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ihm auch in einem desto hassenswürdigcrn, verächtlicher» Lichte. Noch konnte und mochte er nicht über sich selbst Nachdenken; aber, als ein achter Verliebter, näherte er sich, um die Reifende noch ein Mal zu sehen, ihrem Hause, und blickte durch die Ritzen der Fensterladen.

Bon der Magie des ersten Handkusses süß berauscht, und eben deßhalb zur fröhlichsten Stimmung erhoben, war Dorchen in daS Stübchen getreten; aber der Bewillkommungsgruß, der sie erwartete, war nicht wenig dazu geeignet, ihre Freude zu trüben.

Vater Fabian, dem Dorchen weit über die gesetzte Zeit ausgeblieben war, fragte gar barsch und mürrisch, wo sie so lange gewesen? Dorchen antwortete der Wahrheit gemäß, sie habe zu dem Herrn Kammerjunker Blumen hingetragen.

Zu dem Kammerjnnkcr? und dort hast du bis in die tiefe Nacht gesteckt? Das sollst du mir nicht zum zweiten Male versuchen, Dore!" antwortete der Alte noch weit aufgebrach­ter, und berührte zu gleicher Zeit beide Wangen der Erschrock­nen so unsanft mit leincr harten Hand, daß der lauschende Liebhaber von dieser grausamen Behandlung seiner Dulcinea nicht bloß durch die Augen, sondern sogar durch den Sinn des Gehörs überzeugt war.

Wollte jedoch Bodo das Ungcwitter nicht wahrscheinlich noch verstärken, so mußte er natürlich bloß einen stummen Be­obachter dieser tragischen Scene abgcben. Dorchen schluchzte: Er ist auch gar zu hart, Vater!" aber da sie durch ein rauhes :Schweig, unbesonnenes Ding!" ab- und und zur Ruhe verwiesen ward, da die gutmcinende Base ihr heimlich winkte, den Zorn des Vaters ja nicht zu reizen, setzte sie sich still in einen Winkel und nahm blos zu Thräncn ihre Zuflucht.

Bodo'konnte von ihr nichts mehr hören und sehen, und begab sich nach Hause. Doch so grell auch dieser Austritt mit seinen Gefühlen für das Mädchen abstack. so vermehrte sich doch sogar selbst durch den strengen Gehorsam der Tockter, und durch den Gedanken, daß er selbst Dorchen diese Behandlung jugczogen habe, seine Zuneigung zu ihr, und er wünschte nichts mehr, als sie deßhalb recht bald um Vergebung bitten zu können.

Doch weit angelegentlicher, als er selbst es wagte, sorgte der Zufall für seine Liebe, und sehr gleichgültig scheinende Um­stände schienen sich absichtlich zu vereinigen, um ihm die Erfül­lung seiner geheimsten, aber feurigsten Wünsche gleichsam ans- zudringen.

Der alte Fabian traf nach einigen Tagen mit Bodo S Reitknecht zusammen.Höre er, Freund!" - sagte der Alte daß mir das nicht wieder geschieht, oder cs wird nickt gut! Mein Mädel ist vorgestern Abends bei ihm gewesen, und sie hat ein Paar Ohrfeigen dafür gekriegt."

Ich weiß nicht, was er will" versetzte Heinrich ich habe Jungfer Dorcken seit vier Wochen mit keinem Auge gesehen!" F

Mein Madel lügt nicht, wie er und er thät gut, eS sich auch abzugewvhnen. Nichte er sich nach dem, was ich ihm ge­sagt habe, und damit Punktum!" so erwicderte Fabian, und ging trotzig seiner Wege. (Forts, folgt.)

Allerlei.

(Einfaches Mittel zur Abwendung des Scha­dens durch Maulwürfe.j Ein tüchtiger ungarischer Obst­züchter, Namens Siebcnsreund, thcilt in der Monatschrist für Pomologie und praktischen Obstbau Folgendes mit:

Ich gehöre zu den grogcn Verehrern der Maulwürfe, und wenn ich sie in meinen Baumschulen vermehren kann, so thue ich eS gewiß, weil ich an jedem einen Freund mehr zähle, der mich von den lästigen Feinden meiner Bäumchen in der Erde zu befreien sucht. Erlaubt sich aber irgend einer dieser Wühler einen Spaziergang in meine Saalbeete, so ändert sich das Verhältniß und der gute Freund wird in der Absicht, mir zu nutzen, ein Feind, der so bedeutenden Schaden anrichtet, daß ich alle Mittel anwenden muß. ihn zu beseitigen. Wir wissen, daß Hw Geruchsorgaue des Maulwurfs äußerst empfind­licher Natur sind, und das war die Veranlassung, daß ich auf

Mittel gesonnen habe, ihn von Orten zu verdrängen, wo er nicht sein sollte. Dieß gelang mir ganz einfach durch Anwen­dung von Steinkohlentheer. Ich lasse nämlich rings nm die Saatbeete einen 7 Zoll tiefen Graben aufwerfen und lege in diesen einen gewöhnlichen, durch Steinkohlentheer gezogenen Bindfaden, der mit der auSgchobcnen Erde wieder bedeckt wird, und kein Maulwurf passirt diese Linie wieder. Noch mehr aber dürste die Mitthcilung erfreuen, daß solche in der Luft gezogene Drahtzänne mit Theer bestricken kein Hase passirt. Ick hatte einen 80 Klafter langen Drahtzaun, mit Theer be­strichen, im vergangenen Herbst angelegt und keine Hascnsährte war näher als 2 Schritte davon sichtbar.

- Ein guter Wein auf Erden und ein Comet am Himmel gehören seit 1811 immer zusammen. Auch Heuer solls so sein. Der Comer wird Ende September sich auch nnbcwaff» neten Augen zeigen und zwar am großen Bären und dem Haar der Berenice. Durchs Fernrohr betrachtet zeigte er sich schon am 30. August als Stern 6. Größe.

In voriger Woche gingen am Morgen zwei Bewohner eines französischen Dorfes, Mann und Frau, zur Stadt. In Folge eines häuslichen Zwistes lebten sic seit Jahr und Tag bereits getrennt, und gingen jetzt zu einem Notar, der ihre Ver­mögens-Auseinandersetzung in Händen hatte. Unterwegs brach ein Gewitter aus, und die Frau flüchtete sich unter einen halb offenen Schuppen, wo alsbald auch der Mann ein Unterkom­men suchte. Beide Gatten standen nabe bei einander, jedoch ohne einander anznsehen oder anznreden. Plötzlich erfolgte ein heftiger Schlag, der die Frau so erschreckte, daß sic in der Angst sich z>, dem Manne flüchtete und das Gesicht an seine Brust verbarg. Dieser drückte sie herzhaft in die Arme, es er­folgte eine rührende Vcrsöhnungsscenc, und als das Gewitter vorüber war, kehrten beide nach ihrem Torfe und in ihr Hans zurück. So scheint nicht nur in Frankreich, sondern auch bei uns wirklich manchmal Blitz und Donner dreinschlagcn zn müs­se», um das störrische Herz einer Frau zu rühren.

Wien, 3. Sept. Ein seltsamer Todesfall hat sich dieser Tage in R.'s Gasthaus ans der Wiede» ereignet. Eine Gesellschaft saß im Extra-Zimmer und tarokirte, als plötzlich einer der SpielerSolo ultimo" ansagte, sein Gegner, ein Schneider-Geselle, erwicdert hierauf ereifert:Wenn Sie 8olo ultimo machen, so soll ich keine Stunde länger leben." Nie­mand kümmerte sich um diese Worte, und das Spiel wurde unter heftigem Aufschlagen der Karten beendigt. Der entschei­dende Moment kam, der Ansager des 8oIo ultimo gewann, und der Schneidergcscllc verließ, unter lauten Verwünschungen seine Karten auf den Tisch werfend, die Gesellschaft; doch als er zur Thüre des Gastzimmers kam, wurde er plötzlich vom Schlage getrosten und fiel unter einem Schrei leblos zn Boden. Die angewandten Mittel zur Wiederbelebung des Unglücklichen blie­ben erfolglos.

Aus dem Lande, wo die Citronen blühen, erzählt die A. A. Ztg. von einem andern Früchtchen: Ein adeliger Grundbesitzer, der mit seiner Frau in Unfrieden lebte, beauf­tragte den aus dieser Ehe entsprossenen Sohn, der eben auf der Straße im Gespräch stehenden Mutter einige tüchtige Faust­schläge zu versetzen. Der würdige 17jährige Sprößling, der soeben am Gymnasium seine Humanitätsstudien vollendet hatte, kam dem erhaltenen Auftrag so pünktlich nach, daß der miß­handelten Mutter das Blut vom Gesichte floß. Der würdige Sohn ward einen Monat ins Kloster gesteckt, der zärtliche Vater und Gatte ging frei aus.

Eine unglückliche Krankheit greift furchtbar nm sich und rafft reiche und arme, hoch- und niebrigstchende, nicht sel­ten scheinbar vergnügte, wie melancholische Menschen hin. Die Zeitungen berichten aus vielen Gegenden zugleich von ganz ausfallenden Beispielen und daß die nächsten Bekannten fragten, wie kommt der dazu? Die furchtbare Krankheit heißt: Selbstmord.

Ein Artillerie-Offizier in Vincennes hat elektrische Kanonen erfunden; er lädt sie mit Electrizität statt mitPul- ver und läßt die Kugeln viel weiter fliegen. _

Truck und Verlag derG. W.Z-'scr'schen Buchhandlung. Redaktion: Hölzlc.