Wien, 12. Novbr. Ein kaiserliches Handschreiben be­fiehlt, die Staats-Einnahmen und Ausgaben mit dem 1. Nov. 1860 ins Gleichgewicht zu bringen. Der Neichsrath mit zeit­lichen (laS heißt wähl mit widcrrnslick dazu ernannte» Mitglie­dern, während die bisherigen lebenslänglich sind) Theilnehmcr prüft das Budget. (!. D. d. H. T.)

Florenz, 9. Novbr. Die Nationalversammlung hat ein­stimmig den Prinzen Carignan zum Regenten, um im Namen des Königs Victor Emmanuel zu regieren ernannt. (A. Z.)

Bologna, 8. Novbr. Die Nationalversammlung hat die vorgeschlagene Provosiiion angenommen, daß nämlich die Entlassung des Gouverneurs genehmigt werde, und Laß der Dictator mit allen Vollmachten bekleidet bleibe bis Prinz Carig­nan die Regentschaft übernehme. Die sardinische Constitution sei von heute an verkündigt. <A. Z.)

Turin, 2. Novbr. Unter den Wenigen, die bisher die Antwort des Königs kenne», gibt es solche, die behaupten, daß Louis Napoleon keine andere erwartet habe, daß sein Brief nur geschrieben sei, um diese zu erbalten und ein Dokument in der Hand zu haben, mit dem er sich vor Oestreich und zum Thcil vor dem Papste weiß waschen könne. Mau vcrmnthet auch, baß Garibaldi, der vor drei Tagen hier geweftn, von dem Könige den Inhalt dieses Schreibens erfahren habe und daß er darum so heiter aus der Audienz bei geschlossenen Thü- ren gekommen und so hoffnungsvoll abgcreist >ei. Garibaldi hat sein Hauptquartier definitiv nach Rimini verlegt, welche Stadt jetzt starke Triippen-Beivegungen sieht. (K- Z.)

Paris, 10. Novbr. Der Constitutionncl bringt einen zweiten Artikel über die italienischen Angelegenheiten, worin der Haupt-Redakteur Folgendes über den Congreß sagt: Frankreich hat seine militärische Ausgabe erfüllt; seine Aufgabe, den Euro­päischen Friede» zu befestigen, fängt jetzt an. Er fährt fort, die Jtnliener daran zu erinnern, daß der im Werk befindliche An­schluß an die Regierung Piemonts sie der Gefahr aussctze, die . schon errungenen oder aiigebotenen Vortheile aufs Spiel zu setzen. Derselbe zahlt die Vorschläge, welche im Brief des Kaisers entwickelt sind, auf und ist überzeugt, daß die Groß­mächte zu Annahme derselben rathen und Italien sie mit der gebührenden Hingebung annehmcn werbe. (T. D. d. H. T.)

Paris, 11. Novbr. Der Monster schreibt: Tic Ar­beiten der Züricher Conferenz sind beendigt. Die Acten, welche hierauf Bezug haben, sind geschlossen und wurden heute durch die Bevollmächtigten Frankreichs, Oestrcichs und Sardiniens unterzeichnet. Cie umfassen drei Verträge: der erste, zwischen Frankreich und Oestreich stipulirt die Abtretung der Lombardei -n Frankreich unter gewissen daran geknüpften Bedingungen; im zweiten tritt Frankreich diese Provinz unter denselben Bedin­gungen an Sardinien ab. Der dritte stellt den Fnedensstanb zwischen Frankreich, Oestreich und Sardinien wieder her. Die verschiedenen Bestimmungen dieser Verträge sind im Sinne der Präliminarien von Villafranka abgesaßt, setzen Bestimmungen der Regierung des Kaisers und Seiner apostolischen Majestät darüber fest, nach welchen ein Congreß zusammcnzuberufen sei, der die Verträge von Zürich mitgethcilt erhalten und die geeig­neten Mittel zur Pacification Italiens auf soliden dauerhaften Grundlagen zu berathen hätte. (T. D. d. H. T.)

Paris, 11. Novbr. Der Moniteur veröffentlicht eine Depesche des Grafen Walewski vom 10. Nov. 5 Uhr Abends an die französischen Gesandten über die Stipulationen des Zü­richer Vertrags. Die Depesche sagt: über die allgemeine poli­tische Frage hätten die Bevollmächtigten keine Entscheidung fas­sen können, weche die Rechte Dritter präjubizirte, und in den Ressort der Verhandlung des europäischen Kongresses gehöre. Man habe sich also beschränkt, die Uedereinkunft von Villafranca in andern Ausdrücken zu wiederholen und weitere Combinatio- nen sich offen gehalten. Die Regierungen von Frankreich und Oestreich seien einig, einen Congreß der Mächte, welche den Frieden von 1810 unterzeichnet, einzuladen und dazu Neapel, Rom und Sartinien brizuziehen. Was die Pacification der Herzogtümer betrifft, so glaubt der Kaiser sie in einer auf die Rückkehr des Großherzogs von Toscana gegründeten Ueberein- kommenS zu finden. Ueberdieß wird der Kaiser seinen ganzen

Einfluß aufbieten, um die Förderung einer italienischen Con- födcration zu begünstigen. Auch ist der Kaiser überzeugt, daß der Züricher Vertrag den Interessen Italiens entspreche, beson- ders wenn für Venetien eine abgesonderte nationale Verwaltung geschaffen wird. (T. D. d. H. T.)

Paris, 12. Novbr. Der Moniteur berichtet: Die Ver­sammlungen der verschiedenen Staaten Italiens haben sich da­hin verständigt, die Regentschaft dem Prinzen Carignan zu über- tragen. Dieser Entschluß ist bedauernswertb ini Hinblick auf die bevorstehende Zusammenkunft des europäischen CvngresscS, der berufen ist, die Angelegenyeiten Italiens zu berathen, denn dieses strebt die Fragen vorher zu entscheiden, welche dort ver­handelt werden sollen. (T. D. d. H. T.)

London, 11. Nov. Eine Depesche ans Turin meldet: der König von Sardinien habe den dringenden Vorstellungen Frankreichs nachgegeben und verweigere dem Prinzen Carignan die Annahme der ihm angetragenen Regentschaft. (A. Z.)

Tie Spanier habe» große Mühe, die Kosten aufzubrin­gen, welche der Krieg gegen Marokko erfordert. Man hat die Stempelsteuer und die Consumtionssteuer erhöht und waS noch nietit da war, eine M o bilia r stcue r cingcfiihrt. Da muß das kleinste Stück Hausrath versteuert werden.

Allerlei.

Friedrich v. Schiller

ließ durch seinen Sohn Carl, als dieser noch im zarten Ktn- dcsalter stand, folgendes Gedicht der Frau Hofräthin v. Gries­bach in Weimar an ihrem Geburtstage vorrragcn, welche- uns von zuverlässiger Seite zukam, das wir nnsern Lesern nicht vorenthalten wollen:

Mach' auf, Frau Griesbach! ich bin da.

Und klopf' an deine Thure,

Es schickt mich Papa und Mamma,

Daß ich dir gramlirc!

Sag selbst, was ich dir wünschen soll.

Ich weiß nichts zu erdenken.

Du hast ja Kiich' und Keller voll,

Nickis fehlt in deinen Schränken,

Viel fette Schweine mästest du Und gibst den Hühnern Futter.

Die Kuh im Stall die schreit: Mnh, muh.

Und gibt dir Milch und Butter!

In deinem Garten wachsen dir Himberr' uns Stachelbeere

Bei Stachelbeeren fallt mir ein:

Sic schmecken gar zu süße,

D'rum, wenn sie werde» zeitig sein.

So sorge, daß ich's wisset

Nun, jetzt leb' wohl, ich sag adieu.

Gelt, ich war beut' bescheiden?

Doch könntest Du mir, eh' ich geh',

Eine Bnttrrbenune schneiden! fH- 11.)

Um Gegenstände, welche unversehens ins menschliche Auge kommen, auf einfache und gefahrlose Weise zu entfernen, bedient man sich eines Stückchens Fließpapier, wozu jede Zei­tung das Material liefert. Am besten ist es, wenn das Papier in Form einer kleinen Düte znsammcngedreht, die Spitze der­selben mit einer Scheere etwas abgestumpft und dann hiemit der im Auge befindliche Gegenstand leise berührt wird, welcher augenblicklich am Papier hängen bleibt und mit demselben ent­fernt werden kann.

Keine Flöhe mehr. Freue dich, du flöhgeplagteS Frauenvolk, die Pein mit den Flöhen hat ein Ende! Die be» kannte Feldblume leueLntksnwm, welche überall

so häufig gefunden wird, und deren Blätter die Kinder spie­lend mit den Worten auszuzupfen pflegen:Ich liebe dich von Herzen, mit Schmerzen, oder gar nicht," vertilgt alle Flöhe. Die Dalmatiner und Bosniaken haben, wie der Reisende Can­traine bemerkt, trotz ihrer Unreinlichkcit, ihrer vielen Hunde und Katzen, dennoch außerordentlich wenig Flöhe, weil sie die blühenden Pflanzen der Olir^s. leuo. in die Betten und überall hinlegen. So hat denn die große Welt ein Mittel gegen dieses kleine Ungeziefer gefunden.

Druck und Verlag der S.W.Z a iser'schen Buchhandlung. Siedal»'«»' 4 SU«.