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obwohl er immer kill Lächeln zeigte; allein dieses Lächeln hatte, genau betrachtet, einen boshaften Ausdruck, und schien steine Gesichtszüge zu verziehen. Er trug eine schimmernde Weste, und war überhaupt angezogen wie ein Hagestolz auf Freiers­füßen, der sein Alter zu verbergen wünscht. Heute war er noch viel gefälliger als sonst; lobte die Schönheit des Kindes, be­merkte die Aehnlichkeit zu seiner liebenswürdigen Mutter, und bot Franzen ein Darlehen zur Anschaffung neuer Geräthschaften, oder zu beliebigen Berändernngen im Innern des Hauses an.

Franz dankte ihm, lehnte jedoch das Anerbieten ab, indem er erklärte, daß er mit den Einrichtungen des Hauses vollkom­men zufrieden seie, weil alles wieder so aussehe, wie früher. Jedoch, fügte er bei, würde es ihm angenehm sein, wenn er seine Werkstätte durch die Gcrümpelkammer auf der anderen Seite des Hauses vergrößern könnte, deren Thüre er ver­schlossen fand.

Herr Storch sagte ihm, daß ans der anderen Seite der Gerümpelkammer eine Thüre angebracht seie, welche in sein eigenes Haus führe, und daß er in letzter Zeit diesen leeren Platz als Holzstaü benützt habe; zeigte sich aber sogleich bereit, die Kammer ausräumcn und die Thüre verschließen zu lassen. Jedoch, setzte er in galantem Tone hinzu,ist eine Scheide­wand zwischen den beiden Häusern unnöthig, wenn man so ehrenwerthe und angenehme Nachbarschaft hat, wie dies bei mir der Fall ist."

Warum ist dir denn dieser Herr Storch so zuwider, Johanna?" fragte Franz, als der Besuch fort war.Er ist ja die Güte selber. Er kann doch gewiß nichts dafür, daß er Liesen verdrehten Mund hat, welcher seinen Zügen einen so eigcnthümlichcn Ausdruck gibt."

Ich wünschte mir von ganzem Herzen einen andern Nachbar, und wollte, ich hätte nichts mehr mit ihm zu schaffen," äußerte Johanna;" ich fühle mich gar nicht behaglich in seiner Nähe."

Franz arbeitete nun mit Eifer und Freude, und blieb oft bis zu später Stunde in seiner Werkstätte, besonders wenn er eine Bestellung zu vollenden hatte. Er zog die Kunsttisch- lerreien der gröber» Arbeit vor, und hatte jedesmal eine; große Freude, wenn er ein Möbel von feinerem Holze zu verfertigen hatte. Doch am besten war er bekannt als Sargmacher, und die Noth zwang ihn, mehr von diesem traurigen Artikel zu verfertigen, als ihm lieb war. Oft wenn er einen Sarg voll­endet hatte, dachte er darüber nach, wie viel Kummer, ja viel­leicht Elend, diese Arbeit, die ihm und den Seinigen Brod ver­schaffte, wohl dem Hause, für welches sie bestimmt ist, bringen werde. Und wenn er oftmals Leuten in fröhlicher Stimmung und von Gesundheit strotzend, aus öffentlichen Spaziergängen begegnete, so seufzte er manchmal bei dem Gedanken, vielleicht einem dieser Fröhlichen bald seine letzte irdische Wohnung zu­sammennageln zu müssen. (Forts, folgt.)

Allerlei.

(Ein Wort gegen das zu frühe Abnehmen und die Art und Weise der Einerntung des Obstes.) Wer in gegenwärtiger Zeit die Straßen begeht, und da und dort schon Obst abnehmen sieht, kann Angesichts der daraus entspringenden Nachtheile des Gedankens sich nicht erwehren, daß hier eine Belehrung am Platze wäre.

Ein sehr wichtiger Theil der Baumpflege ist das Abneh­men des Obstes, weil Bäume, deren Früchte man nicht baum­reif werden, oder von gleichgültigen^ ungeschickten Personen abnehmen läßt, oft sehr arg mitgenommen werden. Dies ge­schieht dadurch, das eine Menge kleines Fruchtholz, (Frucht- knchen und Ringelspieße) die eigentlichen Magazine der Frucht­barkeit, an denen sich stets neue Fruchtknospen bilden, mit ab­gerissen oder abgeschlagen werden, so daß oft der Boden unter den Bäumen ganz mit solchen kleinen Zweigen bedeckt ist. Ja man hat hier sogar noch niit Vorurtheilen zu kämpfen. Ist doch die Ansicht ziemlich verbreitet, manche Bäume, z. B. die Nuß­bäume, müssen beim Abnehmen der Früchte an ihren Zweigen tüchtig geprügelt werden, damit sie um so reichlicher tragen. Widerspricht nicht gerade der in Aussicht stehende reichliche Er­trag an Nüssen dieser verkehrten Ansicht?

Obigem Schicksale find in erster Linie die verpachteten Obstpflanzuugen ausgesetzt, und öfters werden die Bäume da­bei so beschädigt, daß genau betrachtet der Schaden die Ein­nahme oft fast aufwiegt. Man sollte daher die Zeit der Ver­pachtung möglichst weit hinausschieben, oder besser dem Meß nach verkaufen, wobei auch jede Täuschung wegfällt.

Nicht minder Nachtheile bringt das zu frühe Abneh­men des Obstes der ökonomischen Benützung rssx. Verwen­dung und Verwerthung desselben, sei es zum Schnitzen, Dörre», Kochen re. oder aufs Lager zum Rvhgenuß oder gar zur Most­bereitung. Nur ganz reifes Obst'ist gut und nur solches kann nach den verschiedensten Beziehungen gehörig verwendet und vcrwcrthet werden. Nicht völlig ausgerciftes Übst wird nie ein gutes geistreiches und haltbares Getränke geben, wie dies beim Wcinstock ja auch der Fall ist. Wer aber das Obst zur rechten Zeit abnehmen will, muß die Zeit der Reife der einzelnen Obstsorten genau kennen. Es gibt Sorten fast sämmtliches Frühobst die besser und saftiger schmecken, wenn sie am Baume nicht vollständig reifen, weil sie sonst leicht mehlig werden; anders ist es mit dem Herbst- und Winterobst. Hier tritt der Zeitpunkt der Reife, die Lagerreife, erst nach einigen Wochen, resp. nach mehreren Monaten ein. Je länger dasselbe am Baume hängen kann, ohne abzufallen oder beschä­digt zu werden, desto besser ist es. In der Regel ist es die Furcht vor dem Diebstahl, welches das zu frühe Äbnehmen des Obstes zur Folge hat. Man pflanze daher an Straßen und an unbeschützten, dem Zulaufe ausgesetzten Lagen nur spätrei­sendes, der Farbe nach unansehnliches, vom Baume weg un­genießbares Obst. Auch durch eine gute Feldpolizei wird man­chem Diebstahl vorgebeugt. Doch ist dieser Verlust, namentlich in obstreichen Jahren, so wie auch der durch etwaiges Abfallen, genau betrachtet nur ein scheinbarer, indem die Früchte, die bis zum vollen Reifepunkte am Baume bleiben, um so vollkom­mener und saftrcichcr werden.

Daher wäre cs im Interesse sowohl der Producentcn als Consumeuten gar sehr zu wünschen, daß die Obsternte in allen den Gegenden des Landes, wo sie jetzt offenbar zu früh statt­findet, durchschnittlich um einige Wochen später vorgenoinmen würde, die Obstbäume würden die ihnen dadurch erwachsende Schonung durch reichere und bessere Ernten in hohem Grade lohnen.

In unfern Nachbarstaaten, Baden und der Schweiz, wird gewöhnlich weit später geerntet, als in Württemberg, und zwar von Mitte September bis Ende Oktober. (T. Ehr.)

In Damaskus lebte ein junger Engländer Whyte und war in Verlegenheit, was er mit sich und den 2 Millionen Pfund Sterling, die sein Vater in Vermögen hat, anfangen sollte. Da kam die Hiobspost ans Indien. Sofort warb er 30 europäische Abenteurer, lauter junge, kräftige Leute, die sich vor Tod und ch nicht fürchten, gab ihnen Uni­form und Waffen und zieht jetzt mit ihnen über Egypten nach Indien alswilde, verwegene Jagd." Als Adjutant dient ihm Herr Finn, ein angesehener Mann, ein wahrer Herkules, der schon viele Jahre in Ostindien gedient hat; als Arzt ein Schweizer Buchmann, der von der deutsch-englischen Fremden­legion übrig geblieben ist.

Auf seinem einsamen Spaziergange bei München traf ein alter Maun auf ein paar Knaben, die sich vergebens ab­mühten, ein paar Birnen von einem Baum zu erhaschen. War­tet, Jungens, sagte der Alte, ich will euch helfen! nahm seinen Stock und bog den Zweig herunter. Das war nicht gut; denn hinter dem Zaune lies ein Bauernweib herzu, verjagte die Jun­gens mit 'nein Stock und ließ den Herrn hart au.Sind die Bengel nicht schlimm genug? Das fehlt noch, daß so ein alter Graukopf dazu hilft. In sein Herz nein schämen sollte Er sich!" Nu, nu, sagte der Alte, so schlimm war's nicht gemeint, der Schaden wird ja noch zu ersetzen sein und ging fort. Nach ein paar Stunden aber stand ein Kammerdiener vor der groben Bäuerin und sagte: Da schickt König Ludwig etwas für die Birnen und läßt sich für die erhaltene Lektion bedanken!

Druck und Verlgg der G. W. Zaise r'schen Buchhandlung. Redaktion: Hölzlc.