den zusammengekauerten Leichnam der seit 4 wei Wochen Vermißten. Die Bedauernswerthe muß den Deckel und die Kiste darauf mit ihren eigenen Armen so lauge in die Höhe gehalten haben, bis sie völlig in dem untern Be­hälter saß, worauf sie Deckel und Kiste fallen ließ, und sich dem Erstickungstode preisgab. Wenige Tage vor der Thal hatte sie den Lehrer um sein Porträt gebeten. Auf der Rückseite dieses BildeS fand man einige Worte von ihr geschrieben, womit sie wegen ihrer Thal um Verzeihung bat. Daß sie auch aus andere Weise versucht halte, sich zu tödten, zeigte die Obduktion ihrer Leiche. Man fand »m Magen derselben Stecknadeln, zwei Nägel mit Messing­knöpfen, sowie eine eigenthümliche Flüssigkeit, muthmaßlich Gift, was aber erst chemisch ermittelt werden soll. (A.Z.)

Wien, 28. Jan.Das Friedenswerk macht rasche Fortschritte (berichtet heute die Oestr. Ztg). Die Waffen­ruhe ist auf dem Kriegsschauplätze hrrgrstellt, der Prälimi­narvertrag soll binnen wenigen Stunden in Wien unter­zeichnet werden und den Abschluß des Waffenstillstandes zur Folge haben. Für die Unterzeichnung des definitiven Friedensschlusses ist von allen Großmächten Paris als Sitz der Konferenz bestimmt.

Wien, 1. Febr. DieOestr. Corrcfp." meldet. Mittags war beim Grasen Buol Zusammentritt der Re­präsentanten Oestreichs, Frankreichs, Englands, der Pforte und Rußlands. Ein Protokoll wurde gefertigt, wodurch die Friedenspräliminarien bindende Kraft erlangen. Da­bei wurde der Waffenstillstand grundsätzlich fcstgestellt. Die förmliche Unterzeichnung der Präliminarien erfolgt in Pa­ris, wo spätestens in drei Wochen die Konferenzen be­ginnen. Die Mittheilung an die deutsche Bundesversamm­lung soll ani nächsten Donnerstag geschehen, und Deutsch­lands Anschluß wird gehofft. In Warschau ist am 1. Febr. 10 Uhr Vormittags der Fürst Paskewitsch gestorben.

Wien, 1. Febr. Heute Mittags wurde im Mini­sterium des Aeußern daS Protokoll der Friedenspräliminarien vom Grafen Buol, Baron Bourqueney, Sir Henry Ley. mour und Fürst Gortschakoff unterschrieben. (T.D.d. A.Z.)

Prag. Ein tragischer 'Fall ereignete sich dieser Tage im Nach- oder Bezirk. Ein Kind sprach seinen Vater um ein Stückchen Brod an; arm und ohne alle Lebensmittel, fragte dieser sein Töchterchen: ob es nicht zu seiner todten Mutter wolle? Auf dasJa" ergreift der Mann eine Flinte, erschießt sein Kind, will sich ebenfalls eine Kugel durch den Kopf jagen, steht jedoch davon ab, da durch den ersten Schuß die Kleider deS Kindes anbrannten, und er Gleiches bei sich und damit ei» Abbrennen des seinem Bru­der gehörigen Häuschen fürchteteI Ec überlieferte sich selbst dem Gericht.

Die N. Zücch. Zeitung schreibt:Als ein Kuriosum darf gemeldet werden, daß die Räber'sche Buchhandlung in Luzern sich öffentlich dagegen verwahrt, als verkaufe sie Göthes Werke. O du überfromme Buchhandlung!"

Der Windstoß und das Gewitter am 24. Januar haben in St. Willibrord in Belgien viele Häuser abgedeckt, in Ostende arg gewüihet, Boote zertrümmert, aber besonders in Charleroy die Dächer rasirt. Schornsteine herabgeschleudert, uitd die großen Eisenbahnschnppen umge­

weht. Aehnliche Berichte kommen aus Gent, Courtray, Ver- viers, Namur, und Huy. In Bisseghem bei Courtray schlug der Blitz zündend in eine Mühle und lähmte den Müller. In Lille hauSte der Sturm ebenSfalls, sowie auch in Havre, wo die Verwirrung und Noch im Hafen groß war, doch wenigstens kein Menschenleben verloren giug-

Livorno, 25. Jan. Bei Macinaggio verunglückte eine englische Brigantine, die mit Fourage für die Krimm befrachtet war. Von 12 Individuen der Mannschaft wur­den blos zwei gerettet.

Madrid, 23. Jan. Die große Angelegenheit d.es Tages und das obligate Thema aller Gespräche ist der scan- dalöse persönliche Streit, der gestern zwischen General O'Donnel und dem demokratischen Deputirten Oreuse in den Cortcs stattgefnnden hat. Die Herren haben sich die heftigsten Schmähungen gesagt, und es ist wahrscheinlich, daß es zu einem Duell zwischen Beiden kommt. General O'Donnel verließ den Saal sofort nach der Scene und rief einen General, der auch Depmirler ist, zu sich, um die Bedingungen deö Zweikampfes festzusetzen. Allein unmittel­bar darauf versammelten sich die Generäle in der Kammer, wie auch Nichtdepmirte, und verboten General O'Donnel sich zu schlagen, so lange er Minister ist. So hofft man den Zweikampf wenigstens aufzuschiebcn. Es handelte sich um rein politischen Haß. Die Demokraten warfen O'Dvn- nel seine Inkonsequenzen vor und dieser läßc es nicht an andern Ausfällen mangeln.

Paris, 30. Jan. Der letzte Soldat von Washing­tons Garde-du-CorpS ist zu Newburg in den Vereinigten Staaten 99 Jahre alt gestorben. (K. Z.)

Paris, 30. Jan. Der Ball in den Tuilerien fiel außerordentlich glänzend auS. Es warm 3500 Personen zugegen. Die Kaiserin war ebenfalls anwesend und soll sehr heiter gewesen sein. Die Beleuchtung des Tuilcrien- gartens, wie die Beleuchtung der Gemächer soll von un­gewöhnlicher Pracht gewesen sein. (H. T.)

Paris, 31. Jan. Auszug aus der Thronrede der Königin von England bei Eröffnung des Par­laments am 31. Jan.:Die alliirten Armeen haben wichtige Liege erfochten, Sebastopol, daS große Bollwerk Rußlands im schwarzen Meere, hat sich der ausdauernden Standhaftigkeit und Tapferkeit der alliirten Strcitkräfte er­gehen. Militärische Vorbereitungen für das nächste Jahr haben meine ernste Aufmerksamkeit beschäftigen müssen, um den Kriegsoperatiouen Kraft geben zu können. Ich habe cs für meine Pflicht gehalten, die Eröffnungen nicht zn- rückzuweisen, welche der Hoffnung eines sichern und ehren­haften Friedens Raum geben konnten, als der Kaiser von Oestreich mir und meinem erlauchten Verbündeten unlängst seine guten Dienste bei dem Kaiser von Rußland zu dem Zwecke anbot, eine friedliche Beilegung zwischen den krieg­führenden Mächten herbeizuführen. Ich habe zur Annahme der gemachten Anerbietungen im Einverständniß mit mei­nen Ällurten meine Zustimmung gegeben, Mil Genugthu- ung zeige ich Ihnen an, daß von den verschiedenen Par­theien gewisse Bedingungen angenommen worden sind, auf welche sich, wie ich hoffe, ein allgemeiner Friedensvertrag