entfaltete einen Glanz und eine Pracht, welche die ruhmreichen Tage der alten Könige beschämten. Und dennoch gewahrte man kein Bergungen. Die Kaiserin war äußerst niedergeschlagen. Wen» sie sich bemühte, ibr anmulhigeS Lächeln zu zeigen, so schien es immer, als wollten ihr Thronen in die Augen treten. Ihr leutseliges, anziebendeö Benehmen suchte zwar auch im Schmerz liebenswürdig zu erscheinen, aber man wurde dadurch nur um so theilnehmenber für ihre geheime Trauer gestimmt, denn Josephine w r angebctct von allen, die in ihre Nähe kamen. Dem Kaiser entging diese trübe Elimmnng nicht, und
er bemerkte eS mit großem Mißfallen. Als er sich von der Tafel erhob, um in den Schauipielsaal zu trete», sagte er: „Ich bemerke, meine Herren und Damen, daß Sie in guter Laune sind und mehr lachen als gewöbniich. Ich wünsche, daß Sie Sich keinen Zwang anslegcn und die strenge Etikette vergessen. Wir sind hier nicht in den Tnilcrien.
Mau verstand sogleich diese Worte, die wie Befebl klangen. Wie ein Zauberer bannte der mächtige Herrscher das
Lächeln ans die Livpen. Unter heiteren Scherzen eilte der ganze Hof in den Theatersaal, wo das Stück seinen An
fang nahm.
Aber welch Entsetzen, welch eine Bestürzung auf allen Gesichter», als der Held des Vaudeville in der ersten Scene sich bitter beklagte, daß feine Gattin ihm keinen Erben gegeben habe.
„Ich werde mich von meiner Frau scheiden lassen," sagte er, „und eine andere hciralheu, welche mir Kinder schenk'."
In ähnlicher Weise drehten sich säst aste Scene» um das Wort „Scheidung" und das Glück mußte die trübseligen Verhältnisse deS kaiserlichen Paares auf's empfindlichste berühren. Die allgemeine Bestürzung zu schildern, ist schwer. Sic war ernst und komisch zugleich. Das sauste Gesicht der Kaiserin war bleich wie eine Büste von Alabaster; jeden Augenblick Mußte mau fürchten, Josephine in Ohnmacht sinken zu sehen. Der Kaiser schien nur mit dem Stück beschäftigt, aber in der Art, wie er lachte, war der heftige Zorn zu erkennen, der ihn bewegte. Niemand wagte ihn anzusehe», denn jeden Augenblick besorgte man, es werbe ein Gcwittcrsturin losbrecben und seine Blitze müßten einen oder den andern treffen. Aber Berthier verdankte man es, daß eine solch bedenkliche Wendung nicht einlrat. Ganz außer Fassung zwang er sich doch, heiter und gleichgiltig zu scheinen. Hinter dem Kaiser stehend, beobachtete er ängstlich dessen Bewegungen und wen» dieser den Mund zum Lachen verzog, erhob er ei» so schallendes Gelächter, daß dasselbe mit seinem befangenen Aussehen in anssaUeudem Con- trast stand. Mehrmals lenkte er dadurch die Aufmerksamkeit vom Schauspiel auf sich: er bot ein bcmitleidenswcrtheS Bild. In keinem Augenblick seines Lebens mag Berthier ein so jammervolles und jämmerliches Gesicht ansgezeigt haben, sogar damals nicht, als er in de» Wüsten Syriens, knieend und in Thronen gebadet, vor dem Bildnisse seiner Geliebten Weihrauch anzündete.
Endlich war das Schauspiel zu Ende. Der Kaiser stand mit Heftigkeit ans und sagte mit halblauter Stimme zu dem Großmarschall, indem er ihn beim Arme nahm: „Duroc, ich sehe, daß Sie das Geheimniß. meiner Scheidung gut bewahrt haben, denn wenn es bekannt gewesen wäre, so würde Niemand sich eine solche Unverschämtheit erlaubt haben."
Damit schritt er aus dem Theatersaal. Die unglückliche Josephine folgte ihm, aus den Arm einer ihrer Hofdamen gestützt. Am anderen Tag kehrte der kaiserliche Hof wieder in die Tuilerien zurück.
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Eines Morgens saß der Kaiser in seinem Kabinet und eine finstere Wolke schwebte auf seiner hoben gedankenvolle» Stirn. Er brütete über einen Plan, der schon lang in seiner Brust verborgen lag. n»d jetzt zur Reite gediehen, an daS Licht sich rang. ES war seine Scheidung von Josephinen. Sie lag wie eine schwere Last auf seinem Herzen, denn Josephine war vielleicht daS einzige Wesen, daS Napoleon geliebt batte. Schon längst hatte der Kaiser nur noch seinen eigenen Willen, denn Alles warf pch zu den Staub vor seiner Macht.
Sckon sprach man am Hofe in Paris von dem großen Ereignisse, und der Kaiser war entschlossen, nicht länger mehr zu schweigen. Er wußte: was er wollte, durste erwägen, und er fand auch immer alle geeigneten Mittel dazu. Wenn es galt, größere Macht, eine neue Herrschaft zu gewinnen, da loderte sein Stolz und sein Ehrgeiz höher empor als je, aber er verbrannte in diesen Flammen auch alle zarteren Saiten und sanfteren Regungen seines Herzens. In diesem Punkt war Napoleon um vieles kleiner als Alexander von Makedonien, der so liebenswürdig für Freundschaft und Liebe empfand. Mit kalter Berechnung stieß Napoleon das sanfteste, liebevollste Weib von seinem Thron und von seinem Herzen; und doch erbebte er noch bei dem Gedanken an Josephinen's Verzweiflung.
In diesem Augenblick war sein Geist und sein Herz schwer davon bewegt, wie er der Kaiserin feine Wünsche mittheilen solle. Da pochte es leise an der Thür, und aus des Kaiser- Nus trat Marscball Duroc i» das Cabiuet. Der Kaiser erhob sich und ging ihm entgegen.
„Haben Sic alles besorgt, Duroc?" fragte er hastig.
„Ja, Sire," erwiderte Duroc voll hoher Ehrerbietung, „die Wünsche Eurer Majestät sind dem geistlichen Gerichtshof von Paris bekannt gemacht. Die traurigen Formalitäten werde» in nächster Zeit beginnen."
Der Kaiser warf sich auf einen Stuhl und seufzte. „Duroc," sagte er, „ich habe nicht gedacht, daß cs mir so schwer fallen werde, der Kaiserin dies.» Schmerz zu bereiten! Werde ich gegen ihre Thräueu standhaft bleiben können?"
Der edle Duroc, der in dem Kaiser den Menschen mit seinen glänzenden Eigenschaften bis zur Anbetung verehrte, antwortete mit dem Ausdruck tiefe» Gefühls: „Es ist ein großes Opfer, bas Eure Majestät Frankreich bringen, denn die Kaiserin ist sanft und gut wie ein Engel. Ich fürchte, ihre Ber- zwcislung wird das Herz Eurer Majestät lies erschüttern."
Die Hände aus dem Nücke», schritt der Kaiser einigemal hastig auf und ab. Nach einem Augenblick stiller Bewegung befahl er: „Gehen Sie zur König!» von Holland und sage» Sie ihr, ich lasse sie bitten, auf einen Augenblick in mein Ca- binet zu kommen."
Der Matschall entfernte sich rasch und in wenigen Augcn- blickeu trat Hortensia in das Cabiuet. Der Kaiser stand aus und bot ihr freundlich einen Sessel. Die Königin war bleich und aufgeregt. (Forts, folgt.)
Allerlei.
— Einem dieser Tage in der Rheinischen Buchhandlung (H. Oelbermann) in Bonn erscheinenden „Tagebuchs eines Sce- leusuchers", einem humoristisch-satirischen Romane, der im Wuppcrkhale spielt, entlehnt die K. Z. zu Nutz und Frommes aller derjenige», welche „auf einem nicht mehr ungewöhnliche» Wege" in den Besitz einer Lebensgefährtin gelangen wollen, folgendes, wie der anonyme Herausgeber ausdrücklich bemerkt, wörtlich einem Lokalblatte entnommenes „Christliches HeirathS« gesnch": „Ein gläubiger Kaufmann von zwcinnddrcißig Jahren, im Besitz eines blühenden Geschäftes und eines Vermögen» von 10,000 Thalern, ist gezwungen, sich zn verheirathcn, wozu ihm in seiner Umgebung die gläubigen Jungfrauen fehlen. Derselbe erlaubt sich daher eine Umschau im Thale, wobei er offen anSspricht, daß vor allen Dingen auf einen lebendige» Glauben an den Gekreuzigten gesehen wirb. Diejenige» See lcn unter 21 Jahren, die hierin einen Wink des Herrn erkennen können, belieben ihre Antwort unter Darlegung ihrer inneren und äußeren Verhältnisse versiegelt unter den Buchstaben rc., wogegen die Versicherung gegeben wird, daß nur der Drei- einige solches erfahre» wirb."
— Ein Unpäßlicher sagte neulich zu seinem Arzte: „Ich wcißzsclbst nicht, was es mit meinem Befinden ist; es wird mir oft ganz Gras Borricsig (ccklig). Ich meine mitunter, ich batte Times im Muyde (Galle). Häufig befallt mich auch eine Art Eavour (Schwindel): dann muß ich mich setzen, und wenn ich wieder aufstehcn will, bin ich ganz Bundestag (lahm). Ich bin zu vollsästig und werde gewiß noch zu» Sulian (kranken Mann).
Truck «u» V«rUg«rr Ä. W. z-i se r's»«« «uck!ha»dlun,. : H»tjie.