chen oder Spitzkugeln getroffen zu haben. Die Explosion war so stark, daß sämintlicke Gewehre in Stücke gingen, die Laufe gebogen, geborsten und vielfach anfgerissen wurden, von der Kiste selbst sind nur noch Splitter vor­handen. Den zwei Arbeitern, welche die Reife anlegtcn, wurden die Arme und Beine gebrochen und das Gesicht jammervoll zerrissen und verbrannt. Beide starben wenige Stunden nachher. Einer derselben ist verhciratbct und hinterläßt eine Frau und 3 Kinder. Beide waren brave und tüchtige Leute. Weitere Verletzungen erhielten ein hiesiger Spediteur und sein Lehrling. Der Schlag war so stark, daß viele -Fenster an der Kirche und den um­stehenden Häusern zersprangen. Der Knall der Explosion wurde in der ganzen Stadt gehört. (S. M.)

Ludwigs bürg, 14. Okt. Zu der neulich von Jbnen berichteten Verhaftung einiger Taschendiebe in! Cannstatt erzählt man sich hier folgenden Nachtrag. Je­ner Jndustricritter ans Rbeinpreußen, der bei der An­wesenheit des Königs von Preußen vor dem Cannstatter Theater einen kühnen, aber unglücklichen Griff in die Tasche einer Dame gcthan, befindet sich gegenwärtig zum Lohne seiner tapfern Thaten im hiesigen Arbeitshause. Vor dem Volksfeste nun soll er sich erboten haben, an Ort und Stelle einige Genossen seiner edlen Kunst zu entlarven, und richtig machte er auch, nachdem er die Kleidung des Arbeitshauses mit seiner bürgerlichen Klei­dung vertauscht und unter gehöriger Aufsicht nach Canil- ^ statt gebracht worden war, nicht nur im Knrsaal, sondern auch zuvor schon auf dem Festplatzc, auf einige Kamera- ^ den aufmerksam, welche eben emsiglich der Ausübung ihres ^ Gewerbes oblagen. Aussehen erregte hier die vor eini- ! gen Wochen erfolgte Verhaftung eines Postpraktikanten, ! dem die Unterschlagung von Geldbriesen zur Last gelegt! wurde. Am Neckar bei Hoheneck hatte man eine größere! Anzahl von leeren Briefen, die mit Geld aus Amerika gekommen waren, gefunden, ähnliche später unter den Effekten des Verhafteten, bei welchem auch eine bedeu­tende Summe Geldes angetroffcn wurde. Nach längerem Leugnen ließ er sich vor Kurzem zu einem umfassenden Geständnisse herbei, in Folge dessen er letzten Samstag dem K. Oberamtsgerichte übergeben wurde. Auf die nächste Schwurgerichtssitzung ist man hier ziemlich gespannt, da unter Anderm auch die gegenwärtig in Marbach ver­haftete Diebsbande, welche besonders die hiesige Gegend zum Schauplatz ihres Treibens gemacht hatte, zur Ab- ^ urtheilung kommen wird. lH. T.) !

Taftes - Neniftkeiten.

In dem pfälzischen Dorfe Imsbach ereignete sich am 11. l. M. ein höchst trauriger Vorfall. Es bewegte sich nämlich der Leichenzug eines dahingeschicdenen armen Mannes, Vater von 8 größtcntheils unversorgten Kin­dern nach dem Friedhofe. Noch im Orte kam der Zug an einem mit 2 Kühen bespannten, ohne Aufsicht stehen­den Karren vorüber. Wie es nun schien, wurden diese Kühe wahrscheinlich in Folge des Gesanges der Schul­kinder und des Weheklagens der Hinterbliebenen scheu, sprangen unter den Zug und beschädigten die den Sarg

begleitende Wittwe des Verstorbenen der Art, daß sie noci, denselben Abend den Geist anfgab. Unter mehreren Andern wurde auch noch ein armer 70jähriger Taglöhner bedeutend verletzt. (Pf. Z.)

Paris, 11. Okt. Carpentier, Grellet und Con- sorte» haben ein Schreibe» an Rothschild gerichtet, worin sie demselben ankündigen, daß sie glücklich in Amerika angckommen sind, und ihn anffordern, sie holen zu lassen. Das Schreiben ist von einem in der Nähe von New-Hork gelegenen Orte datirt. Eine heute aus New-Dork angc- langte telegraphische Depesche meldet nun die dortige Ver­haftung Grellets, einer der Hanptdiebe der Nordbahn; derselbe hatte sich zu Belmont, dem New-Uorker Agenten Rothschilds begeben, um den Betrag für Wcrthpapiere zu erheben. Belmont, der bereits Kenntniß von dem Diebstahl hatte, ließ ihn sofort festnehmen. ,N. Z.)

Paris, 12. Okt. Die Verhaftung Grellets be­

stätigt sich. Mit ihm wurden sein Bruder und ei» ge­wisser Parrot verhaftet. Wie cs scheint, trug Grellet

am Tage seiner Verhaftung weiße Hosen. Dieß war sein Unglück. Einem amerikanischen Polizeiagenten fiel diese ungewöhnliche Tracht auf. Er folgte daher Grellet, der sich gerade zu Rothschilds Agenten, Belmont, begab. Dort kam es zu einer Erklärung, die mit Grellets Ver­haftung endete. iE. Z.)

Paris, 13. Okt. Als uns der Telegraph die

Nachricht von der Ankunft des Herzogs von Valencia in Madrid ankündigte, haben wir nnsern Lesern wichtige und neue Ereignisse als bevorstehend in Aussicht gestellt. Der Erfolg hat unsere Voraussagung gerechtfertigt, folgende Depesche beweist, die nnS soeben ans Madrid zukommt:Madrid, 12. Oktober: Heute haben sämmt- liche Minister ihre Entlassung eingereickt. Dieselbe ist von der Königin angenommen worben und diese hat den Marschall Narvaez zum Conseilspräsidcntcn ernannt."

Wahrscheinlich wird der Telegraph uns noch heute die Zusammensetzung des neuen Ministeriums bekannt geben. Dieser Umschlag kann Niemand überraschen, der die jüng­sten Ereignisse in Madrid mit Aufmerksamkeit verfolgt hat. Die Reaction hat sich ihren Sieg durch Nichts ver­kümmern lassen wollen und O'Donncl hat durch seine charakterlose Nachgiebigkeit seine Persönlichkeit in dem Maße verwischt, daß sein Bleiben an der Spitze der Re­gierung geradezu als eine Anomalie bezeichnet werden konnte. Die Ernennung von Narvaez znm Conscilspräsi- denten ist demnach ein Ereigniß, dessen Folgerichtigkeit Niemand streitig macken wird. Die neue Regierung wird dem Lande gegenüber sich viel freier und natürlicher be­wegen, als die von O'Donnel. Sie hat nur Einen Geg­ner zu fürchten: die Revolution. Wie England die neue Veränderung aufnehmcn wird, daS ist schwerer zu beur- thcilen. Zwar wird die englische Presse ebensowenig als die Regierung ein Gehcimniß daraus machen, daß ihr diese vollständige Consmnmativn der Gegenrevolution un­angenehm ist, aber cs ist nickt abznsehen, inwiefern die Ernennung von Narvaez znm Ministerpräsidenten ans die auswärtige Politik des englischen Kabinets cinfließen wird. Es wird nicht uninteressant sein zu erfahren, wie sich