Eine Nebensache hatte man »och vergessen.

Sie werden nun auch meinen Namen erfahren müs- sen," meinte Julius.

Und Sie den meinigen..."

Denn obwohl auf den Namen oft wenig ankommt..

So ist es doch in gewissen Fällen nölhig, ihn zu wissen. Der weinige ist Katharina, verwiitwete Schattig, geborene Tunkel... aber Sie werden ja kreideweis, mein Herrl"

Madame, mir wird ganz schwarz vor den Augen..."

Gefällt Ihnen mein Name nicht?"

Durchaus nicht, Madame."

Aber was haben Sie daran auSzusetzen?"

Nur eine Kleinigkeit?"

Und diese Kleinigkeit?"

Besteht darin, daß Ihr Name auch der Name mei­ner Tante ist ..

Himmel! Sie wären also Julius, mein ungerathener Neffe?"

Ich habe leider die Ehre." »

Mit dieser Heirath war es nun wieder nichts. So etwas kann nur einem geborenen Pechvogel passiren!

VII.

Beide Theile erholten sich nur allmählich von ihrer Betäubung. Die Tante war untröstlich darüber, daß der hübsche junge Nachbar gerade ihr Neffe sei, und dieser fand es hart, in der reichen Dame seine Tante, und umgekehrt in der Tante, die er zwanzig Stunden von Leipzig und kaum zwanzig Schritte vom Grabe entfernt gewähnt, eine kern­gesunde, beirathölnstige Dame wiederzufinden. Ein emsiger Augcn lick hatte seine schönsten Hoffnungen zertrümmert.

Aber auch das Unglück we.ß ein Kluger zu nützen. Schon nach einer Viertelstunde hatte Julius die Tante so für sich eingenommen, daß sie ihm nicht nur ihre freund­liche Gewogenheit, sondern auch die Bezahlung seiner sämmt- lichen Schulden versprach und ihn mir der huldreichen Ver- sicherung entließ, ihm noch an demselben Nachmittage eine vorläufige Anweisung ans 1000 Thlr. zuschicken zu wollen.

Wer war nun froher als Julius?

In dem ersten besten Weinhanse stach er einige Fla­schen aus und schwebte dann leichten Fußes, leichten Her­zens und mit noch leichteren Taschen in seine Wohnung zurück. Ungeduldig erwartete er die Anweisung.

El pocht.

Endlich! Meine Tante ist bei alledem ein Engel. Herein!"

Es ist wieder der Schneider, der sich häßlichst erkun­digt,ob der Herr jetzt bei besserer Laune sei."

Unverschämtheit und kein Ende!" ruft der vom Wein Erhitzte, holt das Pistol aus dem Schlafzimmer, hält es obgleich er cs ungeladen glaubt dem ungeladenen Gaste zwei Fnß über den Kopf und drückt ab. Tie Kugel trifft also nicht den p. p Nadel, der gleichwohl mehr todt als lebendig ans dem Zimmer stürzt, sondern eine schwarz und weiß gestreifte aus dem gegenüber befindlichen Dache lustwandelnde Katze. Die Katze schlägt drei Purzelbäume und fällt einer Dame» die eben in das Haus eintreten will, gerade aus deu Kops.

Besser eine todte Katze," tröstete er sich,als ein lebendiger Schneider."

Eine Viertelstunde später erhielt er folgendes Billei: Wer ein so schwarzes Herz besitzt, einer Dame, und noch obendrein seiner Tante zuerst ihren Liebling szu erschießen und ihr dann d nselben aus den Kopf zu schleudern, ver­dient weder in diesem oder jenem Leben Verz ihnng, noch viel weniger eine Anweisung auf 1000 Thlr. Ich verbitte mir fortan jeden Besuch; etwaige Briefe werde ich uner­brochen zurückschicken.

Katharina verw. Schattig, geb. Dunkel."

Die erschossene Katze war der Liebling der Tante gewesen.

Vill.

ES gibt Augenblicke, wo uns Alles egal ist.

Julius befand sich in einem Zustande, für welchen Desperativn" der passendste Ausdruck ist.Verzweiflung" klingt viel zu ruhig, zu milde, zu deutsch; man erhebe die Verzweiflung aufs Quadrat und man hat noch immer keine Desperativn.

Julius war jetzt zu Allem fähig.

Ich verachte meine Tante," rief er;ich verachte ihr Geld, ihre Freundschaft, ihr Billet, ihre Katze... ich verachte die ganze Welt! Will sie mir keine Anweisung auf 1000 Thlr. geben, so heirathe ich 2000. Der Tante und der Welt zum Aerg-r nehme ich die Wäscherin!"

Sein Entschluß war also unwiderruflich gefaßt. Be­dächtig nabm er seinen Hut und wollte eben zur Wäsche­rin, als Therese ihm eine Karte überreichte. Julius laS: Dorothea Seife, geb. Schaum und Gottfried Blase, Fleckauöputzer, empfehlen sich als Verlobre."

Räthfel.

Liebe, Wachsamkeit und Muth Ist, sagt man, meine Tugend,

Doch verbind' ich damit die Wmh Ungereifter Jugend.

Selbst im Schlaf, und so früh als spät Trag ich den adligen Sporn;

Fern von Sentimentalität Ist meine Liebe wie Zorn-

Mit dem lautesten Jubcltou Verkünd' ich meine Siege,

Schleiche mich still nnd beschämt davon.

Wenn ich unterl ege.

Meinen Gebieter durch Wachsamkeit Stör' ich im Schlafe, beschämt

Höck mich die päbstiiche Hciligk.it,

Mir ist die Kirche vervehmt.

Doch wie Mahomeds Paradies Mit Huris auszustat.cn

Weiß ich mein Harem, das Mancher pricS, Und mich als den glücklichsten Gallen.

Weiß nicht, weßhalb mich Jcnec verschmäht Und mich geächtet hat,

Denn in Konstantinopcl steht Der Halbmond an meiner Statt.