Colorado gegen die weiße Bevölkerung. Sonntag der 7. Scpt. war der festgesetzte Tag; spät Nachts sollten die Verschworenen sich gleichzeitig erheben, in kleinen Hansen alle Häuser des Landes überfallen und alle Jnnwobner, mit Ausnahme der jungen Mädchen, die sie als ihre Wei­ber wegführcn wollten, niedermetzeln. Glücklicherweise blieb dieses teuflische Vorhaben nicht unentdeckt. 200 Neger sind bereits festgenommen und eine Untersuchungs- Commission ist niedergesetzt. Man fand bei de» Verhaf­teten eine Menge Pistolen, Bowie-Messer, Flinten und Munition. Das Losungswort warNichts übrig lassen!" Drei der Rädelsführer wurden Freitag den 5. Oktober gehenkt. Mehrere Mexikaner der niederen Klassen, welche in diese Sache verwickelt sind, wurde» fortgejagt und cs ihnen verboten, die Grafschaft je wieder zu betreten.

In einem kleinen Häuschen in Hüll in England lebte ein ungarischer Flüchtling Dr. Beck, der Sohn eines Grafen WerdinSky, mit seiner jungen Frau, einer Engländerin und ihrem einjährigen Söhnlcin. Der Herr Doktor, wie sie ihn nannten, ein stattlicher Mann, gab ein paar Privatstundcn im Städtchen. Tie Fenster des Häuschens waren spiegelblank und die Vorhänge blüthcn- weiß. Den Nachbarn fiel's aber auf, daß seit einer Woche der Herr Doktor weder aus- noch cinging, und seine Frau auch nicht; endlich hieß cs: er ist todl! Der Gerichtsarzt kam und ging und erklärte: Er ist Hungers gestorben! Die Leute erschrocken, und wenn sie durch die Hellen Scheiben in's Stübchen gesehen hätten, so sahen sie im Stübchen ein paar Stüble und einen Tisch, auf der Strohdecke einen tobten Mann, daneben eine junge, schöne, zum Skelett abgemagerte Frau und auf ihrem Schooße ein Kind, das an der letzten Brodrinde kaute. Das hatte Niemand außen geahnt, daß es innen so aussah; die guten Leute begruben den Doktor und sorgten für seine Frau und sein Kind.

Ans dem Temeser Banat, 10. Octbr. Auf der Herrschaft Bocar wurde jüngst ein Pelikan von selte­ner Größe erlegt. Derselbe maß mit ansgebrciteten Flü­geln 9" 3", die Höhe betrug 4' 2", und der Kropf war so ausgedehnt, daß man mit dem Arm hineinfahren tonnte. Das seltene Exemplar wird in das Naturaliencabinet nach Wien kommen. (A. Z.)

Rußland umfaßt nach der beendeten neuesten Volks­zählung 63 Millionen Seelen. Darunter fignrirt der russisch'-griechiscke Klerus mit der ungeheuren Zahl von 510,000 Seelen; die tolerirten Kulten mit 35,000, der Erb-Adel mit 540,000 Seelen, der Beamten-Adel mit 155,000, der niedere Bürgerstand einschließlich der ver­abschiedeten Soldaten mit 425,000, die Fremden mit 40,000, die verschiedenen Kosaken-Kolonicn am Ural, dem T»n, der Wolga, dem schwarzen Meer, dem Baikal, die re­gulären Baschkiren und Kalmüken mit 2 Millionen, die Städtebcwohner (mittlere und untere Klassen) mit 5 Mil­lionen , die Landbevölkerungen mit 45 Millionen, die no-

. inadischen Stämme mit 500,000 Seelen, die transkau­kasischen Besitzungen mit 1,400,000, Polen mit 4,200,000, Finnland mir 1,400,000, die amerikanischen Kolonien mit 71,000 Seelen. Tie Volkszählung bei Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus ergab nur 51 Millionen Seelen und wird wenn die Progression anbält 1900 die Einwohnerzahl ans 100 Millionen gestiegen sein. Das russische Reich enthält 112 verschiedene Völkerschaften, die in 12 Hanptrace» zerfallen, deren zahlreichste die slaviscbe ist, welche die eigentlichen Russen, die Polen, Kosaken und serbische» Kolonien des DnieperS umfaßt. (St.A.»

Die Naturwissenschaft ist noch gar nicht tief in die Poren des Volkes eingedrnngen; eS herrscht leider selbst über ganz nahe liegende und wichtige Erscheinungen im Reiche der Natur unter dem Volke eine arge Unwis­senheit. Jeder wird ans seiner Erfahrung Belege für diese Behauptung zur Hand haben. Dem Einsender ist in diesem Herbste wieder besonders Eins anfgefallen. In unser» Wäldern wachsen seit einem Monate, wie alle Jahre, millionenweise die Schwämme, unter denen eS so viele gibt, die der hungernden Menschheit eine einfache wohlschmeckende, kräftige Nahrung bieten und welche die gütige Hand unseres Gottes offenbar dem Mensche» zur Nahrung angewiesen hat. Wer ernten will, muß erst säen j sagt das Sprücbwort. Aber eßbare Schwämme sind Früchte, die man ohne gesäet zu haben, in reichem Maße ernten kann. Wie viel Zeit und Arbeit kostet es nicht, einen Scheffel Getreide, Kartoffeln, Obst re. zu erbauen, wie schnell wachsen dagegen die Schwämme, wie schnell sind sie gesammelt und znbcreitet. Wenige Minu­ten reichen vst hin, um für eine Familie von zwölf Per­sonen eine reichliche Mahlzeit davon z» sammeln. Die Schwämme geben gekocht, gebraten »nd gebacken selbst für einen verwöhnten Gaumen sehr wohlschmeckende und nahrhafte Gerichte. Aber wer kennt sie, wer weiß die giftigen von de» eßbaren zu unterscheide»? Und doch ist diese Kenntniß der hauptsächlichsten Schwamm-Arten gar- leicht zu erlangen. Traurig, das; gerade die Leute von Bildung, welche dem Volke so nahe stehen und recht ei­gentlich den Beruf haben, auch naturwissenschaftliche Kenntnisse im Volke zu verbreiten, in der Regel von den hundert bei uns verkommenden Scbwammearten nicht zwei oder drei Sorten genau kennen und unterscheiden 'können und baß man selbst Aerzte und Apotheker genug trifft, die i» dieser Hinsicht weiter nichts wissen, als daß cs eßbare und auch giftige Schwämme gibt und daß zu den letzteren namentlich der Fliegenschwamm gehört, also gerade so viel, als jedes Kind weiß. Wem eS darum zu thun ist, sich und dem Volke diese Unwissenheit vom Halse z» schaffen, der schaffe die wohlgelnngcncn Nach­bildungen der Schwämme von Professor Büchner in Hild- burghäusen an, die namentlich in keiner Schule fehlen sollten. Znm Selbststudium reicht auch das Merkchen von Lenz in Schnepfenthal:Die nützlichen und schädli­chen Schwämme" ans, das 1 fl. 20 kr., d. h. weniger kostet als die oben erwähnten plastischen Nachbildungen.

lDfz.)

Verantwortliche Redaktion: Hölzle. Druck und herauSgegcben von der G. Zaikcr'schcn Buchhandlung.