bürg und den angrenzenden Gebieten. Das; auch Württemberg hiebei vertreten war, versteht sich fast von selbst; Herr Prälat v. Kapff unternahm die weite Reise.
Die Natur ist denen, die sich ihr ganz hingcben, eine dankbare Freundin. Greis' in die Versammlung der Naturforscher iu Karlsruhe dreist hinein, so findest du säst lauter Männer, vor denen du den Hut abniinmst: die Licbig und Nög- gcrath, Dove und Rose, Schönlein und Böttcher, Wühler und ^ckimper u. a. Altmeister Humboldt hat „als der älteste Ur- grcis der Gelehrten Deutschlands die Versammlung als ein schwaches Lichtbild der mythischen Einheit des deutschen Vaterlandes" brieflich gegrüßt. Tie 'Redner ließen sich hören „über die Bedeutung des Menschengeschlechts in den Werken der Schöpfung", „über das Verhältniß der naturwissenschaftlichen Forschung znm religiösen Glauben" und „über die Seelenstö- rungen in ihrer Beziehung zur Strafrechtspflege."
Es lausen geheimnißvollc Gerüchte über eine Verschwörung in der französischen Armee um. Viele Regimenter seien angesteckt und zwei der allergefährlichsteu hätten in aller Stille aus Paris »ach Afrika geschickt werden müssen. In Eonstantine sei die offene Rebellion eines Regiments nur durch die durchgreifende Energie des Befehlshabers unterdrückt worden.
Petersburg, 11. Scpt. Wir leben hier, wie eS scheint, in einer Atmosphäre von Feuer und Flammen. Eine FenerS- brnnst folgt der andern, und kaum ist die Nachricht von einem Unglück durch Feuer eingetroffen, so hört man schon auch von einem zweiten. Dem schrecklichen Unglück von Astrachan ist daS Aufstiegen der Ock'tenskischeu Pulverfabrik gefolgt. Der donncrähnlicke Knall wurde bis auf unglaubliche Entfernung gehört; alle Gebäude, find zerstört, viele Menschenleben verloren gegangen, in dem Smolnvi-Fränlcinkloster sind alle Fensterscheiben davon gesprungen. Man sagt, daß eine Quantität von 1200 Pud, also 480 deutsche Ecntner, eben im Trocknen begriffenen stanonenpnlvers die furchtbare Zerstörung angerichtet. Tie Districtstadt Luga, bis wohin man ans der künfti- deu Warschauer Eisenbahn schon jetzt fahren kann, ist in den letzten Tagen des August ebenfalls von einem Ende bis zum andern abgebrannt. Alle Augenblicke brennt ein Wald, ein Torfmoor. ,N. P. Z.)
Ein mörderisch abgesaßter Scblachtbericht des rnsstscken Feldherru im Kaukasus erzählt uns von einer ungeheuren Niederlage SchamylS. Die Russen haben ihm nickt einmal sein Bett gelassen, sondern cs erobert und nach Petersburg geschickt.
Wieder einmal hat man den gntmnthigen Russen sehr weh und unrecht gcthan. Villasranca im Mittclmeer haben sie sich zwar von den Sardiniern geben lassen, aber lischt, um einen Kriegshasen daraus zu machen, sondern nur um Lebensmittel und Kohlen dort nicderznlegen, damit sie nicht hungern und frieren, wenn sie einmal im Mittelmeer spazieren fahren. Tie Engländer und Oestcrreiebcr dagegen schildern Villafranca als einen geräumigen, gut geschützten'Hafen, der 30 Linienschiffe saßt, 11 Meilen von Frankreich, 2 Meilen von Nizza und die beste Lage ist, um ein kleines Sebastopol im Mittelmcer zu werden. Auch hätten'S sich'S die Russen nickt schenken lassen, sondern zahlten als Pachtzins 4 Millionen Franks jährlich, 22 Jahre lang.
Die Treibliarrs - Blumen.
(Aortsltznng.,
^Naich nahm Bodo den Arm seines Freundes, um ihn nach Fabians Garten zu führen. Da sie nahe am äußersten Thore waren und TorchenS Wohnung schon von fern erblickten, fragte Hermann mit einiger Verwunderung: „Also in dieser Gegend wohnt ihre Schöne?"
Bodo zeigte ans das Haus.
„In diesem Hanse wohnt sieEben hiebcr sollte mein erster Gang gerichtet sein, wenn ich von ihnen gekommen wäre."
„Hier wohnt das gute Dvrchen!"
„Dolchen? und wer ist ihr Vater? Das haben ne mir i:."'- nickt gesagt."
„Der Gärtner Fabian Kohl."
Hermann faßte Lodo'S Hand und sah ihm bedeutend und zärtlich in die Angen.
„Nun kann ich ihnen gar nicht rächen, lieber Bodo! Null gar nicht!" — sagteer ernst — nun mag ich sie jetzt nicht einmal begleiten. Geben sie denn und thiin sie, was das Herz ihnen heißt. Heute Abend besuche ich sic wieder; dann lassen sie mich ihren Entschluß wiyen!"
Hermann entfernte sich, ohne anf Bodo's Nachrufen zn hören. Dieser sah ihm, nichts begreifend, eine Weile nach, und ging, nachsinnend über das rätselhafte Benehmen seines Freundes, zum alten Fabian.
Er traf nur Dorcken und die alte Base in dem Zimmer, beide beschäftiget, ans Primeln, Veilchen und Krokus — denn der Frühling spendete nun freiwillig der freien Erde, was die Kunst vorher nur mit Mühe den Treibhausbeeten abgctrotzt hatte
— kleine Sträuße zum morgenden Verkaufe zn binden.
Das schöne Dorcken schien fast bei dieser niedlichen Arbeit noch einmal so reizend, als sonst, und der Gedanke an den Handkuß übcrgoß ihr Gefickt bei dem Eintreten des männlich schönen Bodo's mit einer Glorie, die selbst der sich sogleich damit verbindende Gedanke an die Ohrfeigen nicht ganz verwischen konnte. Sie hätte selbst in diesem Augenblicke gar gern um den erstem noch einmal die letztem ertragen; sie bewlllkommte Bodo anfs freundlichste, bot ihm das schönste ihrer Sträußchen dar, und lispelte ihm, so bald cS unbemerkt von der etwas schwerhörigen Base geschehen konnte, mit dem sanftesten Tone die Worte zn: „Ich darf keine Blumen wieder zn ihnen bringen. Ter Vater hat eS mir verboten, und wenn sie wüßten, was
die Nackbarn von mir sprechen — ach, ich mag cs ihnen nicht
sagen!"
Bodo's Herz klopfte laut. Er drückte sanft ihre Hand an
seine Brust, und eine innere Stimme rief ihm zu: Sie muß
mein werden! Ick kann ohne das Mädchen nicht leben!
Ganz nun mit sich selbst einverstanden, suchte er den Vater im Garten auf.
Fabian ocnlirtc eben ein Bäumchen, und rief schon von weitem ihm entgegen: „Es ist mir reckt lieb, daß sie mich wieder einmal besuchen; ich wollte ihnen ohne dieß gern etwas sagen"
„Ich ihm auch, Vater Kohl!"
„Nun, so hören sie erst das meinige! — Sehen sie, gnädiger Herr, ich halte wirklich große Stücke auf sie — und da muß ich ihnen denn frei bekennen: Es ist nicht recht, daß sie so was leiden."
„Was denn, lieber Alter?"
„Mein Mädel ist letzthin fast den ganzen Abend bei ihnen gewesen; sie sind zwar ein junger, vornehmer Herr, aber, wie die ganze Stadt sagt, doch auch ein braver, ehrlicher Mann, der auf Zuckt und Ordnung hält — sie müssen mir das nickt übel nehmen, wenn ick nickt höflicher rede, als ich es verstehe
— ja, und mein Mädel ist auch brav, aber ein junges, unerfahrenes Ding; der Mnsje Heinrich ist mir immer dem Mädel
nachgeschlichen-Kurz und gut, das Znsammenkriechcn will
sich nickt schicken, und sie sollren da strengeres Commando halten in ihrem Hanse!"
„Ja, cS war wohl nickt ganz recht, Fabian! aber lasse er es gut sein! Ich will das wieder gut machen; ich komme jetzt bloß in der Absicht, um mir seine väterliche Einwilligung zu erbitten."
Fabian horchte hock ans, schob die Mütze von einem Ohre zum andern, hielt in seiner Beschäftigung inne, und staunte Bodo verwundert an. — „Ist das Ernst?" fragte er langsam.
„Voller, wahre'' Ernst. Ich würde cs für unrecht halten, bei so etwas zn scherzen."
„Hm!" — erwiedcrte der Alte, indem er bedächtig das Haupt wiegte — „die Sacke wäre zu überlegen. DaS Mädel ist jung und feurig, und das Mannsvolk fängt nach gerade an ihr nackzulanfen — arm ist sie auch; denn ick habe noch Schulden ans meinem Grundstücke — übrigens denke ich zwar nickt eben hoch mit ihr hinaus, aber doch bei allen dem — hinter dem Zaune sind meine Kinder doch auch nickt gefunden, und wir haben gar eine hübsche Verwandtschaft. Ich habe so immer