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Opfer gefallen, der Urheber ist aber gleich festgenomincn wer- > den. Als der Rath und einige Notabilitäkcn von DamascnS > Von Fuad Pascha gleich beim En pfang harl angelaffen wurden, erdreisteken sich diese Herren, zu antworte», sie seien Musel­männer und die getreuen Unterthane» des Sultans, dürften also nicht so behandelt werden. Fnad Pascha erwiderte ihnen jedoch, man hätte sich betragen wie wilde Thiere und würde als solche behandelt rverden. Das in Damaskus nieder-gebrannte Christcn-Viertel soll auf Kosten der übrigen Bevölkerung der Stadt nengebaut werden, und sollen die, welche ibre Habe ver­loren, eine angemessene Entschädigung erhalten. Es wird nach Kräften für Kleidung und Nähr nig gesorgt- (K. Z-)

Rußland spielt wieder den Beobachter an der tür­kischen Grenze. Es bat das 5. Armeekorps an den Prnlh marschiren lassen nnd dies den Großmächten angezeigt, ans reiner Neugierde, was aus der Gährnng in der Türkei hcrans- koinme.

Allerlei.

In Doos, zwischen Nürnberg nnd Fürth, besteht eine Folienfabrik, in welcher die Spiegel nicht mehr mit Quecksilber, sondern mit Silber belegt werden. Die Spiegel werden da­durch schärfer und dauerhafter, und sind auch billiger herznstel- len als Quccksilbcrspiegel; denn die hierzu verwendete Menge Silber ist sehr gering. Die eigentliche Deckung ist ein galva­nischer Kupferniederschlag, den wieder ein fester Firniß schützt. Die Fabrik ist die erste in Deutschland.

Berlin birgt gegenwärtig eine merkwürdige Natnrsclten- heit, nämlich ein Kalb mit zwei Köpfe», welche beide Leben haben. Es ist ein vollkommen normal gebautes Kalb von schwarzer Farbe, dessen einer Kopf sich in vollständig regel­mäßiger Lage befindet. Unterhalb des Halses jedoch hängt bei dem Thiere ein zweiter, vollkommen ansgebildetcr, gleichfalls lebender Kopf, welcher eine eigene Speise- und Luftröhre hat, die sich beim Eingänge in den Brustkasten des Thieres mit der Speise- und Luftröhre des ersten nnd eigentlichen Kopfes ver­einigen. Die Köpfe sind gleich groß und zeigen die Eigen- thnmlichkeit, daß der erstere die Form eines weiblichen (bas Thier selbst ist ein weibliches, sogenanntes Ferse-Kalb) der zweite jedoch die Form eines männlichen Kopfes hat- Der zweite Kopf verrichtet alle Funktionen eines lebenden, unab­hängig von denen des andern Kopfes; er säuft, bewegt die Ohren, blökt rc. Das Kalb ist jetzt 14 Wochen alt und be­findet sich bei vollständig guter Gesundheit.

Ueber Vertilgung der Ratten. Die Berliner Gerberzeitnng bringt folgende Notiz: Ratten sind die ebenso treuen wie lästigen Gäste der Gerber. Die Kunst geübter Kam­merjäger scheitert in der Regel, weil die Ratten in den Ger­bereien durch die Abfälle eine ihnen wohlschmeckendere nnd bes­ser vorkommende Nahrung finden, wie an dem vom Kammer­jäger gelegten Phosphor, und diesen daher unberührt liegen lassen. Dennoch gibt es ein sehr einfaches und sicher wirken­des Mittel, das jeder Gerber selbst zur Vertilgung der in sei­ner Gerberei befindlichen Ratten anwenden kann. Der Phos­phor eines einzigen Zündhölzchens genügt schon zur Tvdtnng einer Ratte. Die Ratte ist ein sehr kluges Thier und berührt nicht leicht den Phosphor, liebt aber pikante Speisen nnd muß deßhalb überlistet werden. Dieß geschieht sehr leicht dadurch, daß man holländischen Käse in Stückchen von der Größe einer Erbse zcrtheilt und in jedes dieser Stückchen den von einem Zündhölzchen abgclösten Phosphor hineindrückt und die entstan­dene Oeffnung wieder zumacht. Die Ratte frißt sehr gerne Käse, zieht ihn jeder andern Nahrung vor und verschlingt mit ihm den Phosphor, durch den sie sicher getödtet wird. Dem Mittheiler ist es gelungen, durch dieses einfache Mittel seine Gerberei rein und vollständig von Ratten zu befreien-

Als eine Ursache der jetzt so sehr um sich greifenden Augevschwäche bezeichncte Hr. Professor vr. Coccius in Leipzig bei Gelegenheit eines Vortrages, den er im ärztlichen Verein zu Leipzig über Kurz- und Weitsichtigkeit hielt, das Schreiben und Lesen bei Gaslicht, Camphin- und Moderateur«

lampen. Ans seinen Rath hätten daher viele Handlungshäuser Leipzigs das Gas in ihren Comptoirs wieder beseitigt nnd durch ein gutes Lampenlicht ersetzt- Wo dieß »icbt möglich sei, rathe er zu (hell-) blauen Brillen, mit denen aber auch, nach seiner Ansicht, viel Mißbrauch getrieben werde.

Das Wasserglas, d. i. kieselsanrcs Natron oder kieselsaures Kali, welches schnell eine außerordentlich große Bedeutung erlangt hat nnd daher ein weitverbreiteter Handels­artikel ist, verdient namentlich in der Zimmermalerei angcwen- bet zu werden. Ans einer Wandfläche von 600 Quadratfuß Kalkverpntz wurden nach ElSnerS Mittheilnngcn verbraucht: zum 1. Anstrich 6 Psd. 33grädiges Wasserglas (es wird ge­wöhnlich in drei Tichtigkeitsgraden verkauft) verdünnt mit?12 Pfund Negcnwasser; zum 2. Anstrich ebenso; zum 3. Anstrich 4 Pfund Wasserglas von gleichem Grade mit 4 Psd. Wasser verdünnt. Als Farbe wurden etwa 20 Pfund Schlemmkreide, etwas Ultramarin mit versetzt, gebraucht. Der hiedurch erhal­tene Zimmeranstrich ließ sich mit Seife und Bürste abwaschen, ohne zu leiden.

Ein sicheres Mittel wider die Ameisen in Gebäulich­keiten und auch in den Gärten, an Stellen, wo mau sie nicht haben will, ist Ofen ruß. An den Stellen, wo die Ameisen ziehen, wird Ofenrnß ansgestrcnt und dieselben verschwinden augenblicklich.

Ein Engländer hatte gewettet, daß es vom 1. Mai bis 29. Angnst d. I. täglich regnen würde. Für jeden Tag, an welchem cS wirklich regnete, sollte er 1000 Franks erhalten, für jeden Tag, an welchem es nicht regnete, 10,000 Franks bezahlen. Bis jetzt hat er 70,000 Franks gewonnen.

China hat jetzt doppelt so viel Einwohner als ganz Europa, nämlich 414 Millionen, wenn der jüngsten Volkszäh­lung daselbst zu trauen ist. Freilich gibt cs dort auchDör­fer," die dreimal volkreicher als München sind und Lenke ge- nug, die auf dem Wasser wohne», weil sie auf dem Lande keinen Platz finden.

In Nordamerika gebraucht man jetzt zur Herstellung des Schuhwerks allgemein Nägel ans Zink statt der hölzer­nen nnd eisernen Stifte. Man bedient sich beim Einschlagen eines eisernen Leistes, so daß sich die Spitze» umbiegen. Dir Schuhe sollen dadurch sehr an Haltbarkeit gewinnen. Ein neuer Industriezweig!

Muley-Arschid, Kaiser von Marocco von 1672 bis 1728, ein Ungeheuer an Grausamkeit, hinterließ 900 Söhne' und 300 Töchter.

I» Straßburg saßen zwei Jude» volitisirend in einem Kaffee- Hause; d,r eine, ei» Elsässer und Deutschfranzos, fragte den andern, einen Pfälzer: Nu, was sagt man von unscrm Kaiser? worauf der Pfälzer antwortete:Nu, was soll m'r sagn? Was er thut, das sagt er nit, und was er sagt, das thut er nit." . ,

In einem kleinen pariser Wirthshaus fand vor einigen Tage» einer der Gäste in der Surpc einen leinenen Lappen. Er stellte den Wirth darüber zur Rede.Was denken Sic denn!" schrie dieser wüthend, indem er die Arme in die Seite stemmte-Wollen Sie viel­leicht, daß ich Ihnen seidene Mantillcn in die Suppe gebe?

R ä t h s e l.

Eins störte mich in meiner Ruh;

Da ging ich gleich dem Ganzen zu.

Und wiederum zu Bette,

Kaum lag ich drin behaglich breit.

Da kam mirs vor als ob die Zweit Mich auch gcstöret hätte.

Und richtig, cs befand sich so- Ich war darüber herzlich froh.

Daß ich nun Ruhe hatte;

Ich nahm der ersten Splb, o Graus!

De» Kopf weg, und, nun, da wars aus.

Nun, lieber Leser, rathe!

Sinnspruch.

Eitles Klagen und Wimmern Wird dir die Roth verschlimmern.

Lege nur gleich die Hände an»

So hast du das Schlimmste schon abgethan.

Lrn-k mi» Verla, d-r <8. W. Z aiser'sch-n Buchhandlung.

Rida»>->n:^öSlile.