feiern. Allein die Dame, Mißtrauen schöpfend, begleitet ihn, was er mit Freuden annimmt. In Borbcck hat unser galanter Herr jedoch Gelegenheit, seine Braut zu täuschen und sich mit ihrer Reisetasche, worin sich an Geld und Schmucksacken ei» Werth von 10,000 Thalern befindet, abermals davon zu machen. Indem sic ihm wieder nacheilte, ereignete sich das oben Erzählte. Da­rüber schwebt noch Dunkel, ob der schändliche Verführer Mutter und Kind vergiftet, oder ob die verzweifelte Frau selbst Hand angelegt hat.

Breslau, 28. Okt. Die Verhaftung des Lieferan­ten Sch....n, eines der ersten Fabrikbesitzer von Tuch und Kotzen zu Stockerau, hat hier ungeheures Aussehen erregt. Die Verhaftung ist die Folge von großartigen Malversationen, die sich derselbe in der k. k. Montnr- kommission von Stockerau soll haben zu Schulden kommen lassen. Mit ihm zugleich und wegen ähnlicher Unter­schleife stehen noch 30 bis 40 Personen in Untersuchung. Das Militärärar hat die Beschlagnahme von Sch....n's sämmtlichen immobilen Besitzungen im Werthe von 600,000 Gulden verlangt. Der größte Theil der Beamten der Monturkommission ist bei diesem beispiellosen Betrug kom- promittirt, welcher förmlich organistrt war und dessen Operationen im Jahr 1848 begannen. Der dem Mili­tärärar zugefügte Schaden beläuft sich ans nahe an 2 Millionen Gulden. (Brest. Z.)

Paris, 31. Okt. Das Aluminium fängt an von der In­dustrie verwendet zu werden. Bisher wurden die Adler auf den Fahnen der französischen Armee ans galvanoplastisch-ver­goldetem Kupfer gefertigt und wiegen ungefähr 2 Kilogr. Man hat deren nun versuchsweise in Aluminium gegossen, die nur ungefähr 600 Gr. schwer sind, daher das Ge­wicht der Fahnen um 1 Kilogr. 400 Grammes erleichtern. Das Aluminium hat eine weit größere Svnorität als Bronze; man benützte diese Eigenschaft, um ganz vorzüg­liche Stimmgabeln zu verfertigen; auch Bestecke, Pauken, Casserole, Chronometres, Gold- und Brillant-Waagen werden bereits aus diesem Metall fabrizirt. Das Alu­minium wiegt bei gleichem Umfange, kaum den vierte» Theil des Silbers. Da nun das Kilogr. Fein-Silber 225 Fr. und das Aluminium 360 Fr. kostet, so berech­net sich die einem Kilogr. Silbers gleiche Masse Alumi­niums auf nur 75 Fr. Sohin würde künftig ein Besteck, welches in Silber 50 Fr. kostet, aus Aluminium nur auf 15 Franks zu stehen kommen. (H. T.)

Lieber Vetter, schrieb vor mehr als 20 Jahren König Louis Philipp an König Ferdinand von Nea­pel, Tu bist jung, ich bin alt und erfahren: glaube mir, ein Fürst darf heutigen Tages nicht so gewaltsam regieren und muß der Zeit etwas nachgeben wie ich ihr uachgcbe. Der damals blutjunge Vetter und König schrieb sofort etwas spöttisch und stolz zurück:Wir Bour­bonen sind alt und wenn wir uns nach dem Muster der neuen Herrschergeschlechter zustutzen wollten, so würden!

wir lächerlich sein. Wir werden es machen wie die Habs­burger: das Schicksal mag uns verrathen, wir werden nnö nie verrathen. Die Freiheit ist der Familie der Bourbonen verderblich. Mein Volk gehorcht und beugt sich der Gewalt. Mein Volk hat nicht nöthig, zu den­ken : ich übernehme es für seine Wohlfahrt und seine Würde zu sorgen; damit genug!" (Dfz.s

Paris, 31. Okt. Zu Rouen starb 73 Jahre alt Frau Clory de Gaillard, die Tochter des treuen Kam­merdieners Clory, Wittwe eines der ergebenen Gefährten Georg Cadondal'ö. Die Verstorbene hinterläßt eine große Anzahl von Gegenständen, welche Ludwig XVI. und der königl. Familie gehört hatten. Während ihres Lebens be­handelte sie diese traurigen Andenken an die Gefangen­schaft imTemple" mit rührender Erfnrcbt. (St.A.)

Paris, 1. Nov. Zur Beruhigung Jener, welche einen Zusammenstoß des im Jahre 1858 erwarteten Ko­meten mit nuferer Erde und die Folgen dieser Berüh­rung befürchten, die nachfolgende Acnßernng deS Akade­mikers H. Babinet. Ich bin sagt er in einem Auf­satz über die Kometen zu beweisen im Stande, daß der Stoß einer selbstmörderischen Schwalbe, die im vol­len Fluge gegen einen durch 10 Lokomotive gezogenen Eisenbahntrain von 100 Waggons, für diesen Zug tau­sendmal gefährlicher sein würde, als der gleichzeitige Stoß aller bekannten Cometen. Denn was ist ein Co- met? Ein sichtbares Nichts. (H. T.>

London, 30. Okt. Die Königin wollte gestern nach London kommen, »m der Vorstellung vomSom­mernachtstraum" im Princesses - Theater bcizuwohnen, hielt es jedoch des Nebels wegen, der sich Meilen­weit um die Hauptstadt gelagert, und bis nach den be­nachbarten Grafschaften ausgedehnt hatte, für gerathen. Schloß Windsor nicht zu verlassen. BemerkenSwerth war der gestrige Nebel in so ferne, als er von Morgens 6 Uhr bis nach Mitternacht anhielt, eine Ausdauer, deren sich selbst Londoner Nebel nur äußerst selten rühmen können. Zum Glück war er nicht schwarz, sondern dun­kel orangegelb, und gestattete somit während der meisten TageS- und Nachtstunden eine Fernsicht von etwa ein Dutzend Schritten. Von Zeit zu Zeit jedoch nahm er dergestalt an Dichtigkeit zu, daß die allernächsten Gegenstände kaum zu unterscheiden waren, und i» solchen Momenten er­eignete sich denn auch manches heklagenswerthe Unglück ans der Themse, in den Straßen und auf den Eisenbahnen, trotzdem es an Fackeln und Signallichtern von allergröß­ter Kraft nicht fehlte. Einstweilen wissen wir von zwei Eisenbahnbeamten, die beim Ueberschrciten der Schienen getödtct, und von 6 Personen, die in den Straßen der Hauptstadt überfahren wurden. Tie kleinen Dampfer auf der Themse hatten wohlweislich ihre Fahrten eingestellt; aber auch die Posten ans den nördlichen Grafschaften sind im Rückstände, ein Beweis, daß der Nebel sich weit ins Land hinauf erstreckt haben muß. (Fr. I.)

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