von zwanzig Seiten bestürmt wurde. Man riß sich um mich, jeder wollte zuerst mit mir spielen; daö schmeichelte mir, und ich ließ mich nicht lange nöthigen. Ich spielte mit dem ersten, Hem zweiten, dem dritten, ich verlor, ich wollte wieder gewinnen, man betrog mich — ich kam nicht eher zur Besinnung, bis der letzte Knicker verspielt war. Als ich nichts mehr.hatte, liefen die jubelnden Kameraden davon und ließen mich stehen! Ich nahm den leeren Beutel und schlich mich nach Hause und in's Bett.
Aber horch, die Thür öffnet sich. Ein junger Mann stürzt heraus ohne Hut und Stock. Das Laternenlicht fällt auf sein bllrfseö verstörtes Gesicht, sein Auge funkelt — „Alles, Alles verloren!" schreit er: „o meine arme Mutter! meine unglücklichen Geschwister!"
Unselige Spielwmh! die du so manche Gattin zur Wittwe,, so ma nches Kind zur Waise, machst; die du der Mutter ihren Sohn, ihre Stütze und ihren letzten Trost raubst, unse.lige Leidenschaft! die du jedes bessere Gefühl, jede edlere Regung im Keim erstickst, wann wirst du einmal aufhören, die unglücklichen Opfer in deinen Nimmersatten Schlund zu zerren?
Wieder, treten zwei Gestalten aus dem Grabe der Ruhe und des Glücks. Sind cs die Italiener?
Sie waren es.
Gold.eladen, keuchend unter der Last, machten sie sich auf den Rückweg. Das Glück ist blind und der Böse kennt seine Leute; Fernando hatte — die Bank gesprengt.
„Gut gemacht, Fortuna!" jubelte der Erstudeut. Das nenn' ich doch deine Freunde bedenken!"
„Daß dich!" fuhr der andere in demselben Tone fort.
„Das kam ja Schlag aus Schlag! So etwas Hab' jch noch nie erlebt."
„Glaub's wohl. Eine Bank sprengt man nicht alle Tage. Jch möchte nur wünschen, daß uns dies Glück in einem reellen Saale passirt wäre, da möchten die Brieftaschen noch schwerer sein!"
„Ich dächte doch," meinte Fernando, dreißigtausend Rubel wären auch nicht zu verachten/'
Sv marschirlen sie, indcß die Taschen von Geld und Papierscheincn strotzten, ruhig und unbefangen, wie wenn unser eins statt eines Hechts einen Aal gefangen hat. Sie würden schwerlich viel minder bei Laune gewesen sein, wenn sie Alles bis auf den letzten Groschen verspielt hätten. Gewohnheit und Abhärtung ...
Aber die Zeit drängt. Die Glocken brummen zwölf. Der Augenblick naht.
Die Sündenbrndcr traten in Beruardo's Zimmer, wo nach einem Stündchen die Scheintrauung vollzogen werden sollte. Sie warfen sich auf'S Sopha.
„WaS meinst du, Brüderchen?" fing der Student an, ich habe da einen hübschen Gedanken. Du hattest vorhi.n drei Wünsche auf deinem Herzen: Gold, Liebe, Ruche. Der erste ist erfüllt, der zweite wird sich erfüllen, und der dritte — was meinst du dazu, wenn er sich noch erfüllte, heute? noch in dieser Nacht? denn unsere Börsen sind nun gespickt, die Plünderung können wir sparen; und nach ge- thanec Arbeit ging's dann ohne Verzug in die weite Welt. Wir reisen natürlich mitsammen."
Fernando horchte hoch auf. Seine Stirn verdunkelte sich, die Geister der Rache lagerten auf ihr. Ec schien nachzusiunen.
„Eben heute," redete ihm jener zu, „finden wir die beste Gelegenheit, die uns schwerlich so gut wiederkehrcn möchte. Das Dämchen erwartet dich; sie wird öffnen, wir steigen hinein, und während du mit ihr plauderst, Hab' ich in aller Stille das Werk abgethan. Und um nachher , den Priester abzugeben, lasse ich mir — hier nahm er ei- s neu langen grauen Bart aus dem Schranke — in aller z Eile ein paar greise Haare um'S Kinn wachsen. Um so eher wird sie mich für einen ehrwürdigen P.uer halten."
„Dn hast Recht, Freund!" antwortete Fernando. „Aber nicht du, ich selbst will dem Hunde das Messer zu tosten geben und mich an seinen Qualen, an seinem letzten Röcheln weiden!"
„Da wär' ich also ganz überflüssig?" murrte der Sru- deut!" >
„Keineswegs; ohne Verdacht könnte ich mich nicht von ihr entfernen, wenn nicht Jemand ihre Aufmerksamkeit von ihr ablenkte. Uebeedies ist für den möglichen Fall ein Hinterhalt gut, obgleich wir durchaus keine Gefahr laufen, da die beiten Schlafzimmer, tue uns iiitercssireu, parterre sind."
Während der letzten Worte hatte der Student einen Dolch hervorgezvgen und ihn stillschweigend Fernando gereicht. Dieser untersuchte die Waffe mit freudeglänzeuden, rachcfunkeluben Augen, und das zufriedene Lächeln, das
— ein zerschmetternder Blitzstrahl aus tiefer Wolkenmacht
— sich momentan auf dem tristem Antlitz lagerte, schien
zu sagen, daß ihm die Waffe gefalle. Sie war scharf und gut; einige rothe^Fleckchen zeigten, daß sic schon gebraucht war. (Schluß folgt.)
Charade.
An Sie.
1 und 2 kannst du mir geben,
Ohne daß du sie verlierst;
Sanft ist beiter Druck, das Lebe» Reich, das du mit ihnen zierst.
1 kann kränken, 2 versöhnen;
1 in goldner Fessel sein,
Frei bleibt 2, kann doch verwöhnen, Daß du's nur entbehrst mit Pein.
Doch dies 1 mit 2 verbunden,
Ist ein unterwürfig Ding;
Fürst ist, wer cs hat empfunden,
Wer es giebt, hält sich gering.
Aber ward mit 1 gegeben Dir des Lebens großes Loos:
Drücke 2 auf 1 mit Beben!
Ach, du liegst dem Glück im Schoos.