Erzählungen für den Feierabend
Oie Verrechnung
Lrrälclung von Kurl Vetter
>n einem schönen, aber schon recht kühlen Herbsttag satz Altvater Anton in der kleine» Gaststube allein aus der Ofenbank Den Rücken lieb er sich durch da- Ofenseuer und seinen alten Bott durch einige spärliche Sonnenstrahlen erwärmen. Knecht und Magd, feine Tochter, sein Schwiegersohn und die Kinder, alle waren drauben bei der Kartoffelernte und hatten ihn hier gelassen, am da« HauS, die kleine Gastwirtschaft, die Katze and die Hübner zu hüten Nur eine Fliege surrte a» einer Fensterscheibe, sonst herrschte ein« wohltuend« Stille, so Satz Anton ungehindert sinnieren konnte Nur zu bald wurde er darin gestört, denn z» einer für Dorfleute ungewohnten Stunde kam vorsichtig spähend ein Mann in die kleine Schonk- stube herein Es war nur der gering begüterte Häuslers Franz, ein kleine», pfiffige» Männchen, dessen Rente von seiner Katbrine verwaltet ond ibm selbst nur ein winzige» ^ 'chengeld bewilligt wurde, wodurch dieser Franz > .zwungen war, etwaige Fehlbeträge durch Holzspalte« bei fremden Leuten zu ersten
Anton Iah deshalb von feinem Ruheplätzchen auch kaum aus Was konnte dieser arme Teufel schon wollen? Zuerst trat Franz etwas verlegen von einem Bein aufs andere, scheuerte sich dann mit dem linken Absatz an seinem rechten Bein und sagte schließlich in sanftem Tonfall: „E'Gott. Anton!"
Anton brummte irgend etwas in seinen Bart und wartete daraus, daß der andere nähertreten würde Das tat Franz aber nicht, im Gegenteil, er blieb abwartend an dem kleinen Schanktisch stehen, sah sehnsüchtig nach den dort stehenden Flaschen und fragte leise verlangend: „Ist denn niemand im Hans?"
„Außer mir net" erwiderte Anton Diese Antwort genügte aber dem Häuslers Franz nicht Deshalb bohrte er weiter: „Alsdann mußt halt du mir einschenken!" Anton wollte nicht und wehrte deshalb ab: „Ich? Ich kenn mich an dem Schanktisch ne« so recht auS, Franz!"
„Aber ich. Anton, ich kenn' mich fei gut aus und ich kann dir genau sagen, von was du mir einschenken sollst!"
„Was willst denn?"
„An Schnaps halt!"
„So—hm " Anton wollte immer noch nicht und versuchte, weiter abziilehnen: „Ich steh' net gern aus, ich muß meinen Rücken wärmen, der mir hakt allweis so weh tut, verstehst!" Damit, dachte Anton, wäre der Fall erledigt Er hatte aber nicht mit der Hartnäckigkeit des andern gerechnet, denn Franz meinte daraui sofort: „Gut versteh' ich des und grad deshalb lad' ich dich ein Wir trinken mit- nander einen; Schnaps ist gut für Jschias.Anton!"
„Meinst?"
„Wenn ich dir sag'!"
Dagegen war nichts zu machen Mühsam und ächzend stand Anton von seiner Ofenbank aus, cchlurffe durch die Stube, kroch hinter den Schanktisch und wollte zwei kleine Gläser hervorholen wogegen Franz sofort Einspruch «hob: „Nimm lieber zwei große, Anton!"
Anton war eine friedliche Natur, stellte also zwei große Gläser auf den Tisch und schenkte dann wti zitternd« Hand den Hellen Schnaps ein, wobet sein Gast acht gab, daß nichts verschüttet wurde „'S wär schab um jeden Tropfen", meinte «. „oder Hab' ich vielleicht net recht, Antolrkl"
„Doch, doch"
„Alsdann, zum Wohl, Anton!"
Anton brummte wieder etwas, nippte auch an seinem Gla» Währenddessen kippte d« dürre Häusler» Franz seinen Schnaps mit einem Scdwung hinunter, schüttelte sich wohlig und faßte dann seinen soeben gewonnenen Eindruck in die Watte zusammen: „Ab, des tut meinen alten
Traum eines Spökenguckers
kleiner llekerr von äoton lltieger
Am Stammtisch saßen Mips, Maps, Mops und Mups
„Heute habe ich", «zählte Mp», „einen sehr interessanten Zeitungsartikel gelesen Einen Zeitungsartikel über Wahrträume!"
„Ab!" sagten Mops, MapS und Mup« zugleich, „sehr interessant! Ja, ja, die Wahrträume!"
„llnhetmllch was da alle» schon vorgekormnen sein soll", erzählte Mips weiter . „Die Leut«, di« solche Wahrträume haben, nennt man Späten» gucker Am verbreitetsten sind sie in Schottland
d an der Meeresküste Diese Leute träumen sehr de. «ich, und alles, was sie träumen, erfüllt sich auch in Wirklichkeit- Ein solcher Spökenguck« träumte einmal, seine Fra» sei gestorben. Nnd wirklich war seine Ehehälfte flebenundzwanzig Jahre später eine Leiche. Die Altersschwäche hatte fie dabingerufft! Unglaublich! Nicht?"
Die Stammtischrunde nickte tiefsinnig.
^Jch selbst", ergänzte Mops den Bericht, „Ich. selbst habe auch schon einmal so einen Wahrlraum gehabt In einer Januarnacht träumte ich, daß das WafferlcitungSrobr geplatzt wäre. Wir hatten damals auch wirklich eine ungeheuerliche Kälte, Nnd tatsächlich platzte wenige Tage später unser Wasseriectungsrohr."
„Auffallend, sehr auffallend!" bestätigt« die Stammtischrunde. „Noch dazu, wo du doch gar nicht an der Meeresküste wohnst!"
„Ach was", sagte Maps „Um Spökengucker zu sein, braucht man nicht unbedingt an dn Meeresküste zu wohnen! Auch ich habe schon einmal einen Wahrtraum gehabt. Während der Nacht träumte ich, daß Arre.de Pfingsten sei Und als ich wach na, ds war wirklich der Pfingstsonntag."
Phantastisch!" Die Stammtischrunde geriet ge- raoezu in Ekstase-
„Eure Wahrträume", sagte schließlich Mups, „sind gewiß bestaunenswert. Sie werden aber in den Schatten gestellt von meinem Wahrtraum, den ich unlängst halte. Ein unheimlicher Wahrtraum, sage ich euch!"
„Erzähle!" bat die Stammtischrunde.
Mups rieselte es?alt über den Rücken, als « begann „Also ... ich träumte sehr deutlich, ich sei im Konzert. Und, stellt euch nur vor ... als ich wach wurde, da . . . war ich wirklich im Konzert!"
Knochen gut. hast g'hört und deshalb kannst »ir sei gleich nochmal einsryen'en, Anton!"
Anton wollte nicht, deshalb «klärte er, daß er j« zittrig wäre und den Datterich hätte Diese Erklärung versing jedoch bei seinem Gegenüber »tcht. denn Franz war sofort. bereit selbst ein- pffchenkrn Das wollte nun wieder Anton nicht und so goß « dem ^'chtigen sein Glas nochmal Volk E» kamen ihm c.,er gleich schwere Bedenken. Deshalb fragte « den Ungeduldigen, während dieser das neugefüllte Glas bereits zur Hälfte mied« ausnuckelte: „Ja. sag' mal, Franz, kannst du den Schnaps überhaupt auch zahlen?"
Franz stellte sei» halbvolles Glas erschrocken hin. kratzte sich seine Bartstoppeln und stellte dann die pfiffige Gegenfrage: .Wieso, wieviel macht'« denn?"
Anton rechnete mühsam: „Jano, also drei groß« Schnaps "
„Drei kleine, Anton!"
Anton wollte keinen Streit und rechnete somit «neut vor: „Alsdann drei kleine Schnaps ... des macht genau sechzig Pfennig!"
Soviel hält' ich grad "
Ueber diese Auskunft war Anton überrascht, seine Bedenken waren jedoch noch nicht ganz zerstreut und so fragte « weiter: „Hm—ja, Franz, woher Haft du denn auf einmal des viele Geld?"
Diese Frage war Franz ersichtlich unangenehm Er wand stch hin und her, tupfte mit seinem rechten Zeigefinger verlegen einen Tropfen vom Schanktisch aus, lutschte den Finger ab und sagte schließlich: „Meine Kathrin hat mir des Geld mitgegeben, verstehst "
„Hm—und was hättest denn dafür holen sollen?"
„Breite Nudeln"
Aus diese Eröffnung hin sagte Anton ehrlich entrüstet: „Alsdann darfst du doch deiner Kathrine ihr Hanshaltgeld net versausen!" Franz gab anscheinend zerknirscht zu: „Eigentlich nei "
Anton sah sein Gegenüber äußerst mißbilligend
an. In diese Mißbilligt»», hinein f«yte Franz: „Kannst die Flasch net vielleicht hinten hinstelle«, damit st« niemand mehr sieht?"
Anton winkt« sofort ab: „Des merken meine Leut trotzdem, daß was drauS fehlt!" Nun zuckse Franz seine schmälen Schultern unwillig hoch, trank, wie um stch für eine erneute Aktton zu stärken, sein noch unbezahltes Glas vollends aus und stellte dann di« ablenkende Frage: „Wieviel Uhr wird'S denn jetzt wohl sein, Anton?"
Anton wußte es nicht Im Gründe genommen war ihm die Zeit auch ziemlich gleichgültig. Franz fragte aber sofort weiter: „Hast keine Uhr net. Anton?" Anton mußte zugeben, daß « selbst keine batte. Daraufhin zog Franz überraschend schnell aus seiner Hosentasche einen alten Ebronometer heraus und erklärte voll Eifer: „Ab« ich, Anton, ich Hab' eine und di« geb' Ich dir in Zahlung, verstehst! Wenn du die nimmst, alsdann kann dir niemand einen Porwurf machen und du stehst vor deinen Leuten fein da, denn di« Ubr km« mal viel Geld kostet und die ist sei echt Nickel versilbert, oder wie e» sonst heißt. Schon 's Gehäuse allein ist viel wert!"
Anton schüttelte zweifelnd seinen grauen Kopf: „Aber nachher fehlt doch die Uhr dir selber. Franz?!" Franz wehrte mit auffallender Heftigkeit sofort ab: „Gar net, Anton, kannst sie fei ruhig nehmen, denn steh, mir ist solch eine Uhr direkt unheimlich Immer rennt der Zeig« rundum und immer wieder ist eine Stund vorbei, verstehst, und deshalb bin ich direkt froh, wenn ich des unheimliche Ding nei mit mir dernmlragen muß!"
Zögernd und mißtrauisch betrachtete Anton die angebotene alte Nhr und gerade röie Franz, um keinerlei Verdacht zu erregen," stch langsam d« Türe näherte und schon die Klinke ln der Hand hielt, holte Anton tief Lust und sagte halb verwundert und halb entrüstet: „Ja, he du. Franz, dein' Zwiebel gebt >a gar net?"
Franz drehte sich gefaßt um und erklärte mit einem erstaunlich harmlosen Gesicht: „Des ist's ja grad, Anton, weshalb ich des Ding so gern Hergebei'
Oopnelte A ssrtt— doppelter Lohn
Ein berüchtigt« Schwätzer kam einst zu einem Philosophen, um sich von ibm in die höhere Redekunst «insühren zu lassen Da forderte dieser Ine doppelte UnterrichtSgebühr wie gewöhnlich. — „Wieso kenn das?", fragte der Mundfertige. — „Weil ich dich nicht nur reden, sondern auch schweigen lehren muß."
Amyang mit Herren
Ein schwäbischer Bauer sollte.zum gestrengen Herrn, dem Amtmann, gehen, vor dem er noch nie gestanden war Im Wirtshaus, wo er einoekehtt, um ein Gläslein Courage zu trinken, erzählte er dem Witt, was n vorhabe, und daß eS ihm bang sei, indem « nicht wisse, wie er mit dem gestrengen Herrn zu Wort, kommen könne Da sagte der Wirt: „Laß dir drum kein graues Haar wachsen Mach« du nur wie das Münnle von Dcsingen" Der Bauer sagte, das wisse er nicht, und er solle ibm's «zählen. ..Recht gern", sagte der Wirt, und «zählt« wie folgt:
„Das Mönnle von Destngen lag im Sterben Er hatte aber dabei keine andere Not. als wie er. wenn « nun in den Himmel käme, an unfern Herrgott das Wort richlen sollte Das vertraute er seinem Weibe an Dieses sprach: „Was brancht's da viel Bedenken? Sag du nur: Grüß Gott, Herr! Dann gibt ein Wort das andere." Das ging dem Mannle von Destngen ein. und er sagt«, daß er nun ruhig sterben könne.
Als der Bauer später wieder aus dem Amthaus gekommen, fragte ihn der Witt, ob er leinen Rat befolgt und gut befunden habe „Jawohl", antwortete der Bauer „Ich Hobe zürn Herrn gesagt: Grüß Gott. Herr!" und der Herr hat dann zu mir 'gesagt: Was willst. Lump? Und so hat dann ei« Wort das andere gegeben."
Heffen-Schwänke
In einen frankfurter Hutladen tritt ein weibliches Wesen fortgeschrittenen Alters. Der Verkäufer wendet stch an die Kundin: „No. Fracht, was wolle denn Sie."
„Ach", sagt das Frache, „ich mecht e scher klon Hütche, e ganz eefach Hütche — ab« ruff, was ruff geht!"
» .
In einem hessischen Dorf hat d« auS den Ufern getretene Dorsbach die untere Brücke weggerissen. Der Bürgermeister gibt dem Polizeidien« den Auftrag, dies in ortsüblicher Weise durch Ausschellen bekanntzumachen Der Polizeidiener entledigt stch des Auftrags in folgender, lein« polizeilichen
Funktion angemessenen Form: „Es wird hiemlt bekanntgemacht: Das Betreten der cutteren Bachbrücke ist verboten! Grinde worttn: Sie is nil mehr doo!I"
„Förster Kirchenstück'
In Forst an der Weinstraße bezeugen die weltberühmten Weine aus dem Jesuitencmrien und dem Kirchenstück, daß die geistlichen Herren viel vom Wein verstanden. Diese Weine gehören zu den köstlichsten der Erde Und doch — so bekannt sie sind — in dem Weinlande Pfalz ereignete sich sollendes verbürgt wahre Geschichtchen Ein Kenner, der in seinem Kxller einen Schatz von Pfälzer Weinen aller Jahrgänge besaß, beobachtete, daß seine edelsten Flaschen „Förster Kirchenstück" immer weniger wurden Aber das mußte ja eine Täuschung sein, denn außer ibm kam einzig seine ckrave langjährige Haushälterin, die zuverlässigste Seele, in den Keller Dennoch! Als er wieder einmal hiniintergestie- gen war, sich eine Labe zu holen, mußte er mit Entsetzen sehen, daß nur noch zwei Flaschen von dem 21er Förster Kirchenstück da waren Er wankt herauf und ruft tn die Küche: „Sannche! Sannche, mer fehlt mei beschter Wei im Keller! Wissen Se was devun? Hawe Se . . -' „Ach Gott, Herr! Wer soll denn in de Keller nunncr kumnie! Do heb doch bloß ich de Schlüssel! Unn ich hol doch als immer norre ee Flasch K och w e i ruff. — wissen Se, denn do, wu druff steht „Forscht« Küchenstück . .
Muse, verhütte dein Haupt!
Unsterblicher Held
Lttiiller ^aeßäote von ölüller-kiüävrsäork
Mit Hilfe seine» treuen Freunde» Andrea» Streicher der Gewalt des Herzogs Karl Eugen entronnen, fand Friedrich Schiller im Jahre 1783 auf dem der Mutter seines Schulfreundes Wilhelm von Wolzogen gehörigen Gute Bauerbach, unweit Meiningen, eine Zuflucht.
Hier schuf er das künstlerisch reifste seiner Jngenddramen, sein bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe", und faßte gleich nach dessen Vollendung den Plan zu seiner dramatischen Dichtung „Don Carlos". Die Ouellenwerke seines Schaffeny vermittelte ihm hier sein späterer Schwager Reinwald, der in Meiningen Bibliothekar war.
Mit den Borstudien zum „Don Carlos" nahm eS Schiller sehr genau. Um sich gründlich in den Stoff Hineinzuarbeitrn, ließ er stch von Rein-
DaS Urteil
Heilere 6e8<4ni4ne von Hakner
Die Bürger von Hehlingen, das ein sauberes Dorf und ordentliches Gemeinwesen ist, sind umtriebig, soweit ihr Wohlergehen eS erfordert, denken aber, weniger schaffen und mehr haben, wäre kein Unglück.
Darnm sehen sie mit heimlicher Achtung zu allen Leuten ans. von denen sie meinen, daß deren Stellung, Beruf und Ansehen dazu dienten, durch mäßige und fast müßig« Arbeit weiter zu kommen, als sie selbst mit Rackern und Plagen erreichen. Solche Leute nennen sie „die Herren" und glauben, dce ungerechte Ordnung und Einrichtung der Welk ermögliche diesen, im Grunde von ihrem Schweiß ein sorgenfreies und genüßliches Leben zn führen.
Da ihnen Axt nnd Sens«, Hobel und Hammer faßlicher in her Hand liegen als zum Beispiel ein Federhalter, denken fie besonders, die Schreiber auf dem Rathaus und fast selbst der Herr Bürgermeister seien eine Art arbeitsamer Müßiggänger.
DaS schließt nicht aus, daß sie ihren heimlichen Stolz an dem stattlichen Bauwerk haben, in dem seit alters di« Geschicke deS Dorfes, Leben, Liebe und Tod, will sagen, Geburt, Hochzeit und Begräbnis, verwaltet und verzeichnet werden. Nnd wenn aus der Stadt ein Paar Herren mit gelehrten Brillengläsern kommen und bewundernd von dem „Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert" reden, denn eS sind Baukunst- Sachverständige, dann fühlen sich die Hehlinßer iraendwie persönlich geehrt nnd anerkannt. Nicht
minder ist dies-der Fdll, wenn ein Künstler mit unaeschnittenen Haaren und leicht verhungerten GesichtSzügen sein Klappstühlchen anffchlägt und ans seinem Farbkasten die buntesten Farbe» her- anstupft, den Rathausgiebel mit seiner Sonnenuhr vor blauem'Himmel bedeutsam hinzumalen.
DaS alles ist recht und gut und soll so sein, aber im Grunde haben sie ihr Urteil fertig und gefällt.
Das bat, ohne eS mit Absicht oder böser Gesinnung zu wollen, ein harmloser Wanderer erfahren. Seine Frage, die mir gleich berichten, war nur — gleichnisweise gesprochen — das Zündhölzchen spielender Kinder im Heuschober oder der berühmt« Funke ins Pulverfaß.
Selbiger Wanderer hatte vor dem Rathaus in Hehlcngen haltgemacht nnd Aufstellung genommen, Es war ihm wohl anzusehen, daß der stattlich« Ban seinen Gefallen finde.
So betraf ihn ein Bürger von Hehlingen und betrachtet« ihn mit vorsichtig anerkennender Zurückhaltung. »
Der Fremde nun dacht«, dieses große HauS habe viel Leben und stattliches Treiben wohl schon beherbergt und wollte wissen, wie das in der Gegenwart sich zeige und vielleicht bewähre. Darum fragte er, bescheiden und höflich: „Mit Verlaub. Sie sind hier ansässig, wieviel Leute arbeiten hier?" nnd zeigte aufs Rathaus.
HehIingenS Bürger aber, dem dies« Frag« gefiel. dieweil er einen verständigen und boshaften Sinn darin zu erkennen glaubte, antwo tele deutlich und fest: „Wieviel Leut' do drenn schaf- fe4— kaum d' Halste!"
„Mein Mann denkt stets an mich, auch während der Arbeit" — „Den Eindruck hatte ich auch, al» ich ihn gestern im Hof Teppiche klopfen sah."
*
Willi ging über den Markt. Ein Spielcvaren» Händler hielt ihn an — „Ein Frage- und Antwortspiel gefällig, mein Herr?" — Willi winkt« ab: „Danke Habe sieben Kinder"
*
„Batt. ich muß dich mal was fragen " — „Nicht fetzt! Ich bade zu rechnen." — „Nur ganz kurz." — „Nun. dann schnell!" — „WaS tut d« Wind, wenn er nicht bläst?"
«
Mißverständnis. Monika hat Herzklopfen. Sie geht zum Arzt. Der untersucht sie. Gleich daraus folgt die Diagnose.
„Ihr Herzklopfen ist nicht so schlimm!. Ihr Herz möchte ich haben!"
»Wirklich, Herr Doktor? Ich lnn nämlich — -noch frei!"
*
GesprächamStamm tisch. „Ein Mann ist schnell vergessen, wenn er tot ist!" — „Aber nicht, wenn du seine Witwe heiratest!"
wald immer neue und immer »nttanqreichere geschichtliche Werke beschaffen. Dieser konnte solche Vormühen zu rein dichterischem Zweck nicht begreifen und sagte schließlich seiffzend zu dem jungen, übereifrigen Dramatiker: „Nehmen Sie es mir nickt übel, lieber, verebrt-r Herr Schiller, wenn ich Ihnen meine Beff'ircbtnng iff-en- bare, daß Ihr Don Carlos noch in dem Meer von Bückern ertrink*'"'
Worauf ihm der von seiner Idee ganz besessene Dichter in stolzer Beaeist-rnng erklärte: „Sie brauchen wirklich nick'S zn befürchten, bester Herr Neinwald,' denn Don Carlos ist ein unfterbi'cher Held!"
Der Streich war vortrefflich
In der ersten Morgendämmerung unternimmt König Friedrich mit General Zieten vom Feldlager aus «inen Erknndungsritt. Da er sichrffch- kcch entfern: von den feindlichen Vorposten wähnt, pfeift er. wie er es gern int im Nachdenken leite vor sich bin
Gerade sind die beiden ans einem Hügelrücken angelangt, da bemerkt Zieten >n einiger Entfernung von dem Gebüich, das sie noch a-ckt, meh- rere feindliche Soldaten in weißen Mäitt ssn. Gleich warn: er den König. „Maiestät, ieien Sie bitte ganz still! Ta drücken naben Feinde, die uns bald entdeckt baden werden Nehmen Lie stink meine m?jße Unterdeck« hier nm die Schultern! Nnd reiten wir langsam, damit der Trupp glaubt, wir gehören zn ihm und wollen uns ihm anschließen!"
Der König tut augenblicklich, wie Zielen ihm geraten, Nno die Feinde lassen sich durch diese List täuschen. Als sie nicht mehr ihre Aufmerksamkeit aus die beiden rich'tt^ machen diese :äh kehrt und galoppieren, so ichuell sic können, davon. Als sie wieder in Sicherheit sind, meint Friedrich lächelnd: j.Der Streich war vortrefflich, mein lieber Zielen! Und nun darf ick doch wohl wieder pfeifen?!" dku.-keU.
Unser Hauswarten im Nai
Oie ertragreichen Feuerbohnen
In den letzten Jahren bat der Anbau der Feuerbohnen stark zugenommen Nicht nur, daß sie eine Zierde bilden und an Zäunen Lauben, Torbögen, ja sogar aus dem Balkon angebaut werden können, sind sie selbst für raube Lagen gut geeignet und tragen unermüdlich bis weit in den Herbst hinein Man darf die Feuerbohnen nur nicht zu alt werden lassen, sondern muß sie pslük» ken, solange sie noch jung ssnd Ihre Anzucht erfolgt in derselben Weise, wie andere Stangenbohnen Aussaat im Mai an Spaiiergerüsten oder Bohnenstangen, an denen üe stch dochranken können Reichliche« Gießen erhöht den Ertrag, der bei guter Kultur je Ar durchschnittlich 70—80 kg beträgt Besonders ertragreiche Sotten sind: Preisgewinner Irotbkübend), Weiße Riesen lweißblü- chendt und zweisarbigblühende Prunkbohne srot- weißl
Vorsicht Helm vüngen <m Garten!
Zum richtigen Düngen im Garten gehört Vorsicht und Erfahrung Man glaubt nicht, wie notwendig das ist Der BerufSaärtner weiß allerdings. wie, wann und wo Dünger zu geben ist und welcher Namentlich jene Gärtner, welch« Rohköstler versorge» Nicht nur der Geschmack de» Gemüses kann durch unrichtige Düngung verdorben werden, auch der des Obstes, namentlich feinere Apfelsorten So soll während des Wachstum? der Gemülekulturen die Jaucbedüngung unterbleiben Wen» man Handelsdünger erhalten kann, ist es gut, diesen gleich bei der Bestellung des Bodens zu verwenden und ihn in den Boden einzuscharren. Stickstoffdünger oder NilrophoSka gibt man erfahrungsgemäß am besten so: Zunächst wird ein Drittel der Gesamtmenge gedüngt Zwet Drittel hebt man für die spätere Kopfdüngung, also sür die Nachdüngung während de« Wachstums, aus Kompost wird bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr leicht in die Oberfläche der Beete etngerechi Verunkrauteten Komvost. soll man jedoch nickt aus die Beete mit feinkörnigen Aussaaten bringen Jedenfalls tut jeder Gartenbesitzer .gut daran, wenn er nicht eigene Erfahrungen besitzt. einen erfahrenen Gärtner zu befragen, wckche Art von Dung er vorschlagen würde. > r.
Asche als Dünger
Bel der Verwendung von Asche als Düngemittel ist zwischen Holz- und Kohlenasche zu unterscheiden Daß Holzasche ein gutes, den Boden verbesserndes Düngemittel ist. dürfte allgemein bekannt sein Holzasche kann auch zur Bekämpfung von Garlenflöben bei jungen Pflanzen verwendet werden Im Geaensatz zur Holzasche die blaß auf die Beete ausgestreut zu werden braucht, sich aber auch bet der Kompostierung vorteilhaft ausivlrkt. ist die Düngewirkung bei der Brlkeltasche erheblich geringer. Koblenasche kann nur bei sehr schweren Böden zur Auflockerung in Frage kommen und wird ain besten mit in den Komposthaufen eingemischt: Eine nennenswerte Düngewirkung ist von Koblenasche aber nicht zu erwarten Dagegen enthält Ofenruß Bestandteil:, die dem Boden sehr zu» träalick siO