gann. Das eine, auf welchem 6 Personen sich befanden, wird gänzlich vermißt und cs unterliegt kaum einem Zwei­fel, baß dasselbe mit allen Passagieren zu Grunde ge­gangen ist. Auf dem andern befanden sich 5 Personen. Das Dampfschiff, welches von Bregenz hieher fuhr, war fast bei dem Hasendamm dahier angelangt, als dasselbe jenes Schifflein mit den Wellen ringen sah. Das Dampfschiff kehrte in den See zurück und traf noch rechtzeitig ein, nm 3 Personen, die dem Ertrinken nahe waren, zu retten, zwei Personen hatte der Tod des Er­trinkens bereits erreicht. So eben langte bas Dampf­schiff mit den von Wasser triefenden 3 Geretteten an; Hunderte von Neugierigen empfangen das Schiff. Das Mitleid mit dem Schicksale der Unglücklichen, die auf ei­ner kaum einstündigen Vergnügungsfahrt von einem so furchtbaren Unglück betroffen wurden, ist allgemein. (A.Abdz.)

Berlins 13. Aug. Man erzählt folgende Geschichte aus Sanssouci bei der Anwesenheit der Kaiserin- Mutter von Rußland. Es präsentirt sich ein aller, grauer Soldat an dem Eingang der obersten Terrasse; die Wache sucht ihn vergeblich zurückzuweisen; endlich kommt ein Flügeladjutant des Königs hinzu und führt ihn zum König und zur Kaiserin. Als er die hohe Frau von fern erblickt, ruft er:Ja, das ist sie, aber sie hat sich sehr verändert!" Als die Kaiserin ihn endlich nach seinem Begehren fragt, sagt er, er habe sie vor 50 Jah­ren einmal in Charlottenburg aus dem Wasser gezogen. Sie, die kleine Prinzessin Charlotte, hätte mit der Prin­zessin Alerandrine und dem damals 7jährigen Prinzen Karl in einem kleinen Wägelchen gefahren und wäre damit dicht an den Rand des Teiches gekommen. Er, der dort Wache gestanden, habe sie gewarnt, sie aber auf ihn nicht ge­hört, bis er endlich ganz kräftigHalt" gerufen habe. Da sei sie ausgeglitten und ins Wasser gefallen; er sei ihr aber nachgcsprungen und habe sie sogleich herausge­zogen. So habe er sie, gefolgt von ihren weinenden Geschwistern, zur Königin Louise geführt, die lesend am Schlosse gesessen habe. In ihrer tiefen Bewegung und Freude habe ihm die Königin ein Medaillon, das die Kaiserin am Halse trug und in dem eine Locke ihrer Mutter eingeschlossen war, gegeben. Hier zeigte er nun der Kaiserin dieß Medaillon, das er getreu bewahrt hatte. Sie nahm es aus seiner Hand und bat, ihr dieß köstliche Andenken an die selige Mutter zu überlassen, nahm aber dafür von der Brust der Prinzessin Gagarin, einer ihrer Hofdamen, ihr mit Brillanten besetztes Porträt, das nur den vertrautesten Personen des Hofstaates gegeben wird, und händigte cs dem Greis ein. Solcher Erinnerungen viele haben die Kaiserin hier erfreut. (Elb. Z.)

Aus Oestreich vom 12. August. Von glaubwür­diger Seite wird berichtet, daß der so sehnlich erwartete Vorschlag des Ministeriums für Kultus und Unterricht zur Organisation der evangelischen Landes­kirche augsburgischer und helvetischer Konfession in Un­garn nächster Tage veröffentlicht werden foll. Da es der feste Wille des Kaisers ist, die wohlerworbenen Rechte der Protestanten im Sinne der Landesgesetze zu wahren und kraft seines höchsten und ausschließlichen Schutz- und

Schirmrechts die Autonomie in ihrer Reinheit zu erhalten, so sehen die Evangelischen diesem höchst wichtigen Ereig­niß freudig entgegen. (Es ist nur zu wünschen, daß diese Nachricht des Pesther Lloyd, welche schon öfters gemeldet worden ist, sich endlich verwirklichen möchte.)

Basel, 13. August. Den heute früh von Solo­thurn hier cingetroffenen Postpassagieren drohte ver­flossene Nacht, gegen 1 Uhr Morgens, beim Hauenstein, in der Nähe der Station Waldenburg, ohne wunderba­ren höheren Schutz ein furchtbares Unglück. Der gegen alle Vorschrift mit Laternen nicht versehene Beiwagen

war von 9 Passagieren, worunter Herr M. aus Karls- ' §

ruhe, besetzt und nur der alleinigen Führung des Postil- i

lons anvertraut, der, entweder cingeschlafen oder durch j

die Dunkelheit, sowie dazwischen leuchtende Blitze geblen- ;

det und irre geleitet, auf dem an genannter Stelle be- !

kindlichen 4050 Fuß hohen Damme die Pferde von der i

Straße ab und gegen den Abgrund leitete. Ein Schrei ;

des Entsetzens ließ die Reisenden die Gefahr, aber leider (

zu spät, erkennen, denn schon stürzten Pferde und Wa- (

gen den Abgrund hinunter in den unten fließenden Berg- s

bach. Wie schrecklich hätten die Folgen sein können, e

und nur der höchsten Vorsehung ist es zu danken, daß s

keiner der Passagiere lebensgefährlich verwundet wurde, n

sondern sämmtliche mit Quetschungen und leichteren Ver- e

wundungen davon kamen, wohl aber eines der Pferde i,

auf der Stelle tvdt blieb. Ein nachfolgender Fuhrmann a

gewährte den Verunglückten insoweit die daukenswcrtheste ß

Unterstützung, indem er mit seiner Laterne herbeikam, daß ^ g sich die Reisenden aus dem Wagen und Bache heraus, 3

den Damm hinan und ins nächste Wirthshaus finden g

konnten, um sich da ihre Wunden verbinden und von g

dem gehabten Schrecken erholen zu können. (B. L.) r

Von der preußisch-polnischen Gränze, 12. d

August. Man liest in den deutschen Blättern, die pol- Z

nischen Am ne flirten hätten von der Gnade des j,

Kaisers nur in beschränktem Maße Gebrauch gemacht. o

Dem ist nicht so, aber leider vereitelt es der bureaukra- > st tische Mechanismus der russischen Behörden, daß die Ab- k

sichten des Kaisers denjenigen, welche davon Gebrauch zr

zu machen Willens sind, zu statten kommen. Ich habe w

in Warschau von einem dieser Verhältnisse durchaus kun- A

digen Manne versichern hören, daß sehr viele Personen A

sich auf den Amnesticakt berufen und die Anfrage an das m

Gouvernement gerichtet haben, ob sie zurückkehren dürfen, L

ohne bis jetzt eine Antwort zu erhalten. Die diesseitigen ^ -

Behörden werden über die Indolenz in dem russischen ei

Bnreauwesen Auskunft geben können. Keine Frage wird w

beantwortet, selbst die Tclegraphcnbeamten, die doch nur ,, si einer Minute bedürfen, um auf die an sie gelangenden er

telegraphischen Anfragen ein Ja oder Nein zurückzutele- d«

graphiren, sind durch drei- und fünfmaliges Wiederholen w

der Frage nicht dazu zu bewegen, daß sie den Zeigefinger R

rühren. Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder m

nehmen, wenn nur Wenige, welchen der kaiserliche Gna- h>

denakt zugedacht war, die Früchte desselben sich bis jetzt v>

anzueignen im Stande waren. Bittschriften liegen genug w

vor, und an strengen Verweisen läßt es die Statthalter- jr