Polizeipräsidium citirt, resp. sistirt, wo ihnen sämmtlich ihre Pässe mit dem Bedeuten eingchändigt wurden, daß sie bis zum Abend die Stadt zu verlassen hätten. Für die gehörige Befolgung dieser Vorschrift wurden die Wirthe verantwortlich gemacht.

Ministerpräsident v. Manteuffel stand in Unter­handlung über den Ankauf der Standesherrschaft Fetzschow in Schlesien. Der König von Preußen hörte davon, kaufte das Gut für 78,000 Thaler und machte es seinem Mini­ster zum Geschenk.

In Berlin hat man einen Heuchler und Frömmler entlarvt, der zugleich Mitglied des Treubunds gewesen ist, den Privatdocenten Schmid. Derselbe wollte das ererbte Vermögen seiner Mündel im Betrag von 10,000 Thaler größtentheils an sich ziehen und hatte dazu die abscheulich­sten Mittel gewählt. Das Gericht kam aber allen seinen Schlechtigkeiten auf den Grund, entdeckte sogar, daß die Mündel seine eigenen Kinder waren, in Ehebruch erzeugt, und verurtheilte ihn zu 2'^ Jahr Gefängniß und 500 Thaler Geldstrafe. (Dfz.)

In Königsberg stand neulich ein Rentier Still - mann Wuchers halber vor dem Schwurgericht. Di-.ser Mann ist ein wahrer Alexander auf den Schlachtfeldern der Gerechtigkeit; seit 1850 hatte er nicht weniger als 974 Prozesse beim Stadtgericht anhängig gemacht und seit 1830 nicht weniger als 3000 Prozesse.

Wien, 23. Junt. Der Wohlthätigkeitssinu unserer Wiener wird den freudigen Anlaß der bevorstehenden Ver­mehrung der kaiserlichen Familie zu Kundgebungen von Akten edler Menschenfreundlichkeit benützen, und wir werden in der amtlichen Wiener Zeitung bald die Verzeichnisse der aus diesem Anlaß gespendeten reichlichen Gaben lesen. Sehr praktisch ist die Spende, mit welcher Hr. M. v. Wodianer, Chef einer der geeichtesten Wiener Firmen, die Reihe eröff­net. Dieser edle Menschenfreund hat 5000 fl. zu dem Zweck gespendet, daß davon 100 Kinder armer Eltern, welche ungefähr zu gleicher Zeit mit dem erwarteten kaiser­lichen Sprößling in Wien oder in den vier Kreisen des Erzherzogthum Oestreich unter der Enns das Licht der Welt erblicken, mit Sparkasseneinlagen von je 50 fl. bedacht werden. Nach dem Wunsche des hochherzigen Gebers sollen im Falle der Geburt eines Erzherzogs 100 Knaben, im Falle der Geburt einer Erzherzogin 100 Mädchen mit die­ser schönen Spende bedacht werden. (Mg. Z.)

Wien, 29. Juni. Der hiesige Bankier Baron Sina wurde vorgestern von Sr. Majestät dem König von Griechenland in einer von ihm erbetenen Privataudienz empfangen, bei welcher Gelegenheit er um die Erlaubnis; bat, Sr. Maj. zu Gunsten der griechischen Finanzen eine Schenkung von einer Million Gulden C.-M. machen zu dürfen, eine Bitte, welche hnldvollst gewährt wurde.

(S. M.)

Der Fürst Paul Esterhazy, der als Botschafter deS Kaisers von Oestreich nach Moskau zur Krönung geht, wird einen ungewöhnlichen Glan; entfalten. Seine Galla­anzüge strotzen von Brillanten, Smaragden, Rubinen und ächten Perlen. Die Knöpfe seines ungarischen Dollmanns, der von Gold- und Juwelenstickereien strahlt, bestehen aus

Diamanten vom reinsten Wasser. Die Agraffe, ivelcbe den Reiherbusch am Kalpack fcsthält, wird ans 300,000 fl. geschätzt. Mit dem Schmuck seines Leibrosses könnte man sich das größte Rittergut kaufen.

Kopenhagen, 26. Juni. Vor einigen Tagen kam es in einem Wirthshause ans Amager, in dessen Nähe holsteinische Rekruten stationirt sind, zwischen ibnen und dänischem Volk auf einer Tanzbude zu großem Streit und eS setzte, als die Holsteiner wegen ihrer Nationalität von den Dänen beschimpft wurden, blutige Köpfe. Die Hol­steiner schlugen so gewaltig darein, daß die ganze Tanz- bnde von den Dänen geräumt werden mußte, wobei ein dänischer Schiffszimmermann so schwer verletzt wurde, daß er einige Tage darauf starb. (Fr. I.)

Madrid, 30. Juni. In Valencia wurden ^Brand­stifter erschossen und eine Frau hingcrichtet.

Paris, 1. Juli. Der Courier von Marseille will wissen, daß der Papst am Festtage des heiligen Petrus eine allgemeine Amnestie zu erlassen, und daß gleichfalls an jenem Tage die beschlossenen Reformen kund gemacht werden sollen.

Paris, 1. Juli. Der Kardinal-Legat Patrizi, der heute Paris verließ, empfing von dem Kaiser das Ehren- legionkrenz in Brillanten und von der Kaiserin ein pracht­volles Täufgefäß von Sevres-Porzellain. Die Zwietracht unter den Fusionisten ist groß, wozu ein Brief teS Grafen von Paris am meisten beitrug. Die Uneinigkeit unter der monarchischen Partei wird aber noch größer werden, wenn der Graf von Paris einmal volljährig geworden sein wird, denn er hat sich bereits geäußert, er werde sich dann klar und offen über daS Benehmen seiner Oheime aus­sprechen. DerCarmcl" übcrbeachte folgende Nachrich­ten ans Konstantinopel und der Krimm: Die tür­kische Negierung warnt vor den falschen Gerüchten von Ruhestörungen und Mordanfällen in der Türkei. Ba- laklava wurde am 9. Juni den Russen übergeben. In Kertsch erwartete man einen russischen Obersten, um die Stadt zu übernehmen. Es lagen bloS'noch 2 Compagnien vom englischen 7 lsten Linienregiment und 1 Bataillon Tür­ken dort. Alle nach und nach wieder hergesteilten Lcncht- thürme nnd Wachsamer am schwarzen Meere werden vom 1. Juli an wieder a rgezündrt werden. Das Gerücht von der Zerstörung der Festungen Jsnrael und Rcni bestä­tigt sich nickt. Die Russen zerstören nur wenige Vcrchei- dignngswerke, die sie seit dem Siriegc errichtet hatten. Diese Wälle wurden von ihnen wieder abgetragen, die Gräben aufgefüllt und daö Geschütz weggcschafft. (T. Chr.)

Paris, 1. Juli. Der Kaiser der Birmanen hat den Ma. schallen Canrobert und Bosquet den Orden des seidenen Sonnenschirms geschickt. Bei dem heißen Wetter, das uns endlich beglückt, ist eine solche Auszeichnung keineswegs zu verachten.

Die Pariser halten auf den Prinz-Regenten voick'Ba- den ein großes Stück. Ter Regent war fast der Einzige unter den vielen Gästen, der sogleich die Kunst- und Bn- chcrschatze besuchte und großes Interesse für sie zeigte; daS hat natürlich die Künstler und Gelehrten für ihn cingenom-

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