Es fanden sich 5600 Stück Kupferkrenzer, für 700 Gul­den Silberzwanziger und für einige Tausend Gulden Wertpapiere. Das Merkwürdigste war, daß sich auch einige Kisten, die bis oben an mit der schönsten Lein­wand angcfüllt waren, vorsanden, obschon die Bettlerin nur ausgebesserte Hemden trug. Dabei sah es ganz rein­lich in dem gemieteten Stübchen aus.

Man will ein Schwanken in Frankreich bemerke». Die kräftige Hand, welche Frankreichs Angelegenheiten leitet, vielleicht auch wie Andere meinen, die Faust, welche die Widerstrebenden niederhäit, ist nicht mehr ganz so sicher. Aufmerksame Politiker, ja sogar nicht Allznscharf- stchtige wollen ein Verstreiten und wieder Rnckschreiten oder doch ein Seitwärtsgehen, ein Wagen nnd wieder ein Zagen und Fallenlassen beobachtet haben und knüpfen ihre bildlichen Prophezeiungen daran. Sic sagen, das französische Volk gleicht einem gutgeschulten Rosse edler Race; es gehorcht seinem Reiter ohne Sträuben, geht langsam, steht still, braust dahin, kourbettirt wie er durch einen Druck der Hand oder des Schenkels bestehlt; aber cs wird unruhig, sobald es merkt, daß die Führung un­sicher oder der Schluß des Reiters- schwankend ist.

Wenn Kaiser Napoleon ein ernstes Gesicht macht und sogar seine Hasen und Rehe in Fontainebleau nur ganz verstohlen schießt, so wollen wir's ihm nicht verden­ken. Der kaiserliche Herr hat seine Sorgen; es ist ihm seither in der Politik allerlei schief gegangen und das Geld ist nur so weggeflogen, in 3 Jahren 120 Millionen Civilliste und 50 Millionen an Schulden; macht 170 Millionen. Der orientalische Krieg hat 2 Milliarden ge­kostet und die großartigen öffentlichen Bauten haben un­geheuere Summen verschlungen; das Anshelsen der durch die Ueberschwemmung geschlagenen Provinzen wird noch größere Summen kosten. Dazu die verdrießliche Stim­mung in Paris und im Lande und über 300 Zweigver- eine der ff Marianne, die der Polizei spotten!

In Redford in England starb ein Geizhals an Entkräftung, weil er sich 20 Jahre nicht satt gegessen hatte. Die Fenster seiner Wohnung waren mit Papier verklebt und auf dem Heerde hatte 20 Jahre kein Feuer- gebrannt. Seine Frau hatte 20 Jahre die großen Fasten theilen müßen und sich beim Leichenschmaus zum ersten­mal satt. Der wunderliche und gegen die Armen barm­herzige Mann hinterließ 50,000 Pfund, ungefähr eine halbe Million Gulden.

Ein Pariser Roman.

In einer der engen, feuchten und düster» Straßen, wie sie in den Geheimnissen von Paris geschildert sind, und denen die Pariser Bauverwaltung seit einiger Zeit einen so schrecklichen Krieg macht, öffnet sich im Erdge­schoß eines halb verfallenen Hauses eine Art tiefer, fin­sterer Höhle, die man ohne eine mächtige Waage am Eingang für einen Keller halten würde; weiter hinten fällt das schwache Tageslicht auf ganze Hansen Lum­pen. Das ist das Magazin des Herrn Thomas B..., Lumpenhändlers; das ist die Niederlage, wo täglich ein

, Theil der von den nächtlich umhcrstmseiiden Lumpensamm, lern znsammengesuchten Reste ausgehänft wird, ein nnge- hcnres Lager von Abfällen, wo die Schmncksachen, in Kategorien klassistzirt, in dem Halbdunkel ihre» widerli­chen Glanz ausbreiten und den Rang kurshabender Maa­ren einnchmcn. In den dunklen Tiefen dieser Niederlage bemerkte man vor einiger Zeit, in eine Art Glasschrank, der als Bureau diente, eingeschlossen, ein junges Mäd­chen von zarter Gesichtsbildung, deren engelglcicbe Schön­heit, von einer den ganzen Tag brennenden Lampe er­leuchtet, seltsam mit den schmutzigen Dingen, welche sie umgaben, kontrastirte. Das war Frln. Julie B..., Toch­ter des Herrn vom Hause. Vor ungefähr 2 Jahren be­merkte ein eleganter junger Mann, welcher vornberging, bas junge, im Glaskäfig eingeschlossene Mädchen,'und stand mitten auf der Straße still, um es z» beschauen. Am andern Tag kam er wieder, aber dieses Mal nicht aus Zufall; denn nachdem er einen Augenblick der Thüre gegenüber still gestanden hatte, trat er'in das Magazin, unter dem Vorwände, irgend eine alltägliche Auskunft zu erhalten, in Wahrheit aber, um das junge Mädchen in der Nähe zu sehen. Um das Zusammensein möglichst zu verlängern, that er so, als ob er über die Mannigfaltig­keit der aufgestapelten Waaren ganz außer sich sei; nun war deren Zahl aber wie Land am Meere: alte Pfer­dehufe, Ballen von Hundehaaren, Haufen von alte» Schuhen, zerbrochene Flaschen, kurz, es war Alles da, und noch etwas mehr. Demnngeachtet mußte die Be­wunderung doch endlich aufhören, und der junge Manu sah sich schon zu seinem großen Bedauern genöthigt, sei­nen Besuch zu beenden, als er plötzlich in einem Hansen von altem Papier Lieferungen von allerhand Werken ent­deckte. Gleich wühlte er darin herum, traf eine Aus­wahl und fragte »ach dem Preise, welcher nicht sehr bock gestellt wurde; denn bei Meister Thomas wird die Litera­tur Pfundweise verkauft. Es versteht sich, daß der junge Herr dem hübschen Mädchen versprach, seine Bücher künf­tig nur bei ihr zu beziehen. Seitdem verging aneb fast kein Tag, wo er nicht ins Lumpenmagaziu kam; allein nach Verlauf einiger Zeit war nicht mehr die Rede von Lieferungen, sondern die Zeit verging mit Plaudern am Zugfenster des Bureaus, so daß der elegante Besucher, von nun an gewiß, daß er für das junge Mädchen et­was Anderes, als ein fleißiger Kunde sei, eines Tages bei Meister Thomas um seine Tochter anhielt. Der war auch ganz damit einverstanden, denn schon lange bewun­derte er von dem Hintergründe seiner Höhle aus das gute Aussehen des Besuchers, nur verlangte er, daß der Vater desselben vfstciell um die Hand des Mädchens für seinen Sohn anhalte. Das war aber gerade der Knoten; denn die Eltern des Hrn. Georgs, Modewaarenhändler in einem der elegantesten Viertel von Paris, hatten ganz andere Absichten, und dachten nicht daran, ihren Sohn mit der Tochter eines Lumpenhändlers zu verheirathen. Nach langem Besinnen öffnete der Sohn endlich sein Herz dem Herrn Papa, der ihn einfach einen Thoren schilt; der junge Mann setzt ihm aber so gewaltig zu, daß er sich endlich entschließt, den Meister Thomas und seine