deS Rathhauses für diese Verhandlungen eingerichtet wird. Jedoch wird dann der etwas beschränktere Raum, sowie die Höhe über zwei Treppen eine Beschränkung der bisherigen sehr ausgedehnten Oeffentlichkeit nothwendig mit sich führen.

(H. T.)

Ulm, 10. Juli. Gestern Abend wurde in einer Ver­sammlung ans der Wilhelmshöhe dem auf Besuch anwesen­den ehemaligen Abgeordneten unserer Stadt, Hrn. Dr. Adolf Seeger, von dessen Freunden und Gesinnungsgenossen ein silberner Pokal als Zeichen der Anerkennung überreicht. Rechtskonsulent Wolbach übergab den Pokal. Seeger dankte in kurzen, ansprechenden Worten, worin er hervorhob, daß er dieses Zeichen als eine Huldigung nicht seiner Person, sondern der von ihm vertretenen Grundsätze ansche. Ec schloß mit einem Toast auf den Bürgermuth, der auch in trüber Zeit sich nicht untren werde, sondern getrost der lichteren Zukunft entgegensehe. Unter Toasten und den freundlichen Klängen eines kleinen bürgerlichen Musikkorps floß der Abend in gemächlicher traulicher Weise hin, und erst spät verabschiedete man sich von dem verehrten Gaste.

(U. Schn.)

Tag es* Neuigkeiten.

Im tiefsten Vertrauen, damit es der Herr Kaufmann nicht hört, der im Aufschlagen schnell und im Abschlagen langsam ist, können wir den Tabaksranchern verrathen, daß der Tabak theucer werden wird. Es soll eine neue gleich­mäßige Steuer auf den Tabak gelegt werden, die Herren Zöllner in Eisenach sind nur über die Höhe noch nicht einig; man erzählt sich von 50 Proccnt.

In Rotzen Han in Nassau war großes Gedränge; denn die Jesuitenväter hielten feierliche Mission mit viel Beim und Singen. Plötzlich entstand vor der Kirche gro­ßer Tumult. Was ist? Ein Arzt hatte dem katholi­schen Pfarrverwalter die Reitpeitsche ins Gesicht geschlagen, daß Blut floß. Der Arzt mußte flüchten und behauptete, er habe den Pfarrerwegen zu weit getriebener Zärtlich­keit und Anmaßung eines nur dem Ehemann zustehmden Rechtes und verübten Frevels gezüchtigt." Die Untersuchung ist im Gange. (Dfz.)

Köln, 3. Juli. Ein Chef der Eisenbahnstation Gent bemerkte dieser Tage, daß die Gepäckerpedition vergessen worden sei. Derselbe sandte sofort einen Ertcazug nach, vergaß aber diesen Vorfall zu tclegraphircn, so daß die Barrieren geöffnet blieben, was das Uebcrfahren von 3 Kühen und, wie es heißt, eines Menschen zur Folge hatte. Als der Chef davon benachrichtigt wurde, schnitt er sich den Hals ab. Der Selbstmord ist hier an der Tagesord­nung. Am Sonntag erschoß sich ein Jüngling im Hanse seiner Geliebten, weil deren Eltern das Bündniß aus kon­fessionellen Gründen nicht guthießen. Am Mittwoch schnitt sich ein Karrenbinder so tief in den Bauch, daß ec leicht den Folgen erliegen kann. Heute erschoß sich ein Prioat- sekretär wahrscheinlich wegen mangelnder Eristcnzmittel.

In Bromberg will ein Schriftsetzer vom Christen- thnm, ec war Katholik, zum Juden!hum übergehen. Die böse Welt sagt ihm zwar nach, er wolle eine reiche Jüdin heiralhen, allein er selbst erklärt, daß er den Schritt

aus Ueberzeugung thue. Der Rabbiner crtheilt ihm bereits den nöthigen Unterricht.

Wien, 3. Juli. Die kirchliche Partei hat neuer­dings wiederholte Zeichen ihrer Thätigkeit gegeben. In einem ihrer Organe, dem östr. Volksfreund, wird heute Göthes Reinecke Fuchs als staatsgefährlich denunzirt und die Regierung indirekt ausgefordert, die neueste bei Cotta erschienene Ausgabe mit Illustrationen von Kaulbach außer Land zu schaffen. Der arme Schiller hat ohucdieß schon lange keine Gnade gefunden und wurde verhöhnt. ES scheint, daß dem Publikum kein Buch mehr als geistige Lektüre überlassen werden darf, als Herr v. Redwitz.

Wien, 12. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin wurde um 5'/>2 Uhr Morgens entbunden. Soeben 8 Uhr ver­künden 21 Kanonenschüsse die Geburt einer Prinzessin. Um 11 Uhr wird ein Tedeum gehalten. (T. D. d. St.A.)

Dieältesten Leute" in Niederöstreich und Steiermark wissen sich nicht einer so frühen Kornernte wie in die­sem Jahr zu erinnern. In den ersten Tagen des Juli stand kein Halm mehr auf dem Felde und man bringt bereits neues Korn auf den Markt.

In den Hochgebirgen um Kronstadt in Siebenbür­gen ist am 26. Juni Schnee gefallen. Es herrschte da­bei eine empfindliche Kälte und es mußte in vielen Oefen Feuer angcschürt werden.

Turin, 3. Juli. Nach offiziellen Angaben hat.die sardinische Armee auf dem Schlachtselde und an Krankheiten während des orientalischen Krieges und bis zur Räumung der Krimm 2532 Mann eingcbüßt.

Obstreich will in Italien und namentlich in der Lom- bardei russische Blasbälge entdeckt haben, und ist nicht zweifelhaft, was in dem leicht entzündlichen Italien angeblasen werden soll. Ein engerer Anschluß au Frank­reich soll Oestreich die Dienste lhun, die einem Privatmann eine Fenerversicherungsanstalt leistet.

Zu Bern hat man beim Abbrechen des Salzmaga­zins Scorpionen entdeckt, welche man in diesem Lande nicht heimisch glaubte.

Neulich wurden in Rom auffallend viele Fünfsrankcn- stücke im Verkehr entdeckt. Der Verdacht deS Verbreitcns siel auf einen Priester, Vicekurantcn von Santa Maria von Trastcvere. Bei einer in seinem Hause vorgenommenen Nachsuchung, fand man außer den falschen Geldstücken eine große Menge silberner Kirchengcräthe, die der Priester beim Meßlesen gestohlen hatte. Ec hatte mit 17 Hcls.rs- hclfern das schöne Geschäft b.tciebcn.

Zu H a m m wurde bei dem Criminalsenate des königl. AppeUationSgcrichts am 4. Juli gegen einen des Gcmse- diebstahlS Angeklagten verhandelt. Die Sache hatte eine komische Seite; denn zur Feststellung des objektiven That- bestankcs zu gelangen, war schwierig, weil der Bestohlene die Identität der ihm entwendeten Gans nicht beschwöre» konnte. Ec glaubte solche jedoch dadurch beweisen zu kön­nen, indem er dem Richter erster Instanz den Vorschlag machte, die GauS mehrere Hundert Schritte von seinem bäuerlichen Gehöfte in Freiheit zu setzen und dann zu sehen, in welcher Richtung sie den Flug nehmen werde. Ter Vorschlag kam alsbald zur Ausführung, und siehe da, die