Leben zu gehen, und auf den Thron des unabhängigen Ungar» landeS würde dann der Großfürst Constantin geletzt werben. Lord Malmcsbnry soll sich von dieser Mittheilung tief erschüt­tert gezeigt haben. Es versteht sich von selbst, daß bei einer solchen Cvmbination Kossuth nicht übergangen werben kann, und da cS schon, wie ich versichern z» können glaube, während -es oiientalischen Krieges der Fall gewesen, daß russische Agen­ten mit dem berühnncn magyarischen Agitator Unterhandlung geyflogen, so läßt sich wohl mit nwhr Wahrscheinlichkeit anneh­men, daß der genannte Weg eingeschlaaen wurde, als daß man die compromttlirende Herkunft Kossukhs verlangt hätte. Ein Cardinal ist ans Rom in außerordentlicher Sendung hier eingclroffen und wurde von dem Kaiser in besonderer Au­dienz, aber, wie cs heißt, unk auffallender Kälte empfangen.

Paris, 11. Mai. Ter Kaiser kam diesen Morgen 5 Uhr in Valence und Mittags in Marseille an; auf dem gan­zen Wege war die Bevölkerung Nachts auf den Beinen, um ihn zu begrüßen.

Paris, 12. Mai. Die Oestreicher habe» wirklich den Belagernngsstand von Ancona aufgehoben, und den Lenchc- thurm wieder angeznndet. iT. D. d. Allg. Zrg.)

Paris. Man sagt, der Kaiser erkläre mit Zuversicht auf einen vollkommenen und schnellen Triumph zu rechnen, und er glaube vor Jahrcsschluß die Oflrciebcr ans Italien hinwcg- segen und einen trinmphreichen Frieden dikliren zu tonnen. Auch sagte er beim Abschiede z» einigen umstehenden Personen: ,,Wir werden uns bald Wiedersehen."

Seine lieben Franzosen und vor allen seinen getreuen Pariser hat N a po l e o n in der Obhut der Kaiserin Enge- ni.e zurückgclassen. Ter Kaiserin ist die Regenischaft übertra­gen, sie übt sie nach Instruktionen ans, die im Staatsarchiv niederqelegt sind Onkel Jerome ist ihr verordneier Beirath. Hinter bei, Conlissen flehen aber Andere als der altersschwache Onkel, namentlich Pelissier, dem der Oberbefehl über alle Truppen in Frankreich übertragen ist. Die Pariser sind zu galant, »m wider den sanft geschwungenen Pantoffel einer ,o schönen Frau sich anfznlehnen.

Aus dem Elsaß, 0. Mai. Wenn mehrere ZcitnngS- blätter sich schreiben ließen, daß die nach Italien ziehenden französischen Truppen nicht mit sonderlicher Knegslnst ins Feld gerückt wären, so ist dies; ans der Luft gegriffen; im Gegen­teil herrscht unter Offizieren und Soldaten die freudigste Slimmnng, besonders da die Ansicht vorherrschend ist, daß die Tinge in Italien in kürzester Frist beendigt sein durften, und sie dann im Bercin mit der INI Elsaß sich sammelnden großen Rdein-Arn ee ihre Operationen, deren Ziel Deutschland ist, beginnen würden. In ihrem leichten Sinn hoffen sic schon im Laufe des Sommers das von ihren Vätern als ttlelornäo bezeichnete Land erobert zu haben. Tie Kriegsrnstnngen sind übrigens ungeheuer, und außer unzählige» MunitionSvorräthcn, die Tag und Nacht nach den westlichen Provinzen geschafft werden, ist man mit Anfertigung gezogener Geschützröhrcn allen Calibers so thätig gewesen, daß jedes Linienregiment mit so­genannten ployes regimontnires > wie zur Zeit des ersten Kai­serreichs, bereits versehen werden kann. Obschon die Re- montirung der Cavallerie sehr eifrig betrieben worden, so ist man mit Annahme tauglicher Pferde dennoch sehr rigoros ver­fahren, und französische Offiziere vcrsickwrn, baß ihre Regimen­ter noch nie so trefflich beritten ins Feld gerückt seien, als dicß jetzt der Fall sein werde. ^ (Fr. I.)

London, Ich. Mai. DerMorning Herald" widerlegt in einem halbosfiziellen Arukel das Gerückt von einem gehei­men Vertrage zwischen England und Preußen. England habe mit keiner Macht weder ein schriftliches, noch ein mündliches Arrangement eingcgangen. Lord Cowley rciöte gestern wie­der nach Paris ab, nachdem er eine lange Unterredung mit Lord Malmesbnry hatte.

London, 13. Mai. Von Malta ist die Nachricht ein­getroffen, die östreichische Lloydgcsellschaft schicke ihre Dampfer thcilweise nach dieser Insel, da sie ein Bombardement durch die Franzosen befürchte. DerJmpcratore" sei bereits angc- kourmen. <F. I.)

England erläßt ein Circular an alle deutschen Staaten: ES bleibt neutral, wenn Deutschland Oestreich beistche, ohne von Frankreich angegriffen zu sein. (T. d. S. M.)

Den Russen nur nicht wehe thun, sie baden uns lieb, ^zhr Kaiser hat gesagt (so steht in den Zeitungen gedruckt zu lesen): so lange er eine Hand regen könne znm Commaiido, so lange werde den Preußen kein Haar gekrümmt, und wenn er es krümmen wolle, so würden es seine Russen nicht thnn, denn denen gehe Preußen über alles.

In Japan wüthet die Eholera. Ihr sollen in Jcddo binnen einer Woche 150,000 Menschen erlegen sein.

-Allerlei.

Der Krieg!*)

Mitten in den grünenden und blühenden Frühling rücken die Menschen ans, nin mit Schwert und Todesgeschoß ihren Hader ansziifcchten. Ihre Rosse zerstampfen den Boden, der sich eben Mit friichem Rasen bekleidet hat, ihre Streitwagen zermalmen die Flur, der gestern die Saat anvertraut worden, das Grün der Erde färben sie roth mit Blut!

Der StufKrieg" tönt dnrch die Welt und erfüllt die Herzen mit Schrecken. -

Mag sein, daß einige Ehrgeizige dem Kriege entgegen- janchzen, weil sie durch denselben Rang und Reichthum zu er­werbe» hoffen; mag sei», daß einige tollkühne Jünglinge die Abwechslung der blutigen Würfel gern erfahren sie werden es bald schlimm genug erfahren die Völker gehen dein Kriege nur mit Schrecken entgegen.

Was dieser eben ansbrechende Krieg für einen Ansgang nehmen, wie weit er sich ansdehneu werde an Zeit und Raum kein Sterblicher kann cS bestimmen. Wie viel reiche Städte zerstört, 'wie viel blühendes Menschenleben vernichtet und ver» krüppelt, wie viel mühevoll Geschaffenes zertrümmert, wie viel Hab' und Gut verloren werde». Niemand kann cs bestim­men aber nicht allein nicht im Voraus, sondern auch nach­her nicht cS wird eben nicht zu zählen sei»!

Das ruft uns wieder einmal die Frage herein: werden die Menschen immer Krieg führen? werben sie immer was sie für Recht halten, mit den Waffen vertheidigcn? wird ihr Zwist stets durch Mord im Großen, dnrch Plünderung im Großen geschlichtet werden? oder wird der Krieg einst einem ewigen Frieden Platz machen, daß der NameKrieg" nur noch wie eine Fabel der Vorzeit, wie die Sagen von Giganten und Greisen, Drachen und Pvtyphemen heriibeikvnt?

Vor Jahren sprachen wir unsere Gedanken hierüber ein­mal folgendermaßen aus:

Die Schrift soll einen allgemeinen Frieden durch den Mund der Propheten verkünden.Laßt uns hinanziche», spre­chen die Völker, znm Berge des Ewigen, daß Er uns lehre vor seinen Wege», und wir wandeln auf seinen Pfaden. Und Er richtet die Völker, und sckiedsrichtct vielen Nationen. Dann schmieden sie ihre Schwerter zu Sensen und ihre Sperre zu Winzcrnlessern; nicht mehr hebt Volk gegen Volk das Schwert, und nicht lernen sie fnrder Krieg."Dann herbergt der Wolf beim Lamme, und der Parder lagert sich beim Bäckchen; Kalb und junger Löwe und Mastkalb allzumal, ein Knäblein führet sie. Und Kuh und Bärin meiden mitsammen, mitsammen la­gern sich ihre Jungen, und der Löwe frißt Stroh, wie das Rind. Und der Säugling spielt an der Natierklnft, und nach der Otterhohle streckt der Entwöhnte seine Hand aus. Nicht böse und nicht verderblich handeln sie ans meinem ^ganzen hei­ligen Berge, denn voll ist die Erde der Erkenntniß des Ewi­gen, wie die Wasser das Meer bedecken."

Also sprechen die Propheten; dann aber war es schon der Traum vieler edlen Seelen, die alle Völker Hand in Hand die große Bahn des Lebens und der Entwickelung mitsammen wandeln sahen ohne Streit und Hader. (Forls. folgt.)

*) Aus dem jüdischen Volksblatt von vr. Ludw- Philippson (»Magdeburg-

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