thicrarzt.Kaltschmrd in Ludwigsburg den- zweiten Preis erhielten. Dann kenn das gewöhnliche Nennen in der Carrivre, wobei Buchbinder Abele von Stuttgart den ersten und Viktor v. Will- niaar von Stuttgart den zweiten Preis erhielten. Den Schluß bildete ein Rennen in der Karriere, ausgeführt durch 6 Unteroffiziere der Militärequidationsschule. Auf dem Vvlkssestplatze wogte die Menge noch bis zum späten Abend und trotz alle 10 Minuten abgehendcr Züge hatte die Eisenbahn bis 11 Uhr zu rhun, um die Fahrlustigeu zu befördern.
In Spaichingen stürzte am 20. d. M. der einzige Sohn des Posthaltcrs Honer, 11 Jahre alt, vom Kircbthurme herunter, wohin er sich während der Freizeit zwischen 2 Schulstunden begeben halte; er erlitt eine solche Gehirn-Verletzung, daß er alsbald sein junges Leben aushauchte. (R. A.)
Berlin, 23. Sept. Ein Jnjurieuprozeß, welcher in einer kleinen Stadt Pommerns verhandelt wurde, erregte seiner Zeit ein gewisses Aussehen. Bei der Einweihung einer neuerdautcn Svnagoge zu Greiffenhagcu hatten sich die christlichen Honoratioren der Stadt mit im Zuge befunden, welcher sich von dem alten Gotteshanse nach dem neuen bewegte. Am nächsten Sonnrag nahm der evangelische Prediger des Orts, Zöller, Anlaß, sich über die Thcilnahme der Christen an derartigen jüdischen Feierlichkeiten in den tadelndstcn Ausdrücken zu begehen. DaS Benehmen des Geistlichen erregte großen Unwillen, zumal einzelne Beamte in der Predigt mit vollen Namen genannt worden waren, und die nächste Folge war die Erhebung einer Jnjuricu- klage wider den Pfarrer Seitens des Kricgsgcrichts-DircktorS Nemitz und Genossen. In der ersten Instanz wurde der Verklagte verurtheilt; das Appellations-Gericht zu Stettin sprach denselben jedoch frei, indem cs auöführtc: der Geistliche habe zufolge seines Amtes Beruf und Befugniß, Ereignisse, welche die Kirche berühren, zum Gegenstände von Kanzelredcn zu machen und vom kirchlichen Standpunkte zu beleuchten; dabet wäre eS unmöglich, daß Kundbarmachung von Personen überall vermieden werden könnte. (H. N.)
Es ist zu lesen, daß der Düsseldorfer Leibarzt des Königs von Preußen bedauert habe, daß der König zu lange mit Hoffnungen genährt worden sei, statt ihn aus seine dauernde Verhinderung aufmerksam zu machen. Er habe deshalb die Verantwortung für eine rasche Aufklärung nicht übernehmen wollen.
Aus Mecklenbnrg-Schwcrin, 21. Sept. Eine Een- sur, welche der Superintendent Karsten in Schwerin über den Dr. Baereusprung, Buchdrnckcrcibesitzer daselbst und Verleger der „Mecklenburgischen Zeitung", sowie gegen dessen Frau öffentlich von der Kanzel verhängt hat, macht viel von sich reden. Karsten hat nämlich von dem Tode eines Kindes Baerensprung's Veranlassung genommen, Gott zu bitten, daß er diesen Trauerfall den Eltern dadurch zum Segen wolle gereichen lassen, daß sich der Vater von seinem Unglauben bekehre und die Mutter ihren Leichtsinn abtbue. Der Vater hat sich durch diese Acuße- ruugeu bewogen gesunden, sich mit einer Dcnunciation an das zuständige Gericht zu wenden. (H. R.)
ES ist doch auffallend, daß junge Leute nicht mehr Neuu- undncunziger (von weiland) werden wollen. In Sachsen z. B. ist so großer Mangel an Apvthckcrgehülfen, daß die Hauptcommissiouäre für dieselben, Werner und Güttner in Leipzig, auf den 1. Octobc' 40 offene Stellen ansschrcibe».
Der Dirigent eines Krcisgerickls in Hinterpommern hätte lieber ein Pascha von zwei Roßschweifeu werden sollen. Er hatte wahrgenommcn, daß seine Bureau- und Unterbeamten ihn nicht ehrerbietig genug grüßten und decretirte daher folgendes Grüßreglcmcnt: Jeder der genannten Beamten, welcher dem Direktor, oder einem Herrn Richter begegnet, hat an demselben zu rechter Sette vorbeizugchcn und in Entfernung, von zwei Schritten vor dem Begegnenden eine Verbeugung zu machen und den Hut bis in die Gegend des Kniecs herunter zu bringen.
Kaiser Alexander ist ein mächtiger Herr, aber allmächtig in Dingen der Politik auch nicht. Er und seine Gemahlin wünschten und förderten eine freundliche Annäherung an Oesterreich nach Kräften und scheiterten dennoch an der Abneigung und dem Widerstande ihrer Umgebung und der öffentlichen Meinung.
Es ist das nur ein neuer Beleg zu der alten Erfahrung, daß mau selten in der Geschichte mit Gewißheit sagen kann: daS hat der gethan oder verhindert; zu jedem wichtigen Ereigniß wirken viele Personen und Kräfte mit, und in politischen Dingen zumal »euerer Zeit, wenn wir nicht irren, neue Kräfte, die früher wenig in Rechnung kamen. Mit dem Stichwort Kamarilla ists nicht abgemacht.
Oberst Eharras, der talentvolle und ehrgeizige, aus Frankreich verbannte Gegner Napoleons, soll gesagt haben: Jetzt habe ich nicht einen Napoleon in der Tasche, sondern viele! Er heirathet nämlich die einzige Tochter des ungeheuer reichen Fabrikanten Kestncr in Mülhausen im Elsaß.
Tie jüngsten Berichte aus den indischen Gewässern melden uns eine interessante Neuigkeit. Der Sohn des Königs von Cambodja ist zum Katholicismus übergetrcten. Cambodja ist nebst Cochinchina, Tonkin, Tsiampa, Laos und Bao ein Bcstandthcil des großen Kaiserreiches Aunam. (St.A)
Die Treibhaus-Blume».
(Schluß.)
Der reisende Oberforstmeister, der das Ideal weiblicher Unschuld und Liebenswürdigkeit nur in Dorchcns Bilde erblickte, konnte endlich seine, durch die Briefe der Heißgeliebten immer verstärkte Sehnsucht nicht länger bekämpfen. Er meldete seinem Freunde die bald bevorstehende Zurückkunft, und bestimmte zuletzt auch den Tag, an welchem er bei ihm eintreffcn wollte. Hermann ritt ihm entgegen, und tonnte den Ungeduldigen nicht zurückhalten, Dorcheu noch heute zu sehen.
Sie schlichen sich beide durch den an Hermanns Wohnung grenzenden Garten; Dorchcn, weit schöner, als selbst Bodo sie sich gedacht hatte, saß im weißen Gewände der Unschuld ein einer Laube; zwei kleine Mädchen Sophiens lehnten sich an ihre Knie und reichten ihr schmeichelnd Kornblumen zu, um Kränze daraus zu binden.
„Meine geliebte Freundin!" — rief Bodo in süßer Ueber- raschnng und breitete die Arme nach ihr aus.
Sic fuhr zusammen. „Großer Gott, Bodo!" — schrie sie heftig erschrocken, die Kinder hüpften zu dem rückkehrenden Vaier; Dorchcn sprang durch den andern Ausgang der Laube, lief in das Haus und warf sich zitternd und weinend in Sophiens Arme.
So ward sie von Bodo und Hermann noch gefunden, als diese cintraten, und nur nach und nach konnte sie sich von dem freudigen Erschrecken erholen. Den ganzen Tag über sprach sie nur wenig, und oft, wenn ihr Auge aus Bodo traf, mußte sie sich atmenden.
Bodo verließ sie mit stillem Entzücken, und lud Hermannen mit seiner ganzen Familie auf übermorgen zu sich ein, weil an diesem Tage das froheste Fest seines Lebens gefeiert werden solle. — „Sie kommen doch auch-, liebes Kind?" — sagte er sauft bittend zu Dorchcn: aber sic konnte vor Wehniuth nicht antworten.
Am folgenden Abend langten Geschenke an, die Bodo von der Reise mirgebracht haben sollte — für Dorchcn ein seiner Schleier, ein kostbares weißes Kleid und ein Halsband und Armbänder von Brillianten, die letzteren mit Bodo's Portrail.
„Das müssen wir alle Morgen tragen!" — sagte Sophie
— „Bodo könnte sich sonst für beleidigt halten."
„Gott! was denkst du? — erwiedcrte Dorchen glühend, ob schon sie den hohen Werth der Edelsteine nicht ganz kannte
— „Gott! nein, das gebührt mir nicht; das darf ich nicht an- nehmcn, und noch weniger tragen!"
Sophie stellte ihr aufs Nene die unerläßliche Nothwendig- kcit davon vor, und gestand zuletzt offenherzig, daß sie alles, was sie erlernt habe und besitze dem, mit zärtlicher Großmulh für sie sorgenden Bodo zu verdanken habe. Dorchcn erhob, wie aus einem Traume erwachend, die schönen Augen langsam gen Himmel. — „Hätte ich das nicht crrathen sollen?" — stammelte sic mit gerungenen Händen — „wie war es möglich, daß ihr von dem Einigen so ein Ansehnliches auf mich wenden konntet? — Ach, wie soll ich cs ertragen, dem Guten, Edlen
»