Schwarzwald Heimat
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„Bauer sein" und „arbeiten" — daS gehört von alters her zusammen, jedoch „Arbeit" nicht verstanden als Fluch, sondern als freiwilligen Einsatz, als Ausdruck eines hohen Pflichtgefühls und eine? starken, unbeugsamen Lebenswillens. Nur so ist es zu. begreifen, daß gerade der Bauer, dessen Arbeitserfolg doch weitgehend von den Einflüssen der Natur abhängig ist, selbstverständlich und unbeirrt sein Leben mit Arbeit ausfüllt.
Woher nimmt er die Kraft dazu? Sie ist ihm blutsmäßig vererbt. Als Glied einer Geschlechterfolge baut er auf dem Werk der Ahnen auf und was er leistet, das bildet den Grund für daS Schaffeil seiner Nachkommen. In diesem Sinne ist das Lebenswerk des Bauernbund seine tägliche Arbeit frei von egoistischen Zielen. Seine Person tritt hinter dem, was die ganze Sippe betrifft, zurück. Er dient auf diese Weise jedoch nicht nur der eigenen Familie sondern einer viel weiter gespannten Lebensgemeinschaft, seinem Dorf, dem bäuerlichen Stand und dadurch letzten Endes seinem Volk!
Das war zwar von jeher so. Heute im Krieg jedoch, wo man voller Anerkennung vor den Leistungen unserer Erzeugungsschlacht steht, gibt der Bauer das große Vorbild ab: durch sein überliefertes und gegenwärtiges Beispiel kommt es jedem Deutschen erst in ieiner praktischen und ideellen Bedeutung so recht zum Bewußtsein, es heißt: Arbeiten aus innerer Notwendigfett heraus!
Wenn wir gestern wiederum den 1. Mai als Feiertag zu Ehren der Arbeit begangen haben, so taten wir damit nichts anderes, als daß wir ein urdeutsches Element auf seinen Platz rückten, der ihm im Leben unserer Nation zukommt. Tenn wir wollen es nie vergessen, daß in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft unseres Volkes die Arbeit als Ausdruck des nationalen Lebenswillens,,wie er im deutschen Bauerntum wurzelt und allen Deutschen gemeinsam ^wurde, für den Bestand unseres Vaterlandes von ausschlaggebender Bedeutung war, ist und sein wird.
Wenn ein Haus zerstört ist '
Sind durch Feindeinwirkung schwere Schäden an Gebäuden-eingetreten, so hat die untere Verwaltungsbehörde, der Lanvrat oder der Oberbür- germei st er, die erforderlichen Anordnungen für eine Bergung der verwertbaren Gegenstände nach übergeordneten Gesichtspunkten unter rationellem Einsatz der Lersügbaren Arbeitskräfte und Transportmittel zu treffen Die Unterstützung durch organisierte Selbsthilfe der Bevölkerung ist erwünscht. Der Leiter der unteren Verwaltungsbehörde setzt sich dazu mit dem örtlichen Hoheitsträger der Partei wegen Ausstellung von Bergungstrupps ins Benehmen
Den Eigentümern oder sonstigen Berechtigte» wird stets Gelegenheit gelassen, selbst ihre persönlichen Gebrauchsgegenstände und ihren Hausrat zu bergen Verbrauchsstoffe, Geräte und andere Gegenstände, die für die Durchführung von Sofortmaßnahmen geeignet sind und benötigt werden, z. B. Baustösfe, oder die dringend für Lwecke der Kriegswirtschaft in Frage kommen, z B Mctall- teils oller Art, werden hierfür zugunsten des Reiches in Anspruch genommen. Doch wird von einer Inanspruchnahme abgesehen, soweit der Eigentümer oder sonstige Berichtigte ein begründetes wirtschaftliches Interesse an der alsbaldigen Verwendung der Gegenstände haben und die Verwendung im Rahmen der kriegswirtschaftlichen Erfordernisse erfolgt. Vorräte jedoch, die auf Bezugsberechtigung hin erworben wurden, werden für- bas Reich insoweit in Anspruch genommen, wie der Verfügungsberechtigte sie unter den veränderten Verhältnissen nicht mehr zu einer eigenen Versorgung benötigt, glso etwa die Kohlenvorräte, Geborgener Hausrat bleibt der Verfügung deS Eigentümers Vorbehalten. Zum Zwecke des Ge- meindcwohls kann er zugunsten des Reiches nur in Anspruch genommen werden, wenn es nicht möglich ist, den Eigentümer oder sonstigen Berechtigten zu ermitteln, bzw, wenn außergewöhnliche Umstände im Einzelfalle die Inanspruchnahme rechtfertigen und der Eigentümer kein begründete? Interesse an der alsbaldigen Verwendung geltend macht.
Nicht die höhere Wagenklaffe benutzen!
Immer häufiger nehmen Reisende mit Fahrausweisen für eine niedrigere Wagenklasse eigenmächtig in einer höheren Wagenklasse Platz. Da- burch werden die Inhaber von Fahrausweisen für die höhere Wagenklasse benachteiligt und die Zugschaffner mit der Ausfertigung von Fahrausweisen für den Uebergang in die höhere Wagenklasse so belastet, daß sie ihren eigentlichen Aufgaben entzogen werden. Die Reichsbahn hat sich daher veranlaßt gesehen, eine genaue Durchführung der Bestimmungen anzuordnen, wonach Reisende, die eigenmächtig in einer höheren Wagenklasse Platz nehmen, den doppelten Fahrpreis der höheren Wagenklasse für die zurückgelegte Strecke
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bezahlen müssen, Hebergangssahrkarten für die Wciterfahrt werden nicht ansgegeben. Di« Reisenden müssen den Platz räumen.
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Aus gegebener Veranlassung wird nochmals daraus hingewiesen, daß die Ausfertigung von Frachtbriefen, Bcklebezetteln und Anhängern in lateinischer Schrift zu erfolgen hat. Dies gilt besonders für Sendungen nach dep besetzten Gebieten und nach dem Ausland, Nicht vorschriftsmäßig beschriebene Frachtbriefe usw. werden von der Abfertigung zurückgewiesen.
Die Betriellssührer brauchen bei Ausschüttung von Prämien für gute Verbesserungs- Vorschläge bis zur Höhe von 500 Mark je Einzelfall den Retchstrcnhänder oder Sondertreu- händpr der Arbeit nicht zu fragen Die Zahl ber chhrlichen Prämienfälle muß sich aber in genau festgclcgten Grenzen halten.
Nagolder Stadtnachrichten
Die NS.-Frauenschaft ruft zur Flickarbeit auf
Liebe Nagolder Frauen und Mädchen, wieder einnial ist es notwendig, daß wir um die Hilfe Eurer fleißigen Hände bitten. Gewiß, es ist heute jede Fran fast über ihre Kraft beansprucht und doch, sollte es nich: möglich sein, daß wir einmal in der Woche für unsere Soldaten 2 Stunden erübrigen? Die Landgemeinden Ober- und Unterschwandorf, Halterbach, Wart, Rohrdorf und Eb- hausen, die sich bisher fleißig an unserer Flickarbeit beteiligt haben, fallen jetzt größtenteils durch die Feldarbeit wieder aus. Trum füllt ihren Platz und helfe, wer kann! Die NS.-Frauenschaft und unsere Soldaten danken es Euch.
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Eine Kundgebung unserer Frauenschaft am letzten Donnerstag stand unter dem Gedanken der Propaganda. Tie. Sprecherin, Frau Dr. Sporhan, erörterte in ihrer frischen warmherzigen Art dieses Thema in anschaulichster Weise. Ihre Ausführungen gipfelten in folgenden Worten: Es hängt heute alles von der eigenen Haltung ab. Daß sie sauber, tadellos und in jeder Beziehung vorbildlich sei, ist jedermanns Verpflichtung und die wertvollste Propaganda für unseren Sieg. Nachdem Presse, Funk, Bild und Film zu diesem Zwecke nur bedingt zur Verfügung stehen, ist es das Wort, was von Mund zu Munde geht und nicht zuletzt der Feldpostbrief, die von unserem Geist und unserer Weltanschauung durchdrungen, Zeugnis von der Erziehungsarbeit an uns selbst und damit an unserem Volke ablegeu. Die richtige Haltung den fremdvölkische» Arbeitskräften gegenüber sollte der deutschen Frau ebenso selbstverständlich seilt
wie die schärfste Bekämpfung aller Gerüchte, die teils Auswirlungen der Feind Propaganda selbst, teils eigener unverantwortlicher Schwatzsucht und Wichtigtuerei sind. — Vergessen wir es nie, es ist das Gebot der Stunde und obliegt uns, die wir in der Heimat sind, hier für den Geist zu sorgen, der demjenigen der Front ebenbürtig ist.
^-Rottenführer Wilhelm Rauser, Nagold. Sohn des Hermann Rauser, Herrenbergerstrahe, wurde mit dem E, K. 3. Klasse ausgezeichnet.
Goldene Hochzeit und 8Ü. Geburtstag. In Sin- delfingen begeht Oberlehrer a. D. Karl Pfro m- mer am 4. Mat feinen 80. Geburtstag. Der gebürtige Calwer stand 52 Jahre im Schuldienst
und in diesem Kriege nahm er seinen Beruf noch einmal auf, bis ihn ein Leiden endgültig in den Ruhestand zwang. Es ist erfreulich, daß er soweit wieder genas, daß er als Naturfreund und Wanderer, der in Sindelfingen eilten Ortsverband des „Schwarzwald-Vereins" gründete, noch täglich ausgehen kann. Der musikfreudige Lehrer zog mit seiner Familie 1905 in Sindelfingen auf und fand hier eine zweite Heimat. Ende April^durften er und seine Frau Emma, geh. Blaich, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern.
Aus den NachbargemeLnden
Nencnvürg. Aus Brackenheim wird berichtet: Vezirksnotar Richard Mahler hat mit Familie am Donnerstag die Stadt verlassen und ist, wir dies scholl lange sein Wunsch war, in seine Heimatgemeinde Neüeubürg übergesiedelt, um dort das von ihn: vor Jahresfrist übertragene Bezirksnota- riat allzutreten. Seit Februar 1934 hat er in Brackenheim pflichtbewußt sein Amt versehen, tat während des Krieges vorübergehend Dienst als Reserveoffizier und war von 1937 bis 19^3 unser selbstloser NSDAP.-Orrsgruppenlciter.
Dätzingen. In der BTM,-Landfrauenschule im Schloß sind z. Z. etwa 35 Mädchen aus dem Banat zum Schulbesuch anwesend; es handelt sich um Volksdeutsche, um Schwabenmädel, die hier ihre Ausbildung erhalten.
Herrenberg. Hier konnte Frau Luise Braun- beck ihren 80. Geburtstag feiern.
Freudrnstadt. Bei dem Wehrschteßen 1944 wurden im Kreis Freudenstadt ganz ausgezeichnete Ergebnisse herausgeschossen; dis zu 67 Ringen wurden erzielt. — Die ersten Behelfsheime im Kreis, 9 an der Zahl, sind in Alpirsbach unter Dach und Fach gebracht worden.
Deckenpfronner Heimalgeschichte
krUl-^ünäer oäer ^unZLlteu - ^tinentasel einer OSuAemeinäe
Wer von Gärtringen her unser Dorf betritt, denr fällt gleich zur linken Hand bei den ersten Häusern ein Gemüsefeld von stattlicher Ausdehnung auf, kleine Parzellen von höchstens 1—2 Ar Platz. Es sind Bohnen-, Gurken-, Salat- und Krautbcete. „Also sogenannte Krautländer", denkst du. Nein, die sind es nicht; die findest du nicht am unterm, sondern am ober» Tor, an der Straße nach Gültlingen, und zwar von weit ge-, ringerer Ausdehnung, etwas versteckter; aber auch dort baut die Deckenpfronner Bäuerin alles, womit sie sommers ihre» Gerichten eine Vielgestaltigkeit gibt, um die sie manche Bäuerin vom Gäu beneiden mag. Schon vor 100 Jahren haben Deckenpfronner Frauen und Kinder Salat aus dem Brül in den Nachbarorten verkauft, und auch heute kommt es noch vor, daß, wenn der Salat gut gerät, die Deckenpfronner mit schönen Salathäuptlingen auswärts hausieren gehen. Ganze Grätten voll Bohnen und Guknmer (Gurken) sieht mail die Frauen vom Brül - heimschleifen.
„Brül neniK ihr diese Länder?" fragt der Kenner, „das ist seltsam. Die ganze Anlage sieht ans, als ob sie seit Urväter Tagen so gestanden hätte, als ob ein Stück Siedlungsgeschichte und altschwäbischer Sozialismus drin steckt." Der Kenner der Ortsgeschichte antwortet: „Das geht denr Eingeborenen selber so, er versteht unter seinem Brül seine Wurzgärten und glaubt, es sei immer so gewesen. Dem ist aber nicht so."
Die Forschung
Hören wir seine Geschichte, sic ist ein Stück unverfälschter echter schwäbischer Bauerngeschichte: „Brül", sagt Dr. Keinath in seinem Flurnamenbüchlein, ist eine Sonderbenennung von Wicsen- land. Der Name ist sehr häufig und in Ober- schwabcn hat beinahe jedes Dorf seinen Brül. Meistens ist Brül, auch Brüel, ein feuchter Platz und oft an einem Fluß oder Bach gelegen, ist Vorplatz eines Orts, wo einst ein Gehölz, eine Viehherde, war. Später sehen wir ihn in gutes Wiesenland Herwandelt, er kann vom Flurzwang befreit gewesen sein. Die Forschung hat noch mehr über den Brül herausgebracht. Dr. Victor Ernsts Erkenntmsse über diesen Punkt gehen bis auf die schwäbische Landnahme zurück, auf den Sippenhäuptling, den man unter fränkischem Einfluß Maier nannte, und auf die Fron- oder Maierhöfe. Jedes urschwäbische Dorf besaß einen Fronhof »nd ein wesentlicher Bestandteil des Fronhofs war eben der Brül (mhd. brüel, brue- wel, brügel u. a.). Dr. Ernst sagt: Brül gibt keine sprachliche Erklärung. Sin Dorfrecht hat er eine Sonderstellung. Er ist die Fronhofwiese beim
Dorf unmittelbar am Etter und ist ausgeschlossen von denr allgemeinen Weidzwang. Meistens hat er eine Einzäunung, von einem solchen Brül wird vor alters berichtet, daß man im Walde 200 Wellen gehauen und damit ein Gehege für diese Wiese geschaffen hat. Soweit er sich bewässern läßt, hat der Brül das Vorrecht vor anderen Wiesen. Manchmal ist er zehntfrei. Doch findet Dr. Ernst, daß öfters auch Lasten auf dieser Wiese ruhen. Diese sind örtlich nicht gleich. Mancherorts gehen die Rosse im Brül auf die Weide, andernorts äse» Fröner, die den Zehnten einführen, ihre Rinder dort. OefterS steht dem Vogt ein Wagen Heu aus dein Brül zu, -Hengste werden dort angebunden.
Die Kuppinger Bauern erzo .» nach Dr. Ernst heute noch, daß im Mittelalter auf ihrem Brül Turniere abgehalten würben. Dr. Ernst faßt in seiner Schrift „Mittelfrei" seine Ausführungen über den Brül in folgendem Satz zusammen: „Brül und Breite als Grundlage vom Maierhof ragen als Träger von Rechten und Pflichten nicht blos über den Besitz der übrigen Bauern, sondern glich über die ander» Stücke des gleichen Eigentums hinaus."
Di« Quellen
Was berichten uns die Quellen Vom Deckenpfronner Brül? Leider gehen sie nicht weit zurück. Doch können wir von Glück sagen, daß sic überhaupt da sind. Die Hirsaner Klosterakten, um die es sich handelt, waren lange auf Reisen, und liegen erst wieder seit 1820 in Stuttgart. Zwei Lagerbücher, das eine aus der Zeit von 1430—1470 und das andere vom Jahr 1447 erzählen uns, daß damals der ganze Deckenpfronner Fronhof dem Kloster Hirsau gehörte. Während in Ehningen, Gärtringen, Kuppingen und - Gültlingen der Fronhof im Mittelalter zum Rittergut aufrückte, kam unser Freihof an das Kloster Hirsau. Die Zeit ist unbekannt. Das Kloster besaß, da es auch den Widum und das Sehboldshösle inne hatte, unsere besten Felder. ^
„Item daß Vierteil daselbst von unserem Hoff, genannt der fronhoff, hat inn Hannß Heim." Dieser Heim, Schultheiß und Amtmann in Decken- pfronn wie sein.Vater, bewirtschaftete den Hof und gab ein Viertel des Ertrags laut Vertrag dem Kloster. Der Hof hatte die ansehnliche Größe Von 165 Jauchert, das sind 240 württembergischc Morgen. Als bevorzugtes Gut zu diesem-Hof, den die Deckenpfronner heute noch Freihof nennen, gehörte: „Item am wiß nnden im dorfgut der brüel gelegen zwischen dem brnelweg, dem Herren berger und gärtringer weg." Nach späteren An gaben mißt sie 8 Mannsmahd.
. (Schluß folgt)
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Endlich kam der Wandernde auf den Fuhrweg, der ihn seiner Behausung zusührte. Nun schritt et rascher aus und freute sich, als ihm das Licht aus Mutter Knemamzs ZimMer entgegenschimnierte.
Als Walter in seinem Wohnzimmer dieL.im^e angezündet hatte, fand er einen Brief auf dem Tische liegen. In großen, etwas steifen Zögen stand seine Adresse auf dem Umschläge. Walter schnitt die Hülle mit^dcm Jagdmesser auf und sah zunächst nach der Unterschrift. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, denn der Brief war von Irene Wsdenkümoer.
Hastig las er das Geschriebene:
„Sehr geehrter Herr Woifbachl Da ich Ihnen dieser Tage nicht persönlich danken konnte, möchte ich Sie bitten, mir Gelegenheit zu geben, das Versäumte nachholen zu können. Seien Sie morgen nachmittag um fünf Uhr am Kogelwege. Aus bestimmten Gründen ist eine Zusammenkunft an anderer Stelle nicht möglich.
Ihre stets dankbare
Irene Wedenkumvei."
Walter steckte das Schreiben lächelnd in die Brieftasche und beschloß, zu der angesetzten Zeit am Kogelivege zu sein. Dann verzehrte er sein Abendbrot.
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Obwohl Walters Tätigkeit mehr im Belaufen des Reviers bestand und Sc! eibarle/cn weniger zu seinen Obliegenheiten gehörten, hatte ihn doch eine langwellige Berechnung länger in der Kanz- lei aufgehalten als ihm, den auocnbücküchen Ver- häitiiisstn eiiissirecheiid, lieb r . i:'m w -. Denn er wollte doch zur bestimmten Zeit am Kogelwege sein und Irene Wedenkämper nicht vergebens warten lassen.
Kurz vor fünf Uhr'konnte er aber erst die Feder beiseite legen und die Kanzlet verlassen.
Er- sah zur Uhr und schüttelte ärgerlich den Kopf. Bis zum Treffpunkt brauchte er über eine Stunde, man mußte allerdings einige Richtwege kennen. Ob das Mädchen so lange auf ihn warten würde, schien zweifelhaft.
Er überlegte. Indem er mit federndem Gang seiner zehn Minuten von der Försterei entfernten Wohnung zuschritt. Das beste wäre, man nähme das Motorrad. Bei dem trockenen Wetter konnte man auf Umwegen auch die schmalen Berg» weg« nehmen. Der Kogelweg war sowieso fahrbar, da er zumeist aus festem Rasenboden bestand.
Walter zauderte daher nicht lange. Er trat die Maschine an und ratterte davon. Das ging manchmal etwas holprig und erschien hin und wieder gefährlich, auch waren oft beträchtliche Steigungen zu überwinden. Als geübter Fahrer überwand Walter aber.alle Schwierigkeiten spielend. Mit nur einer Verspätung von nicht ganz zwo«- ' zig Minuten erreichte er den Kogelweg. Da sah er schon die Reiterin von weitem auf sichzutraben.
Dicht vor ihr stoppte er die Maschine, lehnte sie an eine Fichte und trat grüßend auf Irene zu, die inzwischen aus dem Sattel gesprungen war.
Mit etwas verlegenem Lächeln kam sie ikm entgegen und reichte ihm die Hand zum Gruße.
„Sie find Motorradfahrer? Das wußte ich noch gar nicht. War das denn möglich, damit hierher zu kommen?"
„Wie. Sie sehen", lachte er. „Wenn man wi«, ist alles möglich. Aber so schlimm war das gar nicht. Ich habe mich sehr über Ihre Nachricht gefreut, weil ich daraus schließen konnte, daß er Ihnen wieder gut geht. Leider gab es in der Kanzlei heute besonders viel zu tun. Wenn ich nicht mit der Maschine herangekommc» wäre, hätten Sie noch lange warten müssen. Das wajlte ich aber nicht/'
Irene, die kein Warten gewohnt war und bisher jede Verspätung, die zum Warten zwang, unmutig ausgenommen hatte, schien gar nicht zu zürnen. Sie erwähnte nicht einmal, daß sie eine halbe Stunde auf und ab geritten war, um nach Walter Ausschau zu halten. Allerdings, sie hatte schon an den Heimrttt gedacht, denn' sie glaubte nicht mehr, daß der Sansbachsche Förster erscheinen würde. Sie war bereits des Glaubens gewesen, daß Walter ihren Brief in den Ofen gesteckt und die Schreiberin für ein überspannte» Frauenzimmer gehalten habe. Daher war ste froh gewesen, daß sie in dem Motorradfahrer den Erwarteten erkannte und sagte freundlich:
„Gewiß, ein Angestellter vermag nicht immer über seine Zeit zu bestimmen. Das hätte ich gleich bedenken und Sie zu einer anderen Stunde bestellen sollen. Aber ich hatte ja Zeit und konnte warten."
„Wenn Ich gekonnt hätte, wäre ich bestimmt pünktlicher gewesen. Jeder Mensch mutz aber auch zu warten verstehen, sonst lehrt es ihm das Leben. Ich habe es auch lernen müssen, und wen» man älter wird, kommt man schon von selbst zu der Ueberzeugung, datz das ganze Leben eigentlich nur ein großes Warten ist."
Sie sah ihn an. Etwas nachdenklich sagte sie: „Da haben Sie recht. Ja, das Leben ist ein Warten..." Und mit niedergeschlagenen Wimpern fügte sie hinzu: „. . . es ist wohl immer ein Warten auf das Glück."
Dann blickte sie ihm wieder in die Augen.
„Wissen Sie, warum ich Sie um diese Zusammenkunft gebeten habe? Ich wollte gern etwa» wieder gutmachen . . . etwas, was nzein Vater verschuldet hat. Ich wollte Ihnen aber auch meinen Dank aussprechen. Das konnie ich leider an jenem Abend nicht mehr. Aber da ist.etwas geschehen, was Sie bestimmt sehr beleidigt hat. Ich bin entrüstet, datz Ihnen mein Vaier Trinkgeld angeboten hat. Datz Sie es nicht angenommen haben, hat mich riesig gefreut."
„Ich bin es nicht gewohnt. Trinkgelder anzunehmen", sagte Walter knapp.
„Ich würde Ihnen niemals Geld angeboten haben, Herr Wolsbach." ^ .
„Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Da» weiß ich."
„St« sind' mir daher nicht böse?
„Ihnen böse? — Was können Sie dafür — Uebrigens kann man es Ihrem Vater gar nicht übelnehmen, daß er mir Geld geben wollte. In seiner Art zeigte er sich sogar recht nobel, denn dir betreffende Summe war ein hoch anständiges. Trinkgeld, das mancher gern eingesteckt hätte. Ihr Vater' wird das siicht anders aewohnt sein."
lilvnieftung svigi.!
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