Bruchsal, 3. August. Am 1. d. M. kam hier der erste s dießjährige Kernen zum Verkauf, uud wurde für das > Malter (---- 6^/t württ. Simri) 15 fl. erlöst; er ist von vorzüglicher Qualität und wiegt beiläufig 45 Pfund mehr als der letztjährige. lK. Z.)
Frankfurt, 7. Aug. Gestern Abend ereignete sich auf der Offenbacher Eisenbahn ein Zusammenstoß zweier wegen des Offenbacher Turnfestes stark besetzter Bahnzüge. Zahlreiche Verwundungen, theilweise lebensgefährlich; ein Todter.
(T. d. S. M.)
Die deutschen Gerber wollen ihre 14. Jahresversammlung vom 20. bis 22. August in Hamburg abhalten.
Berlin, 5. August. Vor einigen Tage» hat der Kaiser von Rußland den P ri nz reg en t'c u zu einer Zusammen- kunft auffvrderu lassen; wo und wann dieselbe staltfinden werde, ist noch nicht bekannt, vielleicht in Warschau zu Ende dieses Monats. Bis jetzt ist eine Antwort ans das russische Anerbieten von hier aus noch nicht erfolgt, man weiß also noch nicht bestimmt, ob der Regent darauf eingehen wird. Sonst gut unterrichtete Personen find geneigt, die Zusammenkunft für wahrscheinlich zu halten, in Zweifel gezogen wird aber die andere Nachricht, der Kaiser von Oestreich und andere deutsche Fürsten würde» gleichfalls in Warschau anwesend sein. (S.M.)
In Berlin starb in voriger Woche eine Frau nach langen Leiden. Man stellte den Todtenschcin aus, ordnete alles zum Begräbniß an, indem man die Leiche auzog und in den Sarg legte. Einige Stunden später oernahm man ein Geräusch in dem Zimmer, in welchem die Leiche stand. Man öffnete die Thüre und siehe, die Todte hatte sich im Sarg aufgerichtet und besah sich ihren Anzug. Die Frau lebte noch, obschon ihr der Arzt den Todtenschcin ausgestellt hatte.
Bern, 1. Aug. Im letzten Jahre wurden in der Schweiz 27 Millionen Briefe nud >18 Millionen Stück Zeitungen befördert. (Schw. Bl.)
Genua, 4. Aug. Eine Extra-Ausgabe des „Movimento" berichtet ans Neapel, daß das 1. und 13. neapol. Regiment in, Calabrien unter dem Rufe: „Es lebe Garibaldi!" übergc- gangcn ist. Die Regierung ist bestürzt. Garibaldi wird zu Neapel unverzüglich erwartet.
Neapel, 5. Ang. Nachdem die Waffenstillstands-Unterhandlungen mit Garibaldi gescheitert sind, rüstet man sich (etwas spät!), um jeden Jnvasionsversuch zurückzuweiseu. Neapel ist ruhig. (T. d. S. M.)
Die neuesten Berichte aus Neapel' stellen die dortige Lage im düstersten Lichte dar. Die Lage der Regierung wird immer schwieriger. Ein Telegramm versichert, das Garibaldi'sche Comite von Neapel habe zu dem Dietator eine Commission geschickt, welche denselben habe einladen sollen, die Leitung der Angelegenheiten in den b ei den S ici lien zu übernehmen; in Folge dieser Einladung werde Garibaldi ganz in Kurzem nach Neapel kommen. (Fr. I.)
Die Jesuiten in Neapel erhielten vom Minister die Weisung, sich auszulösen; der Finanzminister übernimmt die Administration ihrer Güter. (A. Z.)
Marseille, 4. Aug. In Neapel sind 300 Soldaten, die zu Garibaldi wollten, festgenommen worden. Der Kriegs- Minister Pianelli hat die Abbruzzen Preis gegeben und wird die neapolitanische Armee besonders um Neapel conccntriren.
(H. T.)
Paris, 6. Aug. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß das einige Italien einen Anhänger mehr zählt, Se. k. Hoheit den Prinzen von Syrakus. Dieser Prinz wird demnächst einen Brief an V. Emannel veröffentlichen, in dem er sich den ersten Unterthanen des Königs von Italien nennt.
Paris, 6. Aug. Abdel-Kader hat das Großkreuz der Ehrenlegion erhalten als Lohn seines edcln Benehmens in Damaskus. — Constitutionnel und Patrie theilen mit, daß nach einer Depesche 1500 Garibaldi'sche Freiwillige ungehindert in Calabrien landeten. Ein geheimes Konnte in Neapel hat Garibaldi eingeladcn, zu kommen; er wird in allernächster Zeit in Neapel erwartet. (T. d. S. M.)
Paris) 6. Aug. Der Moniteur veröffentlicht das Pro-
s tokoll über die Confereuz in Betreff Syriens vom 3. August, l Das erste Protokoll stipulirt folgende Punkte: 1) Ein Trup- ! penkorps, das bis 12.000 Manu stark sein darf, wird nach Syrien abgehen. 2) Der Kaiser wird unverzüglich die Hälfte dieser Truppen, welche für den Augenblick in Syrien so noth- wendig sind, stellen und die Mächte werden mit der Pforte Übereinkommen über die Vertheilung der ander» Hälfte. 3) Der Cvmmandant der Expedition wird seine Maßregeln dem türkischen Commissär mittheilen. 4) Die Mächte werden genügende Seestreitkräfte an den Küsten unterhalten. Im zweiten Protokoll erklären die Mächte, daß sic nicht beabsichtigen, irgend einen Gebiets-Vortheil oder eine Concession in Handelssachen zu verfolgen; sic erinnern jedoch den Sultan nichtsdestoweniger, an seine im März 1856 übernommenen Verpflichtungen. (T. D. d. H. T.)
Paris, 8. Aug. Der Kaiser hielt im Lager von Cha- lons an die für die syrische Expedition bestimmten Truppen folgende Anrede: Soldaten! Ihr begebt Euch nach Syrien zu dem einzigen Zweck, um Recht und Gerechtigkeit dort trinm- phiren zu lasse». Ihr geht nicht, um gegen irgend eine Macht Krieg zu führen, sondern um dem Sultan beiznstehen, damit er Unterthanen, welche der Fanatismus verblendet hat, zum Gehorsam zurücksähren könne. In fernem Lande werdet ihr würdige Sohne jener Helden sein, welche einst das Banner Christi dortbin getragen haben. (T. D. d. H. T.)
Die Gesammt-Bevölkerung der Vereinigten Staate» von Nordamerika beläuft sich nach der neuesten Zählung auf 29,395,577 Seelen, darunter befinden sich 7,461,724 Deutsche.
Die schöne Philippine Welser.
(Fortsetzung.)
4.
Es war eine schöne, freundliche Sommernacht, die Sterne funkelten am Horizonte, kein Lüftchen regte sich und Alles schien im tiefsten Schlafe zu sein. — In einem leichten einfachen Anzug stand die schöne Philippine unter der Thüre ihres Schlafzimmers, welche in de», hinter dem Hause liegenden Garten ging. Ihre Augen hefteten sich auf die Garten-Anlage vor ihr, als suchten sie einen Gegenstand zu erspähen. Ihr Herz klopfte lebhaft. — Es schlug 1 Uhr auf St. Martha. Einer Stelle, der düstersten und unfreundlichsten im ganzen Garten, flog jetzt ihr Blick zu; dort standen die Bäume dicht auf einander gedrängt und entzogen die niedere Mauer, welche Haus und Garten cinschloß, dem Auge. Die Zweige der Bäume knisterten leise, sie bewegten sich uud jetzt tauchte aus dem Dickicht langsam und vorstcbtlich eine einzelne Gestalt empor. Jetzt nahete sie sich der geöffneten Thüre, wo Philippine mit einem weißen Tuche winkte und im nächsten Augenblicke war die Gestalt im Zimmer, die Thüre schloß sich und Prinz Ferdinand lag zu den Füßen seines angebetcten Mädchens, welcher ein leiser Schrei des Schreckens und der Ueberraschung entfuhr.
Was sich jetzt beide sagten, bestand meistens nur aus abgerissenen Sätzen und wir wollen es nicht versuchen, die gegenseitigen Liebeserklärungen wicdcrzugebcn, welche sich die Liebenden znflüsterten. Endlich mahnte der anbrcchcnde Morgen zum Abschied. Philippine wurde etwas verlegen, denn sie fühlte, wie schwer cs ihr werden möge, den Geliebten zu vermögen, sie ferner zu meiden, eine Nothwcndigkcit, die sie immer mehr cinsah.
Wolken fingen an, die Sterne zu verhüllen; ein Gewitter war im Anzug. Dringend mahnte jetzt das Mädchen an den Rückweg. „Wir müssen uns jetzt trennen, Prinz," sprach sie, „es ist die höchste Zeit."
„Wie?" ries er erzürnt. „Schon wieder „„Prinz'"" Hast Du mir nicht versprochen, mich ferner nur Deinen Ferdinand zu nennen?"
„O Ferdinand!" sprach jene „wie schwach hast Du mich gemacht! — Aber entferne Dich jetzt und nehme die Versickerung mit, daß ich Dich ewig, ewig in meinem Herzen tragen werde."
„Und wenn sehe ich Dich wieder?" frug der Prinz. ^