Tages-Neuigk eile».

Stuttgart, 20. April. Der Pserdemarkt läßt^sich vortrefflich an: weitaus mehr Pferde als vergangenes Jahr und als sich überhaupt erwarten ließen, sind eingeführt wor­den, gestern um l l Uhr schon 1100. Da können sie sich denke», was das für ein Leben auf dem Dorotheen-, Carls- und Charlottenplatz ist; es ist nur zu verwundern, daß nicht alle Tage ein halbes Dutzend Pferdehändler auf dem Platze bleibt; es soll übrigens auch schon Unglück durch Schlagen ab­gesetzt haben. Tie Kinder Israels sind ^ in ihrem Elemente, sie sckreien, rufen, zerschlagen sich die Hände, halbsten und schmusen, daß es eine, wahre Lust ist, ihnen zuzn,eher,. Bis heute Mittag mag die Zahl der Pferde sich aus 1500 belaufen; ein Resultat, wie es bis jetzt noch ans wenig Pserdemärkten erzielt wurde. Was den Handel belrifft, so geht es sehr lebbast, Nutz- und Luruspferde werden mit höheren Preisen als je bezahlt; sehr gesucht sind aber auch Zuchtpferde,^ und diese werden noch am besten bezahlt. Zwar steht auf dem Markte auch manche klapperdürre Roziuante; allein im Ganzen genommen finden wir einen sehr ichöncn Pserdeichlag, und mit einem Markte vor 20 Jahren verglichen, würden die Bemühun­gen Sr. Maj. des Königs um Hebung der Pferdezucht ins hellste Licht gestellt werden. (H- -i-)

Mannheim, 17. April. Im Stammholzhandel geht eS bis jetzt ziemlich flau, und eS steht keine glänzende Saison für diesen Geschäftszweig in Aussicht, da noch zu viel unver­kaufte Vorräthe in Holland und den untern Nheinhäfen lagern. In Schnittwaren geht eS etwas lebhafter. (s. M.)

In Würzburg sind am ersten Ostertage vier Protestan­ten im Dom öffentlich zur katholischen Kirche übergetrete».

Mitten in der Stadt Köln bauen sich die Jesuiten, die Geld wie Heu haben, ein geräumiges Kloster, das noch in diesem Jahr unter Dach kommen soll.

Der Antrag der hannover'schen Regierung, dieStaats­diener" und zwar einschließlich der städtischen Beamte», künftig Königliche Diener" z» nennen, ick von der zweiten Kam­mer genehmigt worden; ebenso der noch viel wichtigere, daß dieselben nicht mehr auf die Verfassung zu vereidigen wären, sondern nur den Cid auf getreue Erfüllung der dienstlichen Obliegenheiten zu leiste» hätten.

Wo der Staat nicht gegen die Presse einschreitet, thun eS katholische Bischöfe. Die Bischöfe in Lüttich und Brügge haben den Geistlichen ihrer Diöeese zur Pflicht gemacht, ihren Beichtkindern das Lesen der von ihnen verbotenen Journale zu untersagen und überhaupt die von denselben benützten Bücher zu überwachen. (Dfz.)

Paris, 16. April. Die französische Regierung beab­sichtigt nicht nur das Haus, welches Napoleon I. auf St. He­lena bewohnte, vollständig wieder Herstellen zu lassen, sondern auch an der Stätte, wo der Kaiser beerdigt wurde, ein großes Monnment zu errichten. <H. T.)

Paris, 17. April. Ter berühmte Luftschiffer Poiteviu läßt in diesem Augenblick einen Ballon bauen, welcher sich zu den bis jetzt bekannten Ballonen wie Leviathan zu einem Fluß- PproSeaphen verhalten wird. Das Schiff soll sagt mau groß genug sein, um 50 Personen mit Lebensmittel für 14 Tage auszunebmen. Hr. Poiteviu behauptet, diesen Moustre- Ballon nach Belieben lenken zu können und man spricht bereits von einer Lufk-Lustfahrt von Marseille nach Algier. Wie man sagt, wird der neue Leviathan am 15. August zum erstenmale aufsteigen oder nicht. ' (H. T.)

Paris, 19- April. In, klerikalen llnivers schreibt LouiS Venillot: Die englische Jury hat Simon Bernard freigesprochen und das englische Volk hat den AnSgang des Prozesses mit Hurrahs begrüßt. Gezwungen den Angeklagten festznhalten, haben die englischen Richter sich dem Skandale beigesellt, so weit dieß in ihrer Macht stand, indem sie ihm gestatteten, Can- tion zu zahlen. Das ist vollständig, das ist eynisch. Es fehlt '"chts. Während der Untersuchung hat Mazzini eine Schrift veröffentlicht, die von mehreren Journalen abgedrnckt wurde und in welcher die Unverschämtheit und die Herausforderungen

gegen den Kaiser Alles nbertreffen, was die Flüchtlinge sich bis dahin Empörendes erlaubt haben. Wenn die englische Regie­rung dieses Resultat nicht gewollt hat, so ist es die Times, welche die Meinung regiert, und hat sie es gewollt, so ist die Times das Organ seines Gedankens gewesen. In beiden Fäl­len ist Frankreich über das aufgeklärt, was im Herzensgründe der Engländer vorgeht. Da wir weder die Bürgen noch die Ritter der modernen Eivilisatiou im Allgemeinen und der eng­lische» im Besonderen sind, so haben wir nichts weiter hinzuzu­fügen. Zwischen zwei mächtigen und befreundeten Nationen er­hebt sich ei» Streit, welcben man die Mörderfrage nennen könnte und die eine derselben entscheidet sie zu Gunsten der Mörder. Das ist der letzte und einer der hervorstechendsten Züge der europäischen Politik im 19. Jabrhnnderte. Sollen wir aufrichtig sei», so müsse» wir gestehen, daß unter den ge­genwärtigen Verhältnissen die infamen Hurrahs des Londoner PrätoriumS uns lieber sind, als die steifen Complimente, mit denen der Gemeiuderath von Dover die Freimüthigkeit des Herzogs von Malakoss den Tag vorher ermüdete. In ihrer zur Schau getragenen Loyalität mochten ihre Complimente wohl englisch gewesen sein, allein das Triumphgeschrei zn Gunsten von Simon Bernard ist das Her; von England selbst. (St.A.)

London, 16. April. Marschall Pelissier ist Abends hier eingelroffen. Sein Empfang im Dover war feierlich; er sprach die Hoffnung aus, die engl.-französische Allianz zu be­festige». (H. T.)

London, 17. April. Die Freisprechung Bernard's, welche diesen Nachmittag um 4 Uhr erfolgte, erregt die größte Sensation. Bernard erklärte vor dem Scblusse der Verhand­lungen, er könne ein Verschwörer sein, betheuerte aber, daß er kein Mörder sei. Der Zudrang zum Gerichtshöfe war enorm. Als das sreisprechende Unheil verkündet wurde, ertönten Hur­rahs innerhalb wie außerhalb deS GerichtSgebäudeS. <Fr. I.)

London, 17. April. Bernard soll heute noch gegen Kaution in Freiheit gesetzt werden; er wird unter der Anklage der Verschwörung vor dem Gerichtshöfe von Oneeu's Bench erscheinen. Man glaubt, die Regierung werde vielleicht die gerichtliche Verfolgung ganz ausgeben.

Man liest in einer Privat-Correspondenz derGazette de Lyon" aus Canton, 16. Febr.: Am ersten Tage der Oc­cupatio» schalteten Matrosen und Soldaten ein wenig als Sie­ger und bemächtigten sich einiger Cnriositäten, welche sie nach Geschmack fanden. Die engl. Matrosen wurden gleich am näch­sten Tage wieder auf die Schiffe geschickt. Ihre Heimkehr glich einem EarnevalS-Zug. Von den 1800 Mann hatte nicht Einer seine Uniform an. Sie stacken in chinesischen Kleidern von bei­den Geschlechtern; diese hatten Mandarinen-Hüte ans dem Kopfe, jene ungeheure Augengläser aus der Nase, chinesische Fahnen flatterten im Winde und so zogen sie, ihre Offiziere an der Spitze, beim Ton der Geige dahin. Unsere Leute hätten ihnen gerne nachgeahmt, aber die Offiziere duldeten eS nicht. Die sehr schönen, aber oft schlecht unterhaltenen Paläste, die Pa­goden, Bonzen- und Bonziunen-Klöcker sind jetzt Kasernen. Tie chinesischen Gottheiten in diesen Lokalitäten wurden als Cnriositäten stehen gelassen. Aber wenn Gesicht und Vorder- theil im guten Stande sind, so haben sie auf dem Rücken Alle ein Loch. Viele waren Geldkasse und Gott zugleich, ein Zeichen, daß die Chinesen mit uns in mancher Beziehung aus gleicher Kulturstufe stehen. Man trug Sorge den Göttern die unnökhige Last abzunehmen.

Wie es in China, dem himmlischen Reich zugehen mag, kann man daraus erkennen, daß U e h, als er noch Statthalter von Canton war, binnen 2 Jahren 70,000 Menschen köpfen und schinden ließ. Tie Scharfrichter zeigen eine solche Fertig­keit bei ihrem Handwerk, daß einer binnen einer Minute 25 Köpfe abschlagcn kann. Die Engländer haben auch die Ge­fängnisse in Canton untersucht. Unter den 6000 Gefangenen, die meist in Käfigen eingesperrt waren und die größten Drang­sale zu erdulden hatten, befanden sich auch einige Portugiesen, die in Freiheit gesetzt wurden.