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Dankbarkeit nur mit meinem Leben erlöschen kann."
„Ich werde das bestellen/' crwiederte der Banquicr unter herzlichem Händedruck. „Es macht mir übrigens viel Bergungen, das Werkzeug sein zu können, um dem Sohne eines Manne», den ich wegen -seiner anfepfernden Redlichkeit stets geachtet habe, eine Freude zu machen. Ihr unbekannter Gönner wünscht ferner:" fuhr Mr. Goldschmidt fort, „daß Sie, nachdem die nöthigste Ausgabe bestritten ist, sich für den ganzen Ueberrest vollständig cgmpiren, einige Tage der Erholung genießen, und sich sodann wieder bei mir cinfinden, wo wir über Ihr weiteres Fortkommen Rücksprache nehmen werden/'
William's Herz war bis zum Ucberstrvmen voll von tiefer, inniger Rührung; unvermögend auch nur Ein Wort her- vorziibringen, gab er ei» stummes Zeichen der Bejahung, quit- tirte, steckte die Banknote ein, und flog mehr, als er ging, nach Hause.
Wenige Tage darauf stand William in einem neuen, geschmackvollen Anzuge vor Herrn Goldschmidt.
Nachdem dieser ihn zum Divan geführt und neben ihm Platz genommen hatte, fing er folgendermaßen an: „Was für einen Plan haben Sie für die Zukunft gemacht, Mr. Ettkins?"
„Noch weiß ich das selber nicht; ich ergreife gern Alles, was sich mir darbieten wird, sobald cS sich mit Ehre und Religion verträgt," entgegncte William.
„Das ist nichts gesagt! Sic müssen doch, wie jeder andere Mensch, eine vorherrschende Neigung zu irgend einem Fache haben!" —
William seufzte.
„Was bedeutet dieser Seufzer? Mein Gott, Sie thnn ja ordentlich spröde, so reden Sie doch!"
„Mein Wunsch war es vormals, Medizin zu stndiren."
„Nun, das läßt sich hören! Zwar ist das Studium der Medizin außerordentlich kostspielig!"
„Das sage ich auch," lautete des niedergeschlagenen William's Bemerkung.
„Jndeß," fuhr Herr Goldschmidt fort, „wenn Sie fleißig sind, so können Sie cs dereinst zu einer bedeutenden Praxis bringen, und alsdann wird es Ihnen nicht schwer fallen, Ihrem'Gönner nach und nach die Auslagen, die ich für Sie zu machen die ausgedehnteste Vollmacht habe, znrück- zuerstätten."
Sir, ich weiß nicht, womit ich diese Güte verdient habe! stammelte der Ucberselige.
„Das weiß ich auch nicht!" crwiederte der Banquicr trocken. „Doch darüber wollen wir »ns keine nnnötbigen Sorgen machen. Genug. Sie reisen mit der nächsten Post »ach Dublin. Richten Sie Ihr Betragen so ein, mein junger Freund, daß Ihr- edler Gönner mit Ihnen zufrieden sein kann ; dann wird er Sie niemals verlassen, sondern für Ihre Zukunft, eben so wie gegenwärtig, Sorge tragen."
Nachdem William nochmals auf der Eltern Gräber den Tribut kindlicher Liebe dargebracht hatte, warf er sich in den Postwagen und flog, jcin mäßiger Jahrgehalt in der Tasche, mit den feurigsten Entschlüssen für die Zukunft in der Brust, und einem Gebete für seinen unbekannten Wohlthäter auf der Lippe, Dublin zu.
ch.
Ohne bemerkenswerthe Ereignisse floß unserem William die Studienzeit dahin. Regelmäßig am wchluffe jedes Semesters liefen Wechsel von Goldschmtdt für ihn ein, nach Ablegung seines Examens von einem Schreiben begleitet/ das ihn einlud, nach London abzngehen.
Nach dreijähriger Abwesenheit trat der junge Arzt in das für ihn so denkwürdige Zimmer des Banqniers. Mr. Gold- fchmidt kam ihm mit früherer Herzlichkeit entgegen, durchlief mir sichtbarem Wohlbehagen die höchst schmeichelhaften Zeugnisse seines Wohlvcrhaltens und seiner Tüchtigkeit, umarmte ihn und sprach mit unverhehlter Freude: „Jetzt, mein junger Freund, sind Sie am Ziele und werden recht bald auf sich selber angewiesen sein. Wie viel Vergnügen Ihr zeitherigeS Betragen unserm gemeinschaftlichen Freunde macht, geht wohl daraus am Besten hervor, daß er auch dafür gesorgt hat, woran es
Ihnen noch vorläufig mangelt; ich meine, für einen Wirkungskreis, ausgedehnt genug. Ihnen praktische Erfahrung zü verschaffen. Jedoch misslich bcvvrwvrten, daß es Ihnen ganz überlassen bleibt, ob Sie davon Gebrauch machen wollen oder nicht. Es ist dich nämlich die Stelle eines Arztes auf den in Irland gelegenen ausgedehnten Besitzungen des Lord O'Meare. Da Sie zugleich Leibarzt Sr. Herrlichkeit werden, so wirft die l Stelle, bei ganz freier Station, baare zwolshundert Pfund jährlich ab. An Zerstreuungen mancherlei Art wird es Ihnen auch nicht fehlen, da Se. Herrlichkeit sich von der großen Welt zurückgezogen hat und für die übrigen Tage seines Lebens auf seinem Stammschlosse einen kleinen Hofstaat hält und in Irlands Torfgründen Schnepfen und Füchse jagt. Ziehen Sie nun noch den. Umstand in Betracht, daß Ihre dortigen Bedürfnisse nur gering sind, und Sie die beste Gelegenheit haben werden Ihrem Gönner das empfangene Darlehn nach und nach zurückzncrstattcn, so glaube ich nicht, daß Sie das Engagement von sich ablchnen werden." (Forts, folgt.)
Allerlei.
— jFalz - und Heftmaschi n e.j Es ist bekannt - daß die Druckbogen, wenn sie von der Presse kommen, eines mehrmaligen ZnsammenbrechenS bedürfen, um in die Bücherform gebracht zu werden, was man Falzen nennt. So gefalzt, erheischen die Bogen noch des HcfteuS, als der nächsten Arbeit zur Verwandlung der einzelnen Mögen in eine Broschüre oder ein Buch. Seither ist daS Falzen und Heften eine Handbeschäftigung des Buchbinders gewesen, und ein fleißiger, geschickter Arbeiter bringt eS dahin, 5000 Bogen in 10 Arbeitsstunden zu falzen und in andern 10 Arbeitsstunden zu heften. Nun ist vor Kurzem von Hr». Sulzberger-Pfister in Frauenfeld (Schweiz) eine Maschine erfunden worden, welche das Falzen und Heften zugleich verrichtet, und zwar in derselben Zeit, in welcher eine Schncllprege die Bogen druckt und herausgibt. Die Maschine bedarf nur der Bedienung von 2 Knaben, von denen der eine sie in Gang setzt, der andere die Bogen anf- legt. Die . Maschine kann für jedes Format gestellt werden. Wir haben Broschüren sehr zufriedenstellend von ihr gefalzt und geheftet gesehen, und soll dem Vernehmen nach in der nächsten Leipziger Ostermesse den Leuten vom Fach die Maschine im Gang gezeigt werden. .
— »Ein Gnlden" steht auf den Guldenzetteln. Die Wiener lesen das so: „Ein Jeder Napoleon Geht Unter, Lang Dauert Es Nicht".
— Lin in Heidelberg die deutsche Sprache erlernender Engländer wurde Schulden halber in den Arrest verwiesen. Nach einem sechswö- chcntlichen Aufenthalt in dem stillen Asyle, wo er eine besondere Thä- tigkeit entwickelt hatte, bedankt er sich bei seinen Gläubigern für den erwiesenen Liebesdienst. Er meint, er hätte sonst in einem Jahre nicht so viel gelernt und empfiehlt allen seinen Landsleuten, welche die deutsche Sprache erlernen wollen, ihm nachzuahmcn.
— Ein naseweiser junger Mensch verspottete einen Juden wegen der Größe seiner Ohre». „Ich kann es nicht leugnen," versetzte dieser, „daß. sie für einen Menschen zu. groß sind; aber Sie werden auch zugebcn, daß die Ihrigen für einen Esel zu klein sind." .
Als.Napoleon nach dein Frieden von Tilstl in Gotha speiste, waren Stadt und Schloß köstlich erleuchtet. Ein gewisser Metzger Auerbach, welcher sehr große Geschäfte als Schlächter machte, hatte transparent geschrieben:
Napoleon ist in seinem Fach Das, was der Metzger Auerbach.
R ä t h s e l.
Ich bin bei der Kirche angcstcllt, o.
Mein .Wesen ist ganz erbaulich.
Und über den Dingen dieser Welt Mein Standpunkt hoch und beschaulich-
Mein Wort ist einfach, doch hat es die Macht,
Zur Andacht zu rufen die Frommen,
So dien' ich der Kirch bei Tag und bei Nacht Und bin doch hinein nie gekommen.
Truck und Verlag der G. W. Z a >se r'schen Buchhandlung. Redaktion: HSlzle.
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