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Der Gesellschafter.

Dienstag den 20. Mai

W n rtt e inb e rg i s ch e Chronik.

Stuttgart, 15. Mai. Seine Mastst.it der König haben unter dem d. M. Seine Maststat den Kaiser der Franzosen unter die Großkrcuze deS Ordens der Württembergischen Krone aufgenominen. (St.A.)

Stuttgart, 16. Mai. Zum Tröste der Weinbau- treibenden Bevölkerung kann ich mittheilen, daß nach den genauesten Beobachtungen hiesiger Weingärtner von dem löiägigen Regen für die Weinberge kein Schaden erwachsen ist, da sich das Thermometer mir Ausnahme jener frühen Frostnacht fortwährend hoch hält; heute Morgen zeigte cS 9° über Null, der Barometer dagegen bloß 26" 1l'", er stand sonach unter Regen. Im Gegeutheil ist aller Grund vorhanden, zu vermutheu, daß wir einem gesegneten Wein­jahre entgegen gehen, denn die Augen des WeinstockeS sind so reich, daß an mehr als einem zwei bis drei Trauben zu sehen sind. Möge ein solcher Segen einmal wieder die leeren Fässer füllen! Kaum sind die Versuche der Bier­brauer Bier aus Eolonialzucker zu bereiten, theilS durch Mißlingen, theils durch exorbitante Strasen gescheitert, so sagt mau schon wieder von einem andern Surrogat zur Bereitung, von Traubenzucker an der Steile deS Malzes. Dieser Traubenzucker soll leider die Eigenschaft haben, daß er das Bier nicht unhaltbar macht und daß er selbst mit den den Steuerschutzwäcktern zu Gebote stehenden Mitteln nicht leicht zu entdecken ist. (H.T.)

Herrcnberg, 13. Mai. In Betreff deS näcbsten Herbst hier abzuhaltendeu Gaufcstcs sind nach ergangener Ein­ladung zur Beschickung der auf den 12. Mai anberaumt gewe­senen Auöschußsitzuug der Gauvereiusbezirke Austriitscrklä- rungcu von Reutlingen und in Folge hieoon auch von Böb­lingen und Rockcnburg eingelauscn. Der Vorort Hcrren- bcrg bat nun in dieser Angelegenheit in der gestern statt- gchabten Plenarversammlung den Beschluß gefaßt, von den cingelaufeuen Erklärungen Umgang zu nehmen, da die angeführten Gründe unitichhallig seien und bei Gründung des GauvereinS vorausgesetzt wurde, daß wenigstens ein Turnus stattfiude. Demgcmäß werden die betreffenden Aucschüsse wieterholt aus 24. Juni zu einer Versammlung eingeladen, bei welcher das Weitere in dieser Angelegen­heit beschlossen und verfügt werden soll. (St.A.)

Tübingen, 16. Mai. Durch die unaufhörlichen Regengüsse sind Neckar, Ammer und Steinlach über ihre User getreten, und richtet letztere in den Feldern wieder arge Verwüstungen an. Ter Wasserstand des Neckars zeigt am Pegel 8 Fuß und der untere Wöhrd ist bereits ganz überfluthet. (T.CHr.)

Cannstatt, 16. Mai, Morgens 9'/, Uhr. Obgleich der Wasserstand am vorigen Sonntag große Befürch­tungen erregen mußte, so traten dieselben Gott Lob doch

nicht ein. Leider aber scheinen .sich jene Befürchtungen heute verwirklichen zu wollen. Schon ist der Fußweg von hier nach Berg diesseits der Eisenbahnbrücke theilweise unter Wasser. Nachschrift. 10 Uhr. Soeben wird durch den Ausschellcr bekannt gemacht, daß nach eingelaufenen tele­graphischen Nachrichten ein weiteres Steigen des Neckars zu erwarten sei, weßhalb die Einwohnerschaft aufmerksam ge­macht werde, Vorbereitungen für den Fall einer etwaigen Ueberschwemmung zu treffen. (S.M)

Vom Mittlern Neckar, 17. Mai. Was man gestern schon von den Regengüssen der letzten Tage befürch­tete,, ist heute Nacht cingelroffen. Gestern schon war die Kommunikation mit den Nachbarorten stellenweise unterbro­chen, und heute gleicht nun das Thal bei ObertürkhAm, Untertürkheim und Wangen gegen Cannstatt einem großen See. Der Schaden, der nicht nur bei dem umgebrochenen Felde, sondern auch bei dem Grasboden hiedurch angerich­tet wurde, ist beträchtlich. DaS Wasser stieg bis heute Nacht 2 Uhr und erreichte gegen den gewöhnlichen Stand eine Höi e von 10 Fuß, ähnlich der vom August 1851. Dem Weinstock hat bis jetzt der anhaltende Regen noch nicht geschadet, doch ist es auch für diesen die höchste Zeit, daß günstigere Witterung Antritt. Aussicht auf vielen Wein ist vorhanden, was beim Obst nicht der Fall ist.

(S. M.)

Tages-Neuigkeiterr.

Pforzheim, 8. Mai. Gegenwärtig findet auf der Enz der jäbrliche Scheiterholzfloß statt, und werden dabei über 20,000 Klafter, größieutheils tannenes Brennholz, an uisserer Stadt vorbei passtren, um weiter unten, nament­lich in Mühlacker und Bietigheim, wieder herausgefischt zu werden.

Berlin, 14. Mai. Vorgestern Nachmittag um 3 Uhr verschied hier die vcrwittwcte Frau Fürstin Paskiewitsch.

Wien, 15. Mai. Die Wiener Zeitung versichert in einem halbamtlichen Artikel, es bestehe keine Uneinigkeit zwischen Staat und Kirche. (T.D.d. A.Z.)

Turin, 7. Mai. In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai ist der Glockenthurm und das Pfarrhaus in Zerega (Piemont) eingestürzt; der Pfarrer und seine Magd wur­den ein Opfer der Katastrophe, deren Veranlassung noch nicht ermittelt ist. (D. A. Z.)

AuS Verona. Am 6. d. wurde in dem TagcS- theater in Verona derSturm auf den Malakoffthurm" mit vielem Pompe gegeben. Bis zur Schlußscene ging Alles glücklich ab, als plötzlich eine Blitz-Feuerkugel, die eine Granate verstellen sollte, in ihrem Fluge aus einen leicht feuerfangenden Gegenstand traf und zündete. Noch ehe man zum Löschen kam, stand auch schon das Dach