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lieber die Stellung Preußens zur jetzigen Luge gibt ein Korrespondent res Stuntsanzeigers, dessen Mitth.ilungen sich stets bewahrten, folgende» Ausschluß. Preußen hat sich mir Oestreick über die Regelung der italienischen Verhältnisse dahin verständigt, daß die Scparatvcrträge ansgegeben und angemes­sene Reformen cingesnhrt werden. Will Frankreich die preußi­schen VergleickSvvrschläge nicht annehmen und namentlich seinen Kampf gegen die anerkannten Rechtsordnungen Italiens, d. h. die Besitzverhältnisse der einzelnen Fürstenhäuser nicht ansgeben, sondern ohne Preußens und Deutschlands Mitwirkung die oberste Entscheidung über die italienischen Verhältnisse in der Ha id be­halten, dann erklären Preußen und Deutschland in kürzester Frist den Krieg an -Frankreich. Ans längere diplomatische Un­terhandlungen will Preußen sich nicht cinlassen. Was Englands Stellung betrifft, so haben »ach der Köln. Ztg. sämmkliche Mitglieder des neuen Kabinets sich dahin erklärt, unter allen Umständen neutral zu bleiben, selbst wenn Deutschland sich an dem Kampf betheiligk.

Im A nsland wird die prenßis ch e Mobilmachung als ein interessantes Geheimnis) angesehen; bald soll sie gegen Frank­reich, bald gegen Rußland, ja sogar gegen Deutschland gerichtet sein, nach de» Einen allgemeinen Krieg, nach den Andern bal­digen Friede» bedeuten. Im Inland ist die Klarheit nicht viel größer. Die vffiz. Erklärung ist kurz diese:Tie Maßregel ist eine rein defensive. Sie verthcibigt die Unabhängigkeit Eu­ropas, welche bedroht wäre, wenn neue Ordnungen in Europa ohne dieZnstimmnng der Großmächte anfgerichlct werden könnten.

Die Mobilmachung in Preußen führt vom 1. Juli an einen Zuschlag von 25 pCt. zur Einkommen-, Klassen-, Mahl- und Schlachistcncr im Gefolge.

Wien, 14. Juni. In gewöhnlich gut nnterrichlcten Krei­sen wird heute als verbürgt erzählt, daß der schon seit länger erwartete 'Rücktritt des Feldmarschall-LieutenantS Grafen Grünne nun definitiv erfolgt, und an seiner Stelle der bisherige Gon- vcrnenr des Tcmeser Banats und der serbischen 'Woiwodschaft, Feldmarschall-Ltentenant Johann Graf Cvronini-Cronberg, zum ersten Gcneraladjntanten Sr. Majestät ernannt ist. (A. Z.)

Wien, 15. Jniik Man behauptet mit Bestimmtheit, Oberst Khnn vom Generalstab und Benedek, zwei der anerkannt tüchtigsten Offiziere in der Armee, hätten anS Aergcr über die letzten Operationen weiße Haare bekommen. Khnn insbesondere, welcher dem Obercvmmandanteii als Gencralstabsches mit der Absicht beigegeben wurde, daß er der eigentliche Leiter der Be­wegungen sein solle, soll in all seinen Cvmbinalioiien durch­kreuzt worden sei», indem seine Entwürfe einem sehr wenig be­fähigten College» zur Begutachtung und zur Bemängelung überlassen wurden. Nur so lassen sich Thatsacben wie etwa die erklären, daß bei Magenta nur der geringste Theil unserer Artillerie im Feuer gewesen sein soll, obgleich die feindlichen Geschütze unsere Reihen furchtbar devastirken und obgleich wir jetzt nahezu 2000 Kanonen in Italien stehen haben, und zwar war dicß darum der Fall, weil die Batterien zu weit entfernt vom Schlachlfclde waren, um zu rechter Zeit Mitwirken zu können. (H. N.)

Wien, 18- Juni. Die Verluste bei Magenta betragen nach den offiziellen Eingaben wie folgt: todt 63 Offiziere, 1302 Mann; verwundet 218 Offiziere, 4130 Mann; vermißt 4000. (T. D. d. A. Z.)

Wien, 21. Juni. Der Kaiser hat heute sein Haupt­quartier nach Villasranca (einem Marktflecken zwischen Verona und Mantua) verlegt.

Die Wiener Zeitung veröffentlicht die Namenliste der bei Magenta gekodteten, verwundeten oder vermißten Offiziere und Soldaten. Unter den Verwundeten finden wir von in Würt­temberg bekannten Namen Obcrlientenant v. Nüppli» beim 21. Feldjägerbataillo» und Oberlientcnant Gras Norman» beim Infanterie-Regiment Grvßherzog von Hessen. Nach anderen Nachrichten ist unter den Verwundeten auch der Herzog Wilhelm von Württemberg, der einen Prellschuß bekommen haben soll.

Brescia, 20. Juni. Die Oestrcichcr setzen ihre rück- gangige Bewegung fort. Der Kaiser rückt heute über Castel-

»odolo (auf der Straße von Brescia nach Mantua) vor. Al­les geht gut. hT. D. d. H. T-)

Bei Caste ln odolo in der Nabe von Brescia hat M, bau, der Ocstrcicher, den Spieß umgekehrt, und Garibaldi, der ihn angriff, tüchtig heimgeschicki. Garibaldi verlor an 400 Tobte und Verwundete und dO Gefangene.

R o m, 14. Juni. Man versichert, daß die Franzosen An- ! cona besetzen werden. Das 1. Lchweizerregiment ist nach Peru­gia abmarschirt. Der russische Gesandte hat dem General Go- hon ein Banket gegeben. (T. D. d. A. Z.)

Die Times meldet ans Neapel vom 17.: Es wurde eine allgemeine politische Amnestie proclamirt. Die gewöhn, lichen Veruriheilnngen werden herabgesetzt. (T. D. d. A. Z.)

Paris, 18. Juni. Tie Paine bestätigt, daß der König von Sardinien bei Empfang der Commissäre von Bologna er­klärte, daß er die ihm angelragene Mililärdictatur ablehne, daß das Papstkhnm nichts von der Unabhängigkeit der Halb­insel zu fürchten habe, sondern daß sie im Gcgentheil eine Garantie für die Unabhängigkeit und die Neutralität des Kir­chenstaates sei. (T. D. d. A. Z.)

Paris, Sonntag den 18. Juni. Brescia den 18- Ter Kaiser und der König sind hier eingczogc» und mit lebhaftem Enthusiasmus ausgenommen worben. Eine Ein­zel n d ar stel l nng der französischen Verluste bei Ma­genta ergibt 2958 Mann (??), bei Melegnano 943.

Paris, 20. Juni. Authentische Nachrichten aus Rom melden dahin, daß nicht nur Se. Heil, der Papst, sonder» überhaupt alle Männer von Einfluß in einer weiten Hast ge­halten, d. h. nicht ans Nom heransgelassen werden. General Gehen und der Herzog v. Grammont haben geradezu erklärt, baß sie durch ausdrückliche Verhaltungsbesehle zu diesem Be­nehmen veranlaßt sind. Der Papst hat mit Entschiedenheit aus­gesprochen, daß er niemals und nirgendwo in Reformen, die man ihm anszudringen suche, einwtUigcn werde, und daß er lieber ans seine weltliche Macht verzichten, als in diesem Punkte nachgeben wolle. (Fr. Pstz.)

Paris. Der Moniteur enthält ans Brescia vom 20. Juni die Nachricht, daß die Oestceichcr die festen Stellungen vo» Lanato, Castiglivne, Mvntechiaro, das durch die Chiese gedeckt und sorgfältig befestigt worden sei, verlassen hätten. (Tie Räumung dieser Positionen verstand sich von selbst, da die Oesircicher den Feind hinter dem Mincio erwarten.)

(T. D. d. H. T.)

In Fontainebleau sind seit einem halben Jahre die schönsten Zfimner fnr den Papst hergerichtet.

Das neue englische Ministerium ist fertig. Lord Pal­merston steht als erster Lord des Schatzes an der Spitze und Lord Ruffel als Minister des Aeußcrn zur Seite. Es ist ein vielköpfiges Ministerium aller Talente und Würden: Hcrzöge, LordS, Grafen, Sir'ö, nur keine Masters.

Die Blinde.

(Schluß.)

Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig," wendete sich William, nachdem der Sturm seiner Gefühle sich in Etwas ge­legt halte, zur Blinden, auf deren Antlitz sich Erstaunen und Befremdnng abspiegelte.In demselben Momente, wo ich meine edle Wohlthäterin in Ihnen erkannte, war es mir, als wälze sich die schwere Bürde alles mir in so reichem Maße zu Theil geworbenen Guten von meinem Herzen. Ich will abtra­gen I rief ich mir jauchzend zu. Ich eilte nach Paris. Tori, unter dem berühmten Roux, habe ich zwei Jahre laug angestrengt gearbeitet. Wenn ich einen Blinden zu behandeln hatte, an den die Aerzte es nicht wagen wollten, Hand anziz- legen, so schwebte ihr Bild ermuthigend vor meiner Seele. Auch sie kann dasselbe Uebcl haben, Du mußt cs heben ler­nen, Du mußt! Und was tausend Andern nicht gelungen wäre, weil sie solch' heiliges Ziel nickt vor Augen hatten, cs gelang mir. Sie leiteten meine Hand, Sie zerstreuten meine Zweifel. Wenn dann die Segenswünsche der Geretteten meine unsägliche Mühe belohnten, wie spornte mich das an, weiter und immer weiter zu ringen, da ans der Ferne die Hoffnung