tauschen, das sein Schwiegersohn zu seiner Aufnahme schon eingerichtet hatte.
Es war am Jahrestage seiner Verlobung, als Alexander Walther mit seinem blühenden Weibchen einen Spaziergang längs der Straße machte, welche seine Fluren durchschnitt. Es war ein wunderschöner Septembernachmittag, schon dem Abend nahe. Er lockte die jungen Leute weiter als gewöhnlich von ihrer Behausung hinweg; leicht, als wandelten sie durch die Thalebene, stiegen sie den Berg hinan und waren bald am Walde, der die Dorfflnr dort begrenzt. Hier blieb Alexander stehen: „Bist müde, Liebchen?" fragte er die junge Frau. — „O nein, bist Du es?" war die Antwort. — „Sieh," sagte er, „so ist mir" — und machte einen Satz über einen jungen Tanncnbaum, dessen sich der beste Turner nicht schämen durfte. — „So laß uns noch ein Stncklein in den lieben grünen Wald gehen," sagte sie, „cS weht und säuselt uuck so heimlich daraus an." — „Das wird das Flüstern Deiner Schwestern, der Feen sein," meinte er, sie an icin Her; drückend und küssend. Dann nahm Beide der lauschige Wald in seine Schatten auf.
„Ach, komm' doch ein wenig seitab, Alexander!" bat Klara, als sie schon eine ziemliche Strecke weit am Wege fort« gewandelt waren, ihr blondes Köpfchen an seine Schulter lehnend; — „dort seh' ich eine Stelle von Tannen nmgnrtct, aus deren Mitte eine Halle schlanker Buchen sich erhebt — dorthin laß uns geben — dort will ich Dir etwas sagen."
Alexander führte das holde Wesen dahin. „Jst'S nicht hier, wie in einem Tempel?" fragte Klara. — „Ja," erwiderte er, „nur erhabener und mehr zur Andacht stimmend, als in Tempeln von Menschenhand. Aber was wolltest Du mir denn sagen?" — „Tu sollst mit mir beten!" flüsterte sie. „O wie gern!" rief er, „aber Worte sind' ich nicht dazu — mein ganzes Fühlen und Denken ist ein Dankgebet z» dem Ewigen, der dich mir gab." — „Du wirst wohl auch Worte finden — wenn — wenn ich Dir sage — was Du ihm bald noch wirst zu danken haben," sagte sie mit flammendem Er- röthcn, ihr Haupt an seiner Brust bergend. — „Klara! mein Engel! mein himmlisches Weib!" ries Alexander ahnungsvoll aufjauchzend, „versteh' ich Dich recht? muß ich Gott danken für ein zweites holdes Leben in Dir?" — „So ist's," flüsterte sie ihn eng umschlingend. Da entströmte!, seinen Angen Helle Thränen — er sank mit ihr nieder und ries mit gefalteten Hände»: „O Gott, welche Seligkeit gibst du Deinen Kindern schon hier! Habe Dank, Du unendliche Liebe, und schirme das keimende Leben, schirme, schirme die NamenloSthenere, die es unter ihrem Herzen trägt!" — Lange lagen die beiden lieberfüllten Menschen so vor dem Ewigen, nicht mehr mit Worten, aber mit seligen Thränen und Küssen betend. Plötzlich wurden sie durch ein Krachen und Schreie» und Getrampel aufgeschreckt, das von der Straße her an ihre Ohren drang.
„Bleib hier, mein Liebchen!" sagte Alexander, „ich will doch einmal sehen, was es da drüben gibt. Es ist dort eine sehr schlechte Wegstelle, wo schon mehr als ein Unfall mit Fuhrwerk pasflrt ist und wegen deren Herstellung ich das Fernamt vergebens mit Anträgen bestürmt habe. Ich bin gleich wieder bei Dir."
„Du glaubst wohl, ich könnte erschrecken und etwas davon tragen?" fragte sie.
„Allerdings."
„Dann kannst Du mich schon mit Dir nehmen; bei Dir bin ich gefeit gegen allen Schrecken; auch Hab' ich nicht versäumt, mich auf meine neuen Mieten einznüben."
„Dann komm' mit," sagte er, und sic gingen nach der Stelle, von welcher bas Getöse kam, das jetzt zum Theil in ein Aechzcn und lautes Sprechen überging. Sie fanden einen Wagen mit gebrochener Achse umgestürzt da liegen; der Fuhrmann hielt die schengeworbcne» Pferde nur mit Mühe fest und war außer Stande, einem Greise beizuspringen, der mit blutendem Haupte halb unter dem Wagen lag und unvermögend sich hervorzuarbeiien, jeden Augenblick bedroht war, daß die Pferde das Gefährt ein Stück forkreißen und ihn noch weit schwerer verletzen würben. Alexander sprang in den Hohlweg
hinab, zog den Greis unter dem Wagen hervor und legte ihn auf den weichen Moorrand zur Seite des WegeS. Gleich dar auf ging das Fuhrwerk eine große Strecke weit fort. '
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
Preis.Räthsel.
Die zwei Worte.
1 .
Es ist ein großes, gewichtiges Wort,
Und deutet das schaffende Leben,
Nicht rastet und ruht es, es treibt sich fort.
Will alles erkämpfen, erstreben.
Es denkt und haneelt bis an das Grab,
Nie legt es nieder den Wanderstab.
Des Geistes Schwingen — cs wagt sie keck.
Dringt hoch zu der Wissenschaft Sphären,
Nichts hält es, kühn schrcitct's darüber weg —
Das Weltall will cs erklären.
Es schafft und zerstört, zerstört und schafft'.
Und nimmer ruht die mächtige Kraft.
Und was cs gedacht, und was es erschafft.
Das will es auch führen in's Leben,
Nicht eitet verzehren soll sich die Kraft,
Sie soll sich zu Thatcn erheben,
Znr Frucht soll sic reifen, zu nährender Frucht —
Das ist's, was kämpfend der Wille versucht.
Nach außen will wett es, will immer cs hin.
Die Welt — die ist ihm das Leben,
Im All zu leben ist sein Bemühn,
Mit dem Ganzen will sich's verweben.^
So ruht es nimmer und rastet nicht.
Bis endlich am Tode die Kraft sich bricht.
Es ist ein schönes und liebliches Wort,
Und deutet das bildende Leben,
Es liebi sich gern an gewöhnctem Ort,
Und will nicht alles erstreben.
Es denkt und dichtet bis an das Grab,
Nie legt es nieder den Zauberstab.
Das stille Gcmüth — es weilet gern In der Kunst geheiligten Sphären,
Und scheuet was weit, und scheuet was fern.
Das Nahe nur will es verklären.
Es liebt und lebt, und lebt und liebt ---- Das ist die einzige Kunst, die'S übt.
Und was ihm an äußerer Kraft verwehrt.
Das kann in dem Innern es finden.
Nicht Thaicn will es des Ruhmes Werth,
Es will nur fühlen, empfinden.
Und wenn die Knospe, die liebliche, blüht.
Genügt sich bescheiden das stille Gemüth.
Nach innen, nach innen nur will eS hin.
Der Mensch — der ist ihm das Leben,
Im Einen zu leben ist sein Bemühn,
Mit dem Einen sich innig verweben.
So treibt es holdselig das fromme Gemüth,
Bis welk die Blume des Lebens verblüht.
Unter denjenigen unserer Abonnenten, die bis zum 10- März die richtige Auflösung dieses Räthsels einsenden, wird als Prämie ein schöner großer Stahlstich, „Die Pilger", zur Verlvosung gebracht.
— In dem sclbstoerfertigten Testamente eines Landmanns fand sich folgende Stelle: „Mein ehrlicher Schulmeister B. bekommt 50 fli für die Begleitung meiner Leiche, aber unter der Bedingung, daß er nicht singt. Er macht mir zu viel Schnörkel dazwischen, und diese find mir so zuwider, daß ich. sie nicht anhören möchte. .
Truchmid Verlag der G. W, ZaIsc r'schen Buchhandlung. St-daktio»: H1l»l».