Während dessen hatte der tapfere axermer einen heftigen Kampf mit seinem stärkeren Feinde bestanden. Der Fremde hatte sich schnell von der ersten Bestürzung und der Gewalt des Schlages, der, den Kopf streifend, auf seine Brust niederfiel, erholt, und mit ungemeiner Stärke und Gewandtheit suchte er sich von dem Gegner zu befreien, der seine Arme wie mit einem starken Seile umspannte. — Lange und zweifelhaft war das Ringen, zweimal sanken Beide in den Schlamm und hoben sich wieder, ohne sich los zu lassen, rundum krachten die Waffen, funkelten die Klingen, stürzten Lerwundete und Tobte nieder. Endlich erlahmte die Kraft des jungen Re­publikaners, der Chouan riß den linken Arm heraus, und mit einem heftigen Stoße warf er den Gegner rückwärts gegen den Baum, daß er lautlos uicderstürzte. Wütbend faßte er am Boden ein Schwert auf, und sein fürchter­licher Hieb hätte den jungen Soldaten gespalten, wäre nicht die Nacht seine Retterin gewesen, und der Sabel tief in den Baumstamm gefahren. „Stich den Hund nie­der," — rief er einem Vendeer zu; aber der Bauer blieb bewegungslos stehen.

„So wahr ich lebe, die Scheune brennt," — schrie er und wies auf den dicken Qualm, der ans dem Ge­bäude hervorbrach, und mitten heraus zuckte jetzt die dun- kelrothe Flamme und beleuchtete die verzerrten Züge George Cadoudal's.

„Die tölpischen, ungeschliffenen Bestien," — schrie er wükhend — „ihre Nachlässigkeit bringt sie selbst um den Sieg." — Charette sprang herbei. „Jetzt gilt es, George," — rief er — „vorwärts, Vendeer, werft die blauen Henker in die Flammen!" und von Neuem stürzte er auf die Dragoner, die »ach und nach bis an den Schoppen zurückgedrängt waren.

George Cadoudal sah ihm spöttisch nach. „Ich kenne sie besser," — sagte er und spannte den Karabiner, — „der Streich ist verfehlt, inan muß auf den Rückzug den­ken; Glück auf den Weg, Herr Marquis, für jetzt ist der Spaß aus." — Kaltblütig zielend schoß er einen der Fechtenden nieder, warf das Gewehr auf den Rücken, und mit einem gewaltigen Sprunge war er über dem Graben und verschwand schnell in der Finsterniß.

Cadoudal hatte recht gesehen, nur die Dunkelheit hatte den Ueberfall stark gemacht, aber begeistert von ihren tapfer» Führern, fochten die Dragoner mit der größten Todesverachtung, als die Flamme den Platz erhellte.

Sie wußten, was ihnen bevorstand, wenn sie besiegt wurden. — „In die Flammen mit Euch, Ihr Schurken!" — schrieen die wüthendeu Bauern, — „kein Fetzen von Euch soll unverbrannr bleiben!" — und die Republika­ner kannten allzngut, daß Scherz hier nicht obwalte. — Ihr Widerstand war Verzweiflung; endlich begannen die Vendeer zu weichen, der größte Theil war erschlage», ihre Leichen bedeckten dicht den Boden, und als ein klei­ner Trupp, von Monster geführt, ibre Reihen durchbrach, war kein Halten mehr, der größte Theil sprang über die Gräben und verschwand, einzelne langsam Weichende und Fechtende wurden niedergestochen, und die erbitterten Re­publikaner stürzten sie, sammt ein Paar Gefangenen,

noa> lebeno in das Flammenmeer, wo ihr hcrzzcrschnei- dender Schrei schnell erstarb.

Jetzt endlich war Lanmonier erwacht, die Flammen erhellten das Gemach, über die Leiche zn seinen Füßen fallend, vom Feuer geblendet, von Geschrei, Schüssen und Flüchen nmhallt, stürzte er taumelnd und noch halb berauscht gegen die Thür.

„Vontrs-suiiit-gris! Louxrs, suorc! «ligbls vous ports!« — brüllte er. - „Ich bin der General! Was soll das, was will der Höllenlärm? Steht, ich bin der General!"

Eine blutige, furchtbare Gestalt stürzte auf ihn loS.

— „Dich suche ich," — schrie sie, — „fahre zur Hölle, Canaille!" — und ein zweischneidiges Jagdmesser subr dem wilden Laumouier bis an's Heft in die Brnst.

Rajch ließ der Thätcr das Messer fallen und wcG dete sich zur Flucht, aber eine starke Hand schleuderte ihn rückwärts zur Erde.

„Laß ihn los, Generäl ," — rief Monster, und sein Degen funkelte aus der Brust des Vendeers, — „der entkommt uns nickt."

„Halt ein!" — schrie der Liegende, — „halt, noch einen Augenblick." — Er richtete sich halb empor. — „Wer bist Du?" — fragte er finster seinen Ueberwinder.

„Wenn Dir daran liegt," — versetzte der General

— „mein Name ist Hocke."

„So mag mich der Abgrund verschlingen!" — schrie der Chvnan, doch schnell faßte er sich, und indem er aufstand, sagte er stolz: „ich bin Stvfflet!"

Die Dragoner verließen die Brandstätte; zwei Tage daraus, am 24. Februar, ward Stafflet in AngerS er­schossen.

Charade.

Bon einem Ort zum andern Die Erste stets muß wandern, Wohl über Fluß und Feld,

Ja um die ganze Welt.

Nicht Flügel hat's noch Beine, Auch Räder hat es keine,

Kein Wage» doch, kein. Flug Holt's ein, ists gut im Jug.

Im zweiten Silbenpaare Bekommt man werße Haare,

Ist man auch jung und frisch. Sein Nachbar Krebs und Fisch.

Auch ists ein guter Mahler, Dem du schon manchen Thalcr Für das, was er gcmahlt.

Gar willig hast bezahlt.

Als großes Ungeheuer,

Mit Flügeln, wie kein Geier, Jemals bestätigt war.

Stellt sich das Ganze dar.

Doch fliegen nicht, nur gehen Siehst du's und dennoch stehen Stets an demselben Ort, Geht's gleich in Einem fort.