lich hätte er ihn bloß zu seiner Belustigung so oft gereizt, als es leider geschehen ivar.

Kaum war Herr Willibald hereingctreten, als Nim­rod, der sich vorangedrängt und noch gesehen hatte, wie Fernando den einen Fuß nachzog denn daß dieser in der Nähe ivar, hatte er schon vor der Thür gewittert mit einem einzigen Satze am Tische war, den Kopf unter die Decke steckte und laut aufschlug:

Wauwau!

Ruhig, Nimrod;" rief Willibald.

Bertha's Wange färbte Purpurglut.

Wauwau!

«Hierher, Nimrod!"

Wau! Wauwau!

Ich hätte in diesem Augenblicke nicht Fernando sein mögen. Der Bullenbeißer schien ihm in diesem kritischen Moment ein furchtbares Ungethüm, ein Abgesandter der Hölle, mit dem an KM und Wnth sich kaum der Tiger vergleichen könne. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er schaute dem Thiere so flehentlich in die Angen, er schnalzte so süß und leise mit der Znnge, ja er gelobte ihm in der Angst seines Herzens einen fetten Schinken, wenn er Friede halten würde. Alles vergebens! Der Tollkopf wiederholte sein Wauwau!

Bertha war einer Ohnmacht nahe.

So empfindlich, armes Kind?" spottete der Vater, der italienische Himmel scheint deine Nerven sehr ange­griffen zu haben, da dir ein bellender Hund Krämpfe verursacht. Aber Nimrod ist nicht von der Art, daß er um Nichts und wieder Nichts Lärm schlagen sollte. Viel­leicht, daß die Lust nicht rein ist; aber gedulde dich, mein Kind, das welsche Klima werde ich bald vertreiben!"

Mit diesen Worten hieb er seinem Hunde dergestalt mit der Reitpeitsche über den Rücken, daß dieser, innigst gekitzelt, mit einem mächtigen Sprunge den Tisch umwarf.

Daö gab nun eine sonderbare Gruppe ab. Da stand Herr Willibald wie eine Bildsäule, indeß nur seine feuer- sprühenden Augen bezeugten, wie inwendig gähre und koche; seine Tochter hatte sich mit wankenden Knicen ans einen Sessel gerettet, ihre Mienen verstört, ihre Farbe die der Leiche; Fernando, dem der Schreck ebenfalls für ei­nige Sekunden den Alhem geraubt hatte, saß neben dem umgestürzten Tische auf dem nackten Boden, und in einer entfernten Ecke kuschte unwirsch der mißhandelte Nimrod.

Der Italiener sah in zehn flüchtigen Sekunden das ganze Mißliche seiner Lage ein. Ec wußte recht gut, daß von nun an sein Spiel bei dem Vater durchaus verloren war. Das Schimpfliche des AngcnblickS^war gerade daS, was ihm am wenigsten kümmerte; denn Schamrölhe kannte- er nur dem Namen nach. Er schien durchaus nicht verle­gen; rasch sprang er aus und machte eine höfliche Verbeu­gung.

Sie scheinen sich schlecht zu amüsiren!" sagte er kalt lächelnd.Sie hätten indeß sich und unS diese Ueber- raschung ersparen können, ruenn sie ein Stündchen später hauen kommen wollen."

Wie?" fuhr Willibald am,Sie haben noch d e Frechheit, mich zu verspotten? Nicht genug, daß Sie mit

Ihren Schlangenblicken mir das Mädel vergiftet, wollen Sie sich auch noch über den Alten lustig machen?"

Fernando stand ruhig, unbeweglich, mit verschlun­genen Armen. Er schwieg. Um seine Lippen spielte ein eisiges Hohnlächeln; aber seine Blicke waren Dolche.

Nur ein Elender," fuhr Willibald zorniger fort, konnte wagen, hinter meinem Rücken in das Herz meiner TockUer einznstbleichen; nur ein Schurke kann nach einem Auftritt, wie der jetzige, eine so freche, Stirn zei­gen. Dieser Schurke sind sie Herr!"

Fernando regte sich nicht. Aber seine GenchtsmuS- keln verzagen sich zu gräßlichen krampshast-n Zuckungen.

Bertha stürzte mit einem Strome von Thräneu dem Vater zu Füßen.Halt ein, Pater!" schrie sie,nicht er, nicht Fernando har deinen Zorn verdient. Ich war die Ursache, daß er mich heute besucht. Fernando liebt mich, Vater! und ich liebe Fernando unaussprechlich. Stürze dein Kind, stürze uns Beide nicht in'S Verderben, mein Vater!"

>Ungerathenek" rief Willibald, indem er sie von sich stieß,du wach eS, deine Liebe zu diesem Ehrlosen, zu diesen: Teufel in Menschengestalt nur in's Gesicht zu Wer­sen? Ich gebe dir bis morgen Bedenkzeit; beharrft du bis dahin aus deinem Trotz, so schwöre ich dir bei dem lebendigen Gott, daß ich Maßregeln treffen werde, vor denen dir schaudern soll. Und haben Sie, indem er sich an den Architekten wandte,nicht binnen fünf Minuten bas Hans geräumt, so lasse ich Sie hinauspeitschen."

Wüthend stürzte er hinaus und schlug die Thür hin­ter sich zu, daß die Fenster klirrten.

Ter mißtrauische Nimrod blieb zurück, wie um im Nothfall seiner Gebieterin zur Seile zu stehen.

Eine solche Sprache hatte Bertha nie gehört, eine solche Behandlung nie erfahren. Ihr Herz empörte sich gegen Alles, was nur den Schein von Mißhandlung trug. Und zumal hier, wo sie sich für völlig schuldlos hielt und, soviel ihre Liebe zum Architekten anbemngt, halten mußte. Tenn was konnte das arme Kind dafür, daß in ihren Angen Fernando hübscher, geistreicher, interessanter kurz der Liebe würdiger war, als Malier? Hängt denn von der armen Menschennakur die Wahl deö Geenstan- deö ab, den sie achten, schön finden, lieben soll? Mit dem Herze», besonders eines jungen Mädchens, hat eS eine eigene Bewandtnis;. Alles am Menschen ist so zu sagen nichts als Dressur, denn Atleö an und in ihm läßt sich diessiren: Vernunft, Gedächtnis;, Arm und Beine, selbst der Witz, nur daS Herz nicht. DaS geht seinen eigenen Gang. Und sagte man ihm hundertmal: wie schön ist das! so antworte: cs eigensinnig tausendmal: Aber das ist doch »och schöner! Mit einem Worte, aus dem Herzen läßt sich kein Papagei machen. (Forts folgt.)

Charade.

Die Erste für Den, der hoch hinaus will,

Der höher hinaus als das höchste Hans will ^

Die And're für Den, der fleißig sein will i Daö Ganze für Ten, der tief hinein will»