preußischen Diensten gehenden Meklenburg'schen Prinzen. Vehse, der auf einer Reise nach Berlin kam, ward verhaftet und befragt: woher hast Du die Anekdoten? — Bon meinem Buchhändler Campe in Hamburg. — Und Du? fragte das Gericht in Hamburg Campe. — DaS sage ich nicht! — Du mußt! — Doch nicht! Da ward Campe verhaftet, obgleich er hohe Caution anbot. Die Sache macht ungemein großes Aufsehen.
Berlin, 26. Dez. Obwohl das Berliner Cabinet nicht geneigt ist, kn irgendwie verbindlicher Weife die öst- reichischen Borschläge in St. Petersburg zu unterstützen, so wird es offiziös doch die alten Vermittlungsversuche wieder aufuehmen. Es heißt, daß sich Prinz August von Württemberg, General in preußischen Diensten, ein Bruder der Großfürstin Helene, Wittwe deS Großfürsten Michael» OheimS des jetzigen Kaisers, zu diesem Behuf in den nächsten Tagen an den russischen Hof begeben werde. Sein Auftrag kann nur ein ganz allgemeiner und dahin gerichtet sein, dem Kaiser Alexander den Wunsch Preußens ans Herz zu legen, auf ernsthaft gemeinte friedliche Unterhandlungen rinzugehen. (Fr. Pstz >
Königsberg, 3l. Dez. Nach hier eingetroffenen Nachrichten ans Petersburg hat der Kaiser dem Domänen- ministcr Grafen Perowrki den Befehl ertheilt, einen abermaligen Aufruf au die Bauern der Apauagengütec zu erlassen , Behufs der Bildung neuer Scharfschützen der kaiserlichen Familie, gegen die Feinde der Orthodorie und deS heiligen Rußlands. (T. B. d. Berl. Kor.Bur.)
Wien, 29. Dez. Der Flügeladjutant des preußischen Monarchen, Herr Oberst v. Manteuffel wird in den nächsten Tagen hier erwartet. Er ist der Ueberbringcr eines eigenhändigen Schreibens seines Souveräns an den Kaiser von Oestrcich, in Beantwortung eines Brieses, weichender Kaiser Franz Joseph vor Kurzem an seinen königlichen Oheim in Berlin gerichtet hat. Ueber den Inhalt dieses Briefes sind mancherlei Versionen laut geworden. Alle vereinigen sich darin, daß das kaiserliche Schreiben eine ebenso herzliche als dringende Aufforderung enthielt, König Friedrich Wilhelm IV. möge all seinen Einfluß als Fürst wie als Verwandter bei dem Kaiser Alexander aufbieten, damit Rußland dem Wunsche deS gesummten Europa nachgebe und nicht durch längeren Widerstand gegen die gemä- ßigten und ehrenhaften Fricdensvorichläge, welche ihm Oest- reich übermittelte, den Krieg im nächsten Frühjahre in einer für das nordische Reich noch bedrohlicheren Weise erneuern lasse. — Wie wir mit Bestimmtheit vernehmen, hat der Sultan den früheren türkischen Gesandten in Athen, Fürsten Callimachi, zum Botschafter der hohen Pforte bei dem k. östreichischen Hofe ernannt. Zum ersten Mal nach vielen Jahren wird der Repräsentant der Türkei in Wien ein Grieche sein. (Ostd. P.)
Wien, 26. Dez. Wir vernehmen, daß der Plan einer öftreichisch-deutschen Industrie-Ausstellung, wie er für Sas Jahr 1859 projektirl war — fallen gelassen wurde. Es wurde dagegen bestimmt, daß im Jahre 1860 eine Weltausstellung ini großartigen Maßstabe abgi halten werden soll. Das Ausstellungsgebäude wird ans einem unserer schönsten Glacis — dem Wasserglacis — errichtet werden,
und soll der doppelt große Flächeuraum des Londoner Glas- palasteS dazu bestimmt sein.
Wien, 30. Dez. Eben ekngelangter telegraphischer Depesche zufolge ist Graf Esterhazy am 26. Dez. in Petersburg angelangt, und hat Tags darauf seine Mission dem Grafen Ncsselrode mitget heilt. (A. Z-)
Stockholm, 16. !ez. In den Fabriken herrscht dir größte Thäligkeit für die Armee. Sämmtliche Regi» mentSchef haben „geheime OrdreS" erhalten, AllcS in Bereitschaft zu halten; kein Offizier erhält Urlaub.
Paris, 29. Dez. Eben sind die Garden und Li- nienrcgimcnker auS der Krimm einmarschirt, die blitzenden Gewehre mit Lorbeer geschmückt, die Fahnen und Adler zerfetzt und zerschossen, sie selber in den Uniformen, die sie am Tage der Erstürmung des Malakoff getragen haben. Die Menschenmenge und die Begeisterung ist unermeßlich.
Paris, 29. Dez. Der Kaiser sprach beim Empfang der rückkehrendeu Truppen (ungefähr): „Mit dem Glück, euch wicderzusehen, mischt sich mir ein schmerzliches Bedauern für diejenigen, die nicht mehr sind, und ein tiefer Verdruß darüber, daß ich nicht selbst euch zum Kampfe führen konnte. Soldaten, Garden und Linie, seid willkommen! Ich habe euch, obgleich der Krieg nicht beendigt ist, zurückgerufen, weil cs billig ist, daß die Regimenter, die am meisten gelitten haben, dec Reihe nach durch andere ersetzt werden. So wird jeder von den 600,000 Soldaten, die das Vaterland unterhält, Theil an dem Ruhme deS Kampfes nehmen können. Im Interesse Frankreichs liegt eS jetzt, eine krieggewohnte zahlreiche Armee zu besitzen, bereit, sich dahin zu begeben, wo sie nöthig ist. Halret euch bereit, erforderlichen Falls meinem Rufe zu folgen. Danket Gott, der euch bis jetzt erhalten hat, und ziehet stolz dahin inmitten eurer Waffenbrüder und Mitbürger!" (T. N. d. A. Z.)
Paris, 31. Dez. Ter Moniteur schreibt: Auf den Befehl deS Kaisers hatte sich General Canrobert an die Spitze der aus der Krimm kommendcn Regimenter gestellt.
Trapezunt, 11. Dez. General Murawieff wird nach den jüngsten hier eingelangten Nachrichten in KarS überwintern. Andererseits meldet ein Gerücht, baß die Blokade ErzerumS beabsichtigt werde, und wird damit der Umstand, daß rusnsche Truppen bis nach Hassankale vorgeschoben worden sind, in Verbindung gebracht. (H. T.)
Das Journal de Constantinople beruhigt über die Sicherheit von Erze rum. 35,000 Mann türkischer Truppen werden bereit sei», einen etwa von KarS her versuchten Handstreich abznwehren.
Der „Nord" hat folgende telegraphische Depesche auS Berlin: Ein Cirkular des kais. KabiuetS zu St. Petersburg vom 22. De;, theilt mit, daß der Kaiser zum dritten der -auf den Wiener Konferenzen sormulirien Garantiepunkte seine Zustimmung gibt und zwar in folgender Weise regn- lirt: 1) der Gruntsatz der Schließung der Meerengen wird aufrecht erhalten. 2) Keine Kricgsflagge ist im schwarzen Meere zugelasseu, mit Ausnahme der Secstreitkräfte, welche Rußland und die Türkei nach gemeinsamer Ueber- einkunfl dort zu unterhalten für gut finden. 3) Die Größe dieser Streiikräste wird durch direkte Verständigung Nuß-