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Gans eilte theils laufend, theils fliegend dem Gehöfte des Bestohlenen zu, wo sie von ihren früheren Kameradinnen mit einem lang anhaltenden Geschnatter bcwillkomint, besonders aber von dem Gänserich ans das herzinniglichste begrüßt wurde. Der Dieb, durch dieses Experiment zum Geständniß angetrieben, wurde in die gesetzliche Strafe ver- urtheilt. (Kln. Z.)
Ein geheimnißvoller Vorfall beschäftigt die Bewohner des Schlosses von St. Cloud in hohem Grade. Ein Hundert-Gardist stand in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli in einem nach den Gemächern des kaiserlichen Prinzen führenden Gange auf Wache. Am Ende des schwach erleuchteten Ganges erschien — so erzählt der Soldat — plötzlich eine weiße Gestalt, die sich nach den Gemächern des Prinzen hinbegab. Der Hundert-Gardist trat auf sie zu, indem er sie anrief. Die Gestalt verschwand jedoch in den Gemächern deö Prinzen, ehe der Gardist sie erreichen konnte. Der Soldat schlug Lärm. Man stellte sofort eine Nachsuchung an, entdeckte aber nichts. Nun will ein anderer Soldat eine ähnliche Gestalt gesebcn haben, und zwar an einem der Fenster, die nach dem Park gehen.
Der Geistliche, der den englischen Giftmischer Palmer zum Tode vorbereitete, erzählt von der letzten Nackt des Mörders. „Ich forderte ihn bei seinem Seclenheilc auf, zu bekennen. Palmer war zerknirscht und antwortete: wenn mein Seelenheil erfordert, daß ich diesen Mord bekenne , so muß ich auch die andern eingestehen. Ich meine, setzte er nach einer Pause hinzu, mein Weib und meinen Bruder. — Dann warf sich Palmer ans die Strohdccke und verhüllte das Gesicht. Haben Sie also, fragte ich ihn, Ihr Weib ermordet? Keine Antwort. Ihren Bruder? Keine Antwort. — Der Herr habe Erbarmen mit ihrer Seele! betete ich. Palmer antwortete mit tiefem Seufzer. Nach langer Pause sagte er: Mein Herr, ziehen Sie aus meinen Worten keine falschen Schlüsse; ich habe meine Schuld weder eingcstanden, noch abgeleugnct!" — Damit schieden sie. —" Ändern Tags auf der Leiter zum Galgen erklärte Palmer: Ich sterbe unschuldig! —
Durch telegraphische Nachricht wird auS Konstantinopel vom 4. d. gemeldet, daß die ottomanische Pforte einen Gouverneur für die Donansürstcnthümcr ernannt hat, obschon eine solche Stelle nicht unter den in den organischen Statuten spezifizirteu Kategorien vorkommt.
Petersburg, 9. Juli. Ein kaiserlicher Ukas dehnt die Amnestie ans die Flüchtlinge der westlichen Gouvernements ans den Jahren 1830 und 1831 aus. Es M keine gerichtliche Verfolgung gegen sie eintretcn; vielmehr sollen sie nach Erneuerung ihres Treuschwurs in ihre Rechte wieder eingesetzt und nach Verlauf ven drei Jahren an- stellungssähig werden. ' (T.D.d.F.P.)
Ans dem südlichen Rußland kommen ebenfalls die erfreulichsten Nachrichten über den Stand der Felds rächte. Der Handel in Odessa, der während des Kriegs ganz dar- niedcrlag» hat sich auch wieder gehoben.
Bei einem Festmahl, daS in W a sh ington, der Re- sidcnz des Präsidenten der.Vereinigten Staaten, abgehaltcn wurde, hat ein Deputirter ans Calisornien einen Kellner deßh. lb nicdergeschossen, weil derselbe den holländischen Ge
sandten eher bedient hatte, als ihn. Der Mörder wurde sofort verhaftet.
Der Grenadier als Geireral-Superinlenderil.
(Fortsetzung.)
Am andern Morgen gingen mit dem letzten Verse des Hauptliedes die Kirchenthüren auf und, der König und die Königin an der Spitze, traten alle hohe Gäste des Edelmanns in die Kirche und nahmen theils in den benachbarten Bänken am Altar Platz, theils, und da diese bald gefüllt waren, standen sie in der Nähe des Königs, der sich vom Chor des Edelmanns einen Stuhl holen und vor den Altar sitzen ließ, über dem sich zugleich nach dem, von diesem Könige cingcführten Baustyl die Kanzel befand, damit ec den ungehorsamen plattdeutschen Prediger besser vor Augen habe. Gundling stellte sich dem Könige gegeir- über dicht unter die Kanzel und lehnte sich mit den Schultern an das Bild des Judas Jschariolh, der sich an einem Feigenbaum erhing.
Die nun folgende Predigt ist durch die Tradition in einem großen Theile Pommerns berühmt geblieben bis auf den heutigen Tag. Der alte Pastor that anfangs, sobald er die Kanzel bestiegen, als ob er ganz unter seinen Bauern sei, und legte ohne alle Bezugnahme auf seine hohen Gäste das Evangelium plattdeutsch nach seiner Weise mit herzgewinnender Einfalt auS. Da er aber wohl wußte, daß Friedrich Wilhelm der Erste eine solche Bezugnahme aus seine Gegenwart bei jedem Gottesdienste eben so herrisch verlangte, als sie hundert Jahre später sein großer Urenkel Friedrich Wilhelm der Dritte demülhig verbat und verschmähte, so berührte er in der sogenannten Nutzanwendung denn auch auf höchst originelle Weise die schmeichelhafte und unvermmhete Erscheinung des Tages.
Nachdem er nämlich seiner Gemeine gewissermaßen prophetisch vorausgcsagt, daß die Erinnerung an diesen Tag, wo ihr Landesherr ihren Gottesdienst mit seiner Gegenwart verherrlicht habe, noch bei Kindern und Kindeskindcrn sortleben würde, und daran einige kräftige Ermahnungen zu dankbarer Treue geknüpft hatte, fuhr er wörtlich folgendermaßen fort: Womit fall ick unfern allergnädigstcn König unde Herrn vergliecken? —
Ick vergliccke om mit eim Gosornd (Adler, de nach de Sünne heranflücht und tokickt ob nck son verfluchte Bloo- thil an sine Jungen sucht (saugt), bei welcken Worten er mit dem Finger nach unten deructe, und da die Kanzel sehr niedrig war, dem Gundling gerade ans die weiße Perücke stieß. Die Gesichter verzogen sich schon allgemein zum Lächeln, indcb that man sich Gewalt an und Höne, wie der Prediger seinen Satz auSsührte: und die Blutegel ans die Vornehmen deutete, die so oft das arme Volk aüssögen, bis er abermals auSricf: Womit fall ick unfern alleiWä- digsten König. unde Herrn Vergliecken? Ick vergliecke ein mit chnem Feigenbobm, der söte (säße) Früchte trägt und nicht so'n Judas den Erzschelm, aß dicsse hier, wobei ec abermals dem Gundling auf die weiße Perücke tippte. Hier hielt sich schon der Eine. und der Andere die Hand vors Gesicht und selbst der König; doch als der Prediger