Mörder werden? Und Du, Ausgeburt der Hölle, verschmitzter Betrüger, teuflisches Ungeheuer, der Du mich durch Dem elendes Blend.verk an den Rand des Verderbens führtest, Du jauchzst noch und triumphirst höhnend über meinen Untergang!" Ei n Opfer, sagst Du, Satan, müsse fallen und glaubst schon deren drei in der Falle zu haben! Spare Deine höllische Schadenfreude, Schandbube, ein Opfer soll fallen, aber keines, das in seinem Falle andere nach sich zieht. Wohlan, es geschehe! Ich bin der Schuldige, ich opfere mich freiwillig!"
Er riß mit diesen Worten sein eigenes Barret vom Haupte und warf es auf den Todtenschädel nieder, der plötzlich mit demselben sich unter schallendem Hohngelächter aus allen Ecken, wie wenn sich die Hölle über einen Fang freuen würde, in die Lust erhob und verschwand. Ein kühler Luftzug umwehte die glühendheiße Stirne des Junkherrns, gleich dem sanften Wehen, das dem Anfgehen der Sonne vorangeht; der rosenrothe Schimmer der Mor- genröthe lichtete mit sanftem Strahle die Nacht deö Gemachs; ein wohlthnendes Gefühl durchzog des Wonnensteiners Brust, wie wenn ein seliger Friede darin einziehen wollte; Harmonien klangen an sein Ohr, alle seine Sinne waren erhöht. Er empfand einen stechenden Schmerzen im Herzen und sank todt zusammen.
Der Junkherr hatte fest geglaubt, das Nahen des Todes zu empfinden, und ergeben in sein Geschick, harrte er des Augenblicks, der ihn -— in einen wohlthätigen Schlummer hüllte. Süße Träume umfingen seine Sinne, denn daS Gefühl der edlen That hatte seine Seele beruhigt, seinen krankhaft gewordenen Geist geheilt. Bekannte Stimmen drangen an sein Ohr, worunter ihn sogar die deS Magiers, von welchem er glaubte ins Verderben geführt worden zu. sein, nicht unangenehm berührte.
Als er endlich wieder, genesen vom Leib und Seele gesundenden Schlafe, die Augen anfschlug, fand er sich in einem prachtvollen Gemache auf dem Ruhebett liegend, vor dem Paracelsus und seine Mutter saßen.
„Wie? Darf ich meinen Augen zu trauen wagen? Meine Mutter! Du hier?"
„Ja, mein Sohn, dem braven Geisterbefchwörer danke ich es, einen meiner würdigen edlen Sohn wieder in die Arme zu schließen, die sich dem Mörder für ewig verschlossen hätten. Nun ist die Täuschung zu Ende, Du bist wieder von Deinem Wahn geheilt, wie von Fieberphantasien, in denen Tu seit drei Wochen lagst. Lerne jetzt aber auch Deine Krankenwärterin kennen."
Sie öffnete bei diesen Worten d..S anstoßende Gemach und führte ein Mädchen daraus hervor, welches das schöne Original zu jener nur höchst unvollkommenen Copie war, die in dem Laboratorium des Chemikers so tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Es war die ihm von feinen Eltern bestimmte Braut, welche sittig verschämt, von dem glühenden Blick, mit dem sie Hans anschaute, erröthend, die seidenen Wimpern niedersenkie. . '
Der Junkherr athmete tief aus. und sein Blick traf den des Magiers, der ihm die Hand reichte. ,
^Wie habt Ihr mich beschämt, edelster Mann!" ries
er aus. „All' mein Geld und Gut ist nicht im Stande Euch die Schuld, die ich Euch tragen muß, zu bezahlen. Ihr habt die Last von meinem Herzen weggewälzt, die es nie- derdrückle. Ohne Euch wäre ich vielleicht zum Mörder geworden, jetzt aber bin und bleibe ich der gute Sohn meiner braven Mutter, der liebende Bräutigam meiner Braut. Nehmet wenigstens die Hälfte meines Vermögens für Euern Liebesdienst, der durch Gaukelwerk Herz und Geist mir heilte.*
„Ich rettete," versetzte dieser lächelnd, »ein Menschenherz und das bezahlt mir kein Gold der Erde. Wollt Ihr aber durchaus ein Honorar bezahlen, so wendct'S, ich bitte Euch, den hülfsbedürftigen Armen zu. Nur für eine Kleinigkeit seid ihr in der Schuld meines Famulus; er übergibt Euch hier eine Rechnung für das, was Schwefel, Pulver und andere chemische Ingredienzen zu Blitzen und Donner und das Malen der Bilder gekostet. Wollt ihr ihm noch eine Kleinigkeit für seine Mühe bei den schreckenden MauövreS, als böser Geist und bei der Elektrisirmaschine bedenken, daukts Euch ein armes Menschenkind. Lieber Junkherr, ich kann keine Geister beschwören."
„Alles, Alles und noch weit mehr soll geschehen und noch meine spätesten Enkel müssen den edlen Geisterbe- schwörec loben, der ihren Ahnen vom Verderben errettet."
Der Junkherr zog heim mit Mutier und Braut und lebte noch lange glücklich.
Fünf Jahre darauf aber (1541) starb Paracelsus zu Salzburg und wurde in der St. Sebastianskirche begraben.
Auf seinem Sarge stehen die von ihm selbst gefertigten Verse:
Zu Salzburg rhu ich one Klag.
Vud schlaff bis an den iyngllen Tag,
Da Wirt Christus mein Grab enddeken
Vud mich zu ewiger Frewd erwecken.
Eharade.
Das Erste.
(In einer Silbe.)
Geführt von kräftiger Mänuerhand,
Bringi'S Schmerzen und bedroht das Leben; Bald wird es dumm; bald schlecht genannt, Willst du ihm and're Deutung geben.
Das Zweite.
(In zwei Silben.)
Ein Stoff ist es, der Nutzen schafft,
Wenn wir mit Vorsicht ihn verwahren;
Doch ist entfesselt seine Kraft,
Dann bringt er Schrecken und Gefahren.
Das Dritte.
(In einer Silbe.)
Der Kaufmann stellt zur Schau es aus, Vielfarbig schmücki's die holden Frauen;
Und steht das Wörtchen vor dem Haus,
Dann wirst ein Arsenal du schauen.
Das Ganze.
Ein Köcher ist es ohne Pracht,
Gefüllt mit kleinen Zaubelstäbeu;
Durch ihre wunderbare Macht Muß schnell die Fiustcrniß entschweben.