Windstille kann es zugeschrieben werden, daß die Stadt von weiterem Umsichgreifen der Flamme verschont geblieben ist. Leider sind auch viele Menschen mehr oder weniger beschädigt worden, und ein Mann, Joseph Müller aus Czerwna, ist unter den gräßlichsten Leiden vor Hunderten von jammernden Zuschauern lebendig gebratenworben. Der Unglückliche wurde durch eine herabgestürtzte Zimmerdecke verschüttet und dadurch seine Fütze derart eingezwängt, daß er trotz aller mvglicken Rettungsversuche nicht herausgezogen werden konnte, das Geschrei des Unglücklichen dauerte gegen eine Stunde; da er von außen immer mit Wasser begossen wurde. Endlich endete der Tod seine Marter. Der Verunglückte war ein Familienvater 'und hinterläßt 3 Kinder. In dem verschütteten Zimmer waren fünf Arbeiter. Vier davon sind gerettet, aber schwerbeschädigt herausgezogcn worden. Der fünfte kam auf die eben beschriebene fürchterliche Weise um. Der Schaden soll sich gegen eine Million (?) belaufen. Traurig ist es für Arnaii und Umgebung, daß über 800 Menschen durch diesen Brand arbeitslos geworden sind, umsomehr, da jetzt der Winter vor der Thür ist. Ueber das Entstehen des Feuers ist bis jetzt noch nichts bekannt.
(D. A. Z.)
Paris, 26. Okt. Einem Madrider Privatbriefe vom 21. d. M. entnehmen wir folgende Mittheilungeu, denen die Stellung des Verfassers eine besondere Autorität verleiht: „Die Fusionsidee schreitet sehr ernstlich voran. Narvaez, und was weit mehr auffallen kann, die Königin selbst scheinen mit dem Plan, dessen Haupt- verfcchter Herr Egana ist, ganz einverstanden zu sein. Narvaez wäre, was die Details betrifft, der Ansicht, daß die Königin abdankt, und eine Regentschaft bis zur Volljährigkeit der Kronprinzessin für letztere die Geschäfte verwaltet. Ihr Gemahl würde, (wie dieß auch schon vor einigen Jahren proponirt wurde), Don Jouan, Sohn Don- Carlos, werden, womit dann die Fusion bewerkstelligt wäre. Zur Regentschaft würden der König, Narvaez und — angeblich nach den Rathschlägeu der nordischen Diplomaten — auch O'Donnel gehören, welcher Letztere indessen bis jetzt dem erwähnten Projekt noch nicht zugestimmt hat. Was die Königin betrifft so wäre dieselbe gar nicht abgeneigt, sich vom Schauplatz der Politik zurückzuzicheu und andern Neigungen zu leben. Die Gesandten Oestreichs, Preußens und auch Rußlands (letzterer wurde bei Hofe mit großer Auszeichnung und Respektöbezeugungen empfangen), sollen den Plan, dem die „Espana" als öffentliches Organ dient, lebhaft befürworten, werden aber an dem englischen und sicher auch an dein französischen Gesandten entschiedene und mächtige Widersacher finden. (F. I.)
Paris, 28. Okt. Nach Berichten aus Algier wurde der berühmte Löwentödter Gerard, der gegenwärtig Lieutenant und einem arabischen Bureau der Provinz Con- stantine beigegeben ist, um 70,000 Fr. bestohlen, die ihm ein Freund aus Frankreich mit dem Aufträge übergeben hatte, ihm dafür Ländereien in Algerien zu kaufen. — Die Kaiserin wird diesen Winter vor einem vertrauten Hofcirkel Komödie spielen. — Seit einigen Tagen haben
bedeutende Verhaftungen in den Faubourgs St. Denis und St. Marti» Statt gefunden. Diese Verhaftungen wurden zum Theil wegen Arbeiter-Coalitivuen und zum Theil wegen aufrührerischer Rufe und Anschlagzettel vor- genommcn. Viele dieser Zettel wurden des Abends an dunkeln Stellen augcheftet und waren mit Phosphor geschrieben. Die wilden Drohungen dieser Proklamationen in feuriger Schrift erfüllten natürlich die Faubourgs mit Augst, und bas lustige Hofleben in Compiögnc soll durch solche Nachrichten eine Störung erlitten haben. (K. Z.)
Neapel, 23. Okt. Man sängt an, kein so großes Vertrauen mehr in einen baldigen friedlichen Ausgang zu haben. Was besonders daran zweifeln läßt, ist die Gewißheit, die mau jetzt hat, daß es der Hof ist, der die friedlichen Nachrichten in Umlauf gesetzt hat, ohne jedoch zu gleicher Zeit Schritte zu thun, welche ein friedliches Resultat hätten zur Folge haben können. Seit der Ankunft der beiden Couriere, die den Gesandtschaften der beiden Westmächte die Abberufungsnoten überbracht haben, scheint der östreichische Gesandte, General Martini, Plötzlich seine bisher friedliche Sprache geändert zu haben. Derselbe hat fortwährend Unterredungen mit den Mitgliedern der neapolitanischen Regierung, und ich glaube zu wissen, daß er denselben den Rath ertheilt, fest zu bleiben und den westlichen Reclamatiouen keine Rechnung zu tragen. Er stützt sich dabei auf die Meinungsverschiedenheit, die zwischen Frankreich und England herrscht, welche letztere Macht weiter zu gehen die Absicht hat, als die erstere. Der König befindet sich fortwährend in Gaeta und hält jeden Dienstag und Freitag über seine dortige Armee Revue ab. Er läßt dieselbe fast immer Schcinkämpfc und Manöver aussühren, um die Landung einer Armee zu verhindern oder gelandete Truppen zurückzuwerfeu. In hohem Ansehen beim König steht jetzt Fra Modesto, ein Mitglied des Ordens des heil. Pasealis. Derselbe befindet sich immer um Seine sicilianische Majestät. Seiner Umgebung gegenüber stellt sich der König, als wünsche er die Abreise der westlichen Gesandten, und sagt fast alle Augenblicke: (Kiunllo so ns vrmno.
Aus Paris wird dem Fr. Journal über Spanien mitgetheilt: Die Königin ist mit Narvaez schon zerfallen und zwar wegen ihres Günstlings d'Acnncka, den Narvaez von ihr fern halten will. Madrid wimmelt von Schmähschriften gegen die Königin und den Königin-Gemahl; das Wort Revolution ist in jedem Munde und man spricht ganz unumwunden von einem Dynasticwechsel. Die Königin wird, wenn sie öffentlich erscheint, von Niemand gegrüßt; eine finstere Stille umgibt sie, wo sie hintritt. Spanische Ereignisse werden bald in den Vordergrund der Politik treten.
London, 25. Okt. In Lancashire macht die Erfindung eines Chemikers, Mr. John Leigh, statt des Mehles eine wohlfeilere Substanz zur Herstellung der in der Kattun-Fabrikation so viel gebrauchten Pappe zu verwenden, gerechtes Aufsehen. Die neue Substanz wird aus einem Soda-Silicat, mit anderen Worten aus Sand gewonnen. Dadurch soll eine Ersparniß bei der Papp- Bereitung von 25—50 pCt. erzielt werden, abgesehen