Händen und blieb auf Roth stehen, das launenhafte Glück lächelte ihm noch einmal; Roth kam und'eine neue Ver­mehrung seines Schatzes lag vor ihm. Er eilte in ein anderes Zimmer, wo er sein Geld überzählte, und siehe da! er war Im Besitze von mehr als fünfzehnhundert Mark, und konnte nun zurück nach Hamburg eilen, um dem alten Geizhalse den von ihm geforderten Preis für die Tochter und das Geschäft zu bezahlen.

Man kann wohl denken, daß der Alte sonderbare Au­gen machte und auf allerlei Vermuthungen kam. Das leichteste, was er dem armen Jungen, der sein Schwieger­sohn werden wollte, beimaß, war, daß ec glaubte, er habe j die Summe geborgt. Allein der Glückliche gab ihm die ! feste Versicherung, daß dieses nicht der Fall sei, daß er i wirklich das Geld sein eigen nennen dürft, doch auf welche Weise er dazu gekommen, daS verschwieg er wohl weislich. Damit mußte sich denn auch der Vaier zufrieden geben, und willigte in die Hcirakh und in die Uebergabe des Ge­schäfts. Er führte den jungen Menschen in das Zimmer, wo die Tochter strickte, und stellte ihr ihren Bräutigam vor, dann mußte sie das Strickzeug bei Seite legen, sich in Staat werfen und von ihrem Bräutigam spazieren füh­ren lassen. Ganz glückselig darüber, am' Z ele seiner Wünsche zu stehen,, und sich endlich häuslich niederlassen zu können , wandelte der junge Mensch im tranmähnlichen Zu­stand neben seiner Braut. Es war Alles so wunderbar schnell und unerwartet eingetrofftn, daß er seine Lage kaum für Wirklichkeit zu nehmen sich überreden konnte. Ec schritt stumm neben seiner Zukünftigen hin, ohne zu wissen wohin er eigentlich seine Schritte lenken sollte, als sie Plötzlich vor einem jener reichen Laden sich befanden, die den kostbarsten Lurus an ihren Fenstern zur Schau legen. Sie blieben stehen, um die schönen Sachen zu betrachten, und der junge Mensch mochte nun wohl einfeh'en, daß eS an der Zeit fti, seiner Braut einige Artigkeiten zu sagen. Er fing damit an davon zu sprechen: daß er sie schon lange liebe m d daß die Einwilligung des VatcrS ihn zum Glücklichsten der Sterblichen mache.

Das Mädchen Hörle nur mit halbem Ohre zu. Was. auch der junge Mann von dergleichen Dingen'vörbrachte, eS wurde von ihr nicht sehr günstig ausgenommen. Sie rvar zu klug, um nicht einzufthen, daß ihre Verbindung sich wie ein Handelsgeschäft gemacht hätte, und daß sie eigentlich keine Liebe für einander 'empfanden. Was qbcc alle Sinneder Braut in jenem Augenblicke gefangen nahm, waren die kostbaren Maaren, die sic sah. Sie konnte sich nicht los davon -reißen, und vermochte' den Auörus nicht zu unterdrücken:

Ach, mein Gott, was ist doch daS für eine schöne Uhr!' '

Es wär in der That eine überaus kleine Uhr , deren Gehäuft mit Schmelzwcrk verziert, und m-t einem doppel­ten Kranze von ächten Perlen umgeben war.

Der junge Mann warf einen gleichgültigen Blick dar­aus.

In der That, ein hübsches Uchrchen, sagte er, und ihren Arm nehmend, schicke er sich zum Wcitergch.'ii an.

DaS Mädchen blieb aber stehen.

Ach! und die Ohrringe! daS ist eine Pracht, rief sie, indem sie mit dem Finger auf ein paar Ohrringe deutele, läng und kostbar in Brillanten.

Liebster Fritz, sagte sie vertraulich, Du hast mir ge­wiß etwas für unser» Hochzeift-rg, zugedacht und hast vielleicht noch keine Wabl getroffen.

Noch nicht erwiederte Fritz.

Nun, so findest Du vielleicht hier etwas Passendes. Die Ohrringe, das wäre ein Andenken für's ganze Leven; ich würde sie nie sehen, nie tragen können, ohne dabei zu denken, daß cs das Erste war, um was ich Dich bat, und was Du mir bewilligtest.

Der Bräutigam ward zwar von der Art und Weift» wie diese Bitte vorgebracht wurde, etwas betreten und zö­gerte noch, allein, als er ans das Mädchen blicke, und sich dachte, welchen schlimmen Eindruck seine Weigerung machen würde, sprach er:

Wir wollen die Ohrringe einmal in der Nähe be- trachten.

Und somit traten sie in den Laden und ließen sich de» Schmuck geben. Als Meta, ihn berührt, als sie , ihn von allen Seiten betrachtet und der Kaufmann auf die Schön­heit der Steine und die Feinheit der Fassung sie aufmerk­sam gemacht hatte, fühlte sie eine unbezwingliche Lust, die Ohrringe zu besitzen.

WaS sollen sie kosten? fragte Fritz.

Brillanten sind eben sehr gesucht, versetzte der Kauf­mann, wir haben selbst eine große Lieferung nach Rußland übernommen, und alles Schöne wandert dorthin, allein Sie werden dennoch sehen, daß ich mich billig finden lasse.

Nun, wie viel also?

Ich habe noch vorige Woche einen Käufer fortgchcn lassen, der achthundert Mark bot, allein Sie sotten sie da­für haben.

Bei diesen Worten trat unser Freund betroffen einen Schritt zurück, während Meta sich unwillkürlich dem Kauf­mann näherte, der die Ohrringe wftder genommen hatte.

Das ist zu viel, sagte Fritz, obgleich er sich wohl auf seine Artikel verstand, .aber von Brillant.» nicht däö ringste wußte.

Durchaus billig,' ich müßte Schade» leiden, versetzte der Kaufmann, indem er dm Schmuck wieder an seinen Platz legte. -

Wir woll n's überschlasen, sprach Fritz, und trat, in­dem er seiner Braut den Arm reichte, aus die Srraße.

Auch die einfachste und unbefangenste Frau besitzt das Talent, den Mann, der ans.irgend eine Weift sich ihr er­geben zeigt, zu Allem, was sie witft zu bringen. Für jetzt schwieg Meta, ebenso wie ilr Bräutigams allein -ihr Stillschweigen war drnnoch beredt, und als er sich von ihr für diesen Tag beurlaubte, flüsterte er ihr zu:

Sei nur ruhig, liebes Kind, du sollst die Ohrringe schon, kriegen! (Fortsetzung folg,.)

Auflösung des Räthftls in Nr. 37:

Das Fieber.