italienischen Deputation dem Kaiser in dcnTnilericn seine Aufwartung machen, erhielt jedoch den Wink, daß die Kundgebung ungelegen sein würde. (A. Z.)
Konstäutiuopcl, 19. Jan. Die Presse d'Onent ,agt, der Sultan habe die Wahl des Fürsten Milo sch bestätigt, aber ohne das Erbrecht. Ein türkischer Oberst ist nach Bukarest abaereist, um dem Fürsten die Investitur zu überbringen.
' (St.-A.)
Eine Königin.
(Fortsetzung')
Margetle ging und war still, aber ruhig war sie darum nickt, eine' ganze Welt von neuen Gedanken ging in ihrem Kopfe auf; zum erstenmal wurde sie wegen ihrer Zerstreutheit getadelt, und sie nahm es dazu noch gleichgültig aus, was würde die Frau Oberstin wohl sage», wenn sic erführe, daß eine Gräfin indeß ihre Betten gemacht, ihre Schuhe geputzt und die Windeln gewaschen hätte?
Der Doktor war groß im Geschäft, er machte sogar Ausgänge, was eine Seltenheit war. Gegen Margetle war er still, nur eiumal sagte er ihr: ,,steht Alles gut, Allem nach ist sie gefunden!"' Am Samstag rief er ihr, »m seinen alten Staarsrock, der von merkwürdiger Gestaltung war, auszu- klopfcn, und ihm ein längst verschollenes Mausckettenhemd unter seinem Weißzeug hervorzusncken. Margetle staunte über diesen Anstalten, er aber nickte ihr geheimnißvoll lächelnd zu und sagte nur: „Für dich, Kind, geschieht Alles, für dich."
Ein Stock mit silbernem Knopf wurde noch aus einer Kastenccke bervorgesucht, und in diesem Prachtaufzug humpelte er die Stiegen hinab und durch die Straßen, unbekümmert um das Gaffen der Leute, und bas Lachen der Gai- scnbuben.
Dießuial war Margetle mehr als neugierig, obgleich das Zimmer halbgepntzt stehe» blieb, sie mußte an der Stiege bleiben, bis der Doktor zurückkam. Er kam ziemlich bald wieder mit ganz rothem Gesicht und noch wichtigerer Miene, als zuvor.
„Fast ganz im Reinen!" flüsterte er dem harrenden Mar- gctle zu, „sieh nur, daß du heut Abend auf mein Zimmer kommst, ich Hab' dir Wichtiges zu sagen."
Ack, wie langsam verging dieser Tag und wie flink arbeitete Margetle, um es möglich zu machen, bald nach dem Abendessen zu dem alten Herrn zu kommen! Tie Hand zitterte, in der sie ihr Lämpchen hielt; sie blies es aus und mußte sich gleich setzen, weil sie vor innerer Bewegung nicht ruhig stc- hcn konnte.
„Nun, mein Kind," begann der Doktor, „sollst du Alles in Kürze erfahren. Ich habe bald in der Genealogie gefunden, daß eine Gräfin Margarethe von Hohenstein lebt, die, aus unserem Lande gebürtig, sich früher schon längere Zeit hier ausgehalten hat und später in'S Ausland zog; sie hatte einige Kinder, die fast alle gestorben sind, die Notizen sind hier sehr ungenau, was gerade meine Vermuthung wahrscheinlich macht, und was das Merkwürdigste ist, sie hält sich eben jetzt in hiesiger Stadt auf. Ich das erfahren, geh' drauf los, laß mich gestern bei ihr melden und leg' ihr die Gegenstände vor, sag' ihr bloß, daß sie im Besitz cincs armen Mädchens seien, das, auf dem Dorf erzogen, hier in Diensten stehe."
„Nun, und was sagte sic?" fragte Margetle glühend vor Erwartung.
„Sie war erstaunt, bewegt nicht so sehr, wie ich erwartet hätte, aber vornehme Leute wissen ihre Gefühle an sich zu halten, besann sich eine Weile, daun sagte sie: „Darf ich Sie bitten, lieber Doktor, mir das Mädchen so bald als möglich vorzustcllcn?" Das vergprach ich natürlich und empfahl mich dann, hätte mein Lebtag nicht geglaubt, daß ich so gut mit hohen Herrschaften umgehe» könne; ja, ja, das macht wohl, daß ich so lang mit einer kleinen Gräfin verkehre," setzte er lachend hinzu.
„Und glauben Sie denn wirklich?" fragte Margetle, die eigentlich schon mehr Gewißheit erwartet hatte.
,-Glauben? da ist kern Zweifel! wofür wollte sie dich denn sehen? Gleich Morgen habe ich versprochen, dich zu bringen, putz dich nur schön heraus!"
„Nun, morgen ist's eben geschickt, die Herrschaft fährt früh über Land und nimmt alle Kinder mit, da haben wir beide Mädchen freie Zeit."
„Nun gut, jetzt gute Nacht, Kind; wird bald zum letztenmal se.u," sagte der Doktor wehmüthig-
Margetle ging, aber so müd sie war, sie tonnte lange nicht cinschlafen, und jetzt, wo ihr Traum Wahrheit werden sollte (denn eine Gräfin und eine Königin, das war in ihren Auge» kein großer Unterschied», jetzt spürte sie mehr Bangen als Freude. Würde sie denn die vornehme Mutter anerkennen, sie, das arme, unwissende Bauernmädchen, würde sie sich denn nicht ihrer schämen müsse»? Dann dachte sie freilich auch wieder ein all das Glück, das ihr bevorstand, au das Erstaunen ihrer Herrschaft, der andern Dienstmädchen, und vollends des Hofbauern und der Bäuriu, denen sie zur Tochter viel zu gering gewesen war, die würden Augen machen, wenn sie mit der gräfliche» Mama angefahren käme! Aber der Georg fiel ihr ein, sie hatte erst in diesen Tagen gehört, daß der immer noch unverheirathet sei, das war doch ein treues Herz , und eS Müßte wohl schön sein, wenn sie jetzt als Gräfin den schlichten Bauernsohn erwählen würde. Aber das würde die vornehme Mama doch nimmermehr gestatten! In so vielen Gedanken schlief sie ein und schlief gesund bis zum frühen Morgen, wo ihr erst wieder der Gedanke auf's Herz fiel, was heut für ein wichtiger Tag sei.
5 .
Die Herrschaft war abgefahren und Margetle kleidete sich an; das war heut keine leichte Arbeit. Gewaschen hatte sie sich schon, und das so sauber, als sollte es auf ein Jahr Vorhalten, und die Zöpfe geflochten und die Haare so schön glatt gekämmt wie Sammt; als sie aber an den übrigen Anzug kam, da schien's ihr zum erstenmal recht einfältig, daß sie bis jetzt ihrer Dorftracht getreu geblieben war, sie meinte, wenn sie nur auch städtisch gekleidet ginge, so wäre der Unterschied doch nicht so gar groß. Und doch hätte sie in keinem Anzug hübscher sein können, wie sie so mit dem alten Herrn dahin schritt in dem reinen, dunkeln Sountagsanzug, das kleine Häubchen mit Bändern auf dem glänzend 'schwarzen Haar und die langen, schöngcflochtcnen Zöpfe hinabhängend, dazu ein reickeS Granalenhalsband, das sie sich erspart, und das frische, blühende, unschuldige Gesicht mit den klaren, braunen Augen; selbst der alte Dottor sah sic mit Vergnügen an und meinte in seinem Herzen, die Frau Gräfin brauche sich gewiß nicht zu schämen.
Sie kamen in dem prächtigen Hotel an, wo die Gräfin wohnte; Margetle's Herz klopfte fast hörbar, als sie in dem Borzimmer auf Einlaß warteten. Das Zimmer der Gräfin wurde ihnen geöffnet, die Dame war allein.
„Hier, Euer Excelleuz, ist das besprochene Mädchen," sagte der Doktor und führte das schüchterne Mädchen hinein, „ich habe die Ehre, mich unterthänigst zu empfehlen," und so ging er fort, so eilig er nur konnte, obgleich ihm die Gräfin nachrief zu bleiben; er hielt es für viel passender, wenn solch ein Wiedersehen ohne Zeugen bleibe.
Die Gräfin, eine stattliche Dame von etwa fünfzig Jahren, in einem prächtigen blanseidcnen Kleide, saß auf einem Lehnstuhl und grüßte das Mädchen freundlich; Margetle zitterte an alle» Glieder» vor innerer Bewegung. „Setz' dich, Kind," sprach die Gräfin gütig, die Mitleid mit ihrer Schüchternheit hatte; „sind diese Sachen wirklich dein?"
„Gewiß und wahrhaftig," betheuerte Margetle.
„Du hast sie von deiner Mutter, wie hieß diese?"
„Ebristine Hillerin von Vcllburg."
„Hast du sie gekannt, wo ist sie gestorben?"
„Ich kann mir sie kaum mehr vorstellen, sie ist weit her aus dem Dienst gekommen, sie ist fast blind gewesen und nie recht gesund, da hat sie ans dem Tanuenhof gesponnen, und wie sie gestorben ist, hat mich der Lauer behalten."
„Hat sie nie von ihrer Herrschaft erzählt?"