für ungut — der tiefste Bruunen läßt sich erschöpfen. Ihre glänzende Partie wollten Sie schon vor zwei Jahren machen..."
„Das war eine andere, Herr Nadel!"
„Und kurz, mein Herr, ich lasse mich nicht länger an der Nase berumführen. Sie haben mir leider zu oft Beweise gegeben, daß Ihr Wort kein Fels ist."
Ein mahnender Gläubiger handelt nie gescheidter, als wenn er höflich ist, und nie dümmer, als wenn er grob wird.
Julius sprang in sein Cabinet, suchte und fand ein Rappi'er, dessen unzählige rothe Flecke nicht kostbarem Men- schenblute, sondern unschuldigem Roste ihre Eriftenz verdankten, und stürzte mit Augen, wie sie nur im Kopse des zu Fleisch und Blut gewordenen Rachedurstes funkeln, das lange Mordinstrument schwingend, ins Zimmer zurück.
Herr Nadel war plötzlich spurlos verschwunden.
Man kann in jedem Alter lernen.
Alfiere oder ein anderer lernte noch im achtundzwaw zigstcn Jahre Lateinisch, Franklin im siebenzigstcn Französisch, Napoleon nach unaufhörlichen Triumphen Ergebung -in ein trauriges Schicksal — und Julius, ein erfahrener Schuldenmacher, lernte gestern ein neues, ganz vortreffliches Mittel kennen, sich eines hartnäckigen Gläubigers zu entledigen.
Lachend warf er das stumpfe Rappier in den Winkel zurück, nahm ein altes Doppelpistol, womit er vor sechs Monaten, zum letzten Male, einem altersschwachen Sperling, die Qualen eines langsamen Todes erspart hatte, und hängte es über seinem Bette auf. Gleich daraus wollte er der Dame gegenüber seine Aufwartung machen. Noch einmal trat er vor den Spiegel, zupfte am Halstuche, gab seinem Schnauzbarte die m-öglichste Symmetrie, zwang seinen Mund zu einem liebenswürdigen Lächeln und rief unwillkürlich: „Mein Sieg ist gewiß!"
„Eiligen Fußes und mit einer Miene, als wenn die Fünfzigtausend schon in seiner Tasche stäken, begab er sich in die-Wohnung Derjenigen, die jene vorläufig noch besaß. Zu seinem Leidwesen erfuhr er, daß die Dame so eben ausgegangen sei.
Die Glocken schlugen jetzt Zehn. Ec spazirte deßhalb nach dem Thomasgäßchen Nummer 5004.
Auf der Lorflur der zweiten Etage trifft er eine ältliche Matrone.
„Madame, ich habe einen Schoßhund abzuliefern."
„Haben Sie die Güte, sich in jenes Zimmer zu bemühen."
Julius klopft an; ein heiserer Sopran gibt ihm augenblicklich die Erlaubniß zum Eintritt.
Die zeitige Bewohnerin des Zimmers, eine kurze, wohlbeleibte Frau mit einem Apfelsinengesicht mid einer Brille auf der Rase sitzt am Nähtischcheu. Ihr Anzug ist ziemlich reich» aber ohne allen Geschmack.
Bei seinem Eintritt erhebt Jene sich. Kaum hatte sie ihm ius Gesicht'gesehen, als sie beide Hände über dem Kopse zu amu erschlägt.
„Du lieber Himmel!" ruft sie aus, „wie komme ich zu der Ehre Ihres Besuches?"
Julius weiß nicht sogleich, was er auf diese Schmeichelei erwidern soll.
„Habe ich vielleicht die Ehre, Ihnen bekannt zu sein?"
„Ich müßte mich sehr irren, wenn Sie nicht mein alter Kunde wären."
„Ihr alter Kunde, Madame?"
„Gewiß, Herr Julius. Aber kennen Sie mich denn nicht mehr?"
„Ich bedaure unendlich mein schwaches Gedächtniß..
„Auch ich habe Ihr schwaches Gedächtniß oft recht sehr bedauert..."
„Ich erinnere mich doch nicht, Ihnen je eine Probe davon gegeben zu haben..."
„Allerdings gaben Sie mir davon eine kostbare Probe..
„Kostbar?"
„Sie kostete mich 22 Thlr. 5 gGr."
„Madame, ich versiehe Sie nicht!"
„Sie werden mich verstehen, wenn ich Ihnen meinen Namen neune."
„Darf ich ihn erfahren?"
„Dorothea Seife, Ihre alte Wäscherin. Bei Ihrem Eintritte glaubte ich, Sie wollten mir Geld bringen."
Der Aermste fiel aus dem Himmel in eine Pfütze. Glücklicherweise war er ein geübter Schwimmer und hoffte sich bald wieder — wenn auch nicht in den Himmel zurück — doch mindestens au das sichere Ufer zu arbeiten.
„Glauben Sie denn wirklich, Madame Seife, daß ich mich Ihrer nicht mehr erinnert hätte?"
„Sie gaben mir mindestens keinen Beweis vom Ge- gcntheil."
„Ich dächte doch, daß mein heutiger Besuch für einen solchen gelten könnte."
„Aber Sie wußten ja gar nicht, wen Sie besuchten. Sie haben sich vcrmuthlich nur im Zimmer geirrt."
„Sie irren, Madame. Allerdings haben Sie, seit ich Sie nicht sah, sich so sehr zu Ihren, Vortheil verändert ..."
„Finden Sie das wirklich, Herr JuiiuS!"
„Wenn man Sie früher eine hübsche Frau nenne» mußte, so sind Sie jetzt die Liebenswürdigkeit selbst..."
„Sie beschämen mich, Herr Julius."
„Kurz, Madame, Sie haben mich gefesselt, bezaubert, behcrt!" ries JukiuS und stürzte der kleinen weiland Wäscherin zu Füßen.
Diele stand verlegen und wußte nicht, wo sie die Hände lassen sollte. (Fortsetzung folgt.)»
Charade.
Mein Erstes liebet man am Mch,
So kommt es öfters auf den Tisch. Das Zweite wird sehr oft zur Prach Anstatt der Wolle auS Seide gemacht. Das Ganze ist ein fataler Gar^ü.l, Laß ihn laufen und gehe davon.