wir, ehe 14 Tage verstreichen, 800,000 Mann unter Waffen haben. Ncbstdem ist cS bereits mehr als sicher, daß eine »enc RekrutenauShcbnng van 100,000 Mann stattfinden wird. Das Cvnunaudo der großen Reservearmee in Istrien hat Feldzeug- meister Graf Wimpffcu erhalten. Die in Oestrcick weilen­den französischen Staatsangehörigen, sowie jene Pie­monts sind unter den Schuß der hiesigen spanischen Gesandt­schaft gestellt, die in Frankreich weilenden Oestreicher durften unter belgische oder portugiesische Protection gestellt werden.

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Wien, 30. April. Se. Maj. der Kaiser haben am 27. April den nachfolgenden Armeebefehl an die unter dem Kommando des Fcld-Zcugmeisters Grasen Gyulai stehenden Truppen der zweiten Armee zu erlassen geruht: Nach fruchtlo­sem Bemühen, Meinem Reiche den Frieden zu erhalten, ohne seine Würde in Frage zu stelle», bin ich gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Mit Zuversicht lege Ich OcstreichS gutes Recht in die besten und bewährten Hände, in die Hände Mei­ner braven Armee. Ihre Treue und Tapferkeit, ihre muster­hafte DiScipli», die Gerechtigkeit der Sache, die sic verficht und eine glorreiche Vergangenheit verbürgen Mir den Erfolg. Soldaten der zweiten Armee! An Euch ist es, den Sieg an die unbefleckten Fahnen Oestreicks z» binden. Geht mit Gott und dem Vertrauen Eueres Kaisers in den Kampf.

Franz Joseph m. x>.

Wien, 1. Mai. Die gestern verbreitete Nachricht über ein Gefecht beim Uebergange über den Tessin bestätigt sich nickst. DieMilitärzcitung" versichert, gut unterrichtet zu sei», wen» sic berichtet, daß die in Italien unter dem Oberbefehl des F.-Z.-M. Grafen Gyulay stehende Armee ehegestern die piemvntesischc Gränze betreten und ihre Richtung auf das Herz der Revolution Turin genommen hat. Allerdings dürf­ten die Franzosen von Genna ans in zwölf Stunden mit der Eisenbahn einige Tausend Mann nach Turin geworfen haben, und es ist anzunehmcn, daß unsere Feinde die Positionen an der vor» Imlckoa bei Rondisone, wo die Piemvntcscn in letzter Zeit Vcrschanzungcn aufgeworfen haben, halten werden, um unseren Truppen den Weg nach Turin zu verlegen. Rondisone ist auf der Straße von Nvvara nach Turin, zwei Meilen von letzterer Stadt, und hiev dürfte der erste Zusammenstoß in der kürzesten Zeit erfolgen.

Weil man zum Krieg nicht blos Soldaten, sondern auch Geld, und zwar sehr viel Geld braucht, macht Oestrcich ein Anlchen von 200 Millionen Gulden.

Das deutsche Petersburger Journal, das mit der offi­ziellen Welt in Verbindung stehen soll, vertheidigt durchaus das Reckt Deutschlands auf Schleswig Holstein; zugleich stellt cs aber die Besorgnisse Deutschlands vor einem Angriffe Frank­reichs als völlig grundlos dar.

Turin, 1. Mai. Offizielles Bulletin. Der König ist mit dem Gencralstab heute Morgen abgegangen, um das Kom­mando der Armee zu übernehmen. Der französische General Bonak ist am Samstag an einem Herzschlag gestorben.

Pariser Blätter sprechen die Uebcrzengung aus,daß die Oestreicher in der ersten Schlacht in einer Weise geschlagen werden, die Epoche machen wird." Ein Aufstand in Mailand werde den Rückweg versperren.

Paris, 3. Mai. Eine kaiserliche Proclamation sagt: Oestreich erklärt uns den Krieg durch seinen Einfall in Sar­dinien, es verletzt die Verträge und bedroht unsere Grenzen. Warum hat Oestreich Alles so auf die Spitze getrieben, daß cs entweder Italien bis zu den Alpen beherrschen, oder Ita­lien bis zum adriatischen Meere frei sein muß? Keine Erobe­rung. Achtung der Verträge, vorausgesetzt, daß sic nicht gegen uns verletzt werden. Unter Zweck ist die Befreiung Italiens, keine Wühlerei, die Befreiung des Papstes von fremdem Druck, nicht die Erschütterung seines Thrones. Der Kaiser wird an der Spitze der Armee stehen, die Kaiserin bleibt in Paris, un­terstützt von Prinz Jerome. <T. D. d. H. T.)

m ^ o!'' 28- April. Man telegraphirt derOstd. P.": Die Verhältnisse zu dem Tuilericnhofe sind gespannt. Lord

MalmcSbnry soll das Verlangen gestellt haben, das adriatische Meer als neutral zu erkläre», was Frankreich abgclehnt.

Warschau, 26. April. Es heißt, der Vetter unseres Statthalters, Fürst Alexander Gortschakoff, habe auf die deß- fallsige Anfrage des Tnilcrien-Cabincts durch den Grafen Kis- selew im Namen Rußlands sich dabin geäußert:Wenn Frank­reich im Interesse eigener Sicherheit sich berufen fühle, auf der apeuninischcn Halbinsel den Einfluß OcstreichS zu modlfi- ciren, so dürfe es darauf mit Bestimmtheit rechnen, daß bei etwaigem Conslikte Rußland nach beiden Seilen hin in strenger Neutralität verharre» werde, so lange das Streitobjekt kein anderes werde und keine Einmischung anderer Mächte hinzu- trete." Auch Preußen gegenüber ist dieselbe Erklärung abge­geben worden, mit dem Hinzunigen, daß Rußland in einer Angelegenheit, in welcher Frankreich, lediglich seinem Verbün­deten (Sardinien) gegen den Angriff OcstreichS Hülfe leiste, keine Aggression Deutschlands zu erblicken vermöge. (B.-H.)

Gerüchte von einer Revolution in Consta ntinopel sind jedenfalls unbegründet, Rußland würde aber kein Beden­ken haben, wenn sie wahr wären.

In Galatz hat am 13. eine Judenverfolgung stattgefun- den, wie sic vor Jahren in Damaskus und neulich in Smyrna verkam. Es wurde, wie dieOefterr. Z." sagt, das Mähr- chen verbreitet: man habe in einem Graben neben der Syna­goge einen dreizehnjährigen christlichen Knaben gefunden, dem die Israeliten zur Ausübung ihres Gottesdienstes Blut abgc- zapfi hätten. Tie unteren Schichten der walacksischen Bevölke­rung zerstörten darauf die Synagoge, plünderten und mißhan­delten die Juden der Art, daß 200 derselben sich unter ärzt­licher Beoandlnug befinden. Tie Lokalbehörde vermochte den Unruhen nicht zu steuern. Die Israeliten flüchteten größten- theils in das preußische und österreichische Consnlat oder ans österreichische Schiffe. Tie Zahl der Todten ist noch unbekannt.

(St.-A.)

In Amerika setzte man die Armee auch' in Kriegsbe­reitschaft, vor der Hand wird sie aber blos auf den Strumpf gebracht. Das KriegSdepartemeni hat 80,000 Paar Strümpfe angeschafft, eie mit Strickmaschinen gemacht werden Die kleinste derartige Maschine, mit der Hand getreten, strickt 3500 Maschen in der Minute ober ein Paar Strümpfe in weniger als 10 Minuten; wird sie mit Dampfkrast getrieben, so strickt die Maschine doppelt so viel.

Menschenwerth.

(Schluß.)

Du hast Gefühl, Mclonio»! darum wird es dich nicht wundern, wenn ich dir sage, daß unter allen Unfällen mich diese Flucht am härtesten ergriff, daß ich ihr unterlag. Auch du endlich! rief ich aus; mein Gefühl betäubte mich, ich sank bewußtlos zur Erde. Wie lange ich mich in diesem Zustande befand, kann ich nicht genau bestimmen, doch mußte er mehrere Stunden ungehalten haben, denn schon war der Tag wieder angebrochen, als ein Winseln und Zupfen mich weckte. Müh­sam schlug ich meine Augen auf und erblickte, o der Wonne! meinen zurückgckehrtcn Frennd. Er war mit Blut befleckt und zu meinen Füßen lag ein Thier unbekannter Art, einem Kanin­chen nicht unähnlich. Als Mnrkim sah, daß ich erwacht war, faßte er das Wild mit den Zähnen, sprang auf mich zu und legte es wedelnd in meinen Schooß. Ich ward hiedurch vom Hungertodc errettet.

Freilich war das, was er mir darbot, kein königliches Mahl, aber keins von allen, welche ich ehemals im Glanze meines vorigen Standes genoß, hatte so köstlich mir gedünkt, mich so kräftig erguickt, als diese wenigen rohen Bissen. Neu gestärkt setzte ich jetzt meine Wanderung fort, sah mich am Nachmittage auf einer etwas betretenen Straße, am Abend auf persischem Grund und Boden und mit dem nächsten Morgen in einem kleinen Städtchen. Das wenige Gold, welches ich noch besaß, war hinreichend, mich durch Anschaffung anderer Kleider noch unkenntlicher zu machen und durch kräftige Nah­rungsmittel mich wieder zu erholen. So lebte ich einige Wo-