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Mutter lieben, so wirst Dn auch die Tochter nicht verschmähen. Noch wenige Jahre, und sie wird mannbar sein; dann sei sie Dein und mit ihr nach meinem Tode alles Gut, das ich jetzt besitze.
Unaussprechlich war die Freude Aller, und trunken vor Lust leerten die Ritter ihre Humpen auf daS Wohl des edlen Möringers und seines WeilwS, ans daö Wohl Neuffeu's und seines Fräuleins. Der von Neuffen wartete gern noch einige Jabre, bis l 15-1 der Möringcr ihm seine Tochter gab und zugleich mit ihr die Herrschaften Marstetten und Weißenhorn, unter der Bedingung, daß Berchtold des Schwiegervaters Stainm- wappcn führe. Ihre Nachkommen starben 1349 aus, wo dann besagte Güter an Baiern fielen. Nach dem Tode GcorgS dcS Neichen kamen sie an Oestreich, welches sie später an die Grafen 'von Fugger verkauft, deren HauS sic noch jetzt besitzt.
Allerlei.
>Jn Sachen der Verthcucrnng.j Allmälig beginnt cs sich koch hie und da zu regen, und man scheint nicht aller Orlen mehr geneigt, geduldig eine Preiserhöhung nach der anderen biiiznnehmcn. Die Papierfabrikauten haben das Verdienst, cS dahin gebracht zu haben, daß die Käufer auf Mittel und Wege sinnen, wie sie sich gegen das Zusammenhalten der Verkäufer schützen können. Es sind bereits von Buchhändlern ganz zweckmäßige Vorschläge in dieser Beziehung gethan worden, von welchen namentlich zwei erwähnenswert!) sind: Verminderung des Bedarfs und Anfsnchen anderer Bezugsquellen. Diese Mittel lassen sich auch bei andern Dingen, nicht blos beim Papier anwenden. Die Papierfabrikanten stehen mit ihren Beschlüssen nicht vereinzelt da; auch die Eisenfabriken am Rhein haben sich bereits über gemeinschaftliche Preiserhöhung bcrathen, und schon ist die Befürchtung ausgesprochen worden, daß nach und nach alle diejenigen Industriellen, welche durch hohe Schutzzölle gegen Concnrrenz gesichert sind — dazu gehören namentlich auch die Zuckerfabriken — durch festes Zusammenhalten dem Publikum erhöhte Preise aufzwingen würden. Man kann cs sicherlich Niemand verdenken, wenn er seine Waare um den besten Preis zu verkaufen sucht; auf der andern Seite aber ist es auch natürlich, daß der Käufer so billig wie möglich zu kaufen wünscht. Tic erwähnten Verabredungen der Verkäufer aber erschweren ihm das. Solche gemeinschaftliche Beschlüsse zu Preiserhöhungen haben immer etwas, waS einem mißfällt, weil man dadurch die Concnrrenz ansschließt; wenn die Arbeiter sich zu- sanuncnthun, um ihre Arbeit höher bezahlt zu erhalten, so werden sic von Polizei wegen vorgenvmmen; und doch thun sie nichts anderes, als 'was die Fabrikanten auch gethan haben, sic suchen das, was sie zu verkaufen haben, nemlich ihrer Hände Arbeit hoher zu vcrwerlhcn. Am unangenehmsten berühren die Verabredungen, welche die Preiserhöhung nothweudiger Bcdür fu isse zum Zweck haben. Gegen diese Preissteigerung hilft aber dasselbe Mittel, was die Buchhändler den Papier- fabrikantcn gegenüber vorgcschlagen haben; thunlichste Verminderung des Bedarfs und Ausstichen anderer Bezugsquellen. Beides ist möglich, wenn die Käufer dem Beispiel der Verkäufer folgen und sich auch zu gemeinschaftlichem Vorgehen vereinigen.
— Die Papiermüllcr behaupten geradezu, ihr Bauern trüget die Schuld, daß das Papier so thener ist, und die Weiber am meisten. Wenn statt der bunten, leichten, neumodischen Waare die alten schweren und guten Kleiderstoffe getragen würden wie in der guten alten Zeit, so wollten sie ans den Lumpen auch ein gutes Papier machen; aus einem Ccntncr guter Lumpen können sie mehr Papier machen als aus vielen der neuen allzu lumpigen Lumpen, in denen keine gute Faser wäre. Also!
- — Düsseldorf, 30. Juni. Der Buchhalter eines hiesigen Geschäftes begab sich in eine hiesige Buchdruckerei und dictirte dem Inhaber ein Circulair in die Feder, das ein Gesuch an sämmtliche Potentaten Europa's enthielt, worin dieselben aufgefordcrt werden, alle Schmuggler der Welt lithogra- phiren zu lassen, nm sie an allen Straßenecken anzuschlagen. Er soll auch wirklich schon den Telegraphen dazu benutzt und ^
a>f Einem Tage 30 Thaler dafür auSgelcgt haben. Etwas später kam er mit einer noch originelleren Anzeige; er wollte nämlich ein Circulair gedruckt haben, worin zum Wohle der Menschheit mitgetheilt werde, daß man des Schlafes nicht bedürfe; er selbst habe in drei Nächten nicht geschlafen, und wäre das Eriatzmittcl dafür, daß man fire Luft eiuathmc und wieder aushauche. Jetzt begab sich der Druckereibesitzcr zu einem Arzt und theilte ihm den Vorfall mit.
— Vor einigen Tage» starb auf einem Strohsacke in einem der elendesten Häuser der rno Onisarlls eine 80jährige Frau. Die Frau, welche nur mit Lumpen bedeckt war, durchlief vor Tagesanbruch die Straßen ihres Stadtviertels, um die Kehrichthaufen schon vor Ankunft der Caffoniers zu dnrchstö- bcrn und ihnen hin und wieder einen Fund im Wcrthe von einigen Sons zu rauben. Während ihrer 3tägigcn Krankheit litt sie es nicht, daß eine andere Frau, welche bei ihr war, eine Orange kaufte, welche der Arzt verordnet halte. Als sie gestorben war, fand sich der Friedensrichter des DistrictS ein um dem Gesetze genügend, die Siegel anzulegen. Er sah nichts, als einige auf einem zerbrochenen Tische liegenden Fetzen und ein einstiges Bett — als er am Fuße des Lagers einen Korb bemerkte, welcher einen Schatz enthielt. In dieser allen Dieben offen stehenden Kasse hatte die Unglückliche eine Summe von 80,000 Fr. verborgen, die sie wahrscheinlich Sou für Sou ansammclte. Sie bestand ans doppelten LoniSd'ors mit dem Bildnisse Ludwig XV. und Ludwig XVI. und in 40 Franken- Stücken mit den Bildnissen Napoleon I., Ludwig XVII. und Carl X. Dieses Geld wurde einstweilen bis zum Eintreffen des Neffen und der Nichte aus der Provinz, die über diesen Fund nicht weniger staunen werden, als der Friedensrichter selbst, bei Gericht hinterlegt.
— So spekulative Wirthe gibtS wohl wenige in der Welt wie Herrn Mil Hand, der Eigcnthümcr des Journals „die Presse"^ in Paris und dabei ein steinreicher Mann ist. Jedermann freute sich darüber, daß er auch einmal seinen College» einen frohen Tag machen wollte und 300 Schriftsteller und Journalisten zu sich einlud. Er ließ sich'S 10,000 Franks kosten und es ging vergnügt zu. Wer aber bezahlte die Zeche? Ein Engländer, der ihm 20,000 Franks für die 300 Autographen bezahlte, denn jeder Gast war bei der Einladung um eine- schriftliche Zusage gebeten worden. Fast alle hatten in Versen oder sinnigen Sprüchen geantwortet.
-- „O Erde, welch' herrliche Genüsse bietest Du uns!" stammelte ein Betrunkener, strauchelte und siel in eine Düngergrube.
— In einem Waisenhaus« wurden den Kindern oft Mehlsuppen vorgesctzt, worin viele Mehlwürmer — dieses Leibgericht der Nachtigallen — mitgckocht waren. Der Tischinspektor reichw deshalb bei den Vorstehern des Instituts eine Beschwerde ein, worin sie gebeten wurden, beiicres Mehl herbeiznschaffcn, und schloß mit den Worten: „Gedenken Ewr. Ewr. aber, daß ans den Waisenkindern mit der Zeit Nachtigallen werden sollen, so habe ich nichts gegen dergleichen Suppen einzuwendcn.
— Ein böhmischer Rekrut stand zum ersten Male Schildwachc. Anfangs ging er ruhig vor seinem Schildcrhause auf und ab. Als ihm ' aber die Zeit lang wurde, blieb er davor stehen, sah es sich genau an s und meinte kopfschüttelnd: „Js e doch a kuriose Geschieht! Was haben's >' denn nur an das alte Brctterkastel g'sressa, daß m'r hier stehen und das Ding bewachen muß?"_
Viersilbige Charade.
Mein Erstes ist die Sonne nicht.
Nicht Mond- und Stcrncnschein.
Scheint es auch brennend wie ein Licht,
Svll's keine Kerze sein;
Denn wißt, cs hat der Silben mehr Und denkt nur, wie cnrios.
Sein Licht, als wenn's ein Mondlicht wär'.
Ist ein erborgtes blos.
An manchem Ort erblickt man wie Es ruht auf Nummer zwei,
Doch diese eine Silbe, die Taugt noch zu mancherlei;
Wenn sie auch keine Füße hat Kann sie doch sicher steh'n. —
Das Ganze kann in jeder Stadt Man auf der Straße seh'n.
Truck um'Verlag dcr G, W. rjaiser'schc» Puchhanrlung. Ncdallieu: Holzlr.