Heidelberg, 11. Nov. Morgen wird zu unseres «großen Schiller's Geburtstag (11. Nov. 1759) sein Drama Don Carlos" auf der hiesigen Bühne zur Aufführung kommen. (H. T.)

Aschaffenburg, 10. Nov. Ein schändliches Ver­brechen wurde heute Nacht in der St. Agathakirche ver­übt. Mau fand nämlich heute früh, daß der Tabernakel in dieser Kirche erbrochen und die Monstranz nebst zwei Kelchen geraubt worden waren, die Hostien selbst fanden sich ans dem Boden zerstreut. Den Werth der gestohle­nen heil. Gefässe gibt man ans über 200 fl. an. (Asch. Z.)

Vor zwei Jahren war's, da klopsl's in Hannover an des Herrn Obersten Thür und herein tritt der jüngste Lieutenant von 600 Thaler Gage, legt den Finger an die Pickelhaube und bittet gehorsamst um Heirathsconsens. Der Herr Oberst tritt einen Schritt zurück und fragt lächelnd: Sie, Herr Lieutenant? heirathen? haben Sie auch an die 15,000 Thaler Kaution gedacht, die Ihre Braut erlegen muß? Mit Verlaub, Herr Oberst, wir haben daran gedacht, meine Braut und ich haben zu­sammen jährlich 600,000 Thaler Revenuen! Der Herr Oberst trat noch einen Schritt zurück und hielt die 600,000 fast für insubordinationsmäßig und seinen Lieu­tenant für verrückt. Der war aber weder das eine, noch das andere, sondern nur der Bräutigam der Fräulein Winkler aus Schlesien und die war die einzige Tochter des ehemaligen Pächters Winkler. Winkler sen. hatte zur Zeit, da die Adligen ihre Güter verschleuderten, Geld auf sein ehrliches Gesicht geborgt, ein Gütchen gekauft und Kohlenlager darauf aufgethan, die ihn in zehn Jah­ren zum Millionär machten. Ringsumher kaufte er neue Ländereien und fand überall unterirdische Schätze, so daß er seinen Ncichthnm kaum übersehen tonnte. Dann starb er und hinterlicß seinem Töchterlein 600,000 Thaler Ein­künfte. Das war die Fräulein Winkler und die nachma­lige Frau des Lieutenant. Sie leben jetzt in Dresden und machen einen mehr als fürstlichen Aufwand. Gu- dulla aber, das ehemalige Bettclmädchen, das jetzt mit seinem Händchen 800,000 Thaler Einkünfte verschenkt, ist noch zu haben.

Im Frühjahr d. I. ging einer sehr hohen Person in Berlin auf geheimnißvollem Weg ein Brief des In­halts zu: Deutschland werde nächstens Ein großer Staat und der König von Sachsen deutscher Kaiser werden; Preußen werde in Deutschland aufgehen und auf die Mark Brandenburg beschränkt werden; die hohe Person möge sich nickt dagegen anslchnc», denn es helfe Alles nichts, die Sache werde unwiderruflich nächstens ins Le­ben treten u. s. w. Die hohe Person war sehr verwun­dert und ließ Nachforschungen nach den Verschwörern an­stellen. Die Polizei fand sic bald, lauter junge Leute der gebildeteren Stände unter Vorsitz eines Postbeamten, und zog sie ein. Berlin munkelte geheimnißvoll von einer politischen Verschwörung. Tie Untersuchung ging ihren Gang und nahm eine" Menge biblische Inschriften und eine Fahne mit dem Motto: Polen muß anferstehcn! in Beschlag. Die Sache wurde immer ernster. Die Ver­schwörer blieben ganz ruhig, schworen aber darauf, es

werde und müsse Alles nächstens i» Erfüllung gehen, Wa­ste geschrieben hätten; denn die Klopfgeister und der Psychograph hätten cs prophezeit und ihnen in die Feder diktirt und sie könnten niemals trügen. Nun holte der Richter einen und noch einen Arzt; Beide fanden bald, daß man es mit Geisterklopfern und Psychographcn zu thun hatte, die nebenhinaus gekommen waren, Mast setzte sie auf freien Fuß. Die Berliner gäben aber best kleinen Finger darum, wen» das der Metropole der In­telligenz nicht passirt wäre, und erzählen die fatale Ge­schichte nur unter guten Freunden.

In Breslau hat man vor Ge hi rusch lägen großen Respekt, seit an einem Tage drei vvrgckommen sind. Ein Student kam von einem Spaziergänge heim, klagte über Kopfweh und war eine Stunde darauf todt. Auf einem Ball tanzte ein junger Ehemann niit seiner Frau, führte dieselbe, als die Musik schwieg, an ihren Platz und stürzte todt zu ihren Füßen nieder. Vier Geschäfts­freunde gehen zur Eisenbahn, drei steigen in den Wagen und setzen sich, der Vierte will eben folgen und stürzt, vom Schlage getroffen, todt nieder.

Nichts ist so fein gesponnen. Vor drei Jah­ren gerieth auf der Post in Köln ein Brief in Verlust, der nach der Angabe des Absenders 1000 Francs in Banknoten enthalten sollte, in Wirklichkeit aber außer dieser Summe noch 10,000 Francs enthielt, die der Ab­sender, ein Kölner Geldwechsler, der Portoersparniß wegen, nickt angegeben hatte. Eine der wcggckommenen Banknoten wurde bei einem gewissen P. unter verdächti­gen Umständen gefunden und derselbe als Hehler zu 2 Jahren Gefängniß verurthcilt. Ter Verbackt des eigent­lichen Diebstahls fiel aber auf einen Postnacktwächter Namens Tobias F. Nachdem derselbe seines Dienstes entlassen worden, wandte er sich nach Erfurt, kaufte dort ein Hans und bezahlte einen Theil des Kausschil- lingS gleick baar. Die Polizei ließ ihn inzwischen nicht aus den Augen und richtig gelang cs ihr vor einiger Zeit, einige der gestohlenen Banknoten in seinem Besitz zu finden. Er wurde sofort festgenommcn und stand am 14. Okt. vor dem Zuchtpolizeigericht in Köln, welches ihn des Diebstahls auch für schuldig erklärte und zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilte.

Amsterdam, 5. Nov. Nach Berichten aus Pa­ramaribo im holländischen Guyana vom 15. Okt. waren dort 20 französische Deporlirte ans Cayenne an- gclangt, denen es gelungen, auf einem Floß in die Nähe der Pflanzung Albana am Marowyne zu gelangen. (B.)

Br üsscl, 4. Nov. Zn Antwerpen wurde vorgestern der Schreiner des norwegischen Dreimasters Himalaya in einer Schenke am Quai, wo er ruhig am Tische saß, durck Matrosen des sardinischeu Schiffes Guiseppine, welche zuvor das Gas auslöschten, überfallen und durch drei Stilletstiche so schwer verwundet, daß er gestern Mor­gens starb. Auch einige andere Personen wurden in der Dunkelheit verwundet." Wie verlautet, war der Getöb- tete, der vier Kinder hintcrläßt, das Opfer einer Per­sonenverwechslung, indem die sardini'chen Matrosen nicht ihm, sondern dem Zimmermannc eines anderen norwegi-