sein, der in den Werken deS menschlichen Forschergeistes einen Grund zum Unglück und Verderben der menschli­chen Gesellschaft erkennen kann.

Eine Entdeckung auf merkwürdige Weise.

Eine höchst komische Geschichte hat sich dieser Tage in Leoben (Obersteicrmark) zugetragen. Ein dortiger Bräuermeister pflegt daS Bräugcspülwasser als Trank sür seine Kühe, Rinder und Schweine zu verwenden. Vor 14 Tagen wollte eS nun der Zufall, daß 3 Fässer (jedes zu 5 Eimer) mit ungarischem Rothwein gerade an jener Stelle abgeladen wurden, wo die Fässer mit dem Bräu» gcspüle zu liegen pflegte». Der Knecht lud nun die drei Fässer mit dem Rothwein auf und führte sie nach der Maierei, wo der edle Rebensaft von der Kuhmagd, die, sowie der Knecht, keine Ahnung von dem vorgefaüenen Mißgriffe hatten, den Rindern und Schweinen zum Be- stcn gegeben wurde. Die ließen sich den Wein auch gut schmecken und hatten bald 10 Eimer geleert. Die Wir­kungen deS WeineS blieben natürlich nicht aus, und die- viersüßigen Zecher bekamen einen gewaltigen Haarbeutel. Die Thiere brüllten und grunzten in ungewöhnlicher Weise, taumelten, fielen zu Boden und streckten alle Viere in die Lüfte, Der herbeigerufene Hufschmied erklärte, die Thiere seien von der Cholera befallen, und eS war großer Schreck in Leoben, bis der mittlerweile selbst herbeigc- kommene Bräuermeister die Fässer auf den ersten Blick er­kannte und mit schwerem Herzen den Jrrthum aufklärte.

DeS Professors Ehrenberg in Berlin Mikro­skop ist jetzt benützt worden, um den Dieb zu entdecken, der neulich auf einer Eisenbahn ein Faß mit Geld leerte. Dasselbe kam mit Sand gefüllt in Berlin an. Professor Ehrenberg, der zu Nathe gezogen wurde, ließ sich von allen Stationen, an denen jene Geldsendung vvrbeigckom- men war, Sand elnsenden und mittelst eines Mikroskops entschied derselbe, bei welcher Station das Geld durch Sand ersetzt worden sei. Als die Station entdeckt war, war eS nicht schwierig, unter der kleinen Zahl von Auge- stellten den Schuldigen hrrauSzufinden.

Gesundheitsschädliche Mode.

Ein englischer Arzt hat in einem Journale seine Beobachtungen veröffentlicht über die Folgen der jetzigen Damenhüte, welche bekanntlich den Nacken, nicht den Kopf bedecken. GcstchtSschmerzen, Ziehen in den Ge- flchismuSkeln, Augenübel und selbst Blindheit schreibt der Arzt auS Bristol, nach seinen Erfahrungen, dieser Mode zu.

In Marktstcsi ist eine Biene Doktor geworden. Der Biencnvaier wurde von ihr am Augcndeckel nächst der Schläfe gestochen, litt fürchterlichen Schmerz, schlug ohne Linderung Erde und Wasser auf und fiel endlich in tiefen Schlaf. Als er aufwachte, schlug die Thurm­uhr, er horchte verwundert auf und zählte die Schläge;

richtig, die Uhr schlug und der Bienenstich hatte ihm sein Gehör wieder gegeben, das er vor zwei Jahren nach einer Erkältung verloren hatte.

Wie man zn einem Heirathsgute gelangt.

In den alten guten Zeiten beschäftigten sich die Haus­frauen und Mägde mit Kochen, Waschen, Spinnen, Stricken oder verrichteten höchstens weibliche Arbeiten. In der neuesten Zeit aber lassen sie häufig den Strumpf wie den Mann unberücksichtigt und suchen statt dessen die Vor­zugsrechte der Männer zu beeinträchtigen. Sie mucken nicht nur, sondern machen sogar, besonders in der jüngsten Zeit, in Papieren, am liebsten in Creditaklien Geschäfte. So ließ neulich eine Köchin auS der Wiener Jnselvorstadt Küchen­schürze und Bratenwender bei Seile liegen und griff statt dessen nach Creditaklien, die ihr endlich einen Reinertrag von 2000 fl. einbrachten. Ihr einstiger Lohnherr, der jetzt erst Zeit und Gelegenheit fand, nicht nur ihre Schön­heit, sondern auch ihr Kapitälchen und ihren Specnlations- geist zu bewundern, ließ sich so weit von den Gefühlen' seiner Bewunderung hinrcißen, daß er ihr die Hand an» bot, und sich dabei das Heirachsgnt auübat. Beides ward angenommen.

Ein frivoler Narr, eigentlich war er Zögling der Thierarzneischule in Berlin, wollte wissen, wie'S ist, wenn man tobt ist. Er ließ also die Anzeige seines To­des Nt den Zeitungen machen, laS sie selber, lief in die Hasenheide, nahm Gift und starb.

Anekdote.

(Eine diplomatische Anekdote.) Der tür­kische Großvezicr Aalt Pascha ist der Held einer Anekdote, die in den Pariser Salons viel Effect mach». Als eS sich darum handelte, das diplomatische Korps dem kaiser­lichen Prinzen vorzustellen, war der Bevollmächtigte der hohen Pforte, der ein einfacher Man», und weniger in die Fragen deS CeremonicllS, als in die der Politik ein- geweiht ist, sehr verlegen darüber, was er bei der Gele­genheit thun oder sagen solle. Er besprach sich mit Mahomed Djenul, dem residirenden Gesandten, darüber. Aber dieser wußte nicht mehr wie Aali Pascha selber. Nachdem sie die Frage discret und naiv unter sich ver­handelt, faßten sie einen dem Anscheine nach klugen und schicklichen Entschluß.Wir brauchen nicht als die erste» zu passiren, meinten sie; sie werden sehen, was diejenigen, die uns vvrauSgchen, thun und sagen werden und unS nach ihrem Bespiel richten." Aali Pascha ist in seiner Eigenschaft als Großvezier Hoheit. Bei diesem Titel fand er sich als der zweite in der Ordnung der Vor- stellcnden. Der päpstliche NuntniS war der erste. Als der Nuntius vor der Wiege passirte, ertheilte er seinen Segen. Aali Pascha, ihm folgend und getreu dem, waS er mit Mahomed Djemil abgesprochen, machte eS wie der Nuntius und ertheilte gleichfalls seinen Segen.

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