zwei seiner vertrauten Begleiter in der Stadt spazieren, um sich Stadt, Volk und Ladenreicbthum ungenirt anzusehen. Gestern spei'sie Se. Mas. bei höchstdessen Schwager, dem Prinzen Jerome, im Palais Royal und besuche hierauf die große Oper, wp man das neue Balletder Corsar" zum Besten der Wittwe des so früh und schnell verstorbenen Komponisten Adam gab. Heute Abend werden beide Ma­jestäten die erste Vorstellung des neuen Stücks von Pon- sardIn li»iii-86" im Odeon mit ihrer Gegenwart beehren. Morgen ist, so viel ich höre, ein Besuch zu Vincenncs be­absichtigt. (S. M.)

Paris, 7. Mai. Die Mitglieder des Kongresses zweiten Ranges, d. h. die hier residirenden Gesandten der betreffenden Mächte, haben jeder eine goldene Dose vom Kaiser erhallen. (S. M.)

Paris, 9. Mai. Graf Morny geht als außer­ordentlicher Gesandter Frankreichs nach Rußland. Edgar Ney, Herzog von der Moskowa, überbringt nach Peters­burg Louis Napoleons Antwortsschreiben auf die russische Notifikation von Kaiser Alexanders Thronbesteigung. Ricard, Adjutant des Prinzen Jerome, wurde wegen seiner Bcthci'li'gnng an Börsenspekulationen entlassen. (T. D. d H. T.)

Paris, 9. Mai. Ter Verlust der englischen Armee, die Invaliden in Folge von Verwundungen mit inbegriffen, beträgt 22,450 Mann. Die Königin hat aus Ver­anlassung de-Z Friedensschlusses Begnadigungen eintreten las­sen und politischen Verurtheilten, unter denen sich auch O'Bricn, Frost und Smith befinden, Amnestie er- theilt. (T.B.d.S.M.)

Marseille, 5. Mai. Aus Eonstautinopcl wird be­richtet: Die Deputation von 200 adeligen Tsberkeffen wird vom Sohne Scser Paschas geführt. Sie ist vom Divan gut ausgenommen und wohnt auf Kosten der Regierung.

> Die Russen schicken den Franzosen foriwäbrend Einla­dungen; prächtige Gastmahle finden in den Nordhäfen von Sebastopol statt. Die Blätter versichern, daß in Folge d(r Krankheit die russischen Kräfte in Sebastopol auf 45,000 Mann rcducirt sind. Smyrna. Der Pascha ist am 23. mit Truppen hier abgegangen, um die Unruhen in Magnesien zu steuern. Griechenland. Demonstrationen und Sympathie begleitete die Abreise des Generals Kalergis nach Frankreich. Die Fraternisirung zwischen den franzö­sischen und griechischen Offizieren wird von Tage zu Tage inniger. Neapel. Die Reduktion des Ausfuhrzolls auf Getreide hat am 1. begonnen; viele Schiffe laden für Mar­seille. Prinz Albert von Preußen ist in Marseille ange­kommen. (H T.)

Brüssel, 7. Mai. Ter Minister des Auswärtigen hat in Antwort aus eine Interpellation erklärt:W al ews- ky's Rede im Kongreß ist der belgischen Regierung noch nicht offiziell notifizirt worden. Wenn es geschieht, so ist die Antwort bereit, welche energisch die Rechte unseres un­abhängigen Staates behaupten und allen fremden Kabineten mitgetheilt werden wird. Keine Macht hat Preßgcsetzreform gefordert, das Land wird nimmer solcher Forderung sich unterwerfen/' Der Minister wiederholt sehr energisch: Nimmer. Ungeheurer Jubel. Unter Hurrahs von allen Seiten wird die Sitzung ausgehoben. (T.B.d.S.M.)

London, 7. Mai. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde die Adreßdebatte fortgesetzt, bei welcher Gladstone den Friedenstraktat warm vcrtheidigt, aber mit Gibson vor einer Einmischung in die italienischen und bel­gischen Angelegenheiten warnt. Palmerston erklärt in zwei­stündiger Rede die Nothwendigkeit der in Paris stattgefun- deucn Diskussion über Italien, tadelt die römische Regie­rung und vertheidigt Clarendon, der Englands Einmischung in die belgischen Prcßznstände abgelehnt, hofft übrigen-, daß die belgische Presse sich nunmehr einer größeren Mä­ßigung befleißige.- Die Adresse wird hierauf ohne Ab­stimmung angenommen. (Fr. I )

F ü r st M enschikoff, der Urheber des letzten Kriegs, hat seinen Paletot und seine Pelzstiefel längst auSgezogm und jetzt auf Befehl Alexanders sein letztes Ehrenkleid ab­gelegt, das Amt eines Gouverneurs von Kronstadt. Er sitzt nun auf seinen Gütern und baut sauren Kohl. Ge­waltigen Leuten gehts so, namentlich in unumschränkt re­gierten Staaten; wie ein stolzes Schiff fahren sie mit vol­len Segeln hoch einher auf den Wogen, um plötzlich in dem tückischen Element tief in den Abgrund zu tauchen oder auf verborgenen Riffen oder Sandbänken festzusitzen. So­gar dem alten Steuermann. Nesselrode ist's nicht viel besser ergangen, obwohl er nur auf den Zuruf des gewaltigen Capitäns, der auf der Reise starb, das russische Staats­schiff seufzend in den Kriegsstrudel geleitet hat.

Kürzlich starb in Philadelphia Hc. Tobias Büh - ler ans Vaihingen an der Enz und hinterließ ein Vermö­gen von beinahe einer halben Million Dollars. Derselbe ging im Jahr 1807 als ein 18jähriger junger Bauern­bursche nach Amerika, wo er nicht allein seines Vermögens, sondern auch wegen seiner Talente und seines außerordent­lichen Fleißes in hoher Achtung stand.

Das Glück ift wandelbar.

Eine Erzählung von August Lewald.

(Fortsetzung.)

Aber wollen Sie denn immer aus Roth stehen lassen? fragte ihn endlich der Nachbar noch mehr zu wagen ist nicht ratbsam sogar unbesonnen.

ES war ein alter Herr, der ihn so anredete. Er blickte in die Höhe.

Und was ist denn aus meinem Gelde geworden? fragte er sich plötzlich bestnurnd.

Da liegt eS vor Ihnen, Sie können es nehmen, und an Ihrer Stelle würde ich mich auch keinen Augenblick besinnen.

All' das Gold gehört mir?

Wie denn anders? zählen Sie nur was Sie haben. Sehen Sie! schon wieder fällt Ihre Farbe und der Haufen hat sich wieder verdoppelt.

Der Croupier stöberte mit seinem Stabe in die losen Goldstücks, um sie zu zählen, dann legte er eben so viele hinzu und den Rest in Rollen, so viel als Rollen schon da lagen.

Alles das ist mein! rief der Glückliche und riß das Geld an sich, um es dem Wechsel des Spiels zu ent- ziehen. Allein wider Willen entfiel eine der Rollen seinen