welchem Piemont voraussichtlich in kläglichster Vereinsamung erscheine» dürfte, keine Aussicht ans Verwirklichung Huden. Allerdings wurde Oesterreich mir Neapel, Nom, Modena, u. s. w. leichtes Spiel haben, um die Auftechthalrung des gan­zen Status gno zu proclamiren. Ans der anderen Leite wird versichert, daß selbst Rußland der Zulassung PiemonlS mir beschließender Stimme abhold sei, wul nicht ohne Grund befurchte, daß diese Zulassung der Ansang zu endlosen neuen Verwicklungen sein werde. Ans ein sehr festes Auftreten der französischen wie der österreichischen Bevollmächtigten lassen die unausgesetzten Rüstungen schließen. (K. Z.)

I" Folge eines Erlasses des kaiserlichen Ministeriums für Ackerbau in Frankreich wird dieses Jahr vom 21. bis 29. Mai in Straßbnrg eine großartige Ausstellung von Zucht­vieh, Ackergerärhe und landwirthsckastlichcn Produkten staltsin- den, wozu jedoch diesmal nur die Landwirthe vom deutschen Rhcinnser, also von Baden, Württemberg und Nheinbayern mit ihren Fabrikaten und Erzeugnissen zngelassen werden.

Ein Beamter deö Hauses Rothschild in Paris unterschlug seinem Prinzipal 100,000 Francs und ward verhaftet. Im Verhör vor der Polizei brachte er sich blitzschnell mit einem Dolche mehrere lebensgefährliche Wunden in der Brust bei.

London, 1. April. Die M orjo u Lord I. R n ssells zur Refvrmbill ist mit 300 gegen 291 Stimmen angenommen, die Regierung also geschlagen. Das Unterhaus war in lebhafter Aufregung und vertagte sich bis Montag. <Es ist, wie schon gemeldet, ungewiß, ob das Cabinet den Sieg der unzeitgemäßen und selbst von entschiedenen Liberalen getadelten Russellschen Jutrigne durch Znrücktreten oder ParlainentSauflö- snng oder Zurücknahme der Reformbill berücksichtigen werde. Die Minorität der Regierung um 09 Stimmen ist kleiner, als erwartet wurde; Ruffell hatte auf eine Minderzahl von 80 ge­zählt.) T. T. d. S. M.)

Aus Kaiser Josephs letzten Lebensjahren.

(Fortsetzung.)

Darüber gcriekh der Grenadier nun auch in Grimm und Zorn und ganz vergessend, daß er vordem offenen Fenster des Kaisers stehe, antwortete er hitzig und schlug endlich mit der Faust den Gärtner zu Boden. Laut schreiend stürzte der nie­der und erschrocken über die Folge solcher Gewaltthat wichen beide, Vater und Sohn, zurück. Und während Anton de» Va­ter hastig in die Gcbniche drängte und ihn bat, zu fliehen, er­hob sich der Gärtner, nahm sein langes Messer aus der Tasche und näherte sich hinterrücks dem Grenadier; da rief der Kai­ser, den der Streit wieder an das Fenster gelockt und der Alles bemerkt hatte, laut hinab:Schildwache," der Bursche will dich stechen!

Die Drei standen wie vom Blitz getroffen; der Grena­dier faßte sich zuerst und präsentirte, festen Blickes zum Kai­ser cmporschend. Der Bauer batte schnell den Hut vom Kopse abgerissen und schaute ebenfalls hinauf; der Gärtner zog sich langsam nach der Mauer zurück, um sich zu entfernen."

Fasse den Burschen, Grenadier!" ries der Kaiser wieder. Er sofl der Wache übergeben werden!"

Allein die blinde Wulh des Gärtners machte seine Ge­fangennahme nickt ganz leicht, und als der Grenadier chm das Messer entwinden wollte, erhielt er einen so heftigen stich in die Seite, daß er mit einem lauten Schrei znsammenbrach.

Dies war aber auch ein Zeichen des Angriffs für den alten Vater. Ein Sprung, ein Griff, ein Schlag mit der ge­waltigen Faust und der Mörder lag besinnungslos neben dem in seinem. Blute schwimmenden Grenadier, über den sich nun der Vater laut jammernd beugte.

Alsbald wurde Lärm im Schlosse. Soldaten, Offiziere, Diener kamen schnellsten Laufs herbei und selbst der Kaiser er­schien bei dem Unglücklichen, so daß in wenig Minuten die sonst so stille Gartenallee mit einer großen Menge Theilnchmcnder und Neugieriger sngcfüllt war.

Auf Befehl des Monarchen kamen auch mehrere Aerzte, die den Verwundeten untersuchen und die schleunigste Hülfe lei­

sten mußten; ihnen wurde derselbe zu weiterer Pflege ange­legentlich empfohlen. Sowohl zur Beruhigung des Kaisers als auch insbesondere des alten Vaters erklärten dieselben, daß die Wunde nicht tödtlich sei und der junge Grenadier jedenfalls gerettet werden würde. Der Mörder war bereits in Haft ge­nommen und nach den vorliegenden Umständen erwartete ihn eine schwere Strafe, zumal der Kaiser von Allem Angen- und Ohrenzenge gewesen war.

Ailmählig beruhigte sich Alles; der Kaiser befahl, den Bauer nach seinem Arbeitszimmer zu führen, er wollte selbst dessen Gefllficbte, seine Reffe, seine Sorgen erfahren.

Der Bauer erzählte:Kaiserliche Majestät! Als ein schlick- ter Bauersmann, der Gott und die Obrigkeit fürchtet, ernährte ich bisher, nicht reich, nickt arm, meine Frau und vier Kinder von dem Ertrage meines Hvfcö bei Müudorf, unweit Salzburg gelegen.

Nun hatte ich einen Nachbar, der wie ich einen Meier- Hof besaß und wie ich arbeitete, sorgte, sparte. Wir waren liebe, treue Freunde, bis ihn vor nahe fünf Jahren der Tod von mir und seiner einzigen Tochter unerwartet riß. Sterbend hatte er sie mir zur treuen Obhut übergeben und gern that ich, was ich konnte; so wie ich für die Meinen sorgte,' so sorgte ich für sie. Bei mir wuchs sie heran und es konnte nicht fehlen, daß sich bald viele Bewerber fanden, denen daö reiche und schöne Mädchen gefiel; aber bereits liebte Rosel, so hieß sie, meinen Antvuel und beide wollten nicht von einander lassen ihr Leben lang. Doch unter diesen Bewerbern fand sich auch der Sohn nnsers Amtmanns, ein wilder und roher Herr, den Ro­sel gerade am tiefsten haßte. Allein sie reizte dadurch nur den Zorn deö Amtmanns und er quälte sie wie mich, den er für den Urheber ihrer Abneigung hielt. Uns alle ließ er durch harte Bedrückungen seinen ganzen Zorn empfinden. Bald wa­ren Frohnden zu leisten, bald focht er unser Besitzthnm an und kränkte uns, wo er konnte. Bei der nächsten RekrntenanShe- bung mußte Antoncl mit; der kaiserlichen Majestät soll er im­mer dienen, aber der Amtmann schaffte ihn nur fort, um sei­nem Sohn bci Rosel freie Werbung zu gewinnen. Doch das Mädchen hielt an ihrer Liebe fest und der Amtmann faßte einen andern Plan sic zu verderben. Eine alte Schrift, die sich noch im herrschaftlichen Archiv vorgcfnnden haben sollte, diente ihm als Docnmcnt zu einem Prozeß, wodurch die Waise fast um die Hälfte ihres BefitzthnmS gebracht werden sollte, ein kleines, ans Unwissenheit begangenes Versehen gab ihm endlich den Grund, sie in gefängliche Haft zu nehmen, in der sie sich noch befindet. Alle meine Versuche, ihr Loos zu erleichtern, alle Mühe und Wege, die ich um ihretwillen ohne Scheu machte, blieben erfolglos. Sie klagt, sie jammert und meint in ihrem Elend zu vergehen. Es blieb uns darumshinr ein Weg, durch welchen wir noch Hülfe erwarten können und dürfen; mein gan­zes Vertrauen war und blieb stets auf den Kaiser gerichtet. Die Reise war zwar weit und schwer, jedoch cs mußte gesche­hen. Dabei hoffte ich ja auch meinen Sohn, den ich in Wien zu treffen vermeinte, zu scheu und zu trösten. Er sollte mir den Weg zeigen, um zu meinem Kaiser zu gelangen. Nach fünf Tagen kam ich in Wien an, ich traf meinen Anton nicht; ohne zu rasten, eilte ich hierher, und nun ist Alles geschehen, wie es kaiserliche Majestät wissen. Ich habe schwer gefehlt, wie auch mein Sohn, aber erbarmt Euch unserer, die so un­schuldig leiden und dulden; verlasset uns nicht; denn nahe ste­hen wir sämmtlich dem Untergänge."

Mehr und mehr hatte sich im Laufe der Erzählung die Stimme des Bauern erhoben; seine Augen glanzten unter Thro­nen; die Hände hielt er flehend empvrgerichtet, er hatte ans dem tiefsten Innersten seines Herzens gesprochen.

(Schluß folgt.)

Si nn s p ru ch

Die Kinder sagen, was sie thu»; die Alten, was sie gethan haben; die Narren, was sie Ihun möchten; die Glücksritter, was sie thun könnten; aber Weise sagen, was zu thun ist.

T ruck und Verlag d>;r «iS. W. Z aise r'schen Buchhandlung. Redatrinn: H «>: Ie.