unter den Husaren Seiner Majestät dient, das Verlangen ein, lesen zu lernen. M.ine Gebieterin hat mich des Lieb­stahls beschuldigt,, mu mich dafür zn bestrafen, daß ich für mich allein dieses Borhaben ausfüyrte. Nun bin ich seit fünf Vierteljahren'verkauft, und ich habe den Beweis, daß die Abtretnngsu.künde nicht in Form Rechtens ist. Ich gehöre also dem Kaiser, und flehe Eure Durchlaucht an, einem armen Mätzchen, das sich mit Vertrauen unter Ih­ren gioßmüthigen Schutz begibt, Gerechtigkeit widerfahren ju lassen. Olga."

Man muß deu Russen Gerechtigkeit widerfahren las. sen, daß sie, wenn irgend etwas Außergewöhnliches ihre Aufmerksamkeit erregt, nichts versäumen, die Handlung oder deu Menschen, der sich ihre Achtung zu verschaffen wußte, in das hsllste Licht zu setzen. Lomonossor, der Vater der russischen Dichtkunst, war der Sohn eines Fischers, und, chne von denjenigen zu sprechen, welche die Gunst des Kaisers plötzlich erhöht, was gar nichts Seltenes in einem Lande ist, wo der Wille des Alleinherrschers allmächtig ist, könnte ich eine große Menge ausgezeichneter Männer anführcn, welche ihr Glück nur ihrem Wcrthe oder ihrer Charakterstärke zu verdanken hatten.

D.r Gouverneur war neugierig, das junge Mädchen ui sehen, das sich mit einer Einfachheit ausdrückre, deren Atel gegen den kriechenden Styl seiner Untergebenen so sehr abstach. Er th.ilte Olga's Brief mehreren Großen und unter andern dem Grafen R***, dem früheren Herrn der jungen Leibeigenen, mit,, und erfuhr, von ihm das Nähere, was wir bereits erzählt haben, was seine Theiluahme na- tüclicher Weise nur erhöhte. Er beschieß demnach, zn glei­cher Zeit Olga eine glänzende Genugthnung und dem rus. sischeiz Adel eine heilsame Lehre zn geben. Zn diesem Zwecke lud er alle Notabilitäten der Stadt zu einer Gesellschaft ein. Tie Versammlung war sehr groß. Der Fürst hatte, von seiner. Familie umgeben, Platz genommen, und um ihn herum befanden sich Staatsräihe, Generale, und die hohen Würde..träger nach der Hierarchie ihrer Gr. de. Die Eleganz und tcr reiche Schmuck der Damen bildeten mit der Kleidung der. Männer ein n starken Kontrast und die meisten fragten einander mit lebhafter Neugierde, waS wohl der Grund dieser Feierlichkeit sein möge. Auf eia Zeichen deSFürsten führte man Olga ei,,... Es entstand eine tiefe Sl.lle; der Gouverneur g ng der j.»gen Leibei­genen, entgegen, und Jedermann stand von s löst auf. Vor dieser Pracht war Olga einen Augenblick bestürzt; mit einer Hand bcheckte sic ihre Angen, die andere preßte sie stark an ihre Brust. Endlich verbeugte sie sich tief und richtete ihren Kopf mit einer zuversichtlichen Sittsamkeit wicd.er in die Höhe. Ein beifälliges Gemurmel durchlief deu Saal.

Olg V sagte der Gouvemcux zu ihr,Tu hast Ge- rechtigkeit von mir verlangt'; wenn ich nur dem Gefühle folgen würde, das Du mir einflöß st-, so würde ich Dich jetzt schon für unschuldig und frei erklären: aber die Ge­rechtigkeit, welche. Du anrufst,, verfangt, daß ich Tich ver­höre, und> zupersäßig har dieses Verist'r nichts Erschrecken. drS für Dein. Bewußtsein. Zuvörderst muß ich a.er die- ftmge hören, die Dich enklagr."

Sogwih wurde, dje Räch in vpn Barnel derjenigen.

gegenüber gestellt, die noch vor wenigen Tagen der Spiel» ball ihrer Launen war. Durch diese unerwartete Feierlich­keit cingeschüchtert, stammelte diese Frau, widersprach sich in ihrer Aussage und gestand endlich, daß alles, waS sie Olga vorzuwersiu, habe, darin best he, daß sie sich über ihren Stand durch Erwerbung von Kenntnissen erheben wolle, die, ügte sie hinzu, indem sie ihre Blicke über die Versammlung stieifen ließ, für den Adel nur gefährlich werden können.

Die Abtretungsurkunde ermangelt der rechtlichen Form," erwiderte der Fürst in einem strengen Tone,und da die Diebsstahlsfrage beseitigt ist, so ist dieses Mädchen frei und vollkommen würdig, es zu sein. Aber seine Ehre ist an- gegriffen worden, und es hat ein. 'Recht aus Genngthnnng; ich sitze diese auf zweilausend Rubel fest, welche Sie dem­selben zu bezahlen haben."

Durchlaucht," sagte Olga,Sie haben mich für frei uad schuldlos erklärt. ich verlange nichts weiter; meine arme Mutter wird Sie segnen!"

Deine Mutter ist auch frei!" rief der Gras veu R***;das Weib, das Dich unter seinem Herzen trug, darf nicht leibrjgen sein, und wäre cs auch das einzige auf meinen Güiern."

Und ich," sagte ein Husaren-Oberst, der den Arm in einer Sch inge trug,ich habe eine Schuld an i'hrciin, Verlobten abzulragen; ich bitte um die Gnade, sie ehelich zn vereinigen.*

Bei diesen Worten stellte ec dem Gouverneur einen jungen Standaitcnlräger vor, der mit entschlossener Miene vortrat, auf eine ehrfurchtsvolle Weise die Ha. d an den Schild seines Vschako'S lege, und in dieser kriegerischen Stellung unbeweglich sieben blirb. Die hochherzige Fürstin Galitzin nahm ihre sammtcm Toga ab, hielt sie mit An- milth allen Anwesenden hin, und brachte in wenigen Au­genblicken eine Summe zusammen, welche hinreichend war, dem jungen Paare einen ruhigen Wohlstand zu sickern. Tie beiden Liebenden stürzten einander in die Arme, und hörten die Glückwünsche, die man an sie richtete, nicht mehr.

»Als die erste Anlegung cm wenig gestillt war, best, der Fürst, um. rinen Augenb.ick Stille; rr wandie sich nun an die atellchen R. ssin, die ihn umgaben, und ip.ach zu, ihnen

Ihr alle, die ihr Leibeigene besitzt, rergeßt nicht, daß- man unter dem Kaftan und dem groben Tuche edle Herzen und welche großer Dinge fähig sind, finden könne und wirk­lich fiistel! Vor Anwendung der Strenge wollen wir also bedrucken,, daß eine, auf unvorsichtige Werse ve> hä,igle Straft, einen Iwan oder eine Olga treffen könne."

RäthseU

Zwei Köpf' und nur zwei Arme; Lrchs Füß' und nur zehn Zehe..; Vier Füße r.ur im G nge,

Wie soll mau das verstehen?