, wie mau Weinstöcke zur Abhaltung der Traubenkrankheü eestä'ubt, vielleicht noch bessere Dienste leistet, werden angestellt und bald Näheres ergeben, sowie cs sieb auch zeigen wird, ob derselbe einen Einfluß gegen Blattläuse übt, namentlich an Hopfen und anderen Pflanzen. __ (G. Bl.)
— Adam und Eva waren die glücklichsten Eheleute, Adam hatte keinen Hausfreund und Eva keine Schwiegermutter.
DnM und Vr'.laq tcr >->. W ,-> >i, >, r i.l-eu >0»rbba»dw Hölzlc.